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Erfolgsfaktor Sourcing - Such- und Ansprachestrategien im World Wide Web

Robindro Ullah, Michael Witt, Tobias Ortner, Jan Hawliczek

 

Verlag Schäffer-Poeschel Verlag, 2017

ISBN 9783791038810 , 141 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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43,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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2   Einleitung – die zweite…


Hatten Sie schon einmal einen nichtlinearen Arbeitsplatz? Natürlich ist der physische Arbeitsplatz eines Sourcers nach wie vor sein ‚Schreibtisch’ bzw. wo auch immer er seinen Rechner aufstellt. Wobei, wenn man es genau nimmt – wo immer er seine Accounts hat, denn selbst den eigenen Rechner bräuchte man heutzutage nicht mehr. Google-Konto, Daten in der Cloud – Arbeiten ist heute sozusagen bereits mit beliebiger Hardware möglich. Unabhängig von seinen Zutrittsmöglichkeiten zu dieser neuen Arbeitswelt ist diese durchgehend nichtlinear. Man kann also behaupten, er arbeitet im Internet – sein Arbeitsplatz ist das Internet.

Bereits an dieser frühen Stelle wird es gleich philosophisch. Fragen Sie einen Jugendlichen, ob er heute schon im Internet war, wird er Sie wahrscheinlich etwas erstaunt ansehen. Er wird die Frage vermutlich nicht verstehen, da er sich, während Sie ihm die Frage stellen, im Netz befindet. Man kann eigentlich gar nicht mehr unterscheiden, ob man online ist oder nicht. Nachwachsende Generationen machen sich dazu auch gar nicht so viele Gedanken. Dass man online ist, während man auf Instagram surft, ist den meisten vermutlich nicht bewusst – letztlich womöglich auch egal. Ihr Arbeitsplatz als Sourcer umgibt Sie 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Sie tragen ihn immer bei sich oder können sich sehr wahrscheinlich binnen weniger Minuten zu einem Ort bewegen, von dem aus Sie arbeiten können. Bevor nun die ganze „Oh wie furchtbar“-Diskussion entfacht wird: Sie wollen Sourcer werden. Das bedeutet unter anderem, dass Sie viel eigenverantwortlich arbeiten müssen. Es bedeutet aber auch, dass Sie eigenverantwortlich regelmäßig nicht arbeiten sollten. Die ständige, leichte Verfügbarkeit von und durch das Internet ist Fluch und Segen zugleich.

Kommen wir zurück zu unserer nichtlinearen online Welt, der wir auch von Zeit zu Zeit entfliehen müssen. Im Buch werden wir stets etwas übertreiben, was aber daran liegt, dass wir kaum einen Personaler kennen, der Gefahr läuft, zu viel Zeit mit Internet und neuen Medien zu verbringen.

Diese nichtlineare Welt wird von vielen unterschätzt und im Gespräch mit Personalern werden Sie feststellen, dass viele denken, sie könnten mit linearen Ansätzen in dieser nichtlinearen Welt Erfolg haben. Unser Lieblingsbeispiel in diesem Zusammenhang sind nach wie vor die Kollegen, die sich über die Facebook Ads beschweren, die „nicht funktionieren“. Sie hätten sich ja nun extra ein Profil angelegt, um sich die Ads anzusehen und nichts gefunden. Kein Scherz – bittere Realität. Aber auch beim gesamten Konzept der Stellenanzeigen fragen wir uns, ob diese der Umgebung entsprechend aufgebaut sind. Die meisten Stellenanzeigen im Internet entsprechen eins zu eins ihren Ahnen aus der linearen Print-Welt. Auch hier vermissen wir nichtlineares Denken. Ein sehr schönes Beispiel einer nichtlinearen Stellenanzeige hat die Firma Voith Industrial Services gemeinsam mit dem Portal stellenanzeigen.de auf die Beine gestellt. Die entwickelte sogenannte Vine-Plus-Stellenanzeige ist nicht nur nichtlinear, sie zeigt zudem eindrucksvoll anhand der erhobenen Daten, dass sie um ein vielfaches erfolgreicher ist als ihre linearen Geschwister.

Die Anzeige ist sequenziell aufgebaut, sodass ein Bewerber nicht gleich zu Beginn von einer Bleiwüste erschlagen wird. Nachdem ihm ein kurzes sechs Sekunden langes Video vorgespielt wird (ein Vine), welches passend zur Vakanz ist, wird er auf eine Übersichtsseite geleitet, die verschiedene Bausteine bereithält. Von dort aus kann er frei entscheiden, welche Informationen der Anzeige er als nächstes betrachten möchte. Sind es die Anforderungen, die Inhalte zur Stelle oder aber auch die Informationen zum Arbeitgeber, er kann frei entscheiden.

Sich dem Medium, in dem man arbeitet, anzupassen und es zu verstehen, halten wir für immens wichtig. Aus diesem Grund wollen wir die Wirklichkeit umdrehen, um uns der Realität zu nähern. Auch wenn es hier und da positive Beispiele gibt, so muss man klar sagen, dass die Wirklichkeit der Personalgewinnung immer noch sehr analog ist. Das entspricht leider mitnichten der Realität des Arbeitsmarktes, denn die meisten Zielgruppen sind mittlerweile sehr digital unterwegs. Lassen Sie uns daher tatsächlich die Wirklichkeit umdrehen. Lassen Sie uns gemeinsam umdenken und uns auf diese neue Welt einstellen. Hier spielt erneut das veränderte Mindset eine Rolle, von dem wir bereits in der Einleitung sprachen. Während wir Personaler unser Mindset aktiv verändern müssen, haben wir viele Menschen um uns herum, die bereits ein digitales Mindset haben. Es hat sich einfach so entwickelt oder ist vielleicht auch hart erarbeitet worden. Fakt ist, dass wir jetzt handeln müssen und unser eigenes Mindset auf die neuen Anforderungen anpassen müssen.

Bevor es richtig losgeht, sei noch erwähnt, dass, wenngleich die Einleitung es in einem anderen Licht erscheinen lässt, auch heute noch große Teile des Talent-Sourcer-Berufsfeldes analog sind. Es sind unter anderem die Bereiche, die sozusagen nach innen gerichtet sind. Gespräche mit Fachbereichen, das ‚Abholen’ der internen Kunden usw., all dies findet selbstverständlich noch mündlich statt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir zwar in einer digitalen Welt leben, dies aber nicht bedeutet, dass wir aufhören, mündlich und persönlich zu kommunizieren. Da aber diese analogen Anteile bereits in der Vergangenheit von Recruitern bzw. Personalverantwortlichen wahrgenommen wurden, soll ihnen hier nun nicht so viel Aufmerksamkeit zuteilwerden. Der Inhalt des Buches wird sich daher nicht mit der Fachbereichskommunikation im Stellenanforderungsgespräch beschäftigen. Das ist zwar ein wichtiger Bestandteil des Prozesses. Unser Buch fokussiert jedoch auf den digitalen ‚neuen’ Bereich, der dieses Berufsfeld Talent Sourcer nicht nur hat aufleben lassen, sondern es zu einer erfolgskritischen Größe im Unternehmenskontext werden ließ.

2.1   Die Digitalisierung


Betrachten wir das Wachstum der Netzwerke weltweit bzw. das Wachstum der Digitalisierung – und dieses Modewort muss hier verwendet werden – so kann von einem exponentiellen Wachstum gesprochen werden. In dem Werk The Second Machine Age von Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee (2014) wird auf das Gesetz von Moore verwiesen, welcher dieses exponentielle Wachstum bereits in den 1960iger-Jahren prognostiziert hat.

Definition
Mooresches Gesetz (1965)

Das mooresche Gesetz besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten ca. alle 18 Monate verdoppelt (vgl. Hagelauer et al. 1999, S. 298 f.).

Die Prognose bezieht sich hierbei auf Computerchips. Laienhaft ausgedrückt, kann man aber eine ähnliche Entwicklung auch in anderen Bereichen beobachten. Beispielsweise entwickelt sich die Kapazität eines Speichers ebenfalls exponentiell bei gleichbleibender physischer Größe bzw. starker Verkleinerung. Haben wir uns noch vor wenigen Jahren über USB-Sticks mit 256 MB Speicherkapazität gefreut, kann man heute Sticks kaufen, die nicht nur teilweise weit über 64 GB Speicherkapazität beinhalten, sondern zudem scheinbar nur noch aus dem Stecker bestehen – ganz ohne „Stick“.

Abb. 1: USB-Sticks im Wandel

Wir befinden uns in einer Zeit, die eine derartige Entwicklungsgeschwindigkeit aufweist, dass man tatsächlich gedanklich kaum noch mithalten kann. Nach Moore befinden wir uns heute in der 34igsten Iteration. Das heißt, wir sind bei 2^34 angelangt, was für Normalsterbliche bereits eine völlig absurde Zahl ist.

Exkurs

Lassen Sie uns das nochmals in andere Worte fassen und anhand einer Geschichte erläutern:

Einer Sage zufolge, ist Schach vor langer, langer Zeit für einen König in Indien erfunden worden. Er verlangte nach einem neuen Spiel und der Spielemacher folgte diesem Wunsch. Als dem König das neue Spiel vorgestellt wurde, war er direkt begeistert und wollte wissen, was es denn koste. Ganz bescheiden sagte der Spielemacher: „Herr, legen Sie einfach, beginnend mit dem heutigen Tag und einem Reiskorn auf dem ersten Schachfeld, auf jedes nachfolgende Feld am nachfolgenden Tag genau doppelt so viele Reiskörner wie am Tag zuvor.“ Der König lachte und ging auf den Vorschlag ein. Er bezahlte am ersten Tag wie vereinbart ein Reiskorn und am zweiten Tag zwei usw. Am 32. Tag wurde der Spielemacher geköpft. Denn bereits am 32. Tag hätte der König mehr Reis zahlen müssen, als zu jener Zeit überhaupt produziert wurde. Er war in die Falle des exponentiellen Wachstums getappt.

Heutzutage sind die Sprünge von einer Iteration zur nächsten derart groß geworden, dass ein Aufholen nach einem verpassten Sprung schier unmöglich erscheint. Der König löste das Problem recht ‚zügig’. Diese Option steht jedoch Unternehmen und Managern nicht zur Verfügung. Wir köpfen nicht einfach mal die Digitalisierung.

Diese Entwicklungsgeschwindigkeit macht natürlich auch vor den Gefilden der Human Ressources (HR) nicht Halt und betrifft interessanterweise dort insbesondere das Feld mit dem wir uns hier in diesem Buch befassen wollen: das Sourcen.

Digitalisierung ist seit kurzem in aller Munde und jeder der etwas auf sich hält, hat sich digitalisiert. Was das im Detail bedeuten mag, wissen vermutlich die wenigsten und auch die, die sich scheinbar digitalisiert haben, können es nur selten in Worte fassen. (vgl. Brynjolfsson/McAfee 2014)

Blickt man in die Reihen der Human-Resources-Abteilungen, könnte man beinahe meinen,...