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Der Streit um die europäische Bioethik-Konvention - Zur kirchlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung um eine menschenwürdige Biomedizin. Diss. - Edition Ethik, Band 4

Lars Klinnert

 

Verlag Edition Ruprecht, 2009

ISBN 9783846900291 , 652 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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99,00 EUR


 

4 Analyse der kirchlichen und gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland (S. 182-183)


Im Folgenden soll nun eine systematische und vergleichende Auswertung der vorgestellten Stellungnahmen erfolgen. Hierbei geht es um eine ethische Situationsanalyse, welche die unterschiedlichen in der kirchlichen und gesellschaftlichen Diskussion vorhandenen normativen Perspektiven in ihren Gemeinsamkeiten und Besonderheiten herausarbeitet, um so die eigene Urteilsbildung an der tatsächlichen Konfliktkonstellation auszurichten. Sollen nämlich sozialethisch reflektierte Lösungsvorschläge zur Überwindung oder doch zumindest zur besseren Bewältigung festgefahrener Kontroversen beitragen, erscheint es zunächst erforderlich, die verschiedenen Leitperspektiven der ethischen Urteilsbildung herauszupräparieren, durch welche konfligierende Positionierungen überhaupt verursacht sind.


4.0 Methodologische Vorbemerkung

Es kann und soll hier weder eine soziologische Diskursanalyse noch eine linguistische Textanalyse vorgenommen werden; vielmehr geht es darum, anhand von Texten mit (allein schon von ihrem Charakter als Stellungnahmen zu einem ethischen Konfliktfeld her) normativem Gehalt die in der gesellschaftlichen Debatte (implizit oder explizit) vorhandenen ethischen Deutungsmuster zu identifizieren. Das spezifische hermeneutische Interesse gilt also dem Entdecken und Verstehen der Wertungen, Normen, Prinzipien, Menschenbilder und Wirklichkeitsannahmen, die in der Auseinandersetzung um die Bioethik-Konvention zur Geltung kommen. Dabei ist einzuräumen, dass die Wahrnehmung, Darstellung und Interpretation der gesellschaftlichen Diskussion als ganzer wie auch der Stellungnahmen im Einzelnen unter einem begrenzten theoretischen Blickwinkel und mit einer bestimmten pragmatischen Intention erfolgt. Sie werden hier betrachtet in Hinsicht auf ihren(offenkundigen oder unterschwelligen) Beitrag zur moralischen Evaluation und zur ethischen Reflexion der rechtlichen und politischen Regulierung bioethischer Konfliktfelder.

Die an die Texte zu stellenden Leitfragen könnten also in etwa lauten:

• Welche aus einer ethischen Reflexion auf verschiedene politische Handlungsoptionen resultierenden Haltungen gegenüber der Bioethik-Konvention nehmen die verschiedenen Stellungnahmen ein, d. h. zu welchen Wertungen gelangen sie?

• Mit Bezug auf welche als richtig oder falsch erkannten ethischen Implikationen der Bioethik-Konvention begründen die verschiedenen Stellungnahmen ihre jeweiligen Wertungen, d. h. mit welchen Argumenten operieren sie?

• Von welchen moralischen Überzeugungen und ethischen Theorien lassen sich die verschiedenen Stellungnahmen in ihrer jeweiligen Urteilsfindung leiten, d. h. an welchen Kriterien orientieren sie sich?

• Welche anthropologischen, fundamentalethischen und metaphysischen Hintergrundannahmen kommen in den verschiedenen Stellungnahmen zum Tragen, d. h. durch was für ein Wirklichkeitsverständnis sind sie geprägt?

• Wie interpretieren die verschiedenen Stellungnahmen die außermoralischen (z. B. medizinischen, soziologischen oder politischen) Rahmenbedingungen, d. h. auf welcher Situationsbeschreibung basieren sie?