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Ansätze für eine umfassende Rechnungslegung zur Zahlungsbemessung und Informationsvermittlung - Eine Analyse am Beispiel der Goodwill-Bilanzierung

Ingo M. Schmidt

 

Verlag DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN 9783835054202 , 384 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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56,64 EUR


 

Erster Teil: Grundlagen (S. 11)

Im Ersten Teil wird zunächst ein Referenzrahmen für die spätere Beurteilung und Reform von Rechnungslegungsregeln aufgestellt. Im Anschluss erfolgt eine grundlegende Darstellung der Bilanzierung des Goodwills, die den speziellen Untersuchungsgegenstand der Arbeit bildet.

I. Referenzrahmen zur Beurteilung und Reform von Rechnungslegungsregeln

Der im Folgenden aufzustellende Referenzrahmen dient als Beurteilungsmaßstab und Leitbild (Sollkonzept) für eine Reform der deutschen Rechnungslegung. Ausgehend vom Oberziel einer umfassenden Wissensbereitstellung mit Hilfe der Rechnungslegung wird hierbei die Auffassung vertreten, dass der deutsche Jahresabschluss auch weiterhin sowohl zur Zahlungsbemessung als auch zur Informationsvermittlung herangezogen werden soll.

Auf dieser Grundlage werden sodann allgemeine Rechnungslegungsannahmen und -grundsätze vorgestellt, die für beide Kernfunktionen der Rechnungslegung gelten. Anschließend werden funktionsspezifische Grundsätze für die Zahlungsbemessungs- respektive Informationsfunktion entwickelt. Mit der Forderung nach einer zeitnahen Bereitstellung und Wirtschaftlichkeit der Jahresabschlussinformationen werden schließlich wichtige Nebenbedingungen einer umfassenden Rechnungslegung formuliert.

A. Umfassende Wissensbereitstellung als oberster Rechnungslegungszweck

Unternehmen sind regelmäßig durch eine Trennung von Eigentum und Unternehmensleitung gekennzeichnet. Zwischen den Unternehmenseigentümern als Auftraggebern (Prinzipalen) und der Unternehmensleitung als Beauftragten (Agenten) bestehen dabei mehr oder weniger stark ausgeprägte Informationsasymmetrien und konfligierende Ziele oder Risikoeinstellungen, die aus Sicht der Prinzipale in suboptimalen Handlungsstrategien der Agenten resultieren können (so genanntes Prinzipal- Agenten-Problem).

Besonders problematisch ist hierbei, dass die Prinzipale die Entscheidungen (Handlungsstrategien) der Agenten und/oder das Entscheidungsergebnis nicht beobachten können (moral hazard). In der Konsequenz lässt sich die Rechnungslegung als ein Instrument zur Regelung der Beziehungen zwischen Prinzipalen und Agenten eines Unternehmens verstehen, deren Notwendigkeit unter anderem in der fehlenden Beobachtbarkeit der Entscheidungsergebnisse durch die Prinzipale begründet liegt.

Idealtypischer Zweck einer externen Rechnungslegung ist demnach die umfassende Bereitstellung von ökonomisch fundiertem Wissen über das Unternehmen, um die bestehenden Informationsasymmetrien zwischen den externen und internen Rechnungslegungsadressaten möglichst vollständig abzubauen. Beschränkt man sich auf den Bereich der finanziellen Rechnungslegung, so ist die wichtigste Aufgabe einer umfassenden Rechnungslegung, fundiertes Wissen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens im Sinne eines True and fair view bereitzustellen.

Aus der Entscheidungstheorie der Betriebswirtschaftslehre folgt weiter, dass Informationen als „zweckorientiertes Wissen" für wirtschaftliche Entscheidungen dann relevant sind, wenn sie das Entscheidungsfeld eines Entscheidungsträgers als Matrix aus Ziel- oder Ergebnisgrößen in Abhängigkeit von den gewählten Aktionen oder Handlungsweisen und dem eingetretenen (Umwelt-)Zustand in mindestens einer Größe verändern und der Wert dieser Informationen ihre Kosten übersteigt.

Führt man sich vor Augen, dass es um finanzielle Entscheidungen der Stakeholder über die Aufrechterhaltung, den Ausbau oder die Beendigung ihrer Teilnahme am Unternehmen als Einkommensquelle geht, so sind für die Unternehmensbeteiligen letztlich Informationen über die Zusammensetzung, die Höhe, die zeitliche Struktur und die Sicherheit der künftig erwartbaren Zielbeiträge in Form von Cash-flows relevant.

Während hierzu bekanntlich nur detaillierte Finanzpläne in der Lage sind, die von den Investoren individuell verarbeitet werden müssten, hat sich in der Rechnungslegung ein standardisiertes Instrumentarium herausgebildet, um die künftig erwarteten Zahlungsströme zu verdichten und die Vermögensposition der Eigentümer eines Unternehmens umfassend darzustellen.

Je mehr die Rechnungslegung jedoch darauf abzielt, den Wert eines Unternehmens aus Sicht seiner Eigentümer und dessen Veränderung (Wertschaffung) im Zeitablauf zu bestimmen, desto stärker nähert sie sich der Unternehmensbewertung an, da nur die Unternehmensbewertung eine solch „umfassende Informationsfunktion" zu leisten vermag.