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Wie Sommerregen in der Wüste

Jennifer Lewis

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783862950072 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Kirchliche Organisation und das Jenseits des Glaubens - Eine praktisch-theologische Theorie der evangelischen Kirche
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    100 Situationen, in denen Sie klopfen sollten - Die Stürme des Alltags meistern mit MET-Klopftherapie
 

 

1. KAPITEL

Wusste er es?

Celia Davidson atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren, damit ihr die Hände nicht zitterten. Draußen vor den Fenstern des luxuriösen Vorzimmers, vor dem exklusivsten Hotel am Ort, glitzerte das Arabische Meer. Sanfte Wellen liefen auf dem weißen Strand aus. Celia nahm an, dass man den Sand ebenso wie die Palmen hier hergebracht hatte, bevor an dem künstlichen Küstenstreifen elegante Hotelvillen errichtet worden waren. Mit genügend Geld war vieles möglich, und Salim Al Mansur gehörte eine ganze Kette dieser Edel-Resorts, die weltweit einen ausgezeichneten Ruf genossen.

Gerade hatte sie sich vorgenommen, keinen Gedanken mehr an die Vergangenheit zu verschwenden, da schwang die Tür auf. Als sie sich einer adretten Vorzimmerdame gegenübersah, wurde Celia prompt flau im Magen.

„Mr. Al Mansur ist jetzt bereit, Sie zu empfangen“, sagte die Assistentin und lächelte freundlich.

Hastig strich Celia sich den Blazer glatt, der nach dem langen Flug Knitterfalten hatte, und schob sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Dass sie so nervös war, ärgerte Celia. Schließlich hatte Salim Al Mansur sie nicht aus New York nach Oman reisen lassen, um ihre Affäre wiederzubeleben. Oder?

Sie hatte nicht vor, ihm noch einmal die Gelegenheit zu geben, ihr das Herz zu brechen. Ganz abgesehen davon, dass es jetzt um mehr ging als nur um sie beide.

Celias Puls stieg, als sie das Rascheln von Papier im Chefbüro hörte. Sie straffte die Schultern und trat ein. Sie sah weiß gekalkte Wände, ein hohes Deckengewölbe, Rundbogenfenster, die einen herrlichen Blick aufs Meer boten, davor stand ein antiker Schreibtisch mit polierter Oberfläche. Dahinter die breite Lehne eines ledernen Schreibtischsessels und der Hinterkopf des Mannes, der sich abgewandt hatte.

Gleich darauf schwang der Sessel herum, und Celia begegnete dem forschenden Blick des Mannes. Er trug das dichte schwarze Haar zurückgekämmt, was seine aristokratischen Gesichtszüge betonte, die Lippen presste er arrogant aufeinander.

Leider fand Celia ihn immer noch so attraktiv wie bei ihrer letzten Begegnung vor fast vier Jahren.

„Celia.“ Er stand auf und kam auf sie zu.

Plötzlich hatte sie das Gefühl zu schwanken. Ihr Herz raste, das Blut schoss ihr in die Wangen.

„Hallo“, erwiderte sie und reichte ihm die Hand. Sofort wünschte Celia, sie hätte es nicht getan. Denn sobald sie einander berührten, erschauerte sie warm. So war es immer gewesen, nichts hatte sich geändert.

Aber das machte die Tatsache nicht wett, dass Salim Al Mansur sie zweimal eiskalt abserviert hatte.

War sie deshalb hierhergekommen? Weil sie endlich die Gelegenheit bekam, zu sehen, wie er lebte? Weil sie mit eigenen Augen und allen Sinnen erfahren wollte, was er ihr nie hatte zeigen wollen? Seine Heimat, seinen Besitz, sein Volk?

Sein Blick verriet nicht, was er bei diesem höflichen Händedruck empfand, der ihm doch ebenso seltsam vorkommen musste wie ihr. Immerhin waren sie einander einst ganz nah gewesen, oder nicht?

Abrupt entzog ihm Celia ihre Hand. Ihre Haut kribbelte.

Salim sah so unverschämt gut aus, dass es sie sowohl anzog als auch einschüchterte. Und sie erinnerte sich leider nur zu gut daran, wie sich sein Körper auf ihrem anfühlte, dessen Muskeln der maßgeschneiderte Anzug nicht verbarg.

„Danke, dass du gekommen bist.“ Er lächelte und lud sie mit einer Handbewegung dazu ein, Platz zu nehmen. „Dir ist bereits mitgeteilt worden, dass es um die Sanierung eines ehemaligen Ölfeldes geht. Soweit ich informiert wurde, bist du Spezialistin für umweltverträgliche Landschaftsplanung.“

Sie begriff, dass er offenbar kein Interesse daran hatte, über ihr letztes Zusammentreffen und die gemeinsame Nacht zu reden. Also konzentrierte Celia sich aufs Geschäftliche. „Ich habe an mehreren Projekten in Wüstengegenden gearbeitet. Unter anderem ist unter meiner Leitung ein Ölfeld in West-Texas in die ursprüngliche Prärielandschaft zurückverwandelt worden. Das heißt, ich bin mit den Anforderungen vertraut und …“

„Ja, ich habe mir deine Website angeschaut“, unterbrach er sie, wandte sich um und ging ein paar Schritte.

Sie gestand sich ein, dass seine breiten Schultern und die schmale Hüfte, die der Anzug bestens zur Geltung brachte, sie immer noch beeindruckten. Auf der Veranstaltung vor vier Jahren, zu der sie zufällig beide gegangen waren, hatte er ihren Vortrag versäumt. Wahrscheinlich hatte er Wichtigeres zu tun gehabt.

Schweigend sah sie sich im Zimmer um. Es gab keine Bilder an den Wänden, keinerlei Ziergegenstände standen auf den Regalen. Nur ein arabischer Dolch in einer vergoldeten Scheide schmückte eine Wand.

Unwillkürlich stellte Celia sich vor, wie Salim damit Konkurrenten aus dem Weg räumte. Wie rücksichtslos er sein konnte, hatte sie am eigenen Leib erfahren, als er sie stehen gelassen hatte, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Zweimal war ihr das passiert. Und ihr war klar, dass sie selbst daran schuld gewesen war. Zumindest bei ihrer letzten Begegnung. Da hatte sie ihre Collegeliebe für längst überwunden gehalten, und trotzdem war Celia bei der erstbesten Gelegenheit wieder in Salims Bett gelandet. Ohne nachzudenken, war sie in ihr Unglück gerannt. Wie dumm und naiv!

„Der Ort liegt draußen in der Wüste.“ Seine tiefe Stimme riss sie aus den Gedanken.

Er ging zum Fenster und blieb stehen, eine hohe Silhouette vor dem Urlaubspanorama, das sich den Blicken darbot. „Das Gebiet gehörte den Vorfahren meiner Mutter. In den siebziger Jahren ist dort Öl entdeckt und dann auch gefördert worden. Irgendwann ist die Quelle versiegt, und man ließ das Land in dem Zustand zurück.“

„Ist das Gebiet kontaminiert?“, fragte Celia im vollen Bewusstsein, dass diese Frage Landbesitzern am unangenehmsten war.

„Kann sein.“ Salim sah sie kühl an, als er sich zu ihr umwandte.

Im Gegensatz dazu war Celia ein einziges Nervenbündel, geschüttelt von ihren widerstreitenden Gefühlen.

Ich muss es ihm ja nicht sagen, dachte sie wieder und wieder.

Ihre Freunde hielten sie für verrückt, weil sie sich überhaupt in Salims Nähe wagte. Wäre Celia deren Ratschlägen gefolgt, dann hätte sie einen Schlussstrich unter das Ganze gezogen und vor allem ihr Geheimnis für sich behalten.

Salims Blick ruhte auf ihr. „Ich möchte, dass du dir den Ort ansiehst.“

„Gern.“ Sie holte ihren Blackberry aus der Tasche und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie bald allein mit Salim draußen im Niemandsland sein würde. „Ich freue mich darauf. Wann sollen wir fahren? Normalerweise bin ich eine Frühaufsteherin und …“

„Sofort.“

Es war keine Frage, sondern eine Anordnung. Offensichtlich war Salim Al Mansur gewohnt, Befehle zu erteilen. Und genauso klar war, dass er mit keinem Widerspruch rechnete.

„Es ist doch schon Nachmittag“, wandte Celia ein. „Wird es in der Wüste nicht furchtbar heiß sein?“ Sie hätte gern wenigstens schnell ihren Koffer ausgepackt und sich umgezogen. Nach der Landung war sie sofort in das Hotel gekommen und hatte noch nicht einmal ihr Gepäck aufs Zimmer gebracht. Zusätzlich spürte Celia allmählich den Jetlag.

„In der Wüste ist es tagsüber immer heiß“, bemerkte Salim, und zum ersten Mal, seit sie ihm gegenüberstand, sah sie in seinen Augen ein amüsiertes Funkeln. „Das liegt in ihrer Natur.“

Sie schluckte. „Stimmt.“

„Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen“, meinte er trocken.

Celia wurde blass. Spielte er etwa auf etwas anderes damit an? Hatte Salim sie herbestellt, weil er auf irgendeine Weise die Wahrheit erfahren hatte?

Mit langen Schritten ging Salim zu seinem Wagen. Am liebsten wäre er immer weiter und weiter gelaufen, weg von den Erinnerungen, die ihn heimsuchten. Celia Davidson war noch schöner geworden, und auch die Strapazen des langen Flugs hatten den Glanz ihrer Augen nicht getrübt. Diese Augen, deren intensives Blau ihn an das Bahr al-Arab erinnerten, jenes Meer, das zu seiner Heimat gehörte.

Er gab dem Chauffeur frei und hielt die Beifahrertür auf. Während Celia einstieg, fiel ihm trotz ihres locker sitzenden beigefarbenen Hosenanzugs auf, dass sie immer noch so schlank und wohlgeformt war wie früher.

Manche Erinnerungen blieben bis in alle Ewigkeit. Es war wie ein Fluch.

„Schnall dich an.“

Salim startete den Motor und fuhr vom Hotelparkplatz auf die Straße. Schnell veränderte sich die Umgebung – die luxuriöse Welt des Hotels hatte wenig mit der aufstrebenden Urbanität von Salala gemeinsam.

Celia gehörte nach Salims Auffassung zur Welt „da draußen“, und er nahm sich vor, das niemals zu vergessen.

Wie seltsam, dass sie sich das blonde Haar immer noch zu einem Pferdeschwanz band, so wie sie es zu Collegezeiten getan hatte. Um ihr Erscheinungsbild machte Celia sich wie damals wenig Gedanken. Früher hatte er diese Eigenschaft an ihr bewundert, weil sie trotz ihrer Nachlässigkeit in modischen Dingen weitaus mehr Ausstrahlung hatte als jede geschminkte Frau in Designerkleidung. Daran hatte sich nichts geändert.

„Ist es weit?“, fragte sie nun und sah unverwandt geradeaus.

...