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Auf der Suche nach dem Paradies - Mein Leben mit Geparden

Matto Barfuss

 

Verlag Goldmann, 2009

ISBN 9783641010966 , 273 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

11,99 EUR


 

Freunde in Gefahr (S. 109-110)

Ich kehre noch zweimal in die Serengeti zurück. Einmal drehen wir den Film »Der Gepardenmensch«. Später, vielleicht zu spät, suche ich ein letztes Mal nach Dione, Bonnie und Clyde. Als ich aufbreche, bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob die Familie noch zusammen ist. Wenn Bonnie und Clyde in ihrem Bemühen zu jagen gut vorangekommen sind, müssten sie schon eigene Wege gehen. So ist es wohl, denn ich finde sie nicht. Ich will es nicht wahrhaben und bin verzweifelt. Für den ersten Moment denke ich, ich bin umsonst in Afrika gewesen. Erst allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, dass es genauso gut ein Wink des Schicksals sein könnte. Als ich von dieser letzten Reise zurückkehre und Stück für Stück die Realität akzeptiere, fühle ich eine Veränderung an mir selbst. Ich möchte jetzt meine ganze Energie und Erfahrung konzentriert in die Ideen des Gepardenschutzes einfließen lassen. Die Zeit drängt. Es gilt, keine Minute zu verschwenden, sonst ist es für das Überleben der Geparden in der freien Natur zu spät. Ein – wenn auch vielleicht nur vorübergehender – Abstand zur Serengeti und zu Dione ist unumgänglich.

Ich habe so Unglaubliches erleben dürfen. Sooft mich die Geparden in Träumen angeschaut haben, habe ich mich voller Sehnsucht um eine Rückkehr in die Serengeti bemüht. Sooft sie mich in Zukunft mit ihren Blicken verzaubern, weiß ich, dass ich all meine Kräfte und Ideen für die Arterhaltung dieser wunderschönen Katzen einsetzen muss. Ich hoffe, dass ich diese Erkenntnis irgendwann verinnerlichen kann. Im Herbst 1999 wagen wir dann einen zumindest für mich großen Schritt – wir buchen Flüge nach Namibia. Monika wird mich beglei ten, denn wir haben ein internes Abkommen getroffen: Ein neues Land erkunden wir ausschließlich gemeinsam. In der Zeit vor unserer Abfahrt wird mir trotzdem klar, dass es mir unmöglich ist, mich emotional von meinen Gepardenerlebnissen in der Serengeti zu lösen.

Im Gegenteil, ich fühle mich erstmals in der Lage zu akzeptieren und zu verarbeiten, was mir widerfahren ist. Damit verfalle ich in einen regelrechten Arbeitsrausch. Es bricht im wahrsten Sinne des Wortes aus mir heraus. Ob der vielen Inspirationen für Kunstwerke fühle ich mich anhaltend überfordert. Glück und Verzweiflung, Hoffnung und Verzagen halten sich die Waage. Der einzige Ausweg ist die fast fieberhafte Komposition von Formen, Farben und Lichtkonstrukten, die unentwegte malerische Überlagerung von Gepardengesichtern, die kritisch, sehnsüchtig, amüsiert oder mitleidig auf mich herabblicken, während ich arbeite. Die Gesichter leben, je mehr Farbschichten ich auftrage. Sie werden klarer, sie verändern ihren Ausdruck, werden mitunter sogar bedrohlich kritisch. Dann bin ich nicht sicher, ob sie mit meinen Bildern zufrieden sind.

Ich kämpfe und ringe und spüre, dass mir die Kunst das Letzte abverlangt, mich gleichzeitig aber auch viel näher an meine Erlebnisse heranbringt oder besser gesagt herankatapultiert. Das passiert mir nun täglich, selbst wenn ich mir dessen nicht immer bewusst werde. Darüber rückt die Reise nach Namibia unweigerlich näher.Wir haben uns für den Januar entschieden. Da sei es sehr heiß und regnen solle es auch, warnen die Reiseführer, aber uns kann nichts abschrecken. Zwar beschäftige ich mich nicht sehr viel mit dem Land als solches, trotzdem kommt mir zu Ohren, dass es in Namibia einige relativ gut ausgebaute Straßen gibt. Ich bin wenig begeistert, denn Straßen haben häufig verheerende Folgen für ganze Ökosysteme.