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Preppy - Er wird dich verraten

T. M. Frazier

 

Verlag LYX, 2017

ISBN 9783736305281 , 334 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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1


Preppy
Drei Jahre früher

Verdammt, ist das guter Stoff!

Ich wischte das Pulver weg, das mir noch unter der Nase klebte, und rieb es mir auf das Zahnfleisch. »Erstklassiger Stoff. Danke, Mann! Jetzt ist dieser Scheißtag ein kleines bisschen weniger beschissen«, sagte ich. Wir waren gerade bei Grace’ Haus vorgefahren, nachdem wir King im Knast abgeliefert hatten, wo er seine Haftstrafe antreten würde. Wir würden ihn wiedersehen, aber erst in zwei bis vier Jahren.

»Verdammt«, sagte Bear und wiederholte mein Urteil über das Kokain, indem er eine Line vom Armaturenbrett zog. Er kniff sich in die Nase und schüttelte den Kopf. Als der Stoff sein Gehirn erreichte, flogen ihm die langen blonden Haare um den Kopf, als wäre er ein Schäferhund, der sich trocken schüttelte.

Ich kannte das Gefühl.

Ich kannte es gut.

Und ich liebte es.

Bear wischte die verbliebenen Spuren unserer kleinen Trauerfeier vom Armaturenbrett. Er stieg aus, aber ich zögerte, die Hände immer noch auf dem Lenkrad. Ich blickte zu Grace’ kleinem Haus hinauf und seufzte. »Kommst du?«, fragte Bear und beugte sich zum offenen Wagenfenster herein. Dann zündete er zwei Zigaretten an und lehnte sich an das Auto. Sein Arsch, der in einer Jeans steckte, versperrte mir die Sicht.

Zögernd stieg ich aus, und als ich um das Auto herumging, strich ich meine Hose glatt, rückte meine Fliege zurecht und holte tief Luft. Ich lehnte mich neben Bear an den Wagen, und schweigend starrten wir auf Grace’ Veranda. Er reichte mir eine der brennenden Zigaretten. Ich griff danach und inhalierte tief.

»Bist du sauer, weil King uns verboten hat, ihn zu besuchen?«, fragte ich. Bear hakte einen Daumen in seine Hosentasche und kickte mit der Stiefelspitze eine Muschel weg.

Ich nahm einen weiteren Zug und atmete langsam aus.

Bear zuckte die Achseln. »Ein paar meiner Brüder sagen dasselbe, wenn sie eingelocht werden. Keine Anrufe, keine Besuche. Wenn sie im Knast sind, müssen sie sich auf das Leben im Knast konzentrieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es besonders hilfreich ist, Besuch zu bekommen, der einen ständig an die Freiheit erinnert, die man nicht mehr hat.«

»Ich rede nicht von deinen Beach Bitches, Glücksbärchi. Ich rede von King«, sagte ich und trat meine Zigarette aus.

Bear verdrehte die Augen, schnippte die Zigarette auf die Straße und stieß den Rauch durch die Nase aus. »Na komm, bringen wir es hinter uns.«

»Bear?«, fragte ich. Plötzlich fühlte ich mich unwohl, als wir den Weg entlanggingen. Ich klopfte meine Hose ab und zog meine Fliege noch einmal gerade.

»Ja, Prep?«

Ich folgte ihm auf die Veranda und senkte meine Stimme zu einem Flüstern. »Ich glaube, Gras wäre eine bessere Idee gewesen als Koks.«

Bear drehte sich um. Seine Pupillen hatten die Größe von Pfannkuchen. Er deutete auf meine Augen. »Ja, Mann«, stimmte er mir zu, und wir brachen beide in Gelächter aus. »Ich glaube, da könntest du recht haben.«

»Meiner Meinung nach gibt es für unser verdammtes Problem nur eine verdammte Lösung«, verkündete ich. Ich blickte zwischen Grace und Bear und ihren beschissen deprimierten Mienen hin und her. Sie starrten beide auf den Tisch, als könnte der auf magische Art die Antwort hervorbringen, nach der wir alle suchten. Grace’ Augenbrauen zeigten nach unten und erzeugten noch mehr Falten in ihrem ohnehin schon runzeligen Gesicht. Immer wieder ließ sie ihren Löffel auf dem Rand des Glases kreisen. Es machte mich fertig, dass ich das nicht für sie in Ordnung bringen konnte. Für uns.

»Samuel«, sagte Grace. Sie bedeckte meine Hand mit ihrer und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, das alles andere als aufmunternd wirkte.

»Du musst das jetzt nicht in Ordnung bringen. Du musst nicht dafür sorgen, dass es besser wird. Wir werden uns etwas einfallen lassen.« Es klang, als müsste sie sich selbst genauso überzeugen, wie sie mich zu überzeugen versuchte.

Wir sprachen über Max. Kings kleines Mädchen, das in dem Moment in das System der staatlichen Fürsorge geraten war, in dem sie ihm die Handschellen angelegt hatten. Wir drei hatten alles versucht, um das Mädchen da rauszuholen und zu einem von uns nach Hause zu verfrachten, aber der Staat kann verdammt willkürlich sein. Offensichtlich wollten sie weder einen Biker noch einen verwahrlosten Typen oder eine kränkliche ältere Dame die Verantwortung für ein Kind übernehmen lassen.

Verdammte Scheiße! Bears Knöchel traten weiß hervor. Er warf einen Serviettenring aus Plastik von einer Hand in die andere und zerbrach ihn schließlich mit einem tiefen Knurren. Er knallte das Ding auf den Tisch und warf Grace einen entschuldigenden Blick zu, dann stützte er den Kopf in beide Hände.

Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und brachte den Krug mit Grace’ berühmtem Mojito zum Klirren, womit es mir endlich gelang, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. »Also gut, dann ist es also beschlossene Sache.« Ich streckte die Hand aus und drückte Bears Hand, so, wie Grace meine gedrückt hatte. Er zog sie weg, als hätte ich Läuse. »Wir beide müssen heiraten.«

»Halt die Klappe, Prep«, knurrte Bear und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Er versuchte, mir seitlich gegen den Kopf zu schlagen, aber ich war zu schnell und duckte mich, bevor er mich treffen konnte.

»Jungs«, warnte Grace uns, obwohl meine Worte die gewünschte Wirkung zu haben schienen, denn ihre Mundwinkel bewegten sich nach oben, und ihre Stirn glättete sich. Ein winziges Licht ließ ihre Augen leuchten, als sie wie von selbst wieder in die Rolle verfiel, die sie in unserem verrückten Leben spielte. Ihre Rolle als unsere Mutter.

»Bear, du könntest wenigstens so tun, als würde dieser ganze Bullshit dich etwas angehen«, sagte ich und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Grace’ Schultern sich entspannten und sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte. »Ich meine, sieh dich doch mal an, du Arschloch. Um Himmels willen, sie werden uns Kings Baby niemals geben, wenn mein Ehemann nicht mal bereit ist, ein verdammtes Hemd anzuziehen!« Ich deutete auf Bear, der, seitdem er als Prospect, als Neuling, bei den Beach Bastards angefangen hatte, kein Hemd mehr unter seiner Kutte getragen hatte. Ehrlich, man hätte glauben können, dass der Kerl allergisch war oder so.

»Wovon redest du? Ich bin vollständig bedeckt«, sagte Bear, blickte an sich herab und richtete die Kutte so aus, dass sein linker Nippel bedeckt war, der rechte aber entblößt.

Ich verdrehte die Augen. »Tattoos zählen nicht«, sagte ich. Dann hörte ich Grace leise lachen, und innerlich lachte ich auch.

»Jawohl«, erwiderte Bear und klatschte mit beiden Händen auf die Tinte auf seinem Bauch, als ob das irgendwas beweisen würde.

»Samuel«, sagte Grace. Sie klang ein bisschen müde. »Sosehr ich deinen Enthusiasmus auch begrüße, wir leben hier im Süden, mein Lieber, und da ist der Gedanke an Homo-Ehen noch nicht recht angekommen.«

Ich stand auf und lief die drei Schritte zwischen Terrasse und Hof hin und her. Natürlich wusste ich, dass gleichgeschlechtliche Ehen nicht legal waren, und ich wusste auch, dass der Gedanke absolut lächerlich war, aber ich würde alles tun, um eine Lösung zu finden. Abgesehen davon, dass jemand die dicke dunkle Wolke, die über unserer kleinen Familie schwebte, fortblasen musste.

»Samuel, uns wird schon etwas einfallen. Es dauert eben seine Zeit«, versuchte Grace, mich zu beruhigen. Ich blickte auf sie hinab und ergriff ihre ausgestreckte Hand. Dann beugte ich mich über sie, umarmte sie, und sie schlang mir ihre dünnen Arme um die Taille. Sie roch nach Pfefferminze und dieser Mischung, die immer auf dem Tisch im Wohnzimmer stand und die ich ein- oder zweimal mit Studentenfutter verwechselt hatte.

Oder sechsmal.

»Okay, Grace, verstanden«, sagte Bear und sprach aus, was ich dachte. Allerdings schien er nicht so überzeugt zu sein wie ich.

Ich setzte mich neben Grace. »Wir müssen nur ein bisschen … kreativer werden.«

Sie tätschelte mir die Wange. »Du bist ein guter Junge, Samuel«, sagte sie, und wenn ich ein Hund gewesen wäre, hätte ich so schnell mit dem Schwanz gewedelt, dass er vermutlich abgefallen wäre. »Oh, und bevor ich es vergesse: Vergiss nicht, bei Mirna vorbeizuschauen. Ich hatte dich ja bereits darum gebeten. In letzter Zeit ist sie ein bisschen neben der Spur, mehr als sonst, und ich will sicher sein, dass jemand nach ihr sieht, solange ich weg bin.«

»Geht in Ordnung«, sagte ich, gab ihr einen letzten Kuss auf die Stirn, stand auf und glättete die Falten meiner Hose. Mirnas Haus war eines unserer ersten Granny-Treibhäuser gewesen. Außerdem machte sie diese fantastischen Schokoladencookies, die so gut waren, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht hatte, sie mir auf die Eier zu reiben. »Ich sehe heute bei ihr vorbei, versprochen«, versicherte ich ihr.

»Wann kommst du zurück?«, fragte Bear.

»In ein paar Wochen oder so. Länger wird es nicht dauern«, antwortete Grace mit etwas zu viel Enthusiasmus in der Stimme. Bear und ich wechselten einen wissenden Blick über Grace’ Kopf hinweg. Sie verließ die Stadt für einige Wochen, um sich in eine Einrichtung zu begeben, von der sie geredet hatte, als handelte es sich um einen Ferienclub oder eine Schönheitsfarm. Bear und ich hatten jedoch unsere Zweifel, also riefen wir dort an, nachdem sie zum ersten Mal davon gesprochen hatte. Und natürlich war es eine Einrichtung für Patienten mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Grace benutzte...