dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Perry Rhodan-Paket 42: Die Solare Residenz (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 2050 bis 2099

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2014

ISBN 9783845329819 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

59,99 EUR


 

1.


Perry Rhodan

Para-City, Mittag des 25. Dezember 1303 NGZ

 

Perry Rhodan wusste nicht, ob er die Blitze tatsächlich sah oder sie sich nur einbildete. Der Druck auf seinen Kopf war zu stark.

Es war eine Kraft, wie er sie noch nicht oft wahrgenommen hatte. Ein mentaler, ein psionischer Druck, vor dem es kein Entrinnen gab. Der zum Teil selbständig agierende blaue Schutzanzug der Galornen, den er trug, versuchte zwar, die Auswirkungen zu lindern, doch offensichtlich gelang es ihm nicht.

Im einen Moment glaubte Rhodan, sein Schädel würde unter dem psionischen Einfluss platzen oder zerquetscht werden, im nächsten schien eine Art elektrische Spannung die Synapsen seines Gehirns in Brand zu setzen. Ein greller Schmerz loderte tief in ihm auf und griff auf jede Faser seiner Nerven über, breitete sich im ganzen Körper aus, bevor er dann von dem imaginären Schraubstock erstickt wurde, der sich wieder um seine Gedanken legte und sie lähmte.

Ein weiterer Blitz zuckte auf, doch diesmal in seinem Körper. Rhodan vermochte die Stelle zuerst nicht genau zu lokalisieren. Dann wurde ihm klar, dass er unter dem psionischen Druck zusammengebrochen war. Seine Knie hatten das Dach des Wohncontainers berührt, auf dem er sich befand, und trotz der schützenden Schichten des Galornenanzugs löste der bloße Kontakt so intensive Schmerzen aus, dass sie kaum zu ertragen waren.

Aber irgendwo, tief unter all dieser Pein, war noch ein ruhiger Pol. Rhodan wusste es, denn er hatte schon oft auf ihn zurückgegriffen, in Situationen wie diesen, in denen er geglaubt hatte, am Ende zu sein, rettungslos verloren. Er musste ihn nur finden …

Eine Flammenwand aus Schmerz stellte sich ihm entgegen, die seine Gedanken fast bis zur Unkenntlichkeit zerfaserte. Er war sich undeutlich bewusst, Zeuge eines einzigartigen Geschehens zu sein, doch die fast schon körperliche Qual versengte sein Denken, machte es ihm unmöglich, genau zu erfassen, was hier geschah.

Konzentriere dich! Erinnere dich daran, was gerade geschehen ist!

Was war geschehen? Das Wissen war irgendwo in ihm verborgen, doch das Feuer in seinen Synapsen hatte es verkohlt, der Druck auf sein Gehirn zerquetscht …

Startac, dachte Rhodan. Startac … Schroeder! Und … Trim Marath!

Die beiden jungen Mutanten aus Para-City waren vor ein paar Sekunden – oder waren es Ewigkeiten? – vor seinen Augen verschwunden.

Die Blitze! Ein gewaltiger Blitz war durch die Paratronkuppel geschlagen, die man über Para-City errichtet hatte. Doch er war nicht wieder erloschen, sondern hatte Bestand, erhellte die Wohncontainer wie ein extrem heller Lichtkegel aus einem Scheinwerfer.

Im Mittelpunkt des Kegels hatten die beiden Mutanten gestanden. Dann war ein anderes, ein ganz eigenartiges Licht aufgeflammt, und Startac und Trim waren darin verschwunden. Schroeder hatte sich und seinen Freund nicht mit einer Teleportation in Sicherheit gebracht, davon war Rhodan überzeugt. Die beiden Mutanten waren entführt worden.

Ausgetauscht.

Rhodan kniff die Augen zusammen. In dem fremdartigen Licht, dort, wo die beiden jungen Männer gerade noch gestanden hatten, war etwas materialisiert. Ein anfangs durchscheinender Körper, der sich mittlerweile verdichtet hatte.

Der Terraner kämpfte gegen den brennenden Schmerz an, der seinen Körper unter feurigen, funkensprühenden Strom setzte, drängte ihn zurück, versuchte, ihn zu ignorieren, den ruhigen Pol tief in seinem Inneren zu finden. Er glaubte, ihn zu sehen, in weiter Ferne, umlodert von einem Flammenmeer. Um ihn zu erreichen, musste er durch das Fegefeuer gehen.

Jegliches Zögern war sinnlos. Seit fast 3000 Jahren war er als Sofortumschalter bekannt. Er hatte Wunder geschaut, von denen normale Sterbliche nicht einmal zu träumen wussten. Er hatte Schmerzen ertragen, die einen normalen Sterblichen um den Verstand gebracht hätten.

Mondra, wisperte etwas in ihm. Delorian.

Rhodan schaltete um. Ging durch das Fegefeuer.

Und die Flammen schlugen über ihm zusammen, heißer denn je, versengten weniger sein Fleisch als seinen Geist, doch er wusste, irgendwo hinter ihnen war der ruhige Pol.

Und er fand ihn.

 

*

 

Seine Sicht klärte sich allmählich.

Ein geisterhaftes Leuchten erfüllte das weite Rund vor dem Rathaus, über dem gerade noch das Dunkelfeld gelegen hatte. Es ließ die Wohncontainer der Mutanten-Siedlung in den Anden wie bloße Umrisse erscheinen, wie schwarzweiße, nur angedeutete Kulissen, die von einer Syn- oder Positronik noch nachträglich eingefärbt und mit trügerischer Substanz versehen werden sollten.

Der Anblick kam ihm unwirklich vor. Überall standen Strichmännchen herum oder lagen auf dem Boden. Er wusste, dass es sich um die Mutanten von Para-City handelte, die teils bewusstlos, teils nur fassungslos waren, doch sie kamen ihm vor wie nachlässig hingeschmierte Bestandteile des Storyboards der aktuellen Trivid-Seifenoper.

Nur der Lichtkegel hatte Bestand, bewahrte Realität.

Rhodan musste sich korrigieren.

Nicht eine, sondern zwei Gestalten waren darin materialisiert. In dem gleißend hellen Scheinwerferlicht aus dem Nirgendwo war jedes Detail des seltsamen Gespanns deutlich zu erkennen. Die Vergrößerungsschaltung des Galornenanzugs tat das Ihre hinzu und stellte automatisch einzelne Details in bestechender Bildschärfe auf der formenergetischen Helmscheibe dar, wenn Rhodans Blicke eine gewisse Zeit auf ihnen verweilten. Der Helm hatte sich in dem Moment geschlossen, als der Pikosyn den mentalen Druck wahrgenommen und als potentielle Bedrohung eingestuft hatte.

Rhodan machte ein vielleicht sechzig Zentimeter großes Wesen aus, das in einer Art Sattel auf der Schulter eines silberhäutigen Tragtiers hockte.

Oder eines Trägers. Rhodan hatte schon vor fast dreitausend Jahren gelernt, ein Wesen nicht nach seinem Äußeren einzuschätzen und eine gegebene Situation nie nach dem ersten Eindruck.

Aber es sah ganz so aus, als habe man Schroeder und Marath gegen das Wesen und den silbernen Träger ausgetauscht. Dieser Eindruck blieb bestehen.

Der Träger war eine etwa eineinhalb Meter große, extrem kompakte, zweibeinige Gestalt mit silberner Haut und zwei dicken, kurzen Armen. Rhodan fiel auf, dass seine Füße in klobigen schwarzen Stiefeln steckten – ein Indiz dafür, dass es sich vielleicht doch nicht um ein Tier handelte.

Auf den kopflosen Schultern des Wesens ruhte ein stumpfes, nickelfarbenes Gestell, eine Art Ochsengeschirr mit verschiedenfarbig eingefärbten Flächen. Rhodan vermutete, dass es sich dabei um Sensorpunkte handelte.

Und darauf hockte eine Rhodan wohlbekannte Gestalt, ein extrem zarter, fragiler Humanoide von nicht mehr als sechzig Zentimetern Größe. Seine Haut, sofern er sie sehen konnte, war schrumpelig und dunkelbraun; ein tiefschwarzes, schlotterndes Gewand reichte von der Halsregion bis zum Unterleib, ließ jedoch die Beine frei.

Diese Beine lagen eng an der Brust des Silberträgers. Rhodan machte zahlreiche Widerhaken aus, die tief in die Haut des Wesens eindrangen. An jenen Stellen konnte er klebrig wirkende schwarze Flecken erkennen. Es hatte den Anschein, als habe der silberne Träger dort geblutet.

Die dünnen Arme des Humanoiden endeten in neunfingrigen, schlanken Händen. Sein Kopf saß, eiförmig und kahl, auf drei schlauchförmigen Hälsen. Rechts war er mit einem muschelförmigen Ohr versehen und links, wo eigentlich das zweite Ohr sitzen müsste, mit einer metallen glitzernden Metallkappe.

Genau wie Rhodan sofort aufgefallen war, dass der Silberträger Stiefel trug, fiel ihm auch eine handtellergroße Tätowierung auf der Stirn des kahlen Schädels des Reiters auf, ein auf fünfeckigem schwarzem Grund aufgetragenes, fünfstrahliges Spinnennetz mit einer silbernen Kreisscheibe in der Mitte.

Die Mundöffnung des Wesens bestand aus schmalen weißen Lippen und zwei Reihen sehr filigraner, goldener Zähne, die nicht glatt waren, sondern vertikal geriffelt. Und unter der hohen Stirn klaffte im Schädel ein Paar vielleicht sechs Zentimeter hohe, zwei Zentimeter breite Schlitze, die Rhodan unwillkürlich an Schießscharten erinnerten. Zweifellos die Augen, aus denen ein kaltes blaues Leuchten hervorschimmerte.

Irgendwo tief in seinem Inneren, tief in dem ruhenden Pol, der in diesem Moment seine einzige Rettung war, wunderte Rhodan sich, wieso es ihm möglich war, unter solchen Umständen und aus solch einer Entfernung dermaßen viele Einzelheiten aufzunehmen. Aber das zeichnete ihn aus. Die Jahrtausende hatten ihn geprägt.

Die Details fügten sich zu einem Gesamtbild zusammen. Rhodan kannte das Wesen auf dem silbernen Träger.

Es entsprach ziemlich genau dem Bild, das man sich von Morkhero Seelenquell gemacht hatte.

 

*

 

Morkhero Seelenquell!

Oder zumindest ein Wesen, das so aussah wie Morkhero Seelenquell, rückte Rhodan seine Einschätzung sofort zurecht. Ihnen war bislang nur eins davon bekannt, aber es war eher unwahrscheinlich, dass es nicht mehrere davon gab.

Morkhero Seelenquell, jener Angreifer aus dem Dunkel, der gnadenlos zuschlug, indem er andere Wesen übernahm und zu mörderischen Taten verleitete, nur um dann immer wieder spurlos zu verschwinden.

Jenes Wesen, dessen Motive noch völlig im dunkeln lagen. Von dem man praktisch nur wusste, dass es das sogenannte Fluut sammelte, um seine psionischen Kräfte zu verstärken. Das –...