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Strip Poker mit Aliens: Erotischer SciFi-Thriller

Angelica Caperton

 

Verlag Verlag Christine Janson, 2012

ISBN 9783939229469 , 269 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz frei

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6,99 EUR


 

Zweites Kapitel


Die zweite Stadt


Stimmen und Musik waberten in Wellen durch Stellas Hirn, so zufällig wie synthetischer Wind. Manchmal brachte ein Knall ihren Kopf zum Bersten, dann wieder schwebten Töne wie Federn durch ihr Sein. Sie spürte Hände, die sie untersuchten. Sie konnte sich an nichts erinnern. Nichts außer an Bosniter. Das Licht summte künstlich, und es fühlte sich warm an. Mit einen plötzlichen Aufbrausen von Adrenalin begriff sie, dass sie nackt war. Die Liege, auf der sie lag, war etwas zu kurz für sie. Sie fühlte sich nicht wund oder klebrig an. Nichts deutete darauf hin, dass man sie gefickt hatte, während sie bewusstlos war. Alles, was sie sich durch den Nebel in ihrem Kopf zusammenreimte, war, dass man sie unter Drogen gesetzt und in ein Bordell gebracht hatte. Endlich wachte sie wieder auf, nach Wochen oder auch Jahren voller unaussprechlicher Aktivitäten. Vergesslichkeit konnte ein Segen sein. Sie zwang ihre Augen weiter auf und blinzelte in trübes Licht und grelle Farben. Der Brandgeruch war nicht so stark wie im Hafen. Eigenartigerweise hatte sie nicht das Gefühl, dass sie lange abwesend gewesen war.

»Da bist du ja.« Eine krächzende Stimme rief ihr über eine Ewigkeit hinweg zu.

»Da bin ich.« Ihre Zunge lag wie klebriger Brei in ihrem Mund. »Und wo wäre das?« Das Kichern war auf eine seltsame Weise mütterlich.

»Oh, Süße, du bist auf dem monatlichen Tanztee. Und so wie es aussieht wird deine Tanzkarte voll sein!«

Stella setzte sich auf, nichts als die abgestandene Luft auf ihrer Haut.

»Wo ist mein Netz?« Sie versuchte, ruhig zu klingen. Eine korpulente Frau kam auf sie zu. Ihr mit grauen Strähnen durchzogenes Haar türmte sich über einem runden, freundlichen Gesicht.

»Keine Sorge, Süße, es liegt hier. Ich musste dich davon befreien, um dich für den Tanz zu säubern.« Sie zeigte auf eine kleine Holzbank, auf der Bo sorgfältig zusammengelegt in nervösen Farben zitterte.

»Na komm, Bo, ist schon okay«, redete Stella dem Netz zu. »Das ist es doch, oder?« Sie sah die ältere Frau an, die vergnügt gluckste.

»Zieh an was du willst, Süße. Die Jungs werden eh kaum drauf achten.« Sie ging auf Stella zu und tätschelte ihren Oberschenkel. »Du hast zwanzig Minuten Zeit.« Sie drehte sich um und watschelte in Richtung Tür.

»Zwanzig Minuten? Zwanzig Minuten bis was?«

Die runde Frau gluckste hemmungslos. »Was glaubst du? Bis du deinem Besitzer begegnest, Süße.«

Die Tür fiel zu und Stella war allein mit Bo. Das Netz hing wie ein verängstigtes Kind an ihr und klebte wie warmes Kaugummi, als sie versuchte, es abzuziehen. Schließlich hielt sie das traurig pulsierende Netz in ausgestreckten Händen und schüttelte es aus.

»Beruhige dich, Bo. Das ist nicht der richtige Moment für eine Panikattacke.« Sie zog das Plesomesh über den Kopf und blickte missbilligend an sich herab. Bo hatte sie vom Kinn bis weit über die Füße in einen formlosen Haufen aus kränklichem Orange gehüllt. Stella verlor die Geduld. »Bo, reiß dich zusammen!«, sagte sie energisch. »Ich habe keine Ahnung, was uns da draußen erwartet, aber wenn wir aus dem Schlamassel rauskommen wollen, brauche ich deine Hilfe. Bitte ein bisschen mehr wie … Tanztee.«

Der Haufen Orange nahm für einen kurzen Moment einen beleidigten Grünton an, dann wandelte er sich in sanftes Pfirsich. Spaghettiträger wuchsen über den Körbchen der angehobenen Brüste, durch den glänzenden Satin pressten sich verlockend Stellas Nippel. Das Kleid schmiegte sich an ihre Rippen und um die Hüften, um dann üppig ihre Beine umspielend bis zu den Füßen zu fließen. Stella lächelte in den schmalen Spiegel, der auf der Rückseite der Tür hing. Enttäuscht stellte sie fest, dass er keine Verbindungsmöglichkeit hatte. Nichts als altes, versilbertes Glas. So gut sie konnte, frisierte sie ihr Haar mit den Fingern. Sie würde hundert Kronen geben für ein bisschen Lippenstift. Alles was sie tun konnte, war sanft an ihren Lippen zu knabbern, um sie stärker zu durchbluten. Sie trat einen Schritt zurück und sah sich kritisch an. Sie hatte schon schlimmer ausgesehen, aber ganz sicher auch schon besser.

»Auf geht’s, Bo.«

Auf ein Winken ihrer Hand öffnete der altertümliche Bewegungssensor mit einem Klicken die Tür. Draußen stand die Matriarchin. Das Fleisch ihre Arme wackelte, als sie in die Hände klatschte und Stella anstrahlte.

»Entzückend! Du holst bestimmt einen hohen Preis!«

Fürsorglich nahm sie Stellas Hand. Stella hallten die Ohren vor lauter Kichern und Glucksen, während sie durch einen langen, schmale Flur liefen, der mit altertümlichen Steinplatten gefliest war.

»Also, weil du hier keinen Gönner hast, wirst du bei den Mauerblumen sitzen. Aber mach dir keine Sorgen, Süße. Ich bin sicher, dass du die Nacht nicht hier verbringen wirst. Sei freundlich und rede nicht darüber, wie du hierhergekommen bist, dann läuft alles gut.« Die Matrone tätschelte Stellas Arm.

»Ich bin betäubt und entführt worden, so bin ich hierhergekommen! Ich weiß noch nicht einmal, wo hier ist!« Stella blieb stehen und versuchte die Frau abzuschütteln, die ihre Finger roh in Stellas Oberarm grub, bis es schmerzte. Mit eisernem Griff hielt sie sie fest und herrschte sie barsch an:

»Hör mir gut zu, Mädchen, du hast hier keine Wahl. Wenn du Ärger machst oder versuchst wegzulaufen, bekommst du nicht das Gegenmittel für das Morlid, das man dir verabreicht hat. Am Ende der Nacht geht hier jeder nach Hause, du entscheidest, ob nach Hause eine brennende Grube hinter dem Megamarkt ist. Verstanden?«

Stella war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Morlid. Ein Hyperschlaf-Medikament, das in den zehn Jahren seiner Existenz nicht nur das beste Hilfsmittel für Kunstschlaf bei Langstreckenreisen in Lichtgeschwindigkeit war, sondern sich auch als Mittel der Wahl etabliert hatte, wenn jemand diskret aus dem Feld geräumt werden sollte. Es hinterließ keine Spuren und arbeitete absolut präzise. Die Dosis gab vor, nach wie vielen Stunden oder Tagen die grundlegenden Lebensfunktionen zusammenbrechen würden. Das Gegenmittel konnte sogar noch gegeben werden, wenn die Sterbephase schon ausgelöst war. Reisende - und Opfer - behielten keine Schäden zurück. Besonders perfide war, dass man eine Dosis Morlid so verschlüsseln konnte, dass nur eine entsprechend angepasste Gegengabe die Wirkung aufheben konnte. Eine tödliche Dosis war Sklaverei in Pillenform. Stella wusste, dass der Dreck so verbreitet war wie Mundspray mit Pfefferminz. In ihrem Metier trug jeder die Gegengiftpillen bei sich. Nur für alle Fälle. Aber ihre Pillen waren in ihrem Smartcase. Sie stellte sich vor, wie ihr Koffer ihrem Signal folgend aus dem Raumhafen herausgerollt war. Er würde durch die Wildnis von Moulton irren, bis ihm der Saft ausging. Er würde noch ein wenig herumstottern und sterben. Lemuren, oder was für Getier sich hier auch immer herumtrieb, würden ihn plündern und den Inhalt in alle Winde zerstreuen. Stella starrte die Matrone an nickte kurz.

»Nicht ein Wort, Mädchen! Sei nett und wir bekommen alle, was wir wollen.« Sie grinste anzüglich und zog sie in Richtung einer Türöffnung, aus der heraus helle Lichtstrahlen zusammen mit lauter Musik tanzten. Die rhythmischen Bässe vibrierten Stellas Absätze hinauf bis in ihre Füße. Sie dachte an die Legenden von hellen Lichtern, die man angeblich beim Sterben sehen würde. Ihr Herz flatterte aufgeregt. Dann trat sie in das Reich des Lichts und blinzelte um sich. Ungläubig blieben ihre Augen am Zentrum des Strahlentanzes hängen. Es war ein Gewirr von verdrehten Metallfolien, die sich um einen schnell rotierenden Ball gruppierten: die größte, grellste, glitzernste Lichterkugel, die sie jemals gesehen hatte. Bo erschauerte an ihrer Haut und spiegelte Stellas Empfinden. Vielleicht war das Morlid noch nicht das Ende des Schreckens. Die Matrone führte sie durch einen großen, von Lichtflecken gescheckten Raum und deutete auf eine Bank, auf der eine Reihe von Frauen und ein paar Männer saßen. Die Glitzerkugel bestrahlte sie mit grellen Farbtupfern und verlieh ihnen ein unheimliches Leuchten. Stella blieb stehen und betrachtete ihre Schicksalsgenossen. Es waren etwa ein gutes Dutzend, alle sahen relativ jung aus. Stella vermutete, die Älteste zu sein. Sie waren sehr unterschiedlich gebaut und trugen sehr unterschiedliche Kleider, aber alle waren auf ihre Weise hübsch. Zwei waren schwer, ihre üppigen Körper waren in Syntaft gehüllt. Die Kleider waren so geschnitten, dass sie die großen Brüste und ausladenden Hüften betonten. Einige Mädchen waren dünn mit eingefallenen Wangen, ruhelosen Augen und trockenen Lippen, die auf...