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Jugend hinter Stacheldraht ... und danach ...

Ernst Zander (Hrsg.)

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2001

ISBN 9783879885817 , 206 Seiten

2. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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14,99 EUR

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III. Der steinige Weg zur Versöhnung (S. 175-176)

Einführung

Wenn ehemalig Inhaftierte auf ihre Lagerzeit zu sprechen kommen, zeigt sich eine stark ausgeprägte Gemeinsamkeit. Das gilt nicht nur für die persönlichen Erfahrungen, sondern auch für den Wunsch, zukünftig menschenverachtende Entwicklungen zu verhindern. Ausgeprägt sind Diskussionen ehemaliger Gefangener vor allem nach der Wende, wenn sich die Menschen trafen, die unter den verschiedenen Diktaturen unschuldig Jahre in Lagern oder Gefängnissen verbracht hatten. Umso erstaunlicher ist, daß in Deutschland der Weg zur Versöhnung besonders beschwerlich ist. Die intensive Forschung einiger Historiker zum Teil gegen Angriffe von Verbänden und Interessengemeinschaften ermöglichte schließlich Ausstellungen über die Lager vor und nach 1945, wie Buchenwald, Sachsenhausen und Jamlitz.

So wurden in Buchenwald von linksextremen Antifaschisten die Stelen auf dem Waldfriedhof, die auf ehemaligen Massengräbern errichtet waren, durch Müllsäcke geschändet. Es beruhigt wenig, wenn die ermittelten Rädelsführer, wie ein VVN-Antifa-Kreissprecher aus Aachen, vor dem Amtsgericht Weimar zur Rechenschaft gezogen werden. Der Verurteilte hielt das gegen ihn ergangene Urteil für falsch und legte Berufung ein. Das Gericht sah es aber als erwiesen an, daß der Verurteilte zusammen mit anderen nicht bekannten Demonstranten im April 1997 anläßlich der Feier zum Jahrestag der Befreiung die Stelen mit Müllsäcken verhüllte und so die Totenruhe störte. Es erhöhte die Geldstrafe auf 5400 Mark.

Am 7.12.2000 kam das Thüringer Oberlandesgericht zu einem seltsamen Beschluß, das den Anführer der linksradikalen Gruppe freisprach, weil die für erwiesen angenommene Tat zu dem Zeitpunkt nicht strafbar gewesen sei und dem ,,Recht auf Meinungsfreiheit auf künstlerische Weise" entspreche.

Das Gericht führte aus, daß die Gedenkstätte Buchenwald keine ,,Beisetzungsstätte" sei. Erst durch das 6. Strafrechtsreformgesetz von 1998 seien Gedenkstätten vor ,,beschimpfendem Unfug" geschützt worden. Die Tat sei aber schon 1997 geschehen. Bei den Grabfeldern handle es sich um Massengräber, in denen völlig anonym ohne jegliche Möglichkeit der Identifizierung Getötete oder Verstorbene verscharrt worden seien. Es könne deshalb keine Rede davon sein, daß diese Stätte der Ruhe und - insbesondere - dem Andenken von Toten dienen sollte.23 Ganz anders verhalten sich die vielen Jugendlichen, die beide Ausstellungen besuchen und auch in den Gästebüchern ihre Einstellung deutlich machen.

Ein lobenswertes Beispiel bot dank der Initiative von Herrn Weigelt die Ausstellungseröffnung am 23. März 2000 für die Lager Jamlitz – vor 1945 jüdisches Arbeitslager, Außenstelle Sachsenhausen, und nach 1945 sowjetisches Schweigelager Nr. 6.

Für die vor 1945 dort eingesperrten ungarischen Juden sprach Herr Georg Tibor Kaufmann, der 1956 nach Enteignung aus seiner Heimat vor sowjetischen Truppen nach Amerika geflüchtet war. Er wurde begleitet von seiner Frau, die schon als l6jähriges Mädchen in Auschwitz eingesperrt war. Er erklärte sich bereit, im Kultur- und Bildungszentrum Burg Beeskow eine Rede zu halten, die die Burgschreiberin des Jahres 1999, Frau Ildiko Röd, übersetzte.

Vor zahlreichen Gästen und Vertretern der Medien fanden die folgenden Ausführungen großen Beifall. Den Rahmen bildete ein jüdisches Gebet und ein Lied, das die in Jamlitz gefangene Schriftstellerin Gertrud Lehmann- Waldschütz für ihre Tochter geschrieben hatte.

Übersetzt von Frau Ildiko Röd erklang das jüdische Gebet ,,Shima Israel", gesungen und aufgezeichnet in der West-London-Synagoge, dessen Rabbi Hugo Gryn bis zu seinem frühen Tod 1996 ein Überlebender des KZNebenlagers Lieberose war. Das Kinderlied wurde schon in Jamlitz in Noten gesetzt und von Frau Madeleine Matern, begleitet von Herrn Schlegel, vorgetragen.

Die Referate sind im dritten Kapitel wiedergegeben. Die Medien berichteten darüber und kamen zu dem Schluß: "Wüßte man nicht, was aus dem SSArbeitslager und was aus dem NKWD-Lager stammt, könnte man die Exponate durcheinanderbringen. So ähneln sich die Qualen, die die Inhaftierten dort vor und nach dem Kriegsende erleiden mußten." (Märkische Oderzeitung vom 25.3.2000)