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Die Schmetterlingsjägerin - Roman

Kerstin Cantz

 

Verlag Diana Verlag, 2009

ISBN 9783641017675 , 497 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

Zehntes Kapitel (S. 295-296)

Niele

Auf der Plantage Auf der Plantage der Dona Filipa, im Juli 1825

Das Gefühl der Einsamkeit überging ich, indem ich rastlos war. Tagsüber gab es eine Vielzahl von Beschäftigungen, denen ich mich ganz und gar widmen konnte, so wie ich es vor vielen Jahren gelernt hatte, wenn ich im Kontor meines Vaters war. Nachts wurde es zunehmend schwierig, zumal ich mich nicht wie auf der Fazenda Mariposa mit meinen Schmetterlingen befassen konnte, denn Hans Traub verbot strikt, dass ich auch nur das Geringste aus der Werkstatt entlieh.

Ebenso wie ich kam das herrschaftliche Haus der Dona Filipa sehr spät zur Ruhe. Was mit der Morgendämmerung begann, wenn die Haussklaven ihre Dienste aufnahmen, fand zu keiner Stunde des Tages Unterbrechung und hatte nach Einbruch der Dunkelheit noch lange kein Ende. Die Möbel aus Rosenholz und Mahagoni verlangten nach Politur, Teppiche, Draperien und Sofas mussten gelüftet und geklopft, die Fenster geputzt und die Wände mit Federwischen gereinigt werden – Arbeiten, die Luftfeuchte,Wind und roter Staub täglich nötig machten.

Kleider wurden gebürstet, Leinzeug gewaschen, gebleicht und geplättet, und an späten Abenden unterbrach die Dienerschaft das Kerzenziehen und Put zen der Lampen, wenn Herrschaft und Gäste noch Wünsche hatten. Die Haussklaven waren in dezenter Weise beflissen, und ich fühlte mich bewacht wie auf Boa Vista. Obwohl es vermutlich keinem der schwarzen Bediensteten eingefallen wäre, mich zur Ordnung zu rufen, so wollte ich nicht, dass Dona Filipa zu Ohren käme, man hätte mich in nächtlicher Dunkelheit die Zimmer durchstreifend angetroffen, und sei es nur, um festzustellen, ob das Haus mit seinen Bewohnern, Gästen, Bediensteten und Tieren jemals wirklich schlief.

Jeden Abend stieg der Zigarrenqualm des Majors in nicht enden wollenden Schwaden von der Veranda zu meinem Fenster hinauf. Manchmal sah ich ihn über den festen Rasen gehen, den unter meinen nackten Füßen zu spüren ich liebte, besonders wenn Tau darüberlag. Doch statt meiner stand er da, der Major, stemmte die Hände in die Taschen seiner Zivilistenhosen, und ich konnte nicht erkennen, wohin er blickte, in den Himmel jedenfalls nicht. Einmal hatte er sich plötzlich zum Haus umgewandt und hochgeschaut, sodass ich mich duckte und mir das Herz schlug wie verrückt, obwohl es keinen Grund dazu hatte.

Auch der Gedanke, dass Jorge Duarte mich ein weiteres Mal erwischen und wie ein zappelndes Karnickel über seine ihm eigenen Latifundien schleppen könnte, hielt mich lange davon ab, in der Nacht das Haus zu verlassen. Ich schrieb.Wie ich Leopoldine es zuweilen hatte tun sehen, die ein für diese Zwecke angefertigtes Schreibbrett benutzte, tat ich es mittels eines Tabletts, das ich mir in der Küche erbeten hatte. Im Bett sitzend, leistete es mir auf einem mit Reiskörnern gefüllten Kissen beste Dienste.