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Jerry Cotton 3093 - Risiko unbekannt

Jerry Cotton

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2016

ISBN 9783732536610 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

Ich lenkte den Jaguar durch den morgendlichen Berufsverkehr von Washington, während Phil auf dem Beifahrersitz vor sich hindöste. Das Radio spielte Easy-Listening-Musik und wir beide hingen unseren Gedanken nach. Sehr gesprächig waren wir morgens nie.

Als wir das FBI-Hauptquartier in der Pennsylvania Avenue erreicht hatten, parkte ich den Wagen und wir gingen zu unseren Büros. Auf dem Weg dorthin begegnete uns Steve Dillaggio.

Er strahlte, als er uns sah. »Hallo, schön euch zu sehen!«

»Alter Junge! Was führt dich in den Dschungel des politischen Zentrums der Vereinigten Staaten?«, fragte ich ihn gut gelaunt.

»Die Liebe«, antwortete er lächelnd und winkte ab. »Nein, nicht wirklich. Es gibt ein paar Leute, mit denen ich mich hier in der Zentrale unterhalten muss. Aus Sicherheitsgründen haben wir dabei das persönliche Gespräch gewählt und verzichten auf jedwede Form der Telekommunikation.«

»Dann kann nicht mal die NSA mithören«, bemerkte Phil. »Zumindest dann nicht, wenn kein Handy im Raum herumliegt.«

Steve lächelte. »Ja, diese übliche Sicherheitsmaßnahme halten wir natürlich ein, genau wie einige weitere. Und wie läuft es bei euch? So, wie ich gehört habe, habt ihr gerade wieder einen kniffeligen Fall abgeschlossen.«

»Ja, für uns läuft’s gut, entsprechend weniger gut für die bösen Buben«, antwortete ich.

Wir unterhielten uns noch ein paar Minuten, dann musste Steve los, seinen nächsten Termin wahrnehmen.

Wir wollten gerade in unsere Büros gehen und die E-Mails checken, als Dorothy um die Ecke kam.

»Guten Morgen. Gut, dass Sie schon da sind, der Chef möchte Sie sprechen, es scheint dringend zu sein.«

»Guten Morgen«, erwiderte Phil, während ich nur nickte. »Sie sehen heute wieder blendend aus.«

Sie lächelte ihn an. »Sie Charmeur, können es nicht lassen. Und das, obwohl Sie wissen, dass ich in einer äußerst glücklichen Beziehung lebe.«

»Schönheit zu bewundern liegt einem Ästheten wie mir im Blut«, meinte Phil.

»Dann wollen wir hoffen, dass du nicht angeschossen wirst und etwas von diesem ästhetischen Blut verlierst«, sagte ich.

Wir folgten Dorothy zum Büro von Mr High und traten ein.

»Ah, da sind Sie ja, nehmen Sie Platz«, sagte er. »Kennen Sie zufällig Daniel Penn?«

Ich überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Mir ist, als hätte ich den Namen mal gehört, mehr fällt mir dazu aber nicht ein.«

»Ist das jemand, den wir mal festgenommen haben?«, fragte Phil.

»Ich hoffe nicht«, erwiderte Mr High. »Vor allem deshalb, weil er im Finanzministerium arbeitet. Darüber hinaus ist er ein guter Freund von Dirk Brocks.«

Assistant Director Dirk Brocks war Leiter des Field Office Washington D.C. und uns gut bekannt.

»Hört sich irgendwie noch nicht nach einem Fall an«, sagte ich.

»Nein, Sie haben recht, zumindest, wenn Sie das hier nicht gelesen haben«, erwiderte Mr High und legte uns eine Zeitung hin.

Ich schaute mir den Artikel an, in dem Penns Name genannt wurde. Beim Lesen wurde mir klar, was los war. »Mister Penn wird Korruption vorgeworfen – sagt zumindest die Journalistin, die den Artikel geschrieben hat. Gibt es irgendwelche Beweise?«

»Soweit ich weiß, liegen bisher keine vor«, antwortete Mr High. »Wenn es welche gibt, kann sich die entsprechende Stelle damit befassen. Sie sind hier, weil mich Brocks vor ein paar Minuten angerufen und um Hilfe gebeten hat. Da er selbst mit Penn befreundet ist, kann er dem Vorwurf schlecht nachgehen. Man könnte ihm Befangenheit vorwerfen, den Versuch, etwaige Beweise unter den Tisch zu kehren, und sicher noch vieles mehr. Das ist ein Aspekt. Es existiert ein weiterer.«

Er legte eine kurze Pause ein und schaute ernst drein, bevor er weitersprach. »Unabhängig davon, ob Beweise existieren oder nicht, gab es vor einiger Zeit im Gesundheitsministerium eine ähnliche Situation. Einer der führenden Mitarbeiter wurde von der Presse beschuldigt, obwohl es nur einen Verdacht gab. Die Geschichte wurde aufgebauscht, zog immer weitere Kreise und schließlich mussten einige Mitarbeiter des Ministeriums ihre Posten räumen. Es war letztlich egal, ob es Beweise gab oder nicht, allein die Verdachtsmomente hatten ausgereicht, um genug öffentlichen Druck aufzubauen, sodass sie zurücktreten mussten. Penn befürchtet, dass hier das Gleiche ablaufen könnte, und hat daher Brocks um Hilfe gebeten, der sich wiederum an mich gewandt hat.«

»Und? Glaubt er, dass der Verdacht der Korruption begründet ist?«, fragte Phil argwöhnisch.

Mr High schüttelte den Kopf. »Nein, laut Brocks ist Penn ein guter Mann, der sich nicht bestechen lassen würde. Ich selbst kenne ihn nicht, aber ich kenne Brocks. Wenn er nicht von Penns Unschuld überzeugt wäre, würde er ihn nicht zu schützen versuchen.«

»Und was genau soll unsere Aufgabe sein?«, fragte Phil. »Penn zu entlasten?«

»Wenn möglich, ja«, sagte Mr High. »Sollten Sie allerdings Beweise finden, die zeigen, dass Mister Penn wirklich in Korruption verwickelt ist, wird bei ihm wie bei jedem Straftäter verfahren. Die Tatsache, dass er mit dem Leiter eines FBI Field Office befreundet ist, hat darauf keinen Einfluss.«

»Gut, dann machen wir uns an die Arbeit«, sagte ich.

»Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

»Wird erledigt, Sir«, sagte ich und erhob mich.

Dann verließ ich mit Phil das Büro.

***

Wir gingen zu meinem Büro, wo wir zunächst Erkundigungen zu Daniel Penn einholten.

»Er ist zweiundfünfzig, verheiratet und hat zwei Kinder, also der klassische amerikanische Familienvater«, berichtete Phil und suchte am Computer weiter. »Es gibt einen Eintrag wegen Geschwindigkeitsübertretung vor zwei Jahren und sonst … sonst nichts. So gesehen ist der Typ absolut sauber.«

Ich nickte. »Irgendetwas über seine Karriere? Ist er übermäßig schnell aufgestiegen? Hinweise auf Mitgliedschaft in irgendwelchen Seilschaften, etwas in der Art?«

»Mal sehen … vor knapp dreißig Jahren hat er sein Universitätsstudium abgeschlossen, kurz darauf als Beamter angefangen und sich dann hochgearbeitet. Nein, sieht nicht so aus, als hätte er oder jemand anders besonders nachgeholfen. Auch sonst gibt es im Netz nicht viel. Ein Artikel hier, einer da, wo er erwähnt wird. Geht um verschiedene Themen bezüglich Finanzen. Einen roten Faden kann ich auf den ersten Blick nicht erkennen. Mal sehen, wo er wohnt … ja, ein Einfamilienhaus in ganz guter Lage, scheint aber, so wie ich das bei Google Street View sehe, nichts absolut Exklusives zu sein. Auf seinen Namen ist ein Chrysler zugelassen, seine Frau fährt einen Ford. Mittelklassewagen. Falls er unter der Hand Geld angenommen hat, dann bunkert er es für die Rente oder schlechte Zeiten.«

Ich überlegte. »Wir sollten zuerst mit Brocks über die Angelegenheit reden. Er kann uns sicher mehr erzählen.«

Phil nickte, versetzte den Computer in den Standby-Modus und stand auf. »Gut, fahren wir los!«

Wir verließen das Gebäude und nahmen meinen Jaguar, um zum Field Office Washington D.C. zu fahren.

Assistant Director Brocks war in seinem Büro und hatte sofort Zeit für uns.

»Gut, dass Sie so schnell an der Sache dran sind«, sagte er. »Ich bin froh, dass Mister High zwei seiner besten Männer mit der Aufgabe betraut hat. Er hat Ihnen doch erzählt, wie heikel die Situation ist, nicht wahr?«

Brocks schien ein wenig nervös. Das war für ihn eher ungewöhnlich.

Ich nickte. »Ja, hat er. Wir verstehen auch, warum Sie der Sache nicht nachgehen, da Mister Penn ja Ihr Freund ist. Wie lange kennen Sie sich schon?«

»Seit dem Studium«, antwortete Brocks. »Danach haben wir uns ein paar Jahre aus den Augen verloren und schließlich irgendwann hier in Washington wiedergetroffen. Ist ja manchmal so, wenn man umzieht. Berufsbedingt waren wir nicht immer nur an einem Ort tätig. Das kennen Sie ja selbst.«

»Ja, sicher. Mister Penn hat Sie kontaktiert? Oder Sie ihn? Ich meine, als die Sache mit dem Artikel bekannt wurde.«

»Er hat mich angerufen, sofort nachdem er gelesen hatte, was in der Zeitung stand«, antwortete Brocks. »Ihm war klar, dass er etwas unternehmen musste. Es geht hier vor allem um die öffentliche Meinung und Politik, Public Relations. Was da im Gange ist, sieht nach übler Propaganda aus. Ich weiß, dass Politiker nicht unbedingt beliebt sind, vor allem die aus dem Finanzministerium. Bei deren Entscheidungen geht es um viel Geld und gewöhnlich versucht das Ministerium, weniger Geld auszugeben beziehungsweise zu bewilligen, als gefordert wird. Die Jungs dort sind nicht umsonst als Erbsenzähler verschrien. Aber Daniel ist in Ordnung, er macht einfach nur seinen Job, und das, soweit ich es beurteilen kann, sehr gut. Davon abgesehen ist er ein guter Freund und ich habe mehrfach erlebt, dass man sich auf ihn verlassen kann.«

»Das bezweifeln wir nicht«, sagte ich. »Wobei wir bei unseren Ermittlungen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen müssen. Es gibt Ihres Wissens keine konkreten Hinweise darauf, dass an den Korruptionsvorwürfen etwas dran ist?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Im Artikel stand etwas von einer anonymen Quelle. Außer dem Artikel selbst gibt es, soweit ich weiß, nichts, was auf Korruption hindeutet.«

»Dann sollten wir auch mit der Verfasserin des Artikels reden«, meinte Phil. »Mia Allenham ist ihr Name.«

»Hoffentlich kann sie die Sache aufklären«, meinte Brocks. »Wobei ich das eigentlich bezweifle, da sie ja...