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Rock my Heart - Roman

Jamie Shaw

 

Verlag Blanvalet, 2016

ISBN 9783641172329 , 384 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

1

»Ich kann nicht glauben, dass ich mich von dir dazu habe überreden lassen!« Ich zupfe an dem schwarzen Saum des Nylon-Stretchrocks herum, in den mich meine beste Freundin gezwängt hat, aber es nützt alles nichts – es sei denn, ich will anstatt der Haut meiner Oberschenkel den Bund meines Slips zeigen. Ich werfe noch einen beklommenen Blick auf die lange Schlange von Leuten hinter mir auf dem Gehweg, dann schiele ich wieder auf den von der Sonne erwärmten Stoff zwischen meinen Fingerspitzen und knurre: »Du hättest mich wenigstens ein Paar Leggings drunterziehen lassen können.«

Dee lacht nur und zieht meine Hände vom Rock weg. »Hör auf zu meckern, Ro. Du wirst mir dankbar sein, wenn wir alt und grau sind und du auf diesen Abend zurückblickst und begreifst, dass du einmal, wenigstens einmal« – sie fuchtelt mir mit dem Zeigefinger vor der Nase herum, um diese einsame Zahl zu unterstreichen – »mal allen gezeigt hast, was du hast, bevor dein kleiner heißer Körper ganz alt und schlaff wurde.«

»Ich sehe lächerlich aus«, jammere ich, schiebe ihren Finger beiseite und verdrehe die Augen, um noch eins draufzusetzen. Ich sehe aus, als hätte Dees Kleiderschrank zu viel getrunken und sich auf mir übergeben. Irgendwie hat sie mich dazu gebracht, diesen Minirock anzuziehen – den hauteng nicht einmal annähernd beschreibt –, dazu ein knallrosa Top, das mehr Dekolleté zeigt, als gesetzlich erlaubt sein sollte. Der Ausschnitt endet knapp über meinem Bauchnabel, und zwischen dem Top und dem oberen Rand meines Rocks blitzt ein blasser Streifen Haut hervor. Der knallrosa Stoff passt perfekt zu den mörderisch angesagten High Heels.

Mörderisch im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ich weiß einfach, dass ich damit auf die Schnauze fallen und sterben werde.

Ich fummele wieder an dem Rock herum, als einer der Typen in der Schlange hinter uns sich zu mir nach vorne beugt, mit einem idiotischen Grinsen im Gesicht. »Ich finde, du siehst heiß aus.«

Natürlich findet er, dass ich heiß aussehe – ich sehe aus wie eine verdammte Prostituierte!

»Ich habe einen Freund«, entgegne ich und ignoriere Dees spöttisches Lachen.

»Was sie eigentlich sagen wollte, war: Danke«, feuert sie zurück und wirft mir einen tadelnden Blick zu.

Der Typ grinst uns arrogant an. Er trägt ein entsetzlich eng anliegendes T-Shirt mit Grafik-Print und einem metallic-glänzenden Schriftzug, der genauso gut Schwachkopf lauten könnte, und selbst Dee verzieht unwillkürlich das Gesicht, bevor wir uns beide abwenden.

Wir sind die Ersten in der Schlange, die für das Konzert heute Abend ansteht. Wir warten vor dem Eingang zum Mayhem, unter dem orangeroten Schimmer einer untergehenden Sommersonne. Dee freut sich seit Wochen auf diesen Abend, und ich war sogar noch aufgeregter als sie gewesen – bis mein Freund, mit dem ich seit drei Jahren zusammen bin, absprang.

»Brady ist ein Idiot«, sagt sie jetzt, und ich seufze nur.

Ich wünschte, die beiden würden miteinander auskommen. Deandra und ich sind seit dem Kindergarten beste Freundinnen, und Brady und ich gehen seit meinem zweiten Jahr auf der Highschool miteinander. Vor zwei Monaten sind wir zusammengezogen.

»Er sollte hier sein, um zu bewundern, wie umwerfend du heute Abend aussiehst, aber neeeiiin, für ihn kommt ja immer die Arbeit an erster Stelle.«

»Er ist den ganzen weiten Weg hierhergezogen, um mit mir zusammen zu sein, Dee. Sei nicht so hart zu ihm, okay?«

Sie grummelt vor sich hin, bis sie mich dabei ertappt, wie ich zum x-ten Mal an diesem Abend meine Augenlider betaste. Sie schlägt meine Hand beiseite. »Hör auf, daran herumzufummeln!«, befiehlt sie mir. »Du verschmierst nur alles.«

Ich starre auf meine verfärbten Fingerspitzen und reibe sie aneinander. »Sag mir die Wahrheit«, sage ich, während ich das verklumpte Puder wegschnippe. »Sehe ich aus wie ein Clown?«

»Du siehst absolut heiß aus«, versichert sie mir mit einem Lächeln. »Wenn ich lesbisch wäre, müsstest du dich vorsehen!«

Ich lache, bis der Schwachkopf sich wieder vorbeugt und sich mit seiner riesigen Hakennase zwischen uns drängt.

»Lass dich davon nicht aufhalten.«

Wir beide funkeln ihn so scharf an, dass er prompt einen Schritt nach hinten stolpert, und auf einmal scheinen seine unerträglich roten Sneakers das Faszinierendste zu sein, was er je gesehen hat. Dee und ich drehen uns wieder um, tauschen einen Blick und versuchen uns das Lachen zu verbeißen. Sie schubst mich scherzhaft mit dem Ellbogen, und ich kichere und knuffe zurück.

Gerade als ich das Gefühl habe, endlich ein bisschen lockerer zu werden, spaziert ein Typ an uns vorbei und macht Anstalten, sich vorzudrängeln. Er trägt eine Sonnenbrille und eine ausgebeulte schwarze Strickmütze, tief in den Nacken geschoben, und schnippt eine Zigarette auf den Boden, und meine Augen werden zu Schlitzen.

Dee und ich warten schon viel zu lange, um zuzulassen, dass sich irgendein selbstgerechter Vollidiot an uns vorbeidrängelt, und als er an die Tür des Klubs klopft, kann ich mich einfach nicht zurückhalten.

»Es ist noch kein Einlass«, sage ich, in der Hoffnung, dass er den Wink versteht. Selbst mit meinen Wolkenkratzer-Absätzen fühle ich mich neben ihm wie ein Zwerg. Er muss mindestens eins fünfundachtzig groß sein, vielleicht noch größer.

Er dreht mir seinen Kopf zu, nimmt die Sonnenbrille ab und grinst, als hätte ich irgendetwas Witziges gesagt. Sein Handgelenk ist mit String- und Gummibändern und einem breiten Lederarmband umwickelt, und drei seiner Fingernägel an jeder Hand sind schwarz lackiert. Aber seine Augen sind es, die mir die Sprache verschlagen: hellgrau mit einem Hauch von Grün. Sie sind atemberaubend.

Als die Tür aufgeht, wendet er sich wieder von mir ab und begrüßt den Türsteher mit Handschlag.

»Du bist spät dran«, sagt der Türsteher, und der Typ schlüpft lachend in den Klub.

Sobald er verschwunden ist, schlägt mir Dee gegen die Schulter. »Oh mein Gott! Weißt du, mit wem du da eben geredet hast?!«

Ich schüttele den Kopf.

»Das war Adam Everest! Er ist der verdammte Leadsänger der Band, für die wir hier anstehen!«

Oh … Gott … Nein. »Du machst Witze …«

Sie schüttelt den Kopf, verbeißt sich das Lachen. »Hast du gesehen, wie er dich angeschaut hat?«

»Als ob ich eine Idiotin wäre!«

Sie umarmt mich und prustet nun doch los.

»Du hättest mir das nicht zufällig sagen können?!«

Dee drückt mich fest an sich. »Er stand genau vor uns! Was hätte ich denn tun sollen?« Sie lacht noch lauter. »Oh, Süße, es tut mir leid! Das war …« Ihr Körper bebt noch immer, als ich spüre, wie sie hinter meinem Rücken eine Hand hebt, um sich eine Träne aus dem Auge zu wischen.

Stöhnend führe ich ihren Satz zu Ende. »… der peinlichste Moment meines Lebens.«

»Ach komm, du hattest schon schlimmere. Viel schlimmere.« Sie löst sich von mir und grinst mich an. »Weißt du noch, als du damals bei David Miller zu Haus …«

»Okay, Dee. Damit wirst du meine Stimmung garantiert nicht aufheitern!«

Sie kichert leise vor sich hin, während sie noch eine Schicht glänzenden rosa Lipgloss aufträgt. Dann schnellt ihre Hand vor, um dasselbe bei mir zu tun. »Wir werden das hier die erste der vielen denkwürdigen Erinnerungen nennen, die wir uns heute Abend schaffen werden.«

»Warum in Gottes Namen sollte ich mich daran erinnern wollen?«, frage ich und verziehe den Mund.

»Weil du mit Adam Everest geredet hast!«

Eine leise Stimme erklingt hinter mir: »Deine Freundin hat recht«, sagt das Mädchen und nickt zustimmend. »Und er hat dich genau angesehen. Er hat dich angelächelt

»Ist er nicht hinreißend?«, fragt Dee, die nie eine Gelegenheit auslässt, von Jungs zu schwärmen. Sie und das Mädchen hinter uns fangen an, über Adam zu plaudern, während ich mich in meinen Gedanken verliere.

Ich habe eben mit einem Rockstar geredet, einem verdammten Rockstar. Zugegeben, ich hatte keine Ahnung, wer er war, aber zum Teufel, er sah auf jeden Fall wie einer aus. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, was würde ich jetzt zu ihm sagen? Vermutlich nichts, und dann hätte ich dieses Lächeln und diese Augen nie gesehen …

»Du bist ja ganz rot im Gesicht«, stellt Dee fest und holt mich ins Hier und Jetzt zurück.

»Es ist heiß hier draußen«, lüge ich.

»Du bist praktisch nackt, und so warm ist es nun auch wieder nicht.« Sie verzieht die Lippen zu einem wissenden Grinsen, was mich nur noch mehr erröten lässt.

Ich bin gerettet, als die Tür zum Mayhem aufgeht, und ich stolpere fast über meine eigenen Füße, um möglichst schnell hineinzugelangen. Ich habe einen Freund, und auch wenn ich mir sicher bin, dass ich nie wieder ein Wort mit Adam wechseln werde, sollte ich wirklich damit aufhören, diese Begegnung gedanklich immer wieder durchzuspielen und mir zu wünschen, ich hätte mich anders verhalten.

Im trüben Nebel des Klubs wirft ein Türsteher einen kurzen Blick auf unsere gefälschten Ausweise und drückt uns einen Stempel auf die Handgelenke, dann zieht mich Dee auch schon an die Bar.

Sie gibt dem Barkeeper mit zwei erhobenen Fingern ein Zeichen und bestellt uns zwei Dirty Girl Scouts. Sie hat die Hand noch nicht wieder sinken lassen, als sich bereits irgendein Kerl von der Seite...