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Auf den Spuren Interpretativer Unterrichtsforschung in der Mathematikdidaktik. Götz Krummheuer zum 60. Geburtstag

Birgit Brandt (Hrsg.), Marei Fetzer (Hrsg.), Marcus Schütte (Hrsg.)

 

Verlag Waxmann Verlag GmbH, 2010

ISBN 9783830973980 , 329 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz frei

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31,40 EUR


 

Implizite Pädagogik – eine Barriere für Lernen im Mathematikunterricht der Grundschule (S. 209-210)

Marcus Schütte

1 Chancengleichheit trotz sprachlich-kultureller Vielfalt

Die Schülerschaft in deutschen Schulen ist aufgrund der Zuwanderung in den letzten Jahrzehnten durch Mehrsprachigkeit und unterschiedliche kulturelle Hintergründe geprägt; aktuell hat nahezu ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler in deutschen Schulen einen Migrationshintergrund. Dieser Umstand wäre nicht weiter bedenkenswert, wenn alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen auf eine erfolgreiche Schullaufbahn hätten. Das ist jedoch nicht der Fall (vgl. OECD 2006, S. 30).

So lässt sich z.B. aus den Ergebnissen von PISA 2000 ableiten, dass das deutsche Schulsystem durch früh einsetzende und starke Selektionsprinzipien keine gewünscht hohe Qualität an Schulleistungen in seiner Breite erbringt, sondern lediglich die Chancenungleichheit innerhalb des Systems Schule auf ein internationales Spitzenniveau hebt. Dies mag verwundern, da in Deutschland gemeinhin angenommen wird, eine starke Selektion führe zu einer hohen Qualität. Betrachtet man die Ergebnisse von PISA 2000 genauer, ist dieser Annahme zu widersprechen. So schaffen es acht von den elf Ländern mit der höchsten Chancengleichheit unter den OECD-Staaten der PISA-Studie 2000, eine hohe Qualität an Lesekompetenz zu erreichen.

Lediglich Spanien scheint eine hohe Chancengleichheit seiner Schülerschaft nur auf international vergleichsweise niedrigem Leistungsniveau zu erreichen (vgl. OECD 2005, 27ff.). Der Schlüssel, Schulsysteme mit international vergleichsweise hoher Qualität zu etablieren, scheint demnach nicht in einer frühen Auslese, sondern in der gezielten Integration einer vielfältigen Schülerschaft zu liegen. Die einfache Formel könnte lauten: Chancengleichheit schafft Qualität in der Breite.

Ein solcher konstruktiver Umgang mit einer Schülerschaft, die sprachlich-kulturell vielfältig ist und aus Familien mit sogenannter unterschiedlicher Bildungsnähe stammt, gelingt in deutschen Schulen bis jetzt höchstens ansatzweise. Hierdurch scheint der Erfolg des gesamten Schulsystems in seiner Breite gefährdet (vgl. OECD 2006, S. 30). Großes Potenzial zur Veränderung dieser Situation liegt nach einhelliger Meinung – gerade für Schülerinnen und Schüler, die in mehr als einer Sprache leben und lernen – im Beherrschen der deutschen Sprache. Dies erscheint plausibel.

Aber wie unterstützt man Kinder auf dem Weg zum Beherrschen der notwendigen Kompetenzen im Deutschen, sodass diese nicht nur im Deutsch-, sondern auch im übrigen Fachunterricht aktiv teilnehmen und lernen können? Die Ergebnisse von internationalen Vergleichsstudien wie PISA 2003 sowie IGLU legen den Schluss nahe, dass schlechtere Bildungschancen und Schulleistungen – auch die im Fach Mathematik – von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund vorwiegend auf außerhalb der Schule liegende Ursachen, wie z.B. den sozioökonomischen Hintergrund oder die im Elternhaus gesprochene Sprache, zurückzuführen sind.