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Wächter der Ewigkeit - Roman

Sergej Lukianenko

 

Verlag Heyne, 2008

ISBN 9783894804169 , 448 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

  • Die Behandlung - Psychothriller
    Die Schlacht der Trolle - Roman
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    Das Gesicht des Drachen - Ein Lincoln-Rhyme-Roman
    In Liebe, Agnes - Roman
    Die gelehrige Schülerin - Roman
    Bartimäus - Die Pforte des Magiers
    Bartimäus - Das Auge des Golem
  • Die Schatten und der Regen - Roman
    Todesmuster - Roman
    Der Insektensammler - Roman

     

     

     

     

     

     

 

 

Eins (S. 16-17)

»Wieso konnte ich das?«, fragte Geser. »Und wieso konntest du es nicht?«

Wir standen inmitten einer endlosen grauen Ebene. Der Blick konnte in dieser ganzen Weite keine leuchtenden Farben ausmachen, brauchte sich aber nur einmal an einem einzigen Sandkorn festzuhaken, um es golden, glutrot, azurblau und grün aufflackern zu lassen. Über uns prangte es weiß und rosa, gleichsam als erstrecke sich am Himmel ein Land, darinnen Milch und Honig fließen.

Wind ging, und kalt war es. In der vierten Zwielicht-Schicht fror ich immer, was jedoch nur meine individuelle Reaktion war. Bei Geser traf beispielsweise das genaue Gegenteil zu: Er schwitzte, sein Gesicht leuchtete knallrot, über seine Stirn rannen kleine Schweißperlen.

»Meine Kraft reicht nicht«, antwortete ich.
»Falsch!« Gesers Gesicht changierte jetzt ins Purpurrote.
»Du bist ein Hoher Magier. Wenn auch nur zufällig, aber so ist es nun einmal. Warum werden wohl Hohe Magier auch Magier außerhalb jeder Kategorie genannt?«
»Weil sie sich durch ihre Kraft nur noch so geringfügig voneinander unterscheiden, dass dieser Unterschied nicht mehr messbar ist und man nicht mehr sagen kann, wer schwächer oder stärker ist …«, brummelte ich. »Das weiß ich doch, Boris Ignatjewitsch. Trotzdem reicht meine Kraft nicht. Ich kann nicht in die fünfte Schicht eintreten.«
Geser blickte zu Boden. Wirbelte mit der Schuhspitze Sand auf, schleuderte ihn in die Luft. Trat nach vorn – und verschwand.
Was war das? Ein Tipp?
Ich schleuderte ebenfalls etwas Sand in die Luft. Trat vor – versuchte aber vergeblich, meinen Schatten zu fassen zu kriegen.
Da war kein Schatten.
Nichts hatte sich verändert.
Nach wie vor klebte ich in der vierten Schicht fest. Mir wurde immer kälter, der Dampf von meinem Atem stob schon nicht mehr als weiße Wolke auf, sondern hagelte in pikenden Nadeln auf den Sand herab. Ich drehte mich um, denn es ist psychologisch immer leichter, die Flucht nach hinten anzutreten, machte einen Schritt und kam in der dritten Schicht des Zwielichts heraus. In dem farblosen Labyrinth aus von der Zeit zerfressenen Steinplatten, über denen ein tiefer schwerer Himmel graute. Hier und da mäanderten vertrocknete Halme über die Steine, eine wuchernde Ranke, die der Frost festgenagelt zu haben schien. Jetzt noch einen Schritt. Die zweite Schicht des Zwielichts. Das Steinlabyrinth verschwand unter einem Astgeflecht … Und noch einen. Die erste Schicht. Schon ohne Steine. Bereits wieder mit Wänden und Fenstern. Mit den bekannten Wänden der Moskauer Nachtwache, wenn auch in ihrer Zwielicht- Erscheinung.

Mit letzter Kraft schleppte ich mich aus dem Zwielicht in die reale Welt. Direkt in Gesers Arbeitszimmer.
Selbstredend saß der Chef bereits in seinem Sessel. Während ich schwankend vor ihm stand.
Wie? Wie hatte er mich überholen können? Schließlich war er in die fünfte Schicht abgetaucht, als ich mich auf den Weg aus dem Zwielicht gemacht hatte.