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Endspiel - Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems sicher überstehen

Florian Homm

 

Verlag FinanzBuch Verlag, 2016

ISBN 9783862488766 , 192 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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11,99 EUR

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Teil 1 – Lage, Analyse, Bewertung


Tambora?


Es ist extrem schwer, den genauen Zeitpunkt eines Crashs zu prognostizieren. Es reicht aber, wenn man sich auf das Szenario eines Crashs innerhalb von zwölf bis 24 Monaten vorbereitet, und dazu muss man ausreichend Geduld mitbringen. Andererseits ist es gar nicht so schwer, zumindest die Warnzeichen zu erkennen. Was auf uns zukommt, ist ein unaufhaltsames wirtschaftliches Debakel. Dessen bin ich mir sicher. Und warum das so ist, werde ich im ersten Teil dieses Buches erklären. Die einzige Frage ist, wie sich dieses Desaster manifestiert: Über mehrere Jahre in Form schleichender Deflation oder in Form einer Hyperinflation (der schnellen Zunahme des allgemeinen Preisniveaus), gefolgt von einer Währungsreform, oder von einem Tambora-artigen Beben, das in kurzer Zeit sehr viel Schaden anrichtet?

Der Tambora ist ein aktiver Stratovulkan auf der östlich von Java gelegenen Insel Sumbawa in Indonesien. 1815 brach der Tambora mit einer Intensität von 7 auf dem Vulkanexplosivitätsindex aus, die größte Eruption seit dem Ausbruch des Taupo in Neuseeland vor etwa 26 500 bis 22 500 Jahren. Durch den Ausbruch starben mindestens 71 000 Menschen auf Sumbawa und Lombok, hiervon 11 000 bis 12 000 direkt durch die Eruption. Das durch die Eruption ausgeworfene Material bewirkte globale Klimaveränderungen, die aufgrund der Auswirkungen auf das nordamerikanische und europäische Wetter dem Jahr 1816 die Bezeichnung »Jahr ohne Sommer« einbrachten. In Teilen der nördlichen Hemisphäre kam es durch Missernten und eine erhöhte Sterberate bei Nutztieren zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Die weltweiten, indirekten Opferzahlen lassen sich nicht beziffern. Ich bin mir nicht sicher, ob wir 2016 oder 2017 einen ökonomischen Tambora-Crash an den Weltbörsen erleben, also eine Finanz- und Wirtschaftskrise, die selbst den Crash von 1929 und die darauf folgende Depression in seiner Wirkung übertrifft. Es ist durchaus möglich, dass wir in den nächsten Jahren einen schleichenden Wirtschaftsabschwung, gekoppelt mit moderater Deflation, wie in Japan sehen werden. Letztlich wäre irgendwann auch eine Hyperinflation mit darauf folgender Währungsreform denkbar. Nur eines ist wirklich glasklar: Das Umfeld könnte kaum schlechter sein, und wer sich nicht vorbereitet, wird große Probleme bekommen. Ohne den geringsten Zweifel wird die Mehrheit der rechtschaffenen Bürger eine Finanzrepression erleben, die sich gewaschen hat. Das bedeutet nichts anderes, als dass Ihre Rechte mehr und mehr eingeschränkt werden, und das sich der Staat Ihr Vermögen sukzessive aneignen wird, um sich und seine Politiker über Wasser zu halten.

Das Umfeld ist grottenschlecht


Der Patient ist klinisch tot. Damit meine ich prinzipiell die Verschuldung und die Ertragsaussichten der europäischen, amerikanischen, westlich orientierten und japanischen Regierungen. Diese vier Blöcke stellen circa 50 Prozent der Weltwirtschaftsleistung dar. Meine Aussage basiert nicht auf den offiziell ausgegebenen Haushaltsbilanzen, sondern auf den wahren, konsolidierten Zahlen. Die offiziellen Zahlen verschönern die ohnehin schon desaströse Finanzlage erheblich und sind nicht aussagekräftig. Offiziell hat die US-Regierung Finanzverbindlichkeiten von 18,6 Billionen. Das bedeutet Schulden pro Steuerzahler von circa 155 000 Dollar oder etwas weniger als 60 000 Dollar pro Einwohner. Deutschland wirkt, aus Sichtweise der Amerikaner, fast schon seriös, mit Verbindlichkeiten von 2,4 Billionen Dollar oder circa 27 000 Dollar pro Einwohner. Die japanische Staatsverschuldung liegt bei über zehn Billionen Dollar, obwohl die Wirtschaftsleistung Japans nicht mal 20 Prozent über der deutschen liegt. Von allen Industrienationen ist Japan offizieller Schuldenweltmeister mit Staatsschulden von 80 000 Dollar pro Kopf. Diese Zahlen sagen Ihnen vielleicht wenig, aber Sie sind letztlich die Steuerzahler, die diese Schulden durch Ihre Steuern bedienen, beziehungsweise eines Tages durch Ihre Ertragskraft tilgen sollen. Also, wenn Sie ein durchschnittlicher deutscher Haushalt mit vier Mitgliedern sind, hat der Staat für Sie Schulden von circa 100 000 Euro akkumuliert. Wenn Sie diese Summe schon erschreckt, dann schnallen Sie sich jetzt an. Wenn man den deutschen Verschuldungsgrad auf die Länder und Kommunen ausweitet, dann steigt die Verschuldung bereits auf drei Billionen. Damit aber noch nicht genug. Jetzt haben wir noch nicht die Renten der Steuerzahler berücksichtigt. Die wollen auch etwas für ihre jahrelangen Einzahlungen in die staatliche Rentenversicherung sehen, wenn sie in Ruhestand gehen. Die Verbindlichkeiten der Rentenkasse (Generationenvertrag) des deutschen Staates gegenüber den Steuerzahlern liegen bei über acht Billionen Euro, also 100 000 Euro pro Einwohner oder 400 000 Euro pro Haushalt. Ich spare mir die Arbeit und gehe gar nicht erst auf andere Verbindlichkeiten, wie zum Beispiel die Pflegeversicherung, ein. Viel lieber möchte ich mir die Rückstellungen (Höhe und Fälligkeit der Verbindlichkeiten eines Unternehmens, welche noch ungewiss sind) oder die Aktivposten anschauen, die diesen massiven Schulden gegenüberstehen. Die Antwort: Fast nichts. Die Rentenversicherung, der größte Brocken, wird aus den laufenden Rentenversicherungsbeiträgen der arbeitenden Bevölkerung gezahlt, und die staatlichen Verbindlichkeiten werden aus den laufenden Steuereinnahmen bedient. Das funktioniert vielleicht noch heute, aber spätestens dann nicht mehr, wenn die Rentenbeiträge von zwei Erwerbstätigen den Lebensabend von einem Rentner begleichen sollen. Und das ist aufgrund der demographischen Entwicklung bereits vorprogrammiert. Erhebliche Solvenzprobleme entstünden, wenn sich bei uns die Arbeitslosigkeit aufgrund einer Wirtschaftskrise für mehrere Jahre verdoppeln oder verdreifachen sollte. Das halte ich in den nächsten fünf Jahren für sehr wahrscheinlich.

Die Trauermusik spielt nicht bei uns, sondern in Amerika, Europa, Japan und China


Deutschland (80 Millionen Einwohner) ist im internationalen Finanzgeflecht nicht sonderlich wichtig. Obwohl die Finanzlage unserer Nation sehr bedrohlich ist, sind wir aus bilanzieller Sicht im Vergleich zu den USA (320 Millionen Einwohner) und Japan (130 Millionen Einwohner) relativ gut aufgestellt. Wenn man die staatlichen amerikanischen Verbindlichkeiten vollumfassend konsolidiert, entsteht eine Gesamtverschuldung von über 100 Billionen Dollar oder etwas weniger als 280 000 Dollar pro Einwohner oder circa 650 000 Dollar pro Erwerbstätigem. Offiziell ausgewiesen werden etwas über 18 Billionen an Verbindlichkeiten. Noch eklatanter sind die Steuereinnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben. Wenn man international gängige Bilanzierungspraktiken (US-GAAP oder IFRS) nimmt, liegt das jährliche Haushaltsdefizit aktuell nicht bei den ausgewiesenen 500 Milliarden, sondern bei 3,5 bis 4 Billionen, die sieben- bis achtfache Summe. Dieser, nach Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung ermittelte Verlust, ist circa zehnmal höher als der gesamte deutsche Bundeshaushalt. 2015 liegt das wahre, sauber gerechnete Haushaltsdefizit bei den Amerikanern deutlich über 10 000 Dollar pro Einwohner und nicht bei »schlappen« 1 600 Dollar. Wenn Sie mir nicht glauben, dann sollten Sie zumindest auf den ehemaligen obersten Rechnungsprüfer der US-Regierung, David M. Walker, hören. (https://www.youtube.com/ watch?v=hsUdK70Jtmc). Laurence Kotlikoff, ein angesehener Professor und ehemaliger Berater des US-Präsidenten Ronald Reagan, schätzt die amerikanischen Staatsverbindlichkeiten sogar auf über 200 Billionen. Das ist elfmal mehr als die offiziell ausgewiesenen Verbindlichkeiten. In den Jahren 2004 bis 2006 war ich aktiv an der Sanierung und Restrukturierung von Borussia Dortmund beteiligt. 2004 lag der Konzernverlust bei 75 Millionen Euro, bei einem Konzernumsatz von nur 97 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten lagen bei 118 Millionen Euro. Damals wäre die Sanierung des BVB fast gescheitert, weil wir nach unserem Engagement circa weitere 20 Millionen an Verbindlichkeiten entdeckten, die in der Bilanz (die zum Ende des Geschäftsjahres erstellte Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben) nicht aufgeführt waren. Diese schlappen 20 Millionen an »vergessenen« Verbindlichkeiten hätten uns bei den Gläubigerverhandlungen fast den Hals gebrochen. Der BVB wäre beinah pleitegegangen. Jetzt nehmen wir mal die US-Daten und vergleichen sie mit dem ehemaligen Pleitekandidaten Borussia Dortmund:

BVB*
(€ millionen)

USA*
($ billionen)

Umsatz

97

3,0

Kosten

172

3,5

»vergessene Kosten«

0

4,5

Ausgewiesener Verlust

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