dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Westeros - Die Welt von Eis und Feuer - GAME OF THRONES - [Bildband]

George R.R. Martin, Elio M. Garcia, Jr., Linda Antonsson

 

Verlag Penhaligon, 2015

ISBN 9783641155148 , 336 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

19,99 EUR


 

DAS ZEITALTER DER DÄMMERUNG

NIEMAND KANN MIT Sicherheit sagen, wann die Welt begann, was jedoch viele Gelehrte nicht davon abhielt, nach der Antwort zu suchen. Manche behaupten, sie sei vierzigtausend Jahre alt, andere setzen ein Alter von fünfhunderttausend an. Vielleicht ist die Welt sogar noch älter? Es steht in keinem Buch, denn im ersten Zeitalter der Welt, dem Zeitalter der Dämmerung, beherrschte niemand die Kunst des Lesens und Schreibens.

Eines steht allerdings fest: Die Welt war ein weitaus primitiverer Ort – barbarische Stämme lebten direkt von den Früchten des Landes und konnten weder Metall verarbeiten noch Tiere zähmen. Das Wenige, das uns von damals bekannt ist, steht in den ältesten uns bekannten Schriften: den Geschichten, die von den Andalen, Valyrern, Ghiscari und dem sagenumwobenen Volk von Asshai niedergeschrieben wurden. Doch wie alt diese schriftkundigen Völker auch sein mögen, selbst sie waren während des Zeitalters der Dämmerung noch nicht einmal Kinder. Wir können in diesen alten Geschichten ebenso schwer die Wahrheit vom Irrtum trennen, wie sich die Spreu vom Weizen trennen lässt.

Was können wir mit Sicherheit über das Zeitalter der Dämmerung sagen? In den Ländern des Ostens wimmelte es von Völkern – es waren viele, doch sie waren unzivilisiert, denn die ganze Welt war damals unzivilisiert. In Westeros hingegen gab es zwischen dem Land des Ewigen Winters und der Küste des Sommermeeres nur zwei Völker: die Kinder des Waldes und die Geschöpfe, die wir als Riesen kennen.

Ein Riese.

© Douglas Wheatley

Über die Riesen lässt sich wenig sagen, denn niemand hat ihre Geschichten, ihre Legenden zusammengetragen und ihre Historie niedergeschrieben. Männern der Wache zufolge erzählen die Wildlinge Geschichten über die Riesen, die unsicher neben den Kindern lebten, gingen, wohin sie wollten, und sich nahmen, was sie begehrten. Allen bekannten Aufzeichnungen zufolge waren sie hünenhaft und kräftig, dabei jedoch einfältig. Berichte der Grenzer der Nachtwache, die als Letzte noch lebende Riesen mit eigenen Augen gesehen haben, sprechen davon, dass sie mit dichtem Fell bedeckt und nicht einfach nur große Menschen waren, wie es in Ammenmärchen heißt.

Umfangreiche Zeugnisse der Begräbnisse der Riesen hat Maester Kennet in Abschied von den Toten dargestellt, einer Untersuchung der Grabhügel, Gräber und Grüfte des Nordens, die er während seines Dienstes in Winterfell zu Zeiten der langen Herrschaft Cregan Starks angefertigt hat. Auf der Grundlage der im Norden gefundenen Knochen schätzen einige Maester ihre Größe auf 4,30 Meter, andere halten 3,60 Meter für wahrscheinlicher. Die Berichte längst verstorbener Grenzer, die von den Maestern der Wache aufgezeichnet wurden, stimmen darin überein, dass die Riesen weder Häuser errichteten noch Kleidung anfertigten und keine besseren Werkzeuge oder Waffen kannten als Äste, die sie von Bäumen rissen.

In den Archiven der Zitadelle findet sich ein Brief von Maester Aemon aus den frühen Jahren der Herrschaft Aegons V. Er schildert den Bericht eines Grenzers namens Redwyn aus den Tagen König Dorren Starks. Bei einer Reise zum Einsamen Kap und der Eisigen Küste haben der Grenzer und seine Gefährten angeblich gegen Riesen gekämpft und mit den Kindern des Waldes Handel getrieben. Aemon behauptet, viele solcher Berichte im Archiv der Schwarzen Festung gefunden zu haben, und hält sie für glaubhaft.

Bei ihnen gab es auch weder Könige noch Lords. Sie schliefen in Höhlen oder unter hohen Bäumen und bearbeiteten weder Metall noch den Erdboden. Sie blieben auf dem Stand des Zeitalters der Dämmerung. Die Menschen nahmen an Zahl zu, die Wälder wurden gezähmt und schwanden. Heute sind die Riesen auch jenseits der Mauer ausgestorben. Die letzten Berichte über sie sind hundert Jahre alt.

Die Kinder des Waldes waren in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenstück der Riesen. Sie waren klein wie Kinder, jedoch dunkel und wunderschön; wir würden ihre Lebensweise heute als schlicht bezeichnen. Sie kannten kein Metall, konnten jedoch Obsidian sehr kunstvoll bearbeiten (im Volksmund heißt er Drachenglas, das valyrische Wort für das Gestein lässt sich als »gefrorenes Feuer« übersetzen) und stellten daraus Werkzeuge und Jagdwaffen her. Sie woben keine Stoffe, fertigten sich jedoch Kleider aus Laub und Rinde an. Aus Wehrholz stellten sie Bögen her, und aus Gras flochten sie Flugschlingen, mit denen beide Geschlechter auf die Jagd gingen.

Ein Kind des Waldes.

© Douglas Wheatley

Ihre Lieder und ihre Musik waren ebenso schön wie sie selbst, heißt es, doch von den Texten sind aus den alten Zeiten nur Fragmente auf uns gekommen. Maester Kinners Die Könige des Winters oder die Legenden und Geschlechter der Starks von Winterfell enthält Zeilen aus einer Ballade, die angeblich aus den Zeiten erzählt, in denen Brandon der Erbauer die Hilfe der Kinder beim Bau der Mauer suchte. Er wurde zu einem geheimen Ort geführt, konnte jedoch zunächst ihre Sprache nicht verstehen, die angeblich klang wie das Lied der Steine in einem Bach oder wie das Rascheln des Windes im Laub oder wie das Plätschern von Regen auf dem Wasser. Wie Brandon lernte, die Sprache der Kinder zu verstehen, ist eine eigene Geschichte, die hier nicht erzählt werden soll. Doch es scheint, als hätte ihre Sprache ihren Ursprung in den Geräuschen, die sie tagtäglich hörten.

Sie verehrten namenlose Götter, die später zu den Göttern der Ersten Menschen werden sollten – die unzähligen Götter der Flüsse und Wälder und Steine. Es waren die Kinder, die Gesichter in die Wehrholzbäume schnitzten, vielleicht, um ihren Göttern Augen zu schenken, damit sie ihre Gläubigen beim Gebet beobachten konnten. Andere behaupten, dass die Grünseher, die Weisen der Kinder, durch die Augen der Gesichter in den Wehrholzbäumen blicken konnten. Als Beweis dafür wird angeführt, dass auch die Ersten Menschen daran glaubten; aus Angst, von den Wehrholzbäumen ausspioniert zu werden, fällten sie viele von ihnen, um die Kinder ihres Vorteils zu berauben. Allerdings verfügten die Ersten Menschen nicht über unsere Kenntnisse und glaubten andere Dinge als ihre Nachfahren heute; man denke an Maester Yorricks Vermählt mit dem Meer. Eine Geschichte Weißwasserhafens seit den Anfängen, wo über Blutopfer berichtet wird, die den Alten Göttern dargebracht wurden. Solche Opfer fanden noch vor fünfhundert Jahren statt, wenn man den Berichten von Maester Yorricks Vorgängern aus Weißwasserhafen glauben darf.

Ein Wehrholzbaum, in den ein Gesicht geschnitzt wurde.

© Arthur Bozonnet (Studio Hive)

Damit ist nicht gesagt, dass die Grünseher nicht auch vergessene Künste beherrschten, die zu den Höheren Mysterien zählen, beispielsweise Ereignisse über eine große Entfernung sehen oder mit jemandem sprechen konnten, der ein halbes Reich entfernt war (was auch die Valyrer beherrschten). Vielleicht jedoch handelt es sich bei manchen Wundertaten der Grünseher nur um Legenden. Sie konnten sich nicht in Tiere verwandeln, wie gelegentlich behauptet wird, doch sie scheinen in der Lage gewesen zu sein, sich mit ihnen auf eine Weise zu verständigen, die wir heute nicht mehr beherrschen; daher rühren die Legenden von »Leibwechslern« und »Tierlingen«.

Obwohl das Werk heute nicht mehr als glaubhaft angesehen wird, hat sich ein Fragment von Septon Barths Unnatürliche Geschichte als Quelle mehrerer Kontroversen in den Hallen der Zitadelle erwiesen. Septon Barth behauptet, unter Bezugnahme auf Texte, die in der Schwarzen Festung aufbewahrt werden, dass die Kinder der Waldes mit Raben sprachen und sie dazu bringen konnten, Worte zu wiederholen. Barth zufolge gaben die Kinder dieses Höhere Mysterium an die Ersten Menschen weiter, damit Raben Nachrichten über große Entfernungen überbringen konnten. Diese Kunst sei in »minderer Form« bis an die heutigen Maester überliefert worden, die nicht mehr wüssten, wie man mit den Vögeln spricht. Es stimmt, dass unser Orden die Sprache der Raben versteht … allerdings nur die Grundzüge dessen, was sie mit ihrem Krächzen mitteilen. Wir verstehen, wann sie Angst haben oder wütend sind, wann sie bereit sind, sich zu paaren, und wir erkennen, wenn sie krank sind.

Raben gehören zu den klügsten Vögeln, sind aber nicht klüger als Kleinkinder und können nicht so sprechen wie Menschen. Einige Maester, die ein Glied aus valyrischem Stahl geschmiedet haben, stimmen Barth zu, doch bisher konnte niemand beweisen, dass Menschen und Raben miteinander sprechen können.

Gewiss gibt es viele Legenden über Leibwechsler, doch den meisten Geschichten zufolge – den Erzählungen der Nachtwache von jenseits der Mauer, die von Septonen und Maestern früherer Jahrhunderte niedergeschrieben wurden – sprachen die Leibwechsler nicht nur mit den Tieren, sondern beherrschten sie, indem sie ihre Seelen mit denen der Tiere vermischten. Sogar die Wildlinge fürchteten diese Leibwechsler. Manche von ihnen sollen sich gar in ihren Tieren verloren haben, und Tiere sollen mit Menschenstimme gesprochen haben, wenn sie von Leibwechslern beherrscht wurden. In einem Punkt stimmen die Geschichten jedoch überein: Die meisten Leibwechsler waren Männer, die Wölfe – sogar Schattenwölfe – kontrollierten, und sie wurden von den Wildlingen Warge genannt.

Andere Legenden behaupten, dass die Grünseher angeblich in die Vergangenheit und weit in die Zukunft blicken konnten. Doch, wie unser...