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Interpretation. Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum - Reclam Interpretation

Werner Bellmann

 

Verlag Reclam Verlag, 2009

ISBN 9783159500010 , 25 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,49 EUR

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»Böll, der traurig-humorvoll-heiter-gütige, bleibt Böll. Seine neue Erzählung ist wieder skandalös. Darum drucken wir sie.« Mit diesen Worten kündigte Rudolf Augstein in der Ausgabe des Spiegel vom 29. Juli 1974 den Vorabdruck von Bölls Erzählung an, des ersten belletristischen Werks, das das politische Wochenmagazin seit seinem Bestehen publizierte. Als eine Woche später die Buchausgabe von Katharina Blum in einer Startauflage von 100 000 Exemplaren auf den Markt kam, bedeutete dies ein literarisches Ereignis ersten Ranges. Wesentlich beigetragen hat dazu eine im Vorfeld vom Verlag inszenierte PR-Kampagne, die dazu führte, dass schon Monate vor Erscheinen über einen neuen »Böll-Roman um Karneval und Pressewesen« (Abendzeitung, München, 9. Mai 1974) spekuliert wurde.

Im August meldete sich dann die Literaturkritik massiv zu Wort, wie das zuvor allenfalls bei dem streitbaren und umstrittenen Roman Ansichten eines Clowns der Fall gewesen war. Hatte schon dieses Werk, vor allem der konservativen Kritik, als »eine Abrechnung« – mit Adenauer- Restauration und Verbandskatholizismus – gegolten, so erwies sich bei der Rezeption von Katharina Blum eine entsprechende Einschätzung als dominant. Von »literarischer Revanche« sprachen die Rezensenten, von einem »Racheakt des Schriftstellers«, und der Spiegel verband die Präsentation der Erzählung mit dem Hinweis, es handele sich um »ein aktuelles belletristisches Nachspiel« zu einer denkwürdigen publizistischen Affäre – »Bölls Kontroverse mit ›Bild‹ über dessen Baader-Meinhof-Berichte«.

Diesem Hinweis auf eine öffentlich ausgetragene Kontroverse, die als Erfahrung des Autors für die Konzeption des Werkes Bedeutung gewonnen hat, wird nachzugehen sein, zumal dadurch zugleich der Erwartungshorizont verdeutlicht werden kann, innerhalb dessen sich die zeitgenössische Rezeption vollzog. Gegenüber manchen Tendenzen in der Interpretationsliteratur zu Katharina Blum, die Relevanz zeitgeschichtlicher Bezüge und Entstehungshintergründe zu relativieren, sei hier hervorgehoben, dass diese »Gegenwartsgeschichte« in einen ganz bestimmten gesellschaftlich-politischen Kontext hineingeschrieben wurde, in eine Zeit, die sich mit Begriffen wie ›Terrorismus-Debatte‹, ›Sympathisanten-Problem‹, ›Radikalen-Erlass‹, ›Apo‹ und ›Ölkrise‹ etikettieren lässt. Die Geschichte will aufklären, entlarven, in aktuelle Auseinandersetzungen eingreifen – verfolgt also durchaus außerästhetische Intentionen. Böll selbst sprach von einem »politischen Pamphlet«, einer »Streitschrift«, und er zeigte sich schon 1975 befriedigt von der »direkten politischen Wirkung«, die von diesem Buch ausgehe. Eine eher skurrile Reaktion hatte er bereits im September 1974 registrieren können: Die zum Springer-Konzern gehörende Welt am Sonntag stellte die Veröffentlichung ihrer Bestseller-Liste ein, als sie Katharina Blum auf einem der vorderen Plätze hätte führen müssen.