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Loverboys 143: Heiße Spritztour auf Korsika

Creg Lingen

 

Verlag Bruno-Books, 2015

ISBN 9783867878876 , 208 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

1. Tag – Donnerstag


Als mich mein Vater am frühen Morgen nach Frankfurt zum Hauptbahnhof fuhr, dachte ich bei mir: ›Mal sehen, was ich diesmal in der Aufregung vergessen habe.‹ Der Zug war pünktlich, und ich hatte einen Fensterplatz reserviert. Papa winkte mir nach, so lange er mich noch sehen konnte.

Aus der Reisetasche holte ich das belegte Brötchen, welches ich noch schnell eingepackt hatte. Beim Frühstück war meine Kehle wie zugeschnürt gewesen. Wieder hatte ich das Gefühl, eine Reise anzutreten, die ich gewiss nie mehr vergessen würde. Jetzt, im gemütlichen Zug, in dem alle Umsitzenden noch ein wenig Schlaf nachzuholen schienen, fiel alle innere Spannung von mir ab.

›Benjamin, ein neues Abenteuer liegt vor dir‹, dachte ich bei mir.

Die Umsteigzeit in Paris war wirklich gut bemessen, und ich erwischte schnell die richtige Metro, um zum Gare de Lyon zu kommen, von dem alle Züge in Richtung Marseille abfahren. Ein halbes Weißbrot, belegt mit Ei, Thunfisch und Tomaten, reichte mir als Mittagsmahlzeit. Vorsorglich kaufte ich am Bahnhofskiosk noch zwei Flaschen Mineralwasser.

Auch der TGV nach Avignon startete pünktlich. Erstmals saß ich in diesem französischen Schnellzug und genoss bei wolkenlosem Himmel die vorüberziehende Landschaft. ›Gute Güte, ist Frankreich groß‹, dachte ich eines ums andere Mal.

Als der Zug etwas außerhalb von Avignon in den TGV-Bahnhof einfuhr, sah ich Thierry am Bahnsteig stehen. Mein Herz klopfte schneller. Würde er mich noch so mögen wie im letzten Sommer? Ich konnte es kaum erwarten, bis endlich die Tür geöffnet wurde.

Thierry sprang auf mich zu und fiel mir so vehement um den Hals, dass ich für einen Augenblick kaum Luft bekam. Dann richtete er sich auf, schaute mich durch einen Vorhang von Tränen an und sagte mit zitternder Stimme: »Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick gefreut habe ...«

»Mir geht es ebenso«, erwiderte ich leise, und auch meine Stimme klang nicht gerade souverän.

»Komm«, sagte er nun entschlossen, schnappte sich meine Reisetasche und eilte voraus zum Autoparkplatz. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen. »Lass mich erst auf die Autobahn fahren«, bat er, »dann erzähle ich dir alles, was du wissen solltest.«

Ich schaute auf die Autoreisekarte, die ich von der Rückbank griff. Auf einer Nationalstraße ging es zunächst ein kurzes Stück zur Autobahn, auf dieser dann in Richtung Südwesten, vorbei an den Städten Nîmes und Montpellier bis Beziers, und dann noch ein paar Kilometer zum Meer hin nach Cap d’Agde, dem größten Nudistenzentrum am westlichen Mittelmeer.

»Ich bin heute Morgen nicht von Cap d’Agde aus gestartet«, erklärte Thierry, »sondern kurz nach sechs Uhr von meiner Wohnung in Paris weggefahren. Ich bin also zum ersten Mal in diesem Sommer in Cap d’Agde. Du weißt, dass ich das Appartement meines Pariser Malerfreundes nutzen darf. Es ist eine hübsche kleine Wohnung. Besonders der Blick auf das Meer wird dir gefallen.«

»Ich hoffe, ich sehe das Meer überhaupt, Thierry«, sagte ich mit belegter Stimme.

»Wieso?«, fragte er überrascht zurück.

»Thierry ...«, meine Stimme versagte für ein paar Sekunden, ehe ich mich gefangen hatte und weitersprechen konnte, »ich freue mich über die ungeplante und für mich völlig überraschende Einladung so sehr, dass ich gar nicht weiß, ob wir überhaupt das Bett verlassen, um zu schwimmen oder etwas zu essen.«

Es gelang mir sogar, bei den letzten Worten zu lächeln.

»Mein lieber Benjamin, du ahnst gar nicht, wie mir auch jetzt noch das Herz klopft vor Freude. Ich habe seit unserer Bootstour im vergangenen Sommer keinen sexuellen Kontakt mehr gehabt und musste mich auf die Erinnerung an diese herrliche Zeit und auf meine rechte Hand verlassen, um zu innerer Ruhe zu kommen.«

»Ich auch, Thierry, ich habe ab und zu sogar den Dildo benutzt, den du mir zum Abschied geschenkt hattest. Übrigens«, fügte ich noch hinzu, »habe ich in den letzten zwei Wochen nicht mehr abgespritzt, sozusagen als Vorfreude auf diesen Urlaub.«

»Du lieber Himmel!«, rief Thierry laut aus. »Ich werde in den ersten Tagen von dir wahrscheinlich ertränkt werden.«

Auf der Autobahn herrschte nun reger Verkehr, so dass sich Thierry auf die Straße konzentrieren musste. »Es sind von Avignon bis Cap d’Agde ungefähr zweihundert Kilometer«, erläuterte er noch. »Ich denke, in etwa zweieinhalb Stunden sind wir im Appartement. Allerdings müssen wir vorher in einem Supermarkt noch Lebensmittel einkaufen.«

Als es um uns herum wieder ruhiger wurde, traute ich mich, einen Satz auszusprechen, den ich längst loswerden wollte. »Ich muss dir etwas beichten, Thierry. Bei der Zugfahrt von Paris hierher hab ich etwas angestellt«, sagte ich und schlug scheinbar verschämt die Augen nieder.

»Hast du den Schaffner vergewaltigt?«, fragte Thierry lächelnd.

»Nein«, entgegnete ich, »ich hab ein Gedicht über unsere Bootstour im letzten Jahr geschrieben.«

Thierry wurde richtig aufgeregt. »Darf ich es hören?«, fragte er.

»Gern«, antwortete ich, holte den Zettel mit den Versen aus meiner Reisetasche und las ihm vor:

Vor einem Jahr, auf einem Boot,

befand ich mich in großer Not:

Sehr häufig stand mein Pimmel steil –

der Grund: Ich war entsetzlich geil.

Jedoch die Crew auf diesem Boot

befreite mich aus meiner Not.

Es wurd geleckt, gelutscht, geküsst,

wie unter Kerls dies üblich ist.

Nach ein paar Tagen war’s so weit:

ich war zu allem nun bereit

und gab mich hin, zum höchsten Glück,

zu einem geilen Männerfick.

Manchmal gab es solche Sachen,

da spritzte Sperma in den Rachen.

Der Kuss danach schmeckt sonderlich –

doch Wiederholung wünscht man sich.

Bei jedem Kuss denkst du daran:

zu deinem Glück brauchst du ’nen Mann.

Thierry war sprachlos und brauchte viele Sekunden, bis er sichtlich beeindruckt murmelte: »Wenn ich mich nicht auf den Straßenverkehr konzentrieren müsste, würde ich dir um den Hals fallen.«

Eine halbe Stunde später hielt Thierry an einer Autobahn-Raststätte an, um zu tanken. Danach nahmen wir in der Cafeteria je einen Kaffee und ein Hörnchen zu uns.

Auf dem Weg nach Cap d’Agde kauften wir im Supermarkt ein: Mineralwasser, drei Flaschen Wein, Tomaten, Oliven, Käse, Pastete, Salami, Pfirsiche und Brot. Thierry schlug vor, sich bei großer Hitze stets mit einem leichten Mittagessen zu begnügen. Abends wollte er etwas Leckeres kochen; die Zutaten bekam man im Touristenzentrum.

Kurz nach siebzehn Uhr parkte Thierry sein Auto in der Tiefgarage, und wir stiegen mit unserem Gepäck und den eingekauften Lebensmitteln hinauf in unser Asyl für die kommenden Tage.

»Benjamin, als Erstes wartet Arbeit auf uns. Wir müssen die Wohnung lüften, unser Doppelbett beziehen, die Lebensmittel einräumen. Ich muss im Auftrag meines Malerfreundes kurz den Computer einschalten, um eventuelle E-Mails an ihn in seine Pariser Wohnung weiterzuleiten. Aber zuvor zeige ich dir den Blick vom Balkon.«

Er nahm mich an der Hand, öffnete die Glasschiebetür zum Balkon und zog mich an die Brüstung. Mir blieb vor Staunen der Mund offen. Wir befanden uns in einer nicht übermäßig hohen Appartement-Anlage, die terrassenförmig zum Strand und zum Meer hin gebaut war.

Die Wohnung des Malers war im obersten Stock und am Ende des Wohnblocks. Man konnte also völlig nackt auf dem Balkon liegen, und niemand konnte auf diesen Balkon schauen. Wir hingegen sahen unter uns jeden, der weit genug zur Brüstung hin saß oder lag.

»Wir können in der gesamten Wohnung splitternackt herumlaufen«, rief ich Thierry vor Freude förmlich ins Gesicht. »Niemand kann uns beobachten.«

Thierry nahm mich lächelnd in den Arm: »Wir werden überall nackt herumlaufen, Schätzchen. Wir sind hier in einem FKK-Gelände. Nur im Supermarkt haben wir unsere Turnhose an und im Restaurant normale Kleidung.«

Verflixt, Thierry hat völlig recht. Ich war noch nicht wirklich hier angekommen. Aber das würde sich wohl bald ändern.

Alle Fenster waren geöffnet, um die Meerbrise einzulassen, das Doppelbett war bezogen, die Lebensmittel eingeräumt, und Thierry hatte ein paar E-Mails nach Paris weitergeleitet. Voller Sehnsucht und in heimlicher Erwartung schaute ich ihn an. Er aber ging zum Telefon und sprach ein paar französische Sätze. Es schien sich um ein Restaurant zu handeln, denn ich hörte eine Uhrzeit von neunzehn Uhr, zu welcher er eine Reservierung erbat.

Von jeglicher Kleidung befreit schauten wir uns danach in die Augen. Thierry schien zufrieden und nachdenklich zugleich. Er sah zur Wanduhr im Wohnzimmer. »Benjamin«, sagte er leise und biss sich auf die Unterlippe, als wollte er mir eine unangenehme Nachricht möglichst schonend beibringen, »ich bin so wild auf dich, dass ich es kaum erwarten kann. Es ist jetzt achtzehn Uhr. In einer Stunde sitzen wir im Restaurant.«

Er hatte also schon für heute Abend reserviert. »Ich lade dich zum Abendessen ein«, fuhr er fort, »sozusagen zum Beginn unseres Urlaubs. Ich würde aber trotz meiner übergroßen Sehnsucht gern warten, bis wir vom Abendessen zurückkommen.« Ernst...