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Strategien der Ausgrenzung. Exkludierende Effekte staatlicher Politik und alltäglicher Praktiken in Bildung und Gesellschaft

Norbert Wenning (Hrsg.), Martin Spetsmann-Kunkel (Hrsg.), Susanne Winnerling (Hrsg.)

 

Verlag Waxmann Verlag GmbH, 2010

ISBN 9783830974161 , 209 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz frei

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25,10 EUR


 

Die Ausgrenzung von Schülerinnen und Schülern als Falle für Schulunterricht Aspekte nicht-formal angeeigneten Wissens (S. 151-152)

Anja Kraus

1 Einleitung


Um die Anerkennung von Lernleistungen europaweit vergleichbar und nutzbar machen zu können, forderten die Regierungschefs der Europäischen Union auf einer Tagung des Europäischen Rats im März 2005 in Brüssel einen „Europäischen Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen (European Qualifications Framework / EQF)“. Im Jahr 2008 erstellte eine weitgehend wissenschaftsferne Expertenkommission einen solchen Qualifikationsrahmen. Dessen an (arbeitsmarkt-) politischen Überlegungen orientiertes Ziel ist es, Transparenz in Bezug auf die europäischen Bildungssysteme und -angebote zu schaffen, um so u. a. die Mobilität in Aus- und Weiterbildung zu fördern.

Dazu sollen bspw. die Bildungsabschlüsse europaweit vereinheitlicht und Instrumente für eine Qualitätssicherung entwickelt werden. Damit ist der Anspruch verbunden, eine europaweite Gleichwertigkeit von schulischer, beruflicher und akademischer Bildung herzustellen. Das Augenmerk wandert hier weg von inhaltlich vorstrukturierten Bildungswegen und -abschlüssen hin zu Kompetenzprofilen, die individuell gedacht und anhand ihres jeweiligen Aktualisierungsbedarfs ermittelt werden.

Im Europäischen Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen werden Qualifikationsgrade sehr allgemein an Lernergebnissen bemessen, die acht offen gefassten Niveaus von Tätigkeitsanforderungen zugeordnet sind. Unter Kompetenz wird hier, in einer ebenfalls sehr offenen Formulierung, „die nachgewiesene Fähigkeit, Kenntnisse und Fertigkeiten […] zu nutzen“, verstanden (Kommission der europäischen Gemeinschaften 2006: 18). Der Akzent liegt dabei auf der selbstständigen Übernahme von Verantwortung. Kenntnisse werden gefasst als „das Ergebnis der Verarbeitung von Informationen durch Lernen.

[Sie] bezeichnen die Gesamtheit der Fakten, Grundsätze, Theorien und Praxis in einem Lern- oder Arbeitsbereich“ (ebd.). Mit dem Begriff der Fertigkeit wird „die Fähigkeit [bezeichnet], Kenntnisse anzuwenden und Know-How einzusetzen, um Aufgaben auszuführen und Probleme zu lösen“ (ebd.).

Da Lebenslanges Lernen einen Prozess beschreibt, der in allen Lebensphasen und Lebensbereichen, an verschiedenen Lernorten und in vielfältigen Lernformen angeregt und unterstützt werden kann, wird mit dem EQF letztlich eine Brückenbildung zwischen formal, nicht-formal und informell erworbenen individuellen Kompetenzprofilen angestrebt. Von daher stellt sich vorrangig das Problem der empirischen Erfassung solcher Kompetenzprofile resp. die Frage nach den Möglichkeiten und Modi einer Validierung und Zertifizierung solcher Kompetenzen, die durch Erfahrung, also weitgehend implizit, erworben wurden.

In nationalen Qualifikationsrahmen wird derzeit die Programmatik des EQF weiter detailliert und operationalisiert. Mit der Modularisierung von Ausbildungsprofilen werden Formen des Kompetenzerwerbs festgelegt. Entwickelt werden in der Hauptsache outputorientierte Messverfahren.