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“Money makes the world go round”. Ethik als notwendiges Gestaltungsprinzip für Banken und Kapitalmärkte

Christoph Giersch (Hrsg.)

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2007

ISBN 9783866181489 , 71 Seiten

Format PDF, OL

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Karl Homann

Ethische Rahmenordnungen für die Finanzwelt. Ohne Anreiz kein Effekt? (S. 13)

Einleitung

Das Verhältnis von Moral und Wirtschaft ist Thema der abendländischchristlichen Ethik seit den Tagen der griechischen Philosophie und des Alten Testaments. Einen neuen Schub bekam das Thema mit dem Entstehen der Marktwirtschaft in der Neuzeit, und mit der Globalisierung ist die Problematik noch einmal verschärft worden. Innerhalb der Wirtschaft war und ist es das Geld, das in erhöhtem Maße als moralisch fragwürdig angesehen wurde. Vom Zinsverbot und der Verurteilung der Kapitalbildung (Chrematistik) bis zum Fall Ackermann und der Heuschreckenkampagne wird die Geldwirtschaft mit moralischem Argwohn betrachtet.

Vor diesem Hintergrund ist die heutige Veranstaltung zu sehen. Dabei ist mir die Aufgabe zugefallen, Grundzüge einer Wirtschaftsethik für die Marktwirtschaft zu umreißen und zu zeigen, ob und wie moralische Leitideen in der Marktwirtschaft allgemein und in der Finanzwelt im besonderen wirksam werden können. Ich werde dieses Thema in zwei Schritten abhandeln. Im ersten Schritt werde ich das Verhältnis von Moral und Anreizen zu klären versuchen. Im zweiten Schritt will ich versuchen, die genaue Rolle der Moral in der Marktwirtschaft zu bestimmen.

1. Moral und Anreize

In der Ethik und in unseren moralischen Alltagsauffassungen ist eine Vorstellung von Moral weit verbreitet, die von Immanuel Kant expliziert worden ist. Danach handelt moralisch, wer nicht nur das Richtige tut, sondern dieses auch noch aus den richtigen Motiven tut, in der Sprache Kants: wer nicht nur „pflichtmäßig" handelt, sondern „aus Pflicht". Dem steht das grundlegende Gesetz der Ökonomik entgegen, dass Menschen im Handeln ihren Anreizen folgen, in der Sprache von Adam Smith: „Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen.

Wir wenden uns nicht an ihre Menschen-, sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil." Wir haben damit auf den ersten Blick einen offenen Widerspruch zwischen Ethik und Ökonomik zu konstatieren, und es ist dieser Widerspruch, der der weit verbreiteten Fundamentalkritik am Kapitalismus letztlich zugrunde liegt. Lässt sich dieser Widerspruch auflösen?

1. Versuchen wir zunächst die Auffassung von Adam Smith zu verstehen. Das Grundproblem einer Ethik für die Marktwirtschaft – und A. Smith war kein „Ökonom", sondern Professor für Logik und Moralphilosophie – besteht darin, dass Akteure, die aus moralischen Gründen kostenträchtige Vor- und Mehrleistungen erbringen, im Wettbewerb von der weniger moralischen Konkurrenz ausgebeutet werden (können) und langfristig sogar aus dem Markt gedrückt werden.

Die Lösung dieses Problems besteht darin, sämtliche Konkurrenten denselben Moralstandards zu unterwerfen. Hier sind nicht moralische Appelle erfolgreich, sondern sanktionsbewehrte Regeln, die wieder „Waffengleichheit" herstellen. Verletzung von moralischen Grundsätzen darf sich nicht mehr lohnen – negative Sanktionen –, oder moralisches Verhalten muss größere Vorteile bringen als unmoralisches – positive Sanktionen. Dabei können diese Sanktio- nen formeller und/oder informeller Natur sein.

Formelle Sanktionen bestehen etwa darin, dass der Staat Normenverletzungen wie Raub, Vertragsbruch, Umweltverschmutzung oder Korruption bestraft. Daneben darf man aber das weite Feld informeller Sanktionen, die ohne Rückgriff auf den Staat auskommen (müssen), nicht übersehen: Informelle Sanktionen sind etwa Reputationsverluste oder Abbruch der Geschäftsbeziehungen, was Normverletzer viel empfindlicher treffen kann als staatliche Strafen.