dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Keep calm, Lady!

Sara-Maria Lukas

 

Verlag Plaisir d'Amour Verlag, 2017

ISBN 9783864952876 , 229 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

6,99 EUR


 

Kapitel 1


 

Mit einer lässigen Handbewegung landet das Telefon auf dem Schreibtisch. Zufrieden hebt Steven Carter die Arme, faltet die Hände im Nacken und streckt sich gegen die Lehne seines wuchtigen Schreibtischsessels. „Bingo. Thank you very much, Mr. Chen.“ Es läuft mal wieder bestens. Nicht mehr lange, dann steht die Carter GmbH auf sicheren, stabilen Säulen, nicht schlecht, nach nur drei Jahren.

Die Gegensprechanlage piept. Seufzend löst Steven seine entspannte Haltung auf und drückt auf den Knopf. „Was gibt’s?“

„Frau Sander hat angerufen, während Sie mit Hongkong verhandelt haben, und bittet um Rückruf.“

„Danke, Karina.“

„Möchten Sie noch einen Kaffee? Ich habe grad einen frischen gekocht.“

„Gerne.“

Während er wählt und wartet, kommt seine Assistentin herein, stellt die Tasse ab, nickt ihm freundlich zu und entfernt sich schnell wieder. Ungeniert betrachtet er ihren prallen Arsch in der engen Jeans. Können nicht alle Frauen so herrlich unkompliziert sein wie sein Mädchen für alles?

An Karina Schulz scheint jede typisch weibliche Veranlagung zur Zickerei vorbeigegangen zu sein. Sie hat lange blonde Haare und zieht sich immer nett an. Sie lächelt freundlich, lässt sich gern mit dem Vornamen anreden, wird rot, wenn er ihr ein Kompliment macht, und strahlt, wenn er ihr einen Strauß Blumen auf den Schreibtisch stellt, weil sie mal wieder für ihn Überstunden gemacht hat. Leider ist sie vergeben und sehr in ihren Freund verliebt. Was soll‘s, denn ziemlich sicher steht sie nicht auf das, was ihm beim Sex Spaß macht.

Es klickt im Telefon und eine barsche Stimme ertönt. „Sander.“

„Carter hier. Guten Tag, Frau Sander. Sie wollten mich sprechen?“

Im Geiste sieht er seine Gesprächspartnerin vor sich und stöhnt innerlich. Elisabeth Sander ist das krasse Gegenteil von Karina Schulz. Eine Karrierefrau, die ihm, allein auf der Tatsache beruhend, dass zu seiner natürlichen Ausstattung ein Schwanz gehört, grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht.

„Was soll das mit dieser Einladung?“, poltert sie ungehalten ins Telefon.

Steven schmunzelt und lehnt sich entspannt zurück. „Oh, ich dachte, es ist angenehmer, bei einem guten Essen zu sprechen als am Schreibtisch.“

„Abends? In einem Hotel? Sie schätzen mich falsch ein.“

„Okay, sorry, ich wollte Sie nicht beleidigen. Machen Sie einen Vorschlag.“

„Montag fünfzehn Uhr in Ihrem Büro?“

Steven überfliegt seinen Terminkalender. „Schlecht. Wie ist es mit dem darauffolgenden, also in zwei Wochen?“

„Okay. Und erwarten Sie nicht zu viel Entgegenkommen von mir.“

„Frau Sander, wir wollen doch Geschäfte machen, von denen wir beide profitieren, oder?“

„Dann sind wir uns ja einig. Bis dann, Mr. Carter.“

Sie legt auf. Gott, die Frau ist wirklich extrem. Sobald er sie anlächelt, glaubt sie, er macht sich über sie lustig. Einmal hat er ihr höflich die Tür aufgehalten.

„Ich bin nicht behindert“, war ihr Kommentar, als sie ihm rüde den Türgriff aus der Hand gerissen hat.

Sie besitzt mehrere Läden für Geschenke, Krimskrams und Modeschmuck und verkauft Artikel, die die Carter GmbH aus Asien importiert. Sie hat ständig Angst, übervorteilt zu werden. Er seufzt. Amerikanische Girls sind insgesamt betrachtet irgendwie einfacher gestrickt. Zum Glück gibt es in Deutschland nicht viele Frauen unter seinen Geschäftspartnern. Mit Männern kann man nun mal definitiv vernünftiger reden – und vor allem, ohne ständig Angst haben zu müssen, in ein chauvinistisches Fettnäpfchen zu treten.

Er wirft einen Blick auf die Uhr, steht auf und verlässt das Büro. „Ich bin unten im Marketing.“

Karina sieht kurz von ihrem Schreibtisch auf und nickt. „Okay.“

Ein Stockwerk tiefer betritt er ohne anzuklopfen den Konferenzraum. Acht Gesichter zucken zu ihm herum. Alexander Rottmann, der Teamleiter, steht vorn, unterbricht seinen Satz und sieht ihn irritiert an.

Steven winkt ab. „Lassen Sie sich nicht stören, ich höre nur ein bisschen zu.“

Schräg hinter Emma Marquardt steht ein nicht benötigter Stuhl an der Wand. „Darf ich?“ Er lächelt ihr freundlich zu, und sie rutscht schnell zur Seite, damit er vorbei kann.

„Danke. Reicht schon.“

Alle sehen misstrauisch zu ihm herüber. Klar, denn es ist ungewöhnlich, dass er ohne Ankündigung in eine Sitzung platzt und einfach nur zuhören will. „Machen Sie weiter, beachten Sie mich gar nicht.“

Es gibt einen Grund dafür. Rottmann bringt ihm in den letzten Monaten häufig sehr gute Vorschläge und sorgfältig ausgearbeitete Konzepte, die er angeblich selbst erstellt. Steven glaubt das nicht, denn im persönlichen Gespräch zeigt sich sein Teamleiter nicht besonders kreativ. Nun will er herausfinden, wer in der Abteilung wirklich die guten Ideen hat.

Während Rottmann sich räuspert, in seinen Unterlagen blättert und sichtlich Mühe hat, seinen Faden wiederzufinden, sieht Steven sich um. Die meisten Mitarbeiter kennt er nur flüchtig. Marketing ist nicht gerade sein Fachgebiet, deswegen ist er darauf angewiesen, fähige Leute zu beschäftigen. Bei Einstellungsgesprächen folgt er meist mehr seinem Instinkt als der Aussagekraft von Zeugnissen. In der Regel klappt das gut. Bei Rottmann hat er allerdings den Fehler gemacht, ihn zu übernehmen, als er die Firma kaufte, in der er beschäftigt war, obwohl er von Anfang an nicht die beste Meinung von ihm hatte. Leider sind die Kündigungsschutzgesetze in Deutschland strenger als in New York. Er braucht einen guten Grund, um ihn loszuwerden, und den sucht er jetzt.

Rechts sitzen die jüngeren Frauen der Abteilung, Lina Hartmann, Sabrina Gerstner und die kleine Meier. Die drei sind sicher nicht Rottmanns Ideengeberinnen. Sie machen zwar ihren Job anständig, haben aber kein Interesse an der weitergehenden Entwicklung der Firma, was sicher anders wäre, hätte er statt eines Importgeschäftes eine Diskothek gekauft. Sein Blick wandert nach links. Vielleicht Felix Rawe? Der Junge gefällt ihm gut. Kommt aus einfachen Verhältnissen und hat per Fernstudium die Marketingausbildung neben seinem ursprünglichen Job absolviert. Kein leichter Weg. Aber Rawe würde sich nicht von Rottmann übervorteilen lassen, dafür ist er zu intelligent. Der Junge hat Ehrgeiz und hätte ihn längst selbst darauf angesprochen. Sein Blick fällt auf Emma Marquardt, die sich gerade über ihren Block beugt und Notizen macht. Sie hat die Augenbrauen leicht zusammengezogen und wirkt sehr konzentriert. Jetzt dreht sie den Kopf etwas und mustert ihn aus den Augenwinkeln. Er zieht fragend eine Augenbraue hoch. Sofort starrt sie wieder nach vorn und ihre Wangen röten sich. Schmunzelnd beobachtet er sie. Die erhöhte Durchblutung steht ihr gut. Ja, er ist definitiv der elende Macho, als den Cat ihn immer beschimpft.

Die Marquardt hat er ebenfalls als Bestandteil des Inventars übernommen, als er die Firma vor drei Jahren kaufte. Sie scheint ein ziemlich langweiliges Leben zu führen. Sie ist keine dieser Extrem-Emanzen wie die Sanders, die ständig meinen, Männer wollen sie unterdrücken wie vor zweihundert Jahren, aber auch kein oberflächliches Dummchen, wie einige der anderen Frauen im Team. Die Marquardt arbeitet zuverlässig, fleißig und systematisch, kleidet sich schlicht, zweckmäßig und scheint vollkommen losgelöst von Launen und Stimmungen zu sein. Sie zeigt nie besondere Herzlichkeit oder Fröhlichkeit, ist aber auch nie unfreundlich. Wenn alle Mitarbeiterinnen so angenehm normal wären, wäre es leicht, ein Unternehmen zu führen. Ein bisschen schüchtern scheint sie zu sein, denn sie senkt den Blick, wann immer sie sich begegnen und er sie grüßt. Vielleicht findet sie ihn aber auch einfach nur unsympathisch. Egal. Als Mitarbeiterin ist sie gut, sie muss ihn nicht mögen. Er weiß ihre Loyalität trotzdem zu schätzen. Diese Eigenschaft zählt mehr als oberflächliche Freundlichkeit, bei der man sowieso nie sicher sein kann, ob sie ehrlich gemeint ist.

In Gedanken versunken betrachtet er ihren Körper. Eigentlich viel zu schade für die langweiligen Klamotten, die sie immer trägt. Warum ziehen sich Frauen, die keine vorteilhafte Figur haben, enge Kleidung an, und Frauen, die eine tolle Figur haben, nicht? Er hat das einmal eine Frau gefragt, die eine Nacht bei ihm verbrachte … Es war bei dieser einen Nacht geblieben.

Die Marquardt hat jedenfalls eine klasse Figur. Sie treibt vermutlich Sport. Er mag fitte Frauen, vor allem über seinen Knien. Innerlich grinst er breit. Wenn sie seine Gedanken jetzt lesen könnte, würde sie sicher schreiend flüchten. Sein Blick gleitet nach oben.

Ihre Haut am Hals und im Gesicht wirkt, als ob sie weicher und zarter wäre als bei anderen Menschen. Das ist ihm sonst nie aufgefallen. Klar, sonst sitzt er ja auch nicht hinter ihr und betrachtet sie. Plötzlich reizt es ihn, mit dem Finger über ihre Wange zu streichen, um zu fühlen, ob dieser Eindruck richtig ist. Sie hält sich im Sitzen gerade, sodass ihre Brüste trotz der langweiligen weiten Bluse gut zur Geltung kommen. Es muss ein Vergnügen sein, diese Taille mit beiden Händen … vielleicht sollte er sie doch mal einladen, nett essen zu gehen und … Im Bett würde sie vielleicht …

Okay, Schluss jetzt. Ganz sicher keine gute Idee. Emma Marquardt gehört zu der Sorte intelligenter Frauen, die sich nicht auf einen gewöhnlichen Mann wie ihn einlassen, nur weil er zufällig ihr Boss ist....