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Lektüreschlüssel. Philippe Grimbert: Un secret - Reclam Lektüreschlüssel

Philippe Grimbert, Pia Keßler

 

Verlag Reclam Verlag, 2014

ISBN 9783159605968 , 96 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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3,49 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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3. Personen

Philippe

Der Ich-Erzähler Philippe ist ein circa 30jähriger Mann, der aus der Retrospektive die Geschichte seiner Eltern während der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Frankreich erzählt.

In Philippe steckt viel Autobiographisches des Autors Philippe Grimbert, der allerdings diese Geschichte als AutofiktionAutofiktion schreibt, das heißt, er lässt sie seinen Protagonisten so rekonstruieren, wie dieser sie von seiner Nachbarin und Krankengymnastin Louise im Alter von 15 Jahren scheibchenweise erfährt. Was er nicht weiß, erfindet er hinzu, erschließt es aus Andeutungen und verändert so seinen »improbable récit« (33,7). Philippe ist Einzelkind, von Anfang an schwächlich, klein, schmal und unsportlich. Er liest sehr gern und schreibt seine Gedanken auf.

Der erfundene Bruder Er träumt – wie viele Kinder – davon, einen großen, starken und sportlichen Bruder zu haben, und der Wunsch nach diesem Geschwisterkind geht so weit, dass er es bisweilen als real existierend empfindet. Als Kind schläft er schlecht, hat Angst vor der Dunkelheit und dem Alleinsein.

Ein Schlüsselerlebnis in seiner Kindheit ist die Entdeckung eines kleinen Plüschhundes, den er im Wirtschaftsraum in einem alten Koffer entdeckt.Der Plüschhund Aus der Reaktion seiner Mutter schließt er, dass es mit diesem Hund eine besondere Bewandtnis haben muss, und ihn beschleicht das Gefühl, dass seine Eltern ihm etwas verschweigen. Philippe ist sehr sensibel und spürt, dass vor allem sein Vater ihn immer mit einer gewissen Bitterkeit betrachtet. Philippe wächst in Paris auf, wo seine Eltern ein Sportartikelgeschäft führen.

Er bewundert seine schöne Mutter, ringt um die Suche nach AnerkennungAnerkennung seines Vaters, die dieser ihm jedoch vor allem wegen seiner mangelnden sportlichen Fähigkeiten verweigert. Als kleiner Junge verbringt Philippe viel Zeit mit seinen Eltern im Schwimmbad, ohne selbst Spaß am Wasser zu haben. Er ist eher Zuschauer und Bewunderer seiner Mutter, hat eine Beobachterposition inne.

Philippe spürt während seiner gesamten Kindheit, dass es irgendein Geheimnis gibt, das die Familie belastet. Er kann sich seine bösen Träume, seine Angst vor dem Alleinsein Ein Geheimnis? und der Dunkelheit nicht erklären. Auch in der Schule ist er eher zurückhaltend und still. Umso verwunderlicher für ihn und sein Umfeld ist sein plötzlicher Wutausbruch gegen einen Mitschüler, den er, 15jährig, beim gemeinsamen Ansehen eines Holocaust-Films nach dessen verächtlicher Bemerkung gegen Juden verprügelt. Danach erfährt er von Louise die Wahrheit über seine Familiengeschichte. Bezeichnend für ihn ist, dass er seinen Eltern nichts davon erzählt, immer wieder schweigend Louises Erzählungen lauscht und seine Sicht der Dinge revidiert.

Sofort bemerkt er die Therapie durch Wahrheittherapeutische Wirkung, die die Kenntnis der wahren Geschichte für ihn hat. Er schläft ruhiger und beginnt sich von seinen Eltern zu lösen. Auch seine körperliche Verfassung verändert sich. Im doppelten Sinne trägt Louise zu dieser Entwicklung bei: Sowohl ihre physiotherapeutische Behandlung als auch ihr Bericht über die wahre Lebensgeschichte der Grimberts lassen Philippe wachsen (»Je m’étoffais, mes creux se comblaient«, 149,18). Philippe fällt durch das Abitur, weil er in der mündlichen Prüfung über Laval den Erwartungen des Lehrers, eines Anhängers des Vichy-Regimes, nicht genügt, und muss die Abschlussklasse wiederholen. Auch hier wird er also von der Vergangenheit eingeholt. Im Gegensatz zu Maxime spürt Philippe, dass er sich nur vollständig befreien kann, wenn er Gewissheit über das Schicksal von Simon und Hannah erlangt, wenn er konkrete Daten und Fakten weiß.

Er forscht deshalb in den Daten und FaktenDokumentationen von Serge und Beate Klarsfeld nach und erfährt, dass sein Halbbruder und dessen Mutter in Auschwitz umgebracht wurden. Nach dem Abitur beschließt Philippe, sich der Psychoanalyse zu widmen, und merkt schnell, dass sein erster »Patient« sein Vater sein wird, der, als sein Hund überfahren wird, völlig zusammenbricht.

Philippe beschließt, dieses Ereignis und die Schuldgefühle, die sein Vater empfindet, zum Anlass zu nehmen, ihn über das Schicksal von Hannah und Simon Die Aufklärungaufzuklären, ihm zu sagen, dass er informiert ist. Er befreit sowohl sich selbst als auch seinen Vater, indem er diesem klarmacht, dass die Schuld nicht bei ihm, sondern bei den Nazis lag. Er klärt auch seine Mutter darüber auf, und nach diesem entscheidenden Ereignis gibt es zum ersten Mal eine wirkliche Annäherung zwischen Vater und Sohn (»[…] il m’a arrêté, d’une pression légère de sa main sur mon épaule. Je l’ai serré dans mes bras, ce que de ma vie je n’avais encore jamais fait«, 161,15 f.).

Im Epilog erfährt der Leser den AutobiographieSchreibanlass des Autors. Hier ist der Erzähler Philippe Grimbert der Autor Philippe Grimbert. Der Erzähler entdeckt mit Anfang 30 den Hundefriedhof von Lavals Tochter und beschließt, seinem toten Halbbruder mit dem Buch seine Geschichte zu geben. Der Autor Philippe Grimbert tut dies erst über 50jährig nach dem Tod seiner Eltern.

Maxime

Maxime ist das jüngste Kind von Joseph und Caroline Grinberg, jüdische Strickwarenhändler rumänischer Abstammung.

Bereits als junger Mann empfindet er dies als Herkunft als BelastungBelastung und möchte am liebsten seine Herkunft und seine Religion verleugnen, einen Titel haben, der ihn die Bescheidenheit seiner Verhältnisse vergessen lässt. Die Umstände allerdings machen ein Studium unmöglich. Maxime verliert seine Mutter im frühen Kindesalter.

Er tut sich vor allem im Sport hervor. Er ist extrem körperbetont, verbringt viel Zeit in seinem Gymnastikraum, auf dem Tennisplatz und Der Sportler im Ring. Er glaubt, mit einem perfekten Körper von seiner Herkunft abzulenken. Als junger Mann kauft er sich ein Cabriolet, mit dem er in seinem geliebten Paris umherfährt, immer auf der Suche nach einer schnellen Eroberung: Maxime liebt die Frauen und die Verführung. Mit der Beschreibung von Maxime wendet sich Grimbert gegen das traditionelle Bild des intellektuellen Juden in der Literatur. Das Ideal des perfekten und durchtrainierten Körpers ähnelt dem der Nazis. Maxime und HannahMaxime ist 30, als er beschließt, das lockere Junggesellenleben zu beenden und Hannah, eine hübsche junge Frau, ebenfalls aus einer jüdischen Familie, zu heiraten. Es wird betont, dass auch die Tatsache, dass Hannahs Familie wohlhabend ist, für Maximes Entscheidung eine Rolle spielt (85,11–13). Außerdem entwickelt er zum ersten Mal das Bedürfnis, Vater zu werden. Bereits bei der Hochzeit spürt er, dass er seinen Vorsatz, einer einzigen Frau treu zu sein, nicht halten kann.

Er sieht Die VersuchungTania, seine Schwägerin, und ist ihr vom ersten Moment an verfallen. Bereits kurz nach der Hochzeit wird Hannah schwanger, und als sie Simon zur Welt bringt, ist Maxime von Anfang an stolz auf seinen Sohn. Er kann es kaum erwarten, ihm die Welt, das heißt vor allem Paris, zu zeigen und ihm das beizubringen, was ihm wichtig ist, in seinem Falle also sportliche Betätigungen. Als die Bedrohung durch das Dritte Reich beginnt, will Maxime dies nicht wahrhaben. Er weigert sich, den Judenstern zu tragen, und streitet mit seinem Vater und dem Rest der jüdischen Familie, die die Notwendigkeit erkannt hat, auf die Bedrohung reagieren zu müssen. Er wähnt sich in Sicherheit in Frankreich, für ihn das Land der Freiheit. Erst als man ihm den Eintritt ins Schwimmbad verweigert, beginnt er zu verstehen. In Saint-Gaultier bemüht sich Maxime, seiner Frau und seinem Sohn ein vorläufiges Zuhause einzurichten, er arbeitet viel und findet sich mit den Gegebenheiten ab.

Die Die Schreckensnachricht Schreckensnachricht vom Abtransport seines Sohnes und seiner Frau trifft ihn hart und er...