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Panikattacken und andere Angststörungen loswerden - Wie die Hirnforschung hilft, Angst und Panik für immer zu besiegen

Klaus Bernhardt

 

Verlag Ariston, 2017

ISBN 9783641216832 , 208 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

14,99 EUR


 

1 Panikattacken – welche Ursachen gibt es?

Ängste generell – und dazu gehören auch Panikattacken – sind zuerst einmal eine völlig richtige und gesunde Reaktion unseres Körpers. Denn Angst hat nur eine Aufgabe, nämlich die, uns zu schützen. Wenn also zum Beispiel ein hungriger Löwe direkt vor Ihnen aus dem Gebüsch springt, wird Ihr Körper schlagartig Adrenalin ausschütten, Ihr Herz wird anfangen auf Hochtouren zu laufen, und Sie werden binnen weniger Millisekunden entscheiden, ob Sie kämpfen möchten, wovon ich im Falle eines Löwen eher abraten würde, oder doch lieber weglaufen. Das ist eine völlig normale und notwendige Reaktion, die unser Überleben sichert.

Doch was ist, wenn da kein Löwe lauert, wenn anscheinend aus dem Nichts heraus Ihr Herz anfängt zu rasen, Sie das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren oder gar wahnsinnig zu werden, wenn Schwindel, Taubheitsgefühle, Atemnot und Übelkeit aus heiterem Himmel über Sie herfallen?

Was passiert da in Ihrem Gehirn, und welchen Grund hat es, so zu reagieren? Nun, hierfür gibt es im Wesentlichen vier Ursachen. Ich werde jeder dieser Ursachen ein eigenes Kapitel widmen, und es ist hilfreich für eine schnelle Genesung, möglichst keines dieser Kapitel zu überspringen, denn Panikattacken haben oft mehr als nur eine Ursache. Nur wer alle Ursachen kennt und dann die dafür passenden Techniken anwendet, kann seine Angst schnell und nachhaltig überwinden. Deshalb hier zunächst einmal eine kurze Übersicht über die vier häufigsten Ursachen von Panikattacken.

1.1. Missachtete Warnsignale

Nach allen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren in meiner Praxisarbeit machen durfte, sind verdrängte oder missachtete Warnsignale die Hauptursache für das erstmalige Auftreten von Panikattacken.

Doch was genau zählt alles zu diesen Warnsignalen? Meist fängt es damit an, dass Sie viel zu lange nicht auf Ihren Bauch gehört haben. Bauchgefühle sind das Sprachrohr Ihres Unterbewusstseins, man könnte auch sagen: Ihrer Psyche. Und je öfter Sie Ihren bewussten Verstand bemühen, noch ein Argument zu finden, warum Sie angeblich auch diesmal nicht auf Ihren Bauch hören können, umso deutlicher verschafft sich Ihr unzufriedenes Unterbewusstsein Gehör. Mithilfe verschiedenster Warnsignale, die sowohl psychischer als auch körperlicher Natur sein können, versucht Ihre Psyche Sie dazu zu bewegen, etwas in Ihrem Leben zu verändern, das Ihnen schon lange nicht mehr guttut.

Zu den psychischen Warnsignalen zählt zum Beispiel eine plötzlich nachlassende Merk- und Konzentrationsfähigkeit, aber auch Antriebsschwäche, Kraftlosigkeit und scheinbar grundlose Traurigkeit. Die Panikattacke selbst ist übrigens die letzte Stufe und somit die stärkste Form eines psychischen Warnsignals.

Zu den körperlichen Warnsignalen zählen unter anderem Magen- und Darmprobleme, eine plötzliche Verschlechterung der Sehkraft, Hautirritationen, unwillkürliches Muskelzucken (sogenannte Tics) sowie gesteigerter Harndrang. Selbst Bandscheibenvorfälle und Gürtelrosen sind erwiesenermaßen oft psychosomatisch bedingt und zählen deshalb ebenfalls zu diesen Warnhinweisen. Wie das alles zusammenhängt und was Sie genau tun können, damit Ihre Psyche sich all das ersparen kann, darauf gehe ich in Kapitel 2 ganz ausführlich ein.

1.2. Substanzen, die Panikattacken auslösen können

Es gibt einige Medikamente, die nachweislich Panikattacken auslösen können. Neben sogenannten Neuroleptika, die zum Beispiel bei Schizophrenie verabreicht werden, kann das mitunter auch das Schilddrüsenhormon Thyroxin sein, das bei einer Unterfunktion der Schilddrüse eingesetzt wird. Vor allem Frauen, bei denen Hashimoto diagnostiziert wurde, können auf eine falsche Dosierung von synthetisch hergestelltem Thyroxin mit Panikattacken reagieren. Hier überprüfen zu lassen, ob Sie noch die richtige Dosis zu sich nehmen, ist auf jeden Fall ratsam. Einige meiner Patienten haben zudem gute Erfahrungen mit einer Medikamentenumstellung auf natürliche Schweineschilddrüsenhormone gemacht. Mehr dazu finden Sie in Kapitel 3.1. sowie auf unserer Webseite hilfe-bei-hashimoto.de, welche meine Frau und ich eigens für Betroffene eingerichtet haben. Zurzeit gibt es die Seite bereits in deutscher, englischer und französischer Sprache, weitere werden in Kürze folgen.

Viel öfter als durch Medikamente werden Panikattacken jedoch durch Drogen ausgelöst. Vor allem der Wirkstoff THC, den man beim sogenannten Kiffen zu sich nimmt, aber auch Ecstasy, die Abkürzung hierfür ist MDMA, sowie Kokain spielen hier eine Rolle. Auch Psilocybin, das ist die psychoaktive Substanz in bestimmten Pilzen, steht weit oben auf der Liste der Panikverursacher. Ebenso viele der neuen, synthetisch hergestellten Designerdrogen, die derzeit den Markt überschwemmen. Denn all diese Substanzen greifen massiv in den Neurotransmitterhaushalt unseres Körpers ein und sorgen zudem dafür, dass bestimmte Schutzfunktionen des Gehirns für einen gewissen Zeitraum ausgeschaltet werden. Spannend daran ist, dass unser Gehirn dadurch in gewisser Weise sogar oft leistungsfähiger wird. Von einigen berühmten Malern und Schriftstellern, wie zum Beispiel dem Bestsellerautor Stephen King, ist bekannt, dass so manch großes Werk unter dem Einfluss von Drogen entstand.

Die im Gehirn durch Drogenkonsum ausgeschalteten Schutzfilter können Sie sich in etwa so vorstellen, als würde man aus einem Wasserleitungssystem die Schmutzfilter entfernen. Das Wasser kann nun zwar deutlich schneller fließen, der Schmutz, der sich im Wasser befindet, wird aber leider auch im gesamten System verteilt und kann dort unter Umständen erhebliche Schäden verursachen. Ein möglicher Schaden im Gehirn ist zum Beispiel der, dass sich bestimmte neuronale Verknüpfungen bilden, die Panikattacken auslösen. Ist das erst einmal geschehen, steigt die Gefahr für weitere Panikattacken durch jeden weiteren Drogenkonsum rapide an. Falls Ihre erste Panikattacke also innerhalb von 48 Stunden, nachdem Sie Drogen genommen haben, aufgetreten ist, sollten Sie ab sofort die Finger von diesen Substanzen lassen. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob Sie diese Droge zum ersten Mal genommen haben oder bereits jahrelange Erfahrung damit haben. Sobald der Körper auf eine Substanz mit Panik reagiert, sollte diese Substanz für Sie ab sofort tabu sein. Und zwar auch, beziehungsweise gerade dann, wenn es Ihnen wieder gut geht. Denn die Gefahr, durch Drogen eine erneute Panikattacke auszulösen, ist bei Ihnen besonders groß, weil Ihr Gehirn diesbezüglich bereits bestimmte Erfahrungen gemacht und somit gespeichert hat.

Wussten Sie übrigens, dass die meisten Menschen im Laufe Ihres Lebens eine oder zwei Situationen durchleben, die sich wie Panikattacken anfühlen? Diese sind mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt, und die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Eine allergische Reaktion auf ein Antibiotikum zum Beispiel oder ein vorübergehender Vitamin-B12- Mangel. Auch eine kurzzeitige, ernährungsbedingte Unterfunktion der Schilddrüse oder Lebensmittelunverträglichkeit gelten als Auslöser. Doch gerade bei einem Mangel an Vitaminen oder anderen Nährstoffen sorgt unser Körper in aller Regel von ganz alleine dafür, dass dieses Defizit schnell behoben wird. Wir bekommen dann eine Heißhungerattacke auf ein bestimmtes Lebensmittel, in dem die fehlende Substanz reichlich enthalten ist, und das panische Gefühl verschwindet so schnell wieder, wie es gekommen ist.

TIPP: Vegetariern und Veganern, die aufgrund ihrer Ernährung auf viele B12-Quellen wie zum Beispiel Leber, Fleisch, Milch und Eier verzichten, empfehle ich, bei Panikattacken Vitamin B12 in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu sich zu nehmen.

Auch blähende Lebensmittel oder eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten, einem Eiweißkleber, der in fast allen Getreideprodukten enthalten ist, kann zu Panikattacken führen. Schuld daran ist das sogenannte Roemheld-Syndrom. Benannt wurde es nach seinem Entdecker, dem Internisten Ludwig von Roemheld, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Entdeckung machte. Er fand heraus, dass viele Menschen, die unter Blähungen oder Aufstoßen leiden, auch häufiger über Symptome klagen, die ansonsten in erster Linie bei Angstpatienten auftreten: Hitzewallungen, Atemnot, Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Angstzustände, Schwindel, Schlafstörungen und sogenannte Extrasystolen, besser bekannt als Herzstolpern.

Doch was steckt dahinter? In Exaplan. Das Kompendium der Klinischen Medizin wird dieses Phänomen wie folgt beschrieben: »Durch die Luftansammlung im Magen-Darm-Trakt wird das Zwerchfell nach oben gedrückt und kann direkten oder indirekten Druck auf das Herz ausüben. Es können verschiedene Herzbeschwerden entstehen, unter anderem Schmerzen, die einer Angina pectoris (Brustenge) ähneln. In schweren Fällen kann es zu einer kurzzeitigen Ohnmacht kommen.« 1

Falls auch Sie vermehrt unter Blähungen oder Aufstoßen leiden, wäre es also durchaus möglich, dass auch Sie einfach »nur« unter dem Roemheld-Syndrom leiden. Glücklicherweise kann man das mit einem Test schnell herausfinden, und zudem gibt es eine Reihe altbewährter Hausmittel, die Sie in diesem Fall nutzen können. Gerade in der Anfangsphase einer vermeintlichen Angststörung, solange die Angst sich strukturell noch nicht so tief im Gehirn verankert hat, gilt beim Roemheld-Syndrom nämlich die Faustregel: kein Druck aufs Zwerchfell, keine Angst.

Am einfachsten wäre es deshalb, Sie würden, wie zu Luthers Zeiten...