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Das Schwert der Wahrheit 7 - Die Säulen der Schöpfung
Terry Goodkind
Verlag Limes, 2010
ISBN 9783641049560 , 768 Seiten
Format ePUB
Kopierschutz Wasserzeichen
12 (S. 106-107)
Also, wenn das kein Ding war! Die Geschichte wurde immer merkwürdiger. Diese Nacht steckte voller Überraschungen, eine dicht gefolgt von der nächsten. Von seinem Versteck gleich hinter der Hausecke aus hatte Oba die Unterhaltung der beiden zum größten Teil mithören können. Anfangs war er sicher gewesen, sie würden loslaufen, um Hilfe zu holen. Oba bezweifelte zwar, dass man das Feuer löschen konnte, trotzdem war er einen Augenblick lang beunruhigt gewesen, da er befürchtete, der Mann und die Frau könnten Lathea aus dem Haus ziehen und sie aus der Feuersbrunst retten, damit irgendwelche Leute anschließend dort herumschnüffeln konnten.
Das sähe der Hexenmeisterin ähnlich, dass sie einen Weg fand, ihn doch noch zu quälen - und das nach all der Arbeit, die er sich gemacht hatte! Aber offenbar zogen es sowohl der Mann als auch die Frau vor, Lathea den Flammen zu überlassen. Auch sie hofften wohl, dass das Feuer sämtliche Beweise für das wahre Ende der Hexenmeisterin vernichtete. Als die Frau davon sprach, sie habe ihrer Mutter Geld weggenommen, und er irgendwelchen Soldaten, da hatten sie fast wie Diebe geklungen. Sehr verdächtig. Die Nacht erwies sich als eine einzige Abfolge von Überraschungen.
Erst war er unbesiegbar geworden und hatte dadurch sein wahres inneres Selbst befreit, nur um herauszufinden, dass das Blut der Rahls in seinen Adern floss, und dann war dieses merkwürdige Paar aufgekreuzt, um ihm beim Vertuschen von Latheas wahrem Ende zu helfen. Die Geschichte wurde immer merkwürdiger. Soeben hatte sich herausgestellt, dass er, Oba Schalk, eine ziemlich bedeutende Persönlichkeit war, ein Mann von edlem Geblüt und adliger Geburt! Er fragte sich, ob er sich korrekterweise jetzt nicht Oba Rahl nennen sollte, und überlegte, ob er nicht in Wirklichkeit ein Prinz sei.
Dieser Gedanke erschien ihm durchaus verlockend. Unglücklicherweise hatte seine Mutter ihn jedoch in bescheidenen Verhältnissen großgezogen, daher kannte er sich in der Frage, welcher Rang oder welcher Titel ihm von Rechts wegen zustand, nicht besonders gut aus. Außerdem wurde ihm klar, dass seine Mutter eine Lügnerin war. Sie hatte ihrem eigenen Sohn, ihrem eigen Fleisch und Blut - Darken Rahls Fleisch und Blut - seine wahre Identität verschwiegen. Wahrscheinlich war sie nachtragend und neidisch und wollte nicht, dass Oba von seinem hohen gesellschaftlichen Rang erfuhr. Ständig versuchte sie, ihn kleiner zu machen als er war, dieses Miststück.
Oba huschte verstohlen über die Schneefläche, um sich hinter dem dicken Stamm einer Eiche zu verstecken, und beobachtete, wie das Pärchen mit eiligen Schritten den Pfad zwischen den Bäumen in Richtung Straße hinunterlief. Als sie außer Sicht waren, folgte er ihren Fußstapfen. Eigentlich war er etwas zu kräftig gebaut, um sich hinter einem Baumstamm zu verstecken, aber in der Dunkelheit war das sicherlich kein Problem.