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Perry Rhodan 2831: Der Pensor - Perry Rhodan-Zyklus 'Die Jenzeitigen Lande'

Marc A. Herren

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2015

ISBN 9783845328300 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

1,99 EUR


 

2.


Erster Morgen.

Zeitrechnung der Cüünen

 

Atlan setzte gerade einen der gesäuberten Reparaturroboter wieder zusammen, als der alte Cherrenped'shan auftauchte.

Automatisch bildete sich in seinem Nacken eine Gänsehaut.

»Es ist so weit«, machte das Armband die Worte des Alten verständlich.

Atlan erhob sich. »Wir haben alle Arbeiten zu eurer Zufriedenheit gelöst?«

»Nein. Deine drei Artgenossen müssen ihre aktuellen Arbeiten noch zu Ende bringen.«

»Meine Artgenossen?«

Interessante Einschätzung der Verhältnisse, frotzelte der Extrasinn.

Unwichtig, dachte Atlan zurück.

»Ja. Sie leisten vorzügliche Arbeit.«

Atlan blickte auf den halb zusammengebauten Roboter zu seinen Füßen. Die Zahnräder und der kleine Dampfmotor arbeiteten wieder einwandfrei. »Und ich bin von meinen Tätigkeiten entbunden?«

»Ja. Einer der Fauthen wünscht mit dir zu sprechen. Er meint, dass der Pilot eines Richterschiffes ein interessanter, zweifellos wichtiger Besuch wäre.«

»Ich bin immer noch erstaunt, dass es nach wie vor Fauthen geben soll auf Andrabasch. Keine Legende weist darauf hin. Gewiss, sie tauchen darin als Verkapsler oder als Überprüfer auf ... Aber hieß es nicht, die Fauthen wären abgezogen, als sich erwiesen hat, dass die WEYD'SHAN die Manipulatoren besiegt beziehungsweise vertrieben hat?«

Der Cherrenped'shan zögerte einen Moment lang. »Es handelt sich nicht um einen ... kompletten Fauthen. Aber immerhin um den ... Rest eines Fauthen.«

Vorsicht!, wisperte der Extrasinn. Das klingt nach einer Falle.

Ich weiß, gab Atlan in Gedanken zurück.

Eine Warnung, die du in den Wind schlagen wirst, wie ich annehme.

Du scheinst mich wirklich gut zu kennen, alter Freund.

»Was ist mit meinen Gefährten? Es wäre von Vorteil, wenn sie bei der Audienz beim Fauthen dabei wären.«

Die Sinnestentakel des Cherrenped'shan schlugen aus. »Der Fauth wünscht nur dich zu sprechen, Pilot. Zudem habe ich dir bereits erklärt, dass deine Artgenossen zuerst ihre Arbeiten erledigen müssen. Sie sind uns eine große Hilfe.«

Achtung! Die Betonung auf die außergewöhnliche Arbeitsleistung von Shukard und den Cüünen ist auffällig. Die Cherrenped'shan könnten versuchen, sie dauerhaft an sich zu binden.

Atlan pflichtete seinem Extrasinn bei. Er war sich selbst nicht ganz sicher, wie er die Stelzenwürmer einschätzen sollte. Bei ihren Aufeinandertreffen in den anderen Versionen der WEYD'SHAN waren sie einerseits eher feindlich und andererseits zugleich eher freundlich eingestellt gewesen.

Und nun?

Ich weiß es nicht, wisperte der Extrasinn. Ich teile deine Einschätzung von gewissenhaften Arbeitern. Allerdings könnten sie ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen, nachdem sie gesehen haben, was Shukard und die Cüünen leisten können. Mein Rat: Sei auf alles vorbereitet!

»Ich verstehe«, sagte Atlan. »Dann bringst du mich nun zum Fauthen – respektive zum Rest des Fauthen?«

»Folge mir!«

Der Cherrenped'shan wandte sich um und stakste auf einen Ausgang der Halle zu.

Während Atlan ihm langsam folgte, nahm er über das Armband Kontakt mit Shukard auf.

»Ich werde zum Fauthen gebracht«, flüsterte er. »Obwohl ich nicht von einer direkten Gefahr ausgehe, solltet ihr die Augen offen halten. Zudem wäre es von Vorteil, wenn ihr die restlichen Arbeiten nicht ganz so erfolgreich abschließen würdet. Das könnte sonst unnötige Begehrlichkeiten wecken.«

Shukards Armband bestätigte den Eingang der Nachricht.

Durch ein Labyrinth aus halb eingestürzten Korridoren folgte Atlan dem alten Cherrenped'shan. Schließlich traten sie in eine Halle, deren Wände komplett aus Technogeflecht bestanden. Ein seltsamer Geruch, eine Mischung aus Honig und Moos, hing in der Luft.

Atlans Blick sog sich am Objekt in der Mitte der Halle fest, das von einem hellen Lichtkegel beschienen wurde.

Eine Hand.

Eine riesige Hand.

Etwa vier Meter lang, wirkte sie zugleich menschlich und unmenschlich. Fünf Finger, kein Daumen, dafür ein überlanger Mittelfinger. Steinern oder versteinert. Die Oberfläche war in dunklen Tönen leopardenartig gemustert und von tiefen, kalkigen Rillen durchzogen.

Neben der Riesenhand, etwas außerhalb des Lichtkegels, stand ein weiteres Objekt, das Atlan spontan an eine altertümliche terranische Telefonzelle erinnerte – oder an ein winziges, sakrales Bauwerk oder Gehäuse.

Perry Rhodan hat dir davon erzählt, wisperte der Extrasinn. Dies muss ein Atopischer Synaptor sein!

Atlan nickte.

Perry Rhodan war in Larhatoon zum ersten Mal auf einen Atopischen Synaptor gestoßen. Der Greiko Baudencerc hatte ihn als Gerät beschrieben, das dazu tauge, mit der Heimat der Atopen Kontakt aufzunehmen.

Ein weiterer Synaptor war Kernbestandteil eines uralten Artefakts gewesen, das vor langer Zeit auf der Lucbarni-Welt Cautghossor abgestürzt oder havariert war, umschrieben als »Omega-Fragmentarium«.

In ihm hatte Rhodan das Vigintilliardengesicht erlebt, eine seltsame Erfahrung mit einem Phänomen, dessen Bedeutung er nicht einzuschätzen wusste.

Atlan drehte sich zum Cherrenped'shan. »Wie kann ich mit dem Fauthen Kontakt aufnehmen?«

»Bitte betritt dazu den Synaptor«, sagte der Stelzenwurm. »Ich warte hier in Andacht, bis euer Gespräch beendet ist.«

Atlan schritt auf das hölzerne Gebilde zu.

Wie von Perry Rhodan beschrieben, wirkte der Synaptor wie aus einem einzigen Stück Holz gefertigt. Ungefähr zwei mal zwei Meter im Grundriss und nicht ganz drei Meter hoch, mit einem leicht aufgewölbten Dach. Die Atlan zugewandte Seite war offen und gab den Blick auf einen nicht ganz kniehohen Stuhl frei, dessen Rückenlehne sich nach oben verbreiterte und in einer nach hinten ausladenden Kopfstütze endete.

In der linken und rechten Wand waren viereckige Öffnungen eingelassen, über die sich ein feines, ebenfalls hölzernes Netz spannte.

Atlan fühlte beim Anblick des beichtstuhlähnlichen Gebildes unwillkürlich einen Anflug von Erhabenheit, vergleichbar vielleicht dem in einer dunklen, hohen gotischen Kirche auf Terra. Eine Art mentaler Wind schien von dem Synaptor auszugehen und ihn einzuladen, sich auf den Stuhl zu setzen.

Atlan atmete tief durch, trat in die Kabine und tat das Erwünschte.

Der mentale Wind verstärkte sich, schlagartig fühlte sich Atlan ruhig und entspannt. Wie von selbst lehnte er sich zurück, legte den Kopf auf der Stütze ab.

Der mentale Wind wehte seinen Geist davon an einen anderen Ort, in eine andere Welt.

Er hatte das Gefühl, über ein grünes, leicht welliges Land zu streichen. Ein Grasmeer ohne Anfang und Ende.

Floh er? Kehrte er heim? Das wusste er nicht. Auch seine Gedanken waren flüchtig. Kaum hatte er sie gedacht, wehten sie davon, verfingen sich in den Ästen und Zweigen majestätisch aufragender Bäume. Sie äußerten sich im Zittern der Blätter, im Rauschen der Krone.

Mit der Zeit erkannte er, dass sich neue Gedanken in den Zweigen verfingen. Worte, Bilder wehten vorbei.

Atlan versuchte einige von ihnen festzuhalten. Aber wie kann man Wind fangen? Wind wie Gedanken existierten nur, wenn man ihre Natur respektierte, sie strömen ließ.

Er bekam den starken Eindruck einer Gefahr, vor der gewarnt werden sollte. War in der WEYD'SHAN etwas, ein Wesen, das in einem diffusen, ihm selbst möglicherweise unbewussten Kontakt mit den Manipulatoren der Synchronie stand?

Atlans Gedanken wehten verzweifelter durch die Baumkronen. All die Bilder, Gedanken und Eindrücke waren nur Schnipsel, zu flüchtig, um einen komplexen Zusammenhang zu ergeben.

Entspann dich!, hörte Atlan das Säuseln seines Extrasinnes aus weiter Ferne. Der Fauth wird schon wissen, wie er mit dir sprechen kann.

Atlan ließ los, versuchte nicht mehr, Ordnung und Sinn in die Eindrücke zu bringen. Er gab den Versuch auf, den Wind festzuhalten.

Ließ seine Gedanken einfach treiben.

Genoss den Wind mit seinem Kaleidoskop an Gedankenfragmenten.

»Du hast mich längst verstanden, Pilot«, wehte es in den Bäumen.

»Das Wesen an Bord der WEYD'SHAN?«, fragte er zurück. »Der Agent der Manipulatoren?«

»Ob bewusst oder unbewusst, ich weiß es nicht.«

»Wer ist es? Der Tesqire?«

»Ja und nein«, rauschte es in den Kronen. »Du musst auf der Hut sein, Pilot. Und du musst die WEYD'SHAN vor dieser Gefahr bewahren. Das ist wichtig.«

Das ist deine Chance, verspiel sie nicht, Narr!, säuselte der Extrasinn aus der Ferne.

Atlan verstand.

»Was erhalte ich, wenn ich für die WEYD'SHAN diese Gefahr aus der Welt schaffe?«

»Du willst eine Belohnung für eine Arbeit, die für jedes Wesen, das der WEYD'SHAN freundlich gesinnt ist, als Akt der Selbstverständlichkeit erscheinen muss?«

»Ja«, sagte Atlan.

Der Wind setzte einen Moment lang aus. Das plötzliche Fehlen der streichelnden und flüsternden Gedanken schmerzte.

Dann kam der Wind zurück. »Was willst du denn?«, rauschte es in den Zweigen.

»Einen Zellaktivator aus dem Bestand der WEYD'SHAN.«

Ein mildes Erstaunen fächelte durch die Baumkronen. Die Graslandschaft unter ihm durchwehte es verwundert.

»Gut«, kam die Antwort im Wind. »Du sollst deine Belohnung haben. Mir liegt nichts an einem Zellaktivator. Leben ist für mich nur eine fernliegende...