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Vorbeben - Was die globale Finanzkrise für uns bedeutet und wie wir uns retten können

Wolfgang Münchau

 

Verlag Carl Hanser Fachbuchverlag, 2008

ISBN 9783446416406 , 242 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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17,99 EUR

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3 Die Rolle der Kreditmärkte als moderne Massenvernichtungswaffen (S. 53-54)

In diesem Kapitel geht es nun endlich um die Kreditmärkte selbst. Der Kreditmarkt ist ein Markt, in dem fast nur Profis handeln – im Gegensatz zum Aktienmarkt. Die Instrumente dieses Marktes sind hochkomplexe Wertpapiere, deren Basis der gute alte Kredit ist. Diese Papiere haben alle lange hässliche Namen mit Abkürzungen, wie ABS, MBS, CDO oder CDS. Diese Kürzel werden uns im Laufe dieses Kapitels noch häufiger begegnen (siehe auch das Glossar am Ende des Buches). Wir werden in diesem Buch die wichtigsten dieser Instrumente untersuchen, um zu verstehen, worin genau die Problematik besteht.

Der amerikanische Großinvestor Warren Buffett verglich einige diese neuen Instrumente mit Massenvernichtungswaffen. Der Vergleich ist sicher übertrieben, aber nicht ganz abwegig. Buffett ist ein konsequenter Investor. Er investiert nur in Instrumente, die er versteht. Er, einer der gewieftesten Investoren überhaupt, gibt ganz offen zu, dass er die modernen Kreditmarktinstrumente nicht versteht. Im Gegensatz zu vielen anderen Investoren ist er konsequent. Er lässt die Finger davon.

Die Instrumente sind enorm kompliziert und können in ihrer Wirkung verheerend sein, sowohl für die betroffenen Investoren selbst als auch für die Volkswirtschaft an sich. Das wirklich Erschreckende an diesen Instrumenten ist, dass selbst viele Profis diese Instrumente nicht voll verstehen, und dass sie dennoch bereit sind, sich mit diesen Papieren einzudecken. Wenn der Kreditmarkt platzt, dann ist nicht die Oma pleite, sondern Omas Bank und deren Rückversicherung.

Was ist also nun ein Kreditmarkt? Stark vereinfacht geschieht hier Folgendes: Kredite werden in Wertpapiere umgewandelt, und zwar so, dass die Bonität der Wertpapiere größer ist als die der zugrunde liegenden Kredite selbst.

Was der Alchemie nie gelungen ist – die Produktion von Gold aus billigen Rohstoffen –, scheint in den Kreditmärkten mühelos verwirklicht worden zu sein: näm lich ein Verfahren entwickelt zu haben, mit dem man mühelos Geld verdienen kann. Dabei schienen die Investmentbanken weniger Mühen zu haben als die anderen Beteiligten. In der nüchternen Wirklichkeit gilt natürlich auch hier das „no free lunch"-Prinzip: Am Ende hat alles seinen Preis. Der Preis dieser sprudelnden Goldquelle ist nämlich das Risiko, und das Risiko ist lange versteckt, bis zu dem Moment, in dem es wie ein Monster auf der Bildfläche erscheint und allseitige Panik auslöst.

Es gibt eine ganze Reihe von Akteuren, die diese Bubble treiben. Die Private-Equity-Branche mit ihrem beinahe unendlichen Appetit für Kredite für Firmenübernahmen, sogenannte Leveraged Loans. Sie gehören zu den wichti gen Endkunden. Eine andere Kraft sind natürlich die Hedgefonds, deren Manager wie seinerzeit die Trust Companies im frühen 19. Jahrhundert unter enormem Druck stehen, jedes Quartal hohe Renditen für ihre Kunden zu erwirtschaften. Das verleitet sie zu kurzfristigen Investitionen, und vor allem zu einer Unterschätzung mittelfristiger Risiken.