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Perry Rhodan-Paket 49: Negasphäre (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 2400 bis 2449

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2014

ISBN 9783845329888 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

59,99 EUR


 

1.


Gegenwart: 8. April 1346,

Neue Galaktische Zeitrechnung

 

»Treffer, Treffer, Treffer! Beim Zentrum der Galaxis, Terraner, heute ist dein Glückstag!«

Perry Rhodan schaute entgeistert von seinem Datentisch auf. Die Konstruktionsunterlagen, die er betrachtet hatte, wurden dunkler und erloschen.

Sein Blick fiel auf den blinkenden Interkom. Das Gerät hatte sich eben aktiviert.

Aus wirbelnden Bildpunkten entstand das Hologramm eines irrwitzig zusammengestoppelten, glitzernden Roboters. Fast wie ein Posbi. »In unserem Preisausschreiben wurde deine Interkom-Durchwahl gezogen, Bürger!«, strahlte der Roboter mit metallischem Lachen. »Wähle jetzt Treffer 1 an deiner Datenkonsole, und dir sind acht Tage Luxus-Ferien in den Marskolonien sicher! Wähle Treffer 2, und du erhältst zum Spottpreis von gerade 99 Galax einen Haushaltshelfer der Marke Whistler offeriert …«

Hydraulikflüssigkeit spritzte aus einem Schlauch, der sich mit einem Mal löste – und formte aus seinem Tropfenregen das Reklamelogo einer Technologie-Kaufhauskette. »Was, du willst beides, Bürger? Den Urlaub und die Haushaltshilfe? Du willst den Kombitreffer? Dann halt deinen Creditchip bereit und wähle die Rufnummer …«

Perry Rhodan zog erzürnt die Brauen hoch. Dies war nicht irgendein Büro, sondern das des Terranischen Residenten. Der Vorgang war ein Ding der Unmöglichkeit. Hatte Rhodan jedenfalls geglaubt – bis eben.

Er berührte nicht die 1, nicht die 2, sondern fror die Verbindung ein. Das Bild des Roboters erstarrte.

»Sekretariat«, sagte er laut. Die Sprechverbindung zum Nebentrakt aktivierte sich. »Rhodan hier. Einer von diesen Positronik-Spammern ist an meinen Arbeitstisch gelangt.«

Die Stimme eines Sekretärs keuchte. »Bitte was?«, kam es durch den Interkom.

»Man bietet mir einen Haushaltsroboter für 99 Galax. Marke Whistler, wohlgemerkt, die kosten allein in der Herstellung sechshundert.«

Es wurde eine Sekunde still.

»Mein Gerät hält gerade die Verbindung«, sagte Rhodan. »Der Sicherheitsdienst soll sich darum kümmern. Seht einfach zu, dass ihr das Leck dicht macht. Ach ja, und wenn ihr die Spammer abmahnt, übermittelt ihnen Grüße: Ich habe leider keine Zeit für Ferien auf dem Mars. Sie sollen sich erst wieder melden, wenn sie Vibratormesser-Sets zu verschenken haben. Oder Zellaktivatoren.«

»Richten wir aus. – Können wir sonst etwas für dich tun?«

Rhodan neigte den Kopf, schon wieder freundlicher. »Schickt mir bitte zwei von diesen mehligen Miniäpfeln ins Büro, die wir im Kühlhaus lagern.«

»Du meinst die europäische Sorte?«

»Genau die. Danke, das wäre alles.«

Rhodan schaltete den Datentisch ab. Den Deckplan der JULES VERNE hatte er nun grob im Kopf. Er konnte sich in dem Raumschiff zurechtfinden, ohne es je betreten zu haben.

Auch das Hologramm des Roboters erlosch wenige Sekunden später – als der Sicherheitsdienst die Leitung kappte.

Perry Rhodan desaktivierte seinen Apparat.

Er legte stumm die Füße hoch, die Stirn gerunzelt, atmete ruhig durch und genoss das Großstadt-Panorama. Vielleicht zum letzten Mal für lange Zeit.

Regentropfen peitschten gegen die Fensterfront seines Büros, das in einem Kilometer Höhe über der Stadt schwebte. Die Tropfen perlten von dem Strukturglas ab und flossen senkrecht nach unten.

Bis zum Horizont ragten Wohnanlagen aus dem Häusermeer, hunderttausend blinzelnde Lichter, Morgengrau schimmerte durch den Schleier einer Regenfront. Im Nordosten wogten Gischt und Brecher über den Goshun-See, weit dahinter stiegen gewaltige Frachtraumschiffe auf, vom Crest Lake Space Port, und drängten hinauf in die tief hängenden Gewitterwolken.

Der Morgen war nicht der schlechteste, trotz Spam-Reklame, Wolkenbruch und Frühjahrssturm.

Nicht, dass die Feinde der Erde über Nacht die Strahlkanonen ausrangiert hätten. Das Sonnensystem stand nach wie vor unter Belagerung der Terminalen Kolonne TRAITOR. Ein winziger Fehler im TERRANOVA-Schirm, der sie schützte, und die Erde konnte schon Geschichte sein.

Doch der 8. April des Jahres 1346 NGZ markierte einen Wendepunkt im Krieg: den Übergang von Verteidigung zu Offensive. Nur dass dies niemand außer Rhodan wusste. Er hatte über Wochen den engsten Freundeskreis belogen, hatte geschwiegen und Tatsachen verdreht.

Dies war nun zu Ende. Operation Tempus stand vor dem Vollzug.

Der Terminplan sah vor, dass exakt an diesem Tag ein Konvoi aus der Charon-Wolke das Solsystem erreichen sollte.

Mit Eintreffen des Konvois begann das Spiel. Exakt in einer Stunde.

Ein Servoroboter brachte zwei Äpfel, nicht größer als Walnüsse, und legte sie vor Rhodan auf dem Schreibtisch ab.

Er wickelte die Früchte in ein Tuch und schob beide in die Tasche seiner Regenkombi. Nicht, dass er sie später im Büro liegen ließ.

Rhodan aktivierte wiederum den Interkom. Aus der Adressdatei wählte er drei Namen: Bully, Mondra, Homer.

Die Positronik stellte automatisch die Verbindungen her. Nebeneinander entstanden die Abbildungen dreier Gesichter zur Holokonferenz.

Das müde Grinsen des Rotschopfes, am linken Rand der dreigeteilten Holo-Galerie, gehörte Reginald Bull, seinem engsten und ältesten Freund. Bull hatte schon den Mondflug der STARDUST mitgemacht, vor fast dreitausend Jahren. Derzeit war Bull Verteidigungsminister der Liga Freier Terraner – ein hartes Brot, wie Rhodan sehen konnte: Bull hatte die Nacht durchgearbeitet, nach Rhodans Wissen das dritte Mal hintereinander.

»Was gibt’s, Perry? – Wieder mal Probleme? Soll ich dir ein Schlachtschiff schicken, oder reicht ein TARA-Kampfroboter?«

Gesicht Nummer zwei gehörte Mondra Diamond, seiner Ex. Rhodans ehemalige Gefährtin, die er nach der Trennung häufiger zu Gesicht bekam als vorher. Mondra trug einen engen Pyjama. Das Grün ihrer Augen strahlte, obwohl er sie offensichtlich geweckt hatte, sie schüttelte den Kopf, und ihr schwarzes, vom Liegen wirres Haar ordnete sich wie von Zauberhand berührt. Vermutlich durch eine Nano-Beschichtung.

»Perry! Wenn du frühstücken willst, gib mir eine halbe Stunde! Oder zehn Minuten, wenn du heute noch die Erde retten musst!«

Gesicht Nummer drei gehörte einem kleinen Mann mit schütterem Haarkranz: Homer G. Adams, Finanz- und Wirtschaftsgenie. Adams war wie Rhodan und Bull potenziell unsterblich, durch den Zellaktivator in seiner Schulter. Allein Adams war es zu verdanken, dass die Wirtschaft des Solsystems nicht zusammengebrochen war, nach zwei Jahren Belagerung durch die Terminale Kolonne TRAITOR.

»Perry«, meinte Adams indigniert und mit einer Spur Vorwurf in der Stimme. Er hob für eine Sekunde die Datenbrille, die er trug, und blinzelte ins Bild. »Wir stecken im Monatstreff der Konsumgüterproduktion Vorderasien. Vergiss nicht den Terminkalender! – Ich rufe gegen acht zurück. Mein positronischer Sekretär gibt dir ansonsten gerne …«

Perry Rhodan blickte alle drei an, bis die Stimmen synchron verstummten.

»Bully, Mondra, Homer: Es ist so weit.«

Bull begriff als Erster: »Operation Tempus?«

»Du sagst es, Dicker.«

 

*

 

Ein Schwapp Regen peitschte Rhodan ins Gesicht, als er am Rand des Terrania Space Port aus dem Gleiter stieg. Sein Haar klebte in Sekunden nass am Kopf, doch er genoss das Gefühl, weil es für Natur und für Heimat stand. Dinge, die ein Raumfahrer wie Perry Rhodan zu schätzen wusste.

Aus dem Dunst ragten die Silhouetten gebirgsgleicher Kugelraumer: Terras neue Ultraschlachtschiffe der JUPITER-Klasse, mit zweieinhalb Kilometern Durchmesser. Nur die unteren Teile der Polrundungen waren sichtbar, bis knapp unter die monströsen Triebwerkswulste, der Rest verschwamm im Regen.

»Perry!«, hörte er eine Stimme durch das Wetter. »Willst du ewig deine Raumschiffe anstarren?«

Er sah Mondra Diamond, die ihm von einem Unterstand aus zuwinkte. Sie trug eine schwarze Regenkombi, das Haar war zu einem Knoten gebunden. Der kniehohe, dunkelhäutige Klonelefant, der neben ihr wasserscheu nur den Rüssel in den Regen reckte, Rhodan entgegen, war Norman. Mondras Haustier und Freund.

Auf einer Bank hinter Mondra hockte der schmächtige Homer G. Adams. Er trug dieselbe Datenbrille wie vorhin. Adams bewegte ohne Mienenspiel die Lippen, wie autistisch, vermutlich sprach er in ein Mikrofon. In den Händen hielt er Federhalter und einen Block Papier. Adams war Jahrgang 1918, alter Zeitrechnung, ein Zellaktivatorträger der ersten Stunde – und beherrschte noch die altertümliche Stenografie. Auf den Zettel kritzelte er geheimnisvolle Zeichen.

Hinter ihm lehnte Reginald Bull an der Wand, in den Händen eine Warmhaltekanne. »Kaffee, Perry?«, brüllte Bull durch den Regen. »Hol dir einen Becher ab, wenn du mit Duschen fertig bist. Ich will nicht, dass der Regen das Aroma versaut!«

Rhodan ging durch den Regen. Er nahm Mondra in den Arm, nass, wie er war, und drückte sie kurz.

»Ich habe Norman mitgebracht. Du hast doch nichts dagegen?«

»Ach was. Dann ist der Kleine ab sofort Geheimnisträger.«

Rhodan öffnete eine Tasche seiner Jacke und förderte die Äpfel aus der Residenz zutage. »Überraschung, Kleiner! Als Schweigegeld.« Norman griff mit dem Rüssel zu. Den ersten Apfel verspeiste er sofort, den zweiten bunkerte der kleine Elefant zwischen seinen Vorderbeinen.

Mondras Augen blitzten, sie fühlte sich wunderbar an, und er wünschte sich, mit ihr durch den Regen zu bummeln, bis sie beide durchnässt bis auf die...