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Woran krankt die Welt? - Moderne Mythen gefährden unsere Zukunft

Ruediger Dahlke

 

Verlag Riemann, 2009

ISBN 9783641010584 , 433 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

Moderne Mythen der Konsumgesellschaft (S. 197-198)

American Way of Life

Über die Finanzmärkte wirkt sich die Globalisierung als eine Amerikanisierung der Welt aus, weite Bereiche der Weltwirtschaft geraten in Abhängigkeit vom US-Binnenmarkt. Aber nicht nur die Wirtschaftswelt ist von amerikanischen Mythen, Entscheidungen, Einflussnahmen und Trends abhängig, Gleiches gilt auch für geistige Vorstellungen, für Konsumverhalten, Moden und vor allem für das Lebensgefühl der Jugendlichen.

Ohne die Macht der amerikanischen Medien zu verstehen, ist es gar nicht mehr möglich, politische Zusammenhänge zu durchschauen. Ohne den US-Starkult zu kennen, kann man die jeweiligen Jugendbewegungen nicht verstehen. Ohne den amerikanischen Materialismus, den als Erstes an einem Menschen interessiert, wie viel Dollar er macht, zu kennen, wird es schwer, unsere heutigen Karriere- und Beziehungsmuster einzuschätzen.

Ohne Hollywood und seine inszenierten und überall vorgeführten Ideale und Idole wird man den herrschenden Körperkult von der Wellness-Welle über Designerdrogen bis zum modernen Schönheitsideal nicht begreifen. Die USA gelten heute als Vorbild für die übrige Welt. Es lohnt sich also, dem Phänomen der weltweiten Amerikanisierung nachzugehen, wenn man die moderne Welt mit ihren Problemen besser verstehen will. Die USA sind tatsächlich ein tolles Land in des Wortes Doppelsinn. Zwischen Traum und Albtraum, aber jedenfalls im Reich der Zukunft und Moderne angesiedelt, lässt es kaum jemanden unberührt.

Die einen wittern in seiner Kommerzkultur das kulturelle Tschernobyl schlechthin. Die anderen erwarten von ihm die Rettung und feiern die New Economy als Universallösung, starren gebannt auf die Jobmaschine, die am laufenden Band neue Arbeitsplätze ausspuckt. Die Kommentare schwanken zwischen Verachtung für die puritanische Prüderie, die bornierte Oberflächlichkeit, die mittelalterliche Unsitte, reihenweise Straffällige hinzurichten und einen großen Teil der schwarzen Jugend hinter Gitter zu stecken auf der einen Seite und Bewunderung für das Selbstvertrauen, die Risikobereitschaft, die Eigenverantwortung und das positive Lebensgefühl der Amerikaner auf der anderen Seite.

Bei der Wahl deutscher Intellektueller zwischen Frankophilie und Anglomanie hat letztere ganz eindeutig das Rennen gemacht und zu einer Idolisierung der USA beigetragen. Die Analyse jener modernen Trends, die das Leben von immer mehr Menschen bestimmen, wird – bevor man sich versieht – zu einer Betrachtung ihrer gemeinsamen Quelle USA. Wenigstens in diesem Punkt sind sich Verfechter wie Verächter amerikanischer Lebensmuster einig. Im Kristallisationszentrum moderner Bilder, in Hollywood, werden nicht nur die Lichtbilder und -gestalten entworfen, die die Jugend weltweit vergöttert, dort ergeben sich auch die Trends und Themen, die – mehr oder weniger unkritisch übernommen – die Welt von der Mode und Geschmacksfragen über die Ökonomie bis zum Militärischen bestimmen.

Nicht nur die alten eu ropäischen Kulturen, aus denen die Vereinigten Staaten von Amerika hervorgegangen sind, lernen jetzt umgekehrt auf allen Ebenen von ihrem Kind und integrieren zum Beispiel immer mehr Amerikanismen in ihren Wortschatz, auch die Menschen in Asien und natürlich in Lateinamerika haben den American Way of Life entdeckt und zu ihrem Lebensstil erkoren. »Von Amerika lernen heißt siegen«, lautet die entsprechende Devise. Dabei übernehmen wir vieles wohl nur, weil es vom Trendsetter USA kommt.