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Das geheime Wissen der Schamanen - Wie wir uns selbst und andere mit Energiemedizin heilen können

Alberto Villoldo

 

Verlag Goldmann, 2014

ISBN 9783641147020 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

Vorwort


Das vorliegende Buch ist das Ergebnis meiner Reisen mit den Schamanen der Inka und der Ausbildung, die ich durch sie erhielt. Die Inka sind eine der großen amerikanischen Zivilisationen. Als Erbauer von Machu Picchu lebten sie in Städten in den Wolken, deren gepflasterte Straßen jeden Abend mit Wasser aus dem städtischen Kanalsystem gereinigt wurden. Inka-Schamanen praktizieren energetische Medizin schon seit mehr als 5000 Jahren und geben ihr Wissen mündlich von einer Generation zur nächsten weiter. Ich bin 25 Jahre bei den besten Heilern und Heilerinnen der Inka in die Lehre gegangen. Die Rituale, denen ich mich in den Anden oder im Amazonasgebiet unterzog, entstammen einer uralten Tradition und erforderten manchmal monatelange Vorbereitung. Sie befreien den Anfänger von einem Leben in Angst, Gier, Gewalt und fehlgeleiteter Sexualität. Meine Ausbildung wurde von einem alten Inka namens Antonio Morales geleitet. Die Abenteuer, die ich mit Don Antonio im Amazonasgebiet und in den Anden erlebt habe, sind in meinen Büchern Die Macht der vier Winde und Island of the Sun dokumentiert.

Die Heilmethoden durch Spirit und Licht, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind meine zeitgenössische Interpretation uralter Heilungspraktiken. Versionen der schamanistischen Art des Sehens, die ich die Zweite Wahrnehmung und den Extraktionsprozess nenne, sind in Nord- und Südamerika immer noch in Gebrauch. Die Sterberituale stammen aus dem Amazonasgebiet und sind Teil eines Wissens, das Männer und Frauen entdeckt haben, die über unsere normale Wahrnehmung von Raum und Zeit hinausgegangen sind. Den Illuminationsprozess habe ich zusammen mit meinem Mentor Don Antonio aus Bruchstücken einer fast vergessenen Heilmethode der Inka entwickelt, die auf dem Leuchtenden Energiefeld beruht. Diese Methoden sind außerordentlich kraftvoll und effektiv. Man sollte sie nur benutzen, wenn man bereit ist, sich strengsten ethischen Maßstäben zu unterwerfen.

Im ersten Teil des Buches wird die Vorstellungswelt beschrieben, auf der diese Heilmethoden beruhen. Teil zwei befasst sich mit den Techniken, die notwendig sind, um die schamanistische Art des Sehens zu lernen und um einen heiligen Raum und heilige Praktiken zu schaffen, mit denen du in deinem persönlichen Heilungsprozess experimentieren kannst. Wende sie bitte niemals auf andere an, solange du keine entsprechende Ausbildung bei einem praktizierenden Meister genossen hast. Der dritte Teil enthält Techniken für Fortgeschrittene, die nur von einem praktizierenden Meister ausgeführt werden dürfen, der eine Ausbildung bei einem erfahrenen Lehrer gemacht hat. In den Kapiteln des dritten Teils werden Verfahren beschrieben, mit denen du die Immunreaktion des Körpers aufheben und eingedrungene Wesen und Energien entfernen, aber auch einer geliebten Person helfen kannst, in die Welt des Spirits zurückzukehren.

Die energetische Medizin birgt jedoch auch Gefahren in sich, und zwar sowohl für den Klienten als auch für den Heiler selbst. Zu viele schlecht ausgebildete Praktizierende führen die Energieheilung aus, ohne die Funktionsweise des menschlichen Energiefelds zu verstehen. Ich hatte mit Menschen zu tun, die Krebs hatten und deren Tumor mit »Energieheilung« behandelt wurde, mit dem Ergebnis, dass sich der Krebs auf den ganzen Körper ausbreitete. Sie konnten es nicht glauben, dass das Krebswachstum offensichtlich durch bestimmte Energieformen begünstigt wird. Ich kannte auch Menschen, die unter ernsthaften psychischen Problemen litten und von unqualifizierten Heilern behandelt wurden. Ihre neurotischen Symptome oder dysfunktionalen Wahrnehmungsweisen wurden dadurch nur verstärkt. In einem Fall suchte mich eine Frau auf, die ihr Kind bei einem Autounfall verloren hatte. Sie war bei einer Hellseherin gewesen, die zu ihr meinte, dass ihre kleine Tochter immer noch an ihrer Seite sei. Alles, was sie tun könne, sei, »offen« zu sein, um die Gegenwart ihrer Tochter zu fühlen. Die Frau verspürte eine sofortige Erleichterung. Ein paar Tage später konnte sie jedoch nicht mehr einschlafen. Nach einer Woche ohne Schlaf kam sie zu mir. Als erstes meinte sie, dass sie sterben wolle und bereit sei, sich das Leben zu nehmen. Der Test auf die Anwesenheit eines eingedrungenen Wesens (siehe auch Kapitel 8) war positiv. Der verwirrte Spirit des Mädchens hatte sich an das Leuchtende Energiefeld der Mutter gehängt, in der Hoffnung auf Zuflucht nach einem traumatischen Tod. Der Rat der Hellseherin, »offen« zu sein – obgleich sicherlich gut gemeint  –, hielt Mutter und Tochter in emotionalem Aufruhr und psychischem Schmerz.

In unserer ersten Sitzung übergab die Mutter ihre Tochter an leuchtende Heiler, die sie ins Licht der Spirit-Welt begleiteten. Es war nicht leicht für sie, ihre Tochter loszulassen. Während des Illuminations-Prozesses sah sie den Tod als Tor zur Unendlichkeit. Sie konnte fühlen, dass ihre Tochter von ihr nur durch einen dünnen Schleier getrennt war. Kurz darauf konnte sie wieder ruhig schlafen. Wir versiegelten die Öffnung in ihrem Leuchtenden Energiefeld, durch die der Spirit des Mädchens hereingekommen war. Wie eine offene Wunde war der Riss in ihrem Energiefeld eine Einladung an alle umherirrenden Geistwesen und gestörten Energien. In den nächsten Sitzungen beschäftigten wir uns mit ihrer Trauer. Ich ermutigte sie, eine Psychotherapeutin aufzusuchen, die darauf spezialisiert war, Menschen zu behandeln, die einen großen emotionalen Verlust erlitten haben. Ich bin überzeugt, dass sie Selbstmord verübt hätte, wäre sie der Anweisung der Hellseherin weiterhin gefolgt. Stattdessen ging sie konsequent den Weg der eigenen Heilung. Heute ist sie eine talentierte und mitfühlende Heilerin, die anderen hilft, mit schmerzlichen Verlusten im Leben fertig zu werden.

Schwarze und weiße Magie


Ich war Anfang 20 und bereitete mich gerade auf eine Expedition ins Amazonasgebiet vor, als ich einen Anruf von der Stiftung erhielt, die meine Forschungsarbeit finanzierte. Sie brauchten einen Anthropologen, um eine Untersuchung über Voodoo-Heiler auf Haiti abzuschließen. Da ich nur sehr wenig über Heilmethoden afrikanischer Herkunft auf Haiti wusste, war ich nicht sehr begeistert. Man sagte mir, dass es nur zehn Tage dauern würde, dem leitenden Anthropologen bei der Fertigstellung eines Projekts zu helfen. Als man schließlich drohte, mein Forschungsvorhaben im Amazonasgebiet zu streichen, willigte ich ein. Fünf Tage später landete ich in Port-au-Prince. Der leitende Anthropologe war Ende 30 und schon seit einem halben Jahr auf Haiti. Er erklärte mir, dass die französischen Kolonisatoren der Insel die schlimmsten Sklaven-ausbeuter der Neuen Welt gewesen waren. Lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines afrikanischen Sklaven nach seiner Ankunft in Amerika bei 30 Jahren, so hatte ein Sklave, der das Pech hatte, auf Haiti zu landen, im Durchschnitt nur noch zwei Lebensjahre vor sich. Der Anthropologe erzählte mir, dass Voodoo ursprünglich eine Heilmethode sei, die aus dem Afrika südlich der Sahara stammte. Auf Haiti werde sie jedoch auch dazu missbraucht, seinen Feinden Schaden zuzufügen, besonders den berüchtigten Sklaventreibern. Die Techniken seien identisch, erklärte er. Dieselben Methoden, die jemanden heilen, können auch jemanden verletzen. Techniken, mit denen man das Immunsystem stimulieren kann, um ein bösartiges Geschwür zu entfernen, können auch dazu benutzt werden, dem Immunsystem zu schaden, sodass das Opfer in nur wenigen Wochen an einer Lungenentzündung stirbt.

Ich war, wie gesagt, erst Anfang 20 und meinte, es besser zu wissen. Ich war davon überzeugt, dass schwarze Magie nur dann wirksam werden konnte, wenn man an sie glaubte. Wenn man sich nicht auf das dazugehörige Glaubenssystem einließe, konnte sie einem nichts anhaben. Ich erinnere mich, wie ich dem leitenden Anthropologen diese Tatsachen entgegenstellte, während wir in einem kleinen Café am Wasser saßen. Er schaute mich an und grinste. »Ich wette mein Geld, dass es anders nicht funktioniert«, sagte ich. »Akzeptiert«, antwortete er. Wir wetteten um 100 Dollar, dass Voodoo keine Auswirkungen auf mich hatte, und suchten einen Voodoo-Priester auf, mit dem er gearbeitet hatte. Der alte Mann lebte in einer klapprigen Holzhütte auf einem Hügel, von wo man einen herrlichen Blick über die Stadt hatte. Nach ein paar beiläufigen Begrüßungsfloskeln im lokalen kreolischen Dialekt, den mein Kollege fließend sprach, erklärte er dem Mann, dass ich ein Ungläubiger sei, der behauptete, der Zauber des alten Mannes sei nur Schaumschlägerei, und dass er mir eine Lektion erteilen solle. Ich verstand genug Französisch, um ein paar Worte aufzuschnappen. »Verletzen Sie ihn nicht«, sagte der Anthropologe. Woraufhin der alte Mann mich anschaute und lachte. »Du willst eine Kostprobe?«, fragte er in seinem gebrochenen Akzent und schüttelte sich vor Lachen. Wir einigten uns darauf, dass er seine Arbeit am Montag der kommenden Woche machen sollte, wenn ich wieder in Kalifornien sei.

An dem verabredeten Tag war ich abends mit Freunden zusammen essen, und ich erzählte ihnen von meinen Erfahrungen auf Haiti und der Heilkraft des Voodoo. Ich prahlte damit, dass der Glaube ein wichtiges Glied in der Wirkungskette sei, und zwar sowohl in Bezug auf eine heilsame als auch auf eine schädliche Wirkung. Wenn man sich außerhalb des Glaubenssystem befände, erklärte ich großspurig, funktioniere es einfach nicht. Ich sei der lebende Beweis meiner These, denn gerade an diesem Abend versuchte der gemeinste Voodoo-Priester ganz Haitis, mir Schaden zuzufügen, aber – wie alle sehen konnten – ohne Erfolg. Die Anwesenden erhoben daraufhin ihr Weinglas und tranken auf meine Gesundheit. Dies geschah am...