dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Perry Rhodan-Paket 38: Die Tolkander (Teil 2) / Die Heliotischen Bollwerke - Perry Rhodan-Heftromane 1850 bis 1899

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2014

ISBN 9783845329772 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

59,99 EUR


 

2.


 

»Das Stakkato ist der charakteristische Nebeneffekt, mit dem die Igelschiffe der Tolkander ihr Erscheinen ankündigen. Eine unangenehme Erfahrung für Körper und Geist – vor allem für jemand, der erstmals und unvorbereitet damit konfrontiert wird.«

Das erläuterte der Haluter, nachdem er Norman Erengast nach Beendigung der Überlicht-Etappe an Bord seines Schiffes geholt hatte.

Der Haluter war eine imposante Erscheinung. Dreieinhalb Meter groß, mit vier Armen, die die Kraft besaßen, Steine zu zerquetschen. Sein mächtiger, halbkugeliger Schädel ragte nur vierzig Zentimeter aus dem Halskranz des Raumanzuges hervor. In seinem breiten Mund blitzten beim Sprechen zwei Reihen mörderischer Reißzähne auf, Zähne, so hart wie Terkonitstahl. Zu dieser so bedrohlich wirkenden Erscheinung stand der fast gütige und gutmütig wirkende Blick aus den drei Augen im krassen Gegensatz.

Der Haluter war nicht allein. Links von ihm stand, von Größe und Gestalt ebenfalls beeindruckend, aber um fast ein Drittel kleiner, ein Maahk in seinem klobigen Raumanzug mit dem Klarsichthelm, innerhalb dessen das rauchige Ammoniak-Methan-Gemisch wallte und das Gesicht des Methanatmers wie Nebel verhüllte.

Zur Rechten des Haluters stand ein Roboter von annähernd humanoider Gestalt, nur zwei Meter groß und neben dem halutischen Riesen schmal und zerbrechlich wirkend. An der Art, wie der Roboter sprach und sich bewegte, und an der Tatsache, dass sich um seine Beine ein sich ständig verformender Plasmaklumpen mit zwei langen Stielaugen schlang, der nur ein Matten-Willy sein konnte, erkannte Norman, dass es sich um einen Posbi handeln musste.

»Ich bin Yamo Dormat, der Letzte meiner Art«, stellte sich der Haluter vor. Er deutete auf den Maahk. »Das ist Grek-27, den ein ungewöhnliches Schicksal mit mir zusammengebracht hat. Der Posbi heißt Elebor; er nennt seinen Matten-Willy Samba – fragen Sie mich nicht, aus welchem Grund.«

»Weil er kein Matten-Willy, sondern ein regelrechter Tanz-Willy ist«, ergänzte der Posbi, während der Matten-Willy an seinen Beinen seine Stielaugen zwischen ihm und Norman hin und her pendeln ließ. Zwischendurch bildete er einen herzförmigen Mund aus sich heraus, als wolle er etwas einwenden; aber er blieb stumm. Elebor ignorierte das und fuhr unbeirrbar fort: »Er kann keine Sekunde ruhig bleiben und ist in ständiger rhythmischer Bewegung. Samba ist doch ein altterranischer Tanz, oder?«

»Möglich«, sagte Norman, der über solche Dinge nicht Bescheid wusste und dem der Grund für die Namengebung eines Matten-Willys auch völlig egal war. Etwas anderes interessierte ihn dagegen mehr.

An den Haluter gewandt, fragte er, aus Höflichkeit dessen veraltete förmliche Anredeform übernehmend: »Ist das ernst gemeint, dass Sie der letzte Haluter sind, oder war es nur so dahergesagt, Yamo Dormat?«

»Es ist wahr und unabänderlich«, sagte der Haluter. »Es wird wohl noch einige wenige Haluter geben, die durch das Universum streifen. Aber ich bin der Letzte meiner Art in der Milchstraße. Das ist gewiss.«

Norman war von dieser Aussage entsetzt und beeindruckt zugleich. Was mussten die Tolkander für ein mächtiges, schlagkräftiges Volk sein, wenn sie selbst Haluter mit einem Schlag auslöschen konnten!

»Sie wollen wissen, wie es zum Untergang des terranischen Sternenreiches kam, Norman Erengast?«, fragte Yamo Dormat. »Ich will versuchen, es Ihnen in wenigen Worten zu erklären.«

Yamo Dormat begann zu erzählen, und Norman Erengast versuchte, sich ein Bild vom Ablauf der Geschehnisse zu machen, wie der Haluter sie darstellte.

 

*

 

Als vor drei Jahren, Anfang Dezember 1288 NGZ, die ersten Igelschiffe in der Milchstraße auftauchten, da ahnte niemand auch nur im entferntesten, zu welch gefährlicher Bedrohung sie sich entwickeln würden.

Es fing alles relativ harmlos an. Die Erkunder der sogenannten Neezer erschienen an verschiedenen Orten der Milchstraße, nahmen vermutlich Messungen vor und verschwanden wieder. Das einzige Zeichen, das sie setzten, war das Hyper-Stakkato, das Norman Erengast bereits zu spüren bekommen hatte.

Danach kamen die Kriegsschiffe der Gazkar und die Transporter der Alazar, die man als die »Ingenieure« bezeichnete. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Insgesamt dreihundert Planeten wurden besetzt und in ein Tanglefeld gehüllt. Dieses lähmte den Willen von Galaktikern und machte es ihnen unmöglich, besetzte Planeten zurückzuerobern.

Zu diesem Zeitpunkt war immer noch kein Sinn im Eroberungsfeldzug der Tolkander zu erkennen. Sie antworteten auf keinerlei Anrufe, gingen jeglichem Kontakt aus dem Wege. Bei direkter Konfrontation starben sie lieber, als in die Hände der Galaktiker zu fallen.

Insgesamt waren am Höhepunkt des Geschehens weit über 200.000 Igelschiffe in der Milchstraße stationiert. Dieser gigantischen Flotte hatten die Galaktiker zahlenmäßig nichts entgegenzusetzen.

Hinzu kam noch, dass die Igelschiffe über einen sogenannten Stotterantrieb verfügten, auch als 5-D-Vektor-Shredder bezeichnet, der den Galaktikern eine genaue Zielerfassung unmöglich machte und lediglich eine Trefferquote von wenigen Prozent erlaubte. Die Galaktiker hatten es somit in der eigenen Galaxis mit einer noch nie dagewesenen Übermacht zu tun.

Die Völker der Galaxis standen vor einem Rätsel, was die Absichten der Tolkander anging. Aber dann erschienen die Eloundar in ihren Ellipsoid-Schiffen auf dem Plan. Sie brachten die Vivoc – die Brut. Sie wurde auf den eroberten Welten abgeladen, die so zu Brutplaneten wurden. Und die auf diesen Welten lebenden Galaktiker wurden als Resonanzkörper für die Entwicklung der Vivoc verwendet.

Damit begann es unheimlich zu werden. Noch gab es aber keinerlei Anzeichen für das unglaubliche Ausmaß des Unheils. Auch als bekannt wurde, dass aus der im Urzustand gleichartigen Vivoc alle vier Tolkander-Völker schlüpften, dass Neezer, Gazkar, Alazar und Eloundar also ein und denselben Ursprung hatten, war das naturwissenschaftlich zwar erstaunlich, aber nicht unbedingt ein Alarmzeichen.

Aus der Vivoc schlüpfte noch eine fünfte Art. Dies jedoch erst, nachdem zwei weitere Tolkander-Völker in der Milchstraße mit ihren Raumgiganten von 23 Kilometern Länge erschienen. Es waren die Physander, die »Wahren Ingenieure«, und die Chaeroder, die »Koordinatoren«.

Letztere nahmen zum ersten Mal Kontakt mit den Galaktikern auf und versicherten ihnen, dass für sie keinerlei Gefahr bestehe. Sie würden – gewissermaßen als Aufsichtsorgane der Tolkander – den ungestümen Eroberungsfeldzug ihrer Schützlinge bremsen und wieder alles ins Lot bringen.

Das war eine glatte Lüge, die nur dazu diente, die Galaktiker in Sicherheit zu wiegen. Denn mit dem Erscheinen der Koordinatoren und der Wahren Ingenieure schlüpfte eine weitere Art aus der Vivoc: die Philosophen. Mit deren Geburt wurde alles Intelligenzleben auf 52 Geburtswelten ausgelöscht. Hunderte Millionen Galaktiker fanden bei diesem Akt den Tod.

Es kam noch schlimmer. Die 52 Philosophen hatten die Fähigkeit, sich in Nullzeit zu lichtjahreweit entfernten Orten zu begeben. Vielleicht mittels Teleportation oder durch eine gänzlich neue Art der Versetzung von Materie durch den Geist. Die Philosophen nisteten sich auf diese Weise in Ballungszentren der Milchstraße ein. Unter anderem auf Ferrol, Topsid, Olymp – und auch auf Terra.

Dort begannen sie ihre Kreise zu ziehen und immer weiter auszudehnen, bis alle Bewohner des Planeten und später das gesamte Sonnensystem in ihrem Bann standen.

Wiederum sahen die Galaktiker keine Möglichkeit, etwas gegen diese Okkupation zu unternehmen. Denn jeder, der in den Einflussbereich eines Philosophen gelangte, geriet augenblicklich in dessen Einfluss und war seinen Lehren ausgesetzt.

Die Lehren der Philosophen priesen den Opfertod für ihre Gottheit Goedda als einzigen Sinn des Lebens und als das Ziel allen Strebens. Und niemand im Bannkreis eines Philosophen konnte sich diesen Lehren widersetzen.

In dieser Zeit höchster Not begannen die Galaktiker neue Hoffnung zu schöpfen. Die Milchstraßenvölker hatten endlich ihre eigenen Interessen verdrängt und sich zu Allianzen zusammengeschlossen, um gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen. Selbst die Haluter waren aus ihrem Schneckenhaus gekommen und hatten sich mit 10.000 ihrer schwarzen Kugelschiffe beim Sternhaufen 47 Tucani eingefunden, dem Heerlager der Tolkander.

Die Haluter hatten den sogenannten Tangle-Schild entwickelt, mit dem es möglich sein sollte, gefahrlos in Tanglefelder einzudringen und dort uneingeschränkt agieren zu können. Der Tangle-Schild wirkte allerdings nur auf Posbis. Da die Posbis einen Teil ihrer Fragmentraumer zur Verfügung stellten, war dies eine nicht zu unterschätzende Verstärkung.

Dazu kam noch, dass man auf Camelot, dem Sitz der unsterblichen Zellaktivatorträger um Perry Rhodan, den 5-D-Indifferenz-Kompensator gegen den Stotterantrieb so weit verbesserte, dass er eine fünfzigprozentige Trefferquote erlaubte. Alles positive Entwicklungen, die zuversichtlich stimmten.

Und so dachte man, dass man nun wirksam gegen die Tolkander würde vorgehen können.

 

*

 

»So dachte man damals, aber es kam anders«, fuhr Yamo Dormat fort. »Gerade als sich die Galaktiker berechtigte Chancen auf Erfolge gegen die Tolkander ausrechneten, kam die Nachricht, die die gesamte Milchstraße erschütterte und für den Zusammenbruch sorgte. In einem Bereich, der einige tausend Lichtjahre umfasste, war mit einem Schlag alles Leben ausgelöscht worden. In diese Todeszone eingebettet waren Olymp, Topsid, Ferrol und Terra – alle 52...