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ZBV 18: Gegenschlag Kopernikus

K.H. Scheer

 

Verlag Bildner Verlag, 2013

ISBN 9783832850654 , 200 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,99 EUR

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5.


 

Vor eineinhalb Sekunden war etwas geschehen, womit wir in unseren kühnsten Träumen nicht zu rechnen gewagt hatten.

Bei geringer werdender Entfernung zwischen den Hypnoschiffen und den beiden Porcupa-Giganten hatten sich die Energieschirme des Mars aufgebaut.

Wir standen einer neuen Situation gegenüber. Noch wenige Tage zuvor waren wir erblaßt, wenn wir an die Möglichkeit gedacht hatten, die Hypnos könnten das Wirkungsfeuer eröffnen. Nun hatten sich unsere Schiffe in eine Energieglocke gehüllt, die wahrscheinlich nur von dem konzentrierten Beschuß mehrerer Einheiten durchschlagen werden konnte.

Die Automatik der BAPURA hatte mit dem Einschwenkmanöver begonnen. Wir gewannen dabei den Eindruck, als wäre die Schiffsautomatik infolge einer generellen Programmierung bestrebt, ein blitzschnelles Passiergefecht zu verhindern.

Captain Listerman sprach bereits von einem »laufenden Gefecht«, bei dem die verschiedenen Schiffe auf gleichem Kurs und kaum vertikal versetzt einem illusorischen Punkt zustrebten.

Verschiedene Bildflächen hatten zu arbeiten begonnen. Uns wurde klar, daß es sich um Symbolschirme handelte, auf denen die jeweiligen Ausgangspositionen, Anflugkurven und die wünschenswerte Endstellung des eigenen Schiffes farbig markiert wurden.

Denkbare Ausweichmanöver des Gegners wurden in der Form von nebelhaften Bahnen eingeblendet. Der Besatzung wurde dadurch eine vorausschauende Planung des Gefechtsverlaufes gegeben, die sogar für uns Dilettanten begreifbar war.

Nach weiteren vier Sekunden mäßigte sich das Dröhnen der Triebwerke und Energiestationen. Die BAPURA hatte mit Werten gestoppt, die nahe der uns bekannten Leistungsgrenze von 500 km/sec 2 lagen.

Die drei Hypnos standen nun im vertikalen Rotsektor Steuerbord querab. Das Anpassungsmanöver der zentralen Schiffsautomatik war erstklassig gewesen. Ich war überzeugt, daß sogar eine aufeinander eingespielte Marsbesatzung keine annähernd gleiche Leistung hätte vollbringen können. Unsere Geschwindigkeit belief sich noch auf knapp dreißigtausend Kilometer pro Sekunde. Das war etwa der zehnte Teil der Lichtgeschwindigkeit. Für marsianische Begriffe glich diese Fahrt einem Schleichtempo. Für uns Menschen bedeutete sie ein Maximum, das wir mit unseren modernsten Plasmakreuzern noch nicht erreichen konnten.

»Anfrage Waffenleitzentrale - gibt es Anzeichen für eine automatische Feuereröffnung?« sprach ich in mein Helmmikrophon.

Listerman meldete sich augenblicklich.

»Keine Sir. Ein handgroßer Knopf von quadratischer Form leuchtet jedoch in einem so auffordernden Dunkelrot, daß ich ...«

»Verstanden«, unterbrach ich ihn. »Berühren Sie ihn nicht. Achtung, Rechenstellen - wo steht das Bombenschiff?«

»Rechenstelle an Kommandant. Die MILLY hat die voraussichtliche Flugbahn der Hypnos erreicht. Entfernung vier Millionen Kilometer. Jetzt etwas weniger. Vorsicht, Sir. Wenn die Zündung erfolgt, fliegen wir ebenfalls in die Energiewolke hinein.«

Kenonewe sah mich entsetzt an. Er dachte an die tausend Gigatonnen, die weit vor uns durch den Raum trieben. Ich überlegte angestrengt. Die Fremden hatten sich bisher nicht gemeldet. Sie mißachteten uns. Allerdings hatte unsere Energieortung festgestellt, daß die Hypnos ihre Schiffe in Abwehrschirme gehüllt hatten.

»Auswertung mathematische Abteilung«, meldete sich ein Wissenschaftler. »Wir haben die ungefähren Größenwerte der Feindschiffe ermittelt, Sir. Wahrscheinlichkeitsfaktor achtundneunzig Prozent. Die beiden kleineren Einheiten durchmessen in ihrer Äquatorzone fünfhundert Meter, von Pol zu Pol dreihundertfünfzig Meter. Das sind Schiffe vom Typ des vernichteten Forschungskreuzers. Das dritte Fahrzeug ist wesentlich größer. Polachse fünfhundert Meter, Horizontalachse mindestens siebenhundert. Es handelt sich einwandfrei um Raumschiffe der Hypnos. Die Kugelform mit den stark abgeplatteten Polen ist unverkennbar. Ende der Durchsage.«

Ich dachte flüchtig an Teichburgs Aussage. Er war der Meinung gewesen, die Steuerzentrale von Topthar hätte dem Gegner wenigstens drei Schiffe entgegengestellt.

Wurden wir deshalb mit Nichtachtung gestraft? Waren die Fremden zu der Auffassung gelangt, wir hätten nicht mehr zu bieten?

Ein Läufer erschien und überbrachte ein Diagramm der Rechenstelle. Die derzeitige Position der MILLY war darauf markiert.

Der Kurs der Hypnos führte etwa zweihunderttausend Kilometer an der Explosionszone vorbei. Wir standen weitere dreihunderttausend Kilometer abseits.

Ich zögerte nicht länger. Der Zündimpuls konnte nur von der Bodenstation gegeben werden.

Hannibal hatte sich auf meine Psi-Frequenz eingestellt. Ehe ich mit der Sendung beginnen konnte, teilte er mir mit: »Das Zentralgehirn gibt wieder Vollalarm. Du mußt etwas unternehmen. Ich habe noch keinen Suggestivimpuls aufgenommen. Kann es sein, daß die Hypnos mit einer Art Richtstrahler arbeiten?«

»Möglich. Sie werden sich auf ein Ziel konzentrieren können. Streueffekte werden jedoch auftreten. Ich habe noch nichts vernommen. Sie behandeln uns nahezu wegwerfend. Achtung, Befehl an Dogendal - die MILLY ist sofort zu zünden.«

»Ihr rast in die Explosionszone hinein.«

»Darauf lasse ich es ankommen. Ich will sehen, wie sich die Fremden verhalten. Sie sind noch wesentlich näher dran als wir. Gib den Befehl weiter.«

Hannibal schaltete einen Augenblick ab. Ich bemerkte es an dem plötzlichen Leeregefühl in meinem Separatgehirn.

»Okay, Dogendal drückt auf die Taste. Der Impuls benötigt vierzehn Sekunden. Ich ziehe mich zurück, Ende.«

In der BAPURA wurde es still. Die Durchsagen verstummten. Wir starrten auf die Bildschirme und warteten auf etwas, das wir nicht berechnen konnten. Unsere Planung war bereits in vielen Punkten abgeändert worden. Ich hoffte jetzt auf eine Meldung unserer Ortungszentrale. Niemand außer mir wußte, daß der Laserimpuls zur Bombenzündung unterwegs war.

Ursprünglich hatte ich die Hypnos sofort mit dem bordeigenen Simultan-Sender anrufen wollen. Nach dem nervenzermürbenden Verhalten der Fremden hatte ich darauf verzichtet. Erst mußte das Warnsignal im Raum aufflammen.

Die vierzehn Sekunden waren vorüber.

Etwa sechs Sekunden später konnte der Lichtstrahl bei uns eintreffen. Wahrscheinlich aber schon etwas früher, da unsere Eigenfahrt wesentlich größer war als die des Bombenträgers. Die Distanz verkürzte sich mit jeder Sekunde um zwanzigtausend Kilometer. Im gleichen Moment vernahm ich Ertrols erregte Stimme.

»Energieortung direkt voraus, Abweichung vertikal grün elf Grad, horizontal ein Uhr. Schwerer Ausbruch, atomar. Peiler zeigt rot! Gefahr! Sir, da muß die MILLY stehen. Sie ist gezündet worden!« Ich verzichtete auf ein Wort der Erklärung. Sollten die Männer annehmen, die Stützpunktbesatzung hätte sich zum Bombeneinsatz entschlossen.

Noch war nichts zu sehen. Der Lichtstrahl war wesentlich langsamer als die marsianische Hyperortung. Die Reaktion der Automatik erfolgte fast mit der gleichen Geschwindigkeit.

Niemand kam mehr dazu, seine Gedanken und Überlegungen mitzuteilen. Im Triebwerkswulst wurden die Reaktoren hochgefahren. Es schien sich um Notleistungswerte zu handeln, denn ein solches Tosen hatte ich vorher noch nie gehört. Die Schiffszelle begann so heftig zu vibrieren, daß sich die Bildwiedergabe verwischte.

Die Anzeigen der Triebwerke, Kraftwerke und Beschleunigungsabsorber leuchteten plötzlich in einem warnenden Dunkelrot.

Die Kontrollen der Andruckabsorber flackerten. Der Farbton war fast schwarzrot geworden. Da wußte ich, daß die BAPURA mit ihren letzten Kraftreserven aus dem bisherigen Kurs gerissen wurde.

Was das bei einer Geschwindigkeit von dreißigtausend Kilometer pro Sekunde bedeutete, brauchte mir niemand zu sagen. Als das Schiff von den mit Vollschub laufenden Impulswerken der Steuerbordseite aus der Flugbahn gedrückt und gleichzeitig von den Vertikalaggregaten in den Rotsektor gerissen wurde, erreichte uns endlich der Lichtschein der Detonation. Wir erlebten das Entstehen einer künstlichen Sonne.

Aus dem Lichtfleck wurde unversehens ein ballgroßes Gebilde, dessen Kern in intensivem Ultrablau strahlte. Immer mächtiger wurde der atomare Stern, bis er die Bildschirme der Sektorbeobachtung vollkommen ausfüllte.

Ich schloß die Augen und legte außerdem die Hand über die Lider. Die Beharrungskräfte kamen jetzt nicht mehr durch. Die Andruckneutralisation hatte sich eingespielt.

Ich vernahm nichts mehr. Das Gehör versagte den Dienst. Die Geräuschentwicklung innerhalb der Kugelzelle war zu gewaltig.

Als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich zwar noch das ultrablaue Glühen der Detonation, hier und da zeichneten sich jedoch bereits dunklere Farbtöne ab. Die Außenzone strahlte in einem hellen Gelb.

Zu diesem Zeitpunkt raste die BAPURA durch die Ausläufer der Energiewolke hindurch. Es dauerte nur wenige Augenblicke.

In den Schutzschirmen flammte es auf. Grelle Blitze schienen die Schiffswandungen durchschlagen zu wollen. Es war eine optische Täuschung. Ein seltsamer Kreischton durchdrang das Donnern der Triebwerke. Die BAPURA schwang wie eine Glocke. Dann war auch das vorbei.

Die in den Randzonen ausglühende Gaswolke blieb zurück, obwohl sie mit der Geschwindigkeit weiterflog, die das Bombenschiff zum Zeitpunkt der Zündung erreicht hatte. Wir hatten den Ort des Unheils passiert. Was aber war mit den Hypnos geschehen? In der BAPURA wurden jäh sämtliche Maschinen abgestellt. »MA-23 an HC-9, hörst du mich?« empfing ich Hannibals Anruf. »Ich höre, Kleiner. Wie sieht das Feuerwerk aus?«

»Von uns aus gesehen? Grauenhaft!...