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Obsession

Lilian Green

 

Verlag SALAX, 2014

ISBN 9783866085602 , 134 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,99 EUR

  • Vögelfrei - Roman
    Hochzeit der Sklavin - Der Sklavin schwerste Prügun
    Unartig
    Gift für die Sklavin
    Demütig
    Gefangen
    Der dunklen Tugend - Mein Weg zur absoluten Sklavin meines Meisters

     

     

 

 

SCHWARZE ORCHIDEE

Manchmal, wenn sie im Park an mir vorübergeht, sehe ich sie einfach nur an. Mit diesem eigenartigen verträumten Gesichtsausdruck, der die anderen zu befremden scheint. Gefangen in einem Wachtraum, so fühle ich mich dann. Ein Wachtraum, der nur aus ihrer Gegenwart zu bestehen scheint. Nur aus ihrem Gesicht, ihrem so offenen und ehrlichen Lächeln – die faszinierende Art und Weise, in der sich ihr einmaliger Körper bewegt.

Aber auch in diesem Augenblick, hier und jetzt, fühle ich mich wie in einem Traum; selbst wenn sie nicht hier ist. Sie ist irgendwo dort draußen. Dieser Gedanke genügt mir. Die Gewissheit, dass sie da ist, und dass wir uns wiedersehen werden. Bald.

Meine Kommilitoninnen schauen mich in letzter Zeit verstohlen an. Schräg von der Seite. Mit Blicken, die Skepsis zum Ausdruck bringen sollen. Und dann und wann rempeln sie mich mit den Ellbogen an, versuchen mich in den tristen Alltag zurückzubringen und stellen mir Fragen in zweifelndem Tonfall: «Hey! Sag mal, bist du eigentlich noch da?»

Ich lache dann auf und sage fröhlich: «Na klar! Was denkst du denn?»

Aber das ist eine Lüge. In Wirklichkeit bin ich bei ihr. Die ganze Zeit über. Dabei kenne ich nicht einmal ihren Namen. Weiß nicht einmal, ob sie solo ist oder ob sie vielleicht einen Freund hat. Ich wette, sie hat einen. Die Männer sind bestimmt alle ganz verrückt nach ihr. Sie ist so außergewöhnlich. So strahlend. Makellos.

Schön.

Ich stelle mir vor, dass sie ein Model ist. Bei der Figur und bei diesem Gesicht. Es würde mich ehrlich gesagt unendlich überraschen, wenn sie nicht für die größten und angesehensten Magazine posiert.

Ja, es ist verrückt, sich um jemanden so viele Gedanken zu machen, dessen Namen man nicht einmal kennt. Und was ich noch viel verrückter finde, ist die Tatsache, dass man mir meinen «Zustand» offensichtlich so mühelos vom Gesicht ablesen kann! Dabei war ich jahrelang davon überzeugt, meine Gefühle wären für die Außenwelt ein Buch mit sieben Siegeln. Nun, man belehrt mich immer wieder eines Besseren.

Wann immer mich jemand fragt, ob ich vielleicht verliebt sei, schüttle ich den Kopf und winke lächelnd ab – doch die Wahrheit in mir spricht eine ganz andere Sprache. «Ja», flüstert sie. «Ich bin in sie verliebt. Sie beherrscht all mein Denken, Handeln und Fühlen.»

Sie ist meine schwarze Orchidee.

So habe ich sie in meiner Fantasie getauft, denn ihre Haut ist schwarz. Schwarz wie eine mondlose Sommernacht. Meine Haut dagegen ist blass und man kann die Adern darunter durchschimmern sehen. Aber das Blut darin ist genauso rot wie das ihre. Nicht minder lebendig und voller Leidenschaft. Und sie ist eine Frau. Mit langen, dunklen Haaren, einem Paar wogender, äußerst empfindlicher Brüste, deren Warzen sich verhärten und aufrichten wie kleine rote Türmchen, wenn sie erregt ist. Mit einem kleinen Bauchnabel, einige Fingerbreit über dem Ansatz des Schamhaars, das sich niedlich über ihrem Venushügel kräuselt. Mit einer hellroten, elektrisierenden Klitoris, die über einem Paar großer und kleiner Schamlippen thront, und einem runden Popo, der aus zwei fleischigen Hälften besteht, die bei jedem Schritt erotisierend auf und ab wippen.

Und einer schmalen Kerbe dazwischen, in deren verdunkeltem Reich sich eine weitere enge, erregende Körperöffnung befindet. Eine Öffnung, die nur darauf wartet, unanständige und obszöne Dinge zu tun und wiederum selbst mit sich machen zu lassen. Mit wenigen Worten gesagt: Sie ist eine vollkommene, gesunde und sehr vitale junge Frau – sie ist genau wie ich.

* * *

Männer sind in ihrer sexuellen Fantasie so eindimensional. Ein paar knakkige Titten, ein nackter Frauenarsch, eine glatt rasierte, feuchte Möse – und schon dieser Anblick lässt ihre Herzen höher schlagen und ihre pulsierenden Schwänze strammstehen. Im Prinzip genügt ein solch reduzierter Ausschnitt völlig, um als simpelste aller stimulierenden Masturbationsvorlagen zu dienen. Ein paar Mal die Vorhaut vor- und zurückschieben, abspritzen und der ganze Zauber ist auch schon wieder vorbei.

Bei uns Frauen ist das anders.

Wir wissen zwar durchaus den Puls steigernden Anblick eines männlichen Knackarschs zu würdigen, und auch manche Ausbeulung an der Vorderseite einer Hose verfehlt ihre ansprechende Wirkung bei uns nicht – aber alles in allem reichen diese geringen visuellen Reize dann nicht unbedingt aus, um uns sofort in paarungswillige, feuchtschenklige Wesen zu verwandeln, deren Beine unwillkürlich in den Spagat gehen. Nein, ich fürchte so läuft das nicht. Wenigstens bei mir nicht und bei allen anderen jungen Frauen meines Alters, die ich kenne, auch nicht – oh, ich bin so ungezogen! Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Lucille und ich bin einundzwanzig Jahre alt. Ich studiere in Paris, an der Sorbonne, aber eigentlich stamme ich aus einem kleinen Städtchen in Südfrankreich, in dem meine Familie heute noch lebt. Hier, in der «Stadt der Liebe», wohne ich in einem kostengünstigen Apartment im Stadtteil La Defense – und habe mich zum ersten Mal in meinem Leben in eine Frau verliebt.

In ein Mädchen eigentlich, das vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt ist. Ein schwarzes Mädchen, das ich nur vom Sehen her kenne. Und von den vielen gemeinsamen Stunden, die wir in romantischen, verführerischprickelnden Fantasiesituationen durchlebt haben.

Sie wollten doch schon immer einmal wissen, wie die erotischen Fantasien eines hoffnungslos verliebten, einundzwanzigjährigen Mädchens aussehen, oder? Ich will es Ihnen gerne verraten. Mein allergrößtes Geheimnis …

Hauptsache, dass Sie sich nichts darauf einbilden. Es ist nur so, dass ich es ja ansonsten ohnehin niemandem mitteilen kann. Wem sollte ich es schon sagen? Meinem Vater? Damit er mich als verkommene Hure und als kranke, dreckige Schlampe, als Schande der Familie beschimpft und mich dann grün und blau schlägt?

Meiner Mutter, die glaubt, Frauen, die sich zu Frauen hingezogen fühlen, müsste man auf der Stelle einsperren und medikamentös behandeln? Oder meiner Schwester, die sich schon vor ihrem eigenen Körper so sehr ekelt und mich voller Verachtung anspucken würde?

Nein, danke. Ich hab schon.

Mein größtes Geheimnis also, liebe Leser. Nur für Sie. Nur für Ihre Augen, denen ich für einen Moment Einblick in mein Heiligstes gewähre. Sie müssen wissen, es ist gleichermaßen lustvoll wie qualvoll, darüber zu schreiben – und dabei zu wissen, dass man zwar einerseits etwas sehr Aufregendes und Intimes von sich preisgeben, es mit vielen anderen Menschen teilen kann … aber anschließend doch wieder allein zurückbleiben wird.

Weil sie nicht da ist. Nicht hier in diesem weichen Bett mit dem flauschigen Kissen und der nach Frische duftenden Decke. Nicht hier bei mir.

Und weil mich der Gedanke so wahnsinnig macht, dass sie überhaupt nichts von mir weiß. Wen sollte ich fragen, ob es besser ist, sie weiterhin aus der Ferne anzuhimmeln, sie zu begehren und geradezu anzubeten – oder ob es besser wäre, aus meinem schwülen, erotischen Versteck aus verbotenen Träumen, heimlichen Sehnsüchten und unerfüllbarem Verlangen herauszutreten und mich als das zu erkennen geben, was ich wirklich bin: eine kleine, vor Lust feuchte Studentin mit zu vielen schmutzigen Gedanken, geschickten langen Fingern und einer süßen, lodernden Spalte, die unablässig nach neuer Erfüllung, nach immer intensiveren Erfahrungen und überschäumender Ekstase schreit …

* * *

Das erste Mal habe ich sie in der Metro gesehen.

Sie saß mir schräg gegenüber … und diese Augen … schwarze Glut, die mich sofort in ihren Bann geschlagen hat. Bislang hatte ich noch nie derlei verwirrende, zutiefst irritierende und aufwühlende Empfindungen für einen Menschen meines eigenen Geschlechts gehabt. Und um ganz ehrlich zu sein, der Anblick schwarzer Haut hat mich von jeher gleichgültig gelassen. Da war nichts. Kein erregendes Knistern, keine erotische, sinnliche Schwingung und auch nichts von dem oft zitierten animalischen Magnetismus, der Schwarzen angeblich anhaften soll.

Mag sein, dass es auf verwöhnte und gelangweilte Europäer so wirken mochte, die sich nach exotischen Ländern und Abenteuern sehnten. Bei mir war das nie der Fall. Bis zu diesem Nachmittag.

Schwarze Orchidee.

Ich habe keine Ahnung, ob mir diese Bezeichnung noch an diesem Tag in den Sinn gekommen war. Eines Tages nannte ich sie einfach so. Ich hätte sie auch Mona, Juliette oder Sophie nennen können, vielleicht – aber keiner dieser Namen wollte zu diesem leicht verschwitzten, nur von einem knappen Top und aufreizenden Hotpants bekleideten Mädchenkörper passen.

Bei jeder anderen hätte dieses Outfit wahrscheinlich vulgär, ja geradezu nuttig ausgesehen. Doch nicht so bei ihr. Und dieses warmherzige Lächeln, das sie mir geschenkt hat – das war keines, zu dem der Name Marie-Claire gepasst hätte. Unwillkürlich musste ich an «Naomi» denken. Der einzige afroamerikanische Name, der sich bei ihrem Anblick leise in meinem Hinterkopf regte. Ob sie vielleicht wirklich Naomi hieß?

Alles, was ich in diesem Augenblick in mir gespürt hatte, war ein übermächtig werdendes Verlangen, diese Orchidee zu umarmen, diese Lippen zu küssen, deren Anblick die sexuelle Erregung in mir plötzlich zu regelrechter Raserei steigern wollte!

Ihre gewaltigen Knospen, die sich lebensecht unter dem eng sitzenden Top abzeichneten, sich mir anboten … ich wollte sie zwischen...