dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Arbeitsforschung und Innovationsfähigkeit in Deutschland

Joachim Ludwig, Manfred Moldaschl, Martin Schmauder

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2007

ISBN 9783866181359 , 304 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

22,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

Manfred Moldaschl

Innovationsarbeit ( S. 135)

1. Innovationsarbeit – eine Agenda

Man hat überschlägig geschätzt, dass heute zusammen etwa so viele Wissenschaftler tätig sind wie in der ganzen Menschheitsgeschichte zuvor. Jährlich werden weltweit fast 1 Million Patente angemeldet. Es gibt zwischen 200.000 und 300.000 Zeitschriften, in denen jährlich 3 bis 10 Millionen Aufsätze erscheinen. Täglich produzieren Wissenschaftler weltweit über 8000 Arbeiten und über 2.000 Bücher.

Dabei entwickeln sich Kennzahlen dieser Art meist exponentiell, was angesichts der neuen immateriellen Publikationsmöglichkeiten fortsetzbar erscheint. Auch wenn vieles davon keine praktische Anwendung findet (oder gleich gar keine praktische Relevanz hat), so ist doch der Zustrom neuen, zumindest potentiell verwendbaren Wissens in Wirtschaft und Gesellschaft ungeheuer.

Hinzu kommt, dass die Produktivität der Werkzeuge, mit denen neues Wissen generiert wird, selbst kontinuierlich die Hebelwirkung (Produktivität) dieser Aktivitäten steigert. Man denke nur an die automatische Genseqenzierung oder die Literaturrecherche übers Internet. Auch hier kann man freilich einschränken, etwa mit Josef Weizenbaum, dass die Effizienz der Produktion von Wissensmüll viel schneller wächst als die der Produktion brauchbaren Wissens.

Genau das aber erfordert wieder innovative Techniken der Mülltrennung und der Selektion tauglichen Wissens durch Kritikfähigkeit der Wissensarbeiter. Auch in der Wirtschaft nimmt die systematische Produktion neuen Wissens sowie seine systematische Umsetzung in neuen Anwendungen mit vergleichbarer Dynamik zu.

Produktentwicklungszeiten verkürzen sich, der Anteil jüngerer Produkte im Produktortfolio steigt im Durchschnitt kontinuierlich, und organisationaler „Change" wird auch jenseits der Managementfolklore vom Ausnahme- zum Regelfall. Dabei vertieft sich die Wissensteilung zwischen den einzelnen Akteuren und Instanzen immer weiter, womit sich die Erfordernisse und Probleme der Zusammenführung („Wissenskooperation") zuspitzen. All das ist Innovationsarbeit.

Innovationsmanagement oder Innovationsarbeit?

Mehr noch: Die Notwendigkeit, neben Produkten und Herstellungsverfahren jedes weitere Element, jede Phase und jede Faser des Wertschöpfungsprozesses beständig auf Angemessenheit und Verbesserbarkeit zu überprüfen, lässt den Anteil der Innovationsarbeit in allen Arbeitsprozessen überproportional ansteigen. Nur: den Begriff der Innovationsarbeit gibt es als eingeführte wissenschaftliche Kategorie gar nicht, weder in der Arbeits- noch in der Innovationsforschung.

Man hat sich angewöhnt, die genannten Prozesse unter einem oder zwei statischen Begriffen zusammenzufassen: Wissensgesellschaft und Wissensökonomie. Wenn menschliches Handeln in diesem Zusammenhang thematisiert wird, dann vorrangig in Management- Begriffen: Wissensmanagement, Ideenmanagement, Innovationsmanagement.

Falls Arbeit als Begriff überhaupt vorkommt, dann als „Wissensarbeit", der in einer Dienstleistungsökonomie wie unserer heutigen bis zu 70% des Arbeitsvolumens zugerechnet werden: vom Putzen der Kantine in der Softwarefirma über die Ausgabe der Briefmarke am Postschalter bis zur Grundlagenforschung. Die generative Idee, die hinter dieser Unterscheidung steckt, ist noch immer eine zutiefst traditionelle, tayloristische: die Einen machen die Arbeit, die Anderen machen sich Gedanken.

Sie, die letzteren, planen und koordinieren die Arbeit, die Veränderung der Organisation und die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren – Management eben. Es ist allerdings der selten erkannte clou der neuen Organisationsleitbilder vom Typus Selbstorganisation, dass sich die Unterscheidbarkeit von ‚Arbeiten’ und ‚Organisieren’ tendenziell auflöst, zumindest was die Inhalte der Tätigkeiten betrifft (weniger die Dimensionen Macht und Einkommen).

Im Vergleich zu dem, was die Arbeitsforschung an Wissen über Leistungsbedingungen und Lerngehalte konkreter Tätigkeiten vorgelegt hat, ist das Wissen über die Managementtätigkeit nach wie vor bescheiden.