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Bianca Exklusiv Band 189 - Ein heisser Kuss - und Schluss? / Bittersüsse Stunden der Liebe / Heimkehr nach Highfield Manor /

Susan Mallery, Helen Brooks, Alison Fraser

 

Verlag CORA Verlag, 2009

ISBN 9783862955978 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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1,99 EUR


 

1. KAPITEL

Es sollte für Esme einer dieser Momente werden, die das Leben veränderten. Sie öffnete die Tür, und da stand er. Er sah nicht viel anders aus als früher. Älter, natürlich, und besser angezogen: in dunklem Anzug, mit Seidenkrawatte.

„Midge?“ Er lächelte unsicher.

Sie blieb ernst, konnte es einfach nicht fassen.

„Jack Doyle“, stellte er sich vor.

Ziemlich überflüssig. Glaubte er etwa, sie hätte vergessen, wie er aussah? Groß, dunkelhaarig, graue Augen, dieses markante Gesicht, das schalkhafte Lächeln. „Ich …“, begann sie und verstummte. Sie fühlte sich wieder wie der unbeholfene Teenager mit Babyspeck und dem furchtbaren Spitznamen „Midge“.

Schweigend musterte er sie. Mit halb geschlossenen Augen ließ er den Blick von ihrem welligen blonden Haar und dem fein geschnittenen Gesicht zu ihrem schlanken Körper hinuntergleiten. „Wer hätte das gedacht? Die kleine Midge ist erwachsen geworden!“

„Kein Mensch nennt mich mehr so!“ Endlich hatte sie die Sprache wieder gefunden. Dann fuhr sie in betont herablassendem Tonfall fort: „Was kann ich für dich tun?“

„Ängstlich?“, fragte er.

„Wie bitte?“

Amüsiert lächelnd schüttelte er den Kopf.

Das kannte sie noch von früher. Jack Doyle hatte alle Mitglieder ihrer Familie immer so angesehen, als gehörten sie einem Kabinett menschlicher Kuriositäten an. Aus Respekt hatte er das aber nie gesagt.

„Du hast dich nicht verändert!“, warf sie ihm vor. „Du dich schon“, erwiderte er. „Du hast die Manieren einer Gutsherrin angenommen.“ Esme machte ein finsteres Gesicht. „Besser, als keine zu haben!“ Zurecht wirkte er überrascht. Jack Doyle, der Sohn der damaligen Köchin, hatte zwar nur die lokale Bezirksschule besucht, aber stets gute Manieren gezeigt. Er kniff die Augen leicht zusammen und entgegnete: „Nun, du wirst bald wissen, wie es ist, nicht die Gutsherrin zu sein.“

Er hat gehört, dass der Landsitz verkauft werden soll! „Soll das jetzt ein Scherz sein?“

„Nein.“

„Ist deine Mutter da? Oder muss ich gnädige Frau sagen?“

„Nein, das musst du nicht. Mutter hat nämlich wieder geheiratet.“

„Ach ja, und damit hat sie natürlich ihren Titel verloren. Arme, alte Rosie. Das muss ja ein traumatisches Erlebnis für sie gewesen sein.“

Das war es tatsächlich gewesen. Rosalind, Esmes Mutter, die niemals jemand Rosie nennen durfte, hatte sich wirklich schwer getan, ein zweites Mal zu heiraten.

„Ist sie da?“, fragte er wieder.

„Nein.“

„Und Arabella?“, fragte er eher beiläufig.

Doch Esme ließ sich nicht täuschen. Jack war nie gleichmütig gewesen, wenn es um Arabella gegangen war. „Nein, sie ist in New York“,erklärte sie und fügte nach kurzem Zögern noch hinzu: „Mit ihrem Mann.“

Jack schien unberührt, aber er hatte seine Gefühle ja schon immer gut verbergen können. Nein, nicht immer, fast immer.

„Lebt sie dort?“

„Momentan, ja.“ Das stimmte. Arabella würde noch eine Weile in New York bleiben. Auch ihr Mann war dort. Esme musste Jack ja nicht erzählen, dass die beiden sich gerade scheiden ließen. „Ich würde mich ja gerne noch ein bisschen mit dir unterhalten, Jack, aber ich erwarte jemanden.“

„Ich weiß.“ Wieder schien ihn etwas zu amüsieren.

„Bist du etwa der Mann von der Firma Jadenet?“

„Ja, der bin ich.“ Er beobachtete, wie sich allmählich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Anfangs hatte er sich gefreut, als sie ihm die Tür geöffnet hatte. Er hatte Esme schon immer gemocht. Sie war in seinen Augen die Beste von den Scott-Hamiltons. Und jetzt war sie noch hübscher geworden, vielleicht sogar schön. „Ruf den Makler an“, schlug er vor. „Erkundige dich nach meinen Referenzen, wenn du willst.“ Er hielt ihr sein Handy hin.

Sie nahm es nicht an. Sie glaubte ihm ja, obwohl sein Verhalten sie irgendwie ärgerte. „Du hast keine Vorstellung, nicht wahr?“

Verständnislos runzelte er die Stirn. „Offensichtlich nicht.“

„Weißt du eigentlich, seit wie vielen Jahren den Scott-Hamiltons dieser Landsitz schon gehört?“, fragte sie mit für sie ungewöhnlicher Arroganz.

„Warte, sag es mir nicht“, erwiderte er, nun ebenfalls überheblich. „Seit der Magna Charta,seit es die feudalen Vorrechte des Adels gegenüber dem König gibt?“

Esme war nie eine große Leuchte in Geschichte gewesen, wusste es also nicht. Aber das war wohl auch unwichtig, denn jetzt machte Jack sich ganz klar über sie lustig. Das hatte er früher schon immer gern getan. Nur damals hatte er sie auch liebevoll behandelt. „Was soll’s? Du würdest es sowieso nicht verstehen.“

„Weil ich von einfacher, bäuerlicher Herkunft bin, meinst du?“, fragte er leicht spöttisch.

Sie fühlte sich unwohl, weil sie sich wie ein Snob benahm, obwohl sie eigentlich nicht eingebildet war. Jack Doyle hatte sie einfach aus der Fassung gebracht. „Das habe ich nicht gesagt.“

„Musstest du auch nicht. Ich weiß, wie deine Familie über mich denkt. Das habe ich aus berufenem Munde gehört, weißt du noch?“

Sie errötete. Natürlich wusste sie das noch, sehr genau sogar. „Ich dachte immer, du wärst anders, Midge.“ Er musterte sie wieder mit seinen dunkelgrauen Augen.

Am liebsten hätte sie gesagt: Ich war anders. Ich bin anders. Doch es erschien ihr klüger, die Barriere zwischen ihnen aufrechtzuerhalten. „Nenn mich nicht Midge“, sagte sie dann leise. „Ich bin keine zehn Jahre alt.“

„Nein.“ Er blickte die neue Esme wieder prüfend an. Sie war schlank, hatte lange Beine und Rundungen genau an den richtigen Stellen, an Brüsten und Hüften. „Das sehe ich.“

Es war die Ironie des Lebens. Vor zehn Jahren hatte Esme sich nach einem solchen Blick gesehnt, jetzt war er ihr unangenehm. „Papiere?“, fragte sie laut. „Du hast doch irgendetwas dabei?“

„Was für Papiere?“

„Na, als Nachweis, dass es dein Besichtigungstermin ist.“

Jack verzog den Mund, während er überlegte, was Miss Hochwohlgeboren Scott-Hamilton sich einbildete, wen sie hier vor sich hatte. Er griff in die Brusttasche seines Jacketts, zog die Brieftasche hervor, öffnete sie und nahm eine Visitenkarte heraus.

Esme nahm die Karte und las:

Jack Doyle

Managing Director

J. D. Net

Er war der Geschäftsführer! Sie musste ihre Mutter falsch verstanden haben. Esme hatte Jadenet verstanden, anstatt J. D. Net. Wie in Jack Doyle Net?

Was hatte ihre Mutter noch über den Interessenten gesagt? Irgendein amerikanisches Internetunternehmen, Millionen Dollar schwer. War Mutter ahnungslos oder nur zu stolz gewesen, die Wahrheit zuzugeben?

„Weiß Mutter, dass du dahinter steckst?“, fragte sie direkt.

Er zuckte die Schultern. „Möglicherweise nicht. Ich habe den Termin nicht persönlich vereinbart.“

Nein, dafür hatte er natürlich seine Lakaien. „Kaufen Sie das Haus, in dem ich aufgewachsen bin“, hatte er wahrscheinlich gesagt. Rein technisch gesehen war das aber nicht möglich. Das Cottage im Park, das Häuschen, in dem er gewohnt hatte, sollte nicht mitverkauft werden.

„Komm doch herein“, forderte sie ihn schließlich auf. Er folgte ihr durch die öde und leer wirkende Eingangshalle. Esmes Mutter hatte die meisten Möbel versteigern lassen. Das Gutshaus hatte ebenfalls versteigert werden sollen, doch niemand hatte den Mindestpreis geboten. Deshalb versuchten sie nun, so einen Käufer zu finden.

Der Marmorfußboden hatte ein Schachbrettmuster und wirkte leicht abgenutzt, aber immer noch prachtvoll. Jack Doyle blickte einen Moment lang zur breiten Treppe hinüber und dann zur Galerie empor.

Esme beobachtete, wie er alles genauestens ansah, vielleicht schon in Gedanken einrichtete.

Schließlich durchquerte er die Halle und ging zum Salon hinüber. Er schob die Doppeltür auf und blickte kurz hinein. Nach und nach machte er das anschließend ebenso mit den anderen Räumen, bis er dann schließlich zum ehemaligen Speisezimmer kam, wo er länger stehen blieb.

Das Zimmer war leer. Ob Jack wohl an den bewussten Abend dachte? An den Abend, an dem er den Raum betreten und Arabella gesucht hatte? Arabella war damals nicht da gewesen, hatte Rosalind als Vermittlerin benutzt. Und die hatte diese Rolle anscheinend sehr genossen. Esme hatte großes Mitleid mit Jack gehabt!

„Ich würde mich gern noch einmal oben umsehen“, bat Jack mit ausdrucksloser Miene.

Sie wusste, sie sollte sich bemühen, das Haus zu verkaufen, aber doch bitte nicht an ihn!

Jack begann, die Stufen hinaufzugehen. Sie ging hinter ihm her. Als er auf halber Treppe am Etagenfenster stehen blieb, nahm Esme allen Mut zusammen und fragte: „Hattest du immer den Ehrgeiz, zurückzukommen und das Anwesen zu kaufen?“

„Aha, dein Interesse für bestimmte Bücher ist geblieben.“

„Ich verstehe nicht ganz.“

Jane Eyre?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Oder war das in Sturmhöhe? Der Roman, in dem der ungehobelte Stalljunge als reicher Mann zurückkehrt, um die...