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Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Marguerite Kaye

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783862952441 , 224 Seiten

Format ePUB

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3,99 EUR

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1. KAPITEL

England, April 1816

Serena blieb stehen, um die Fassade von Knightswood Hall zu bewundern. Das Haus war viel größer und beeindruckender, als sie erwartet hatte. Der älteste Teil musste aus der Zeit Elizabeth I. stammen. Das Hauptgebäude aus gebrannten Ziegelsteinen wurde von zwei Seitenflügeln eingerahmt wurde, die dem Ganzen eine hübsche Symmetrie verliehen.

Sie hatte das Grundstück nicht auf dem Hauptweg betreten, da sie beschlossen hatte, auf die Kutsche zu verzichten und stattdessen den wunderbaren Morgen zu einem Spaziergang zu nutzen. Das Wetter war sehr mild für die Jahreszeit, und überall blühten Frühlingsblumen. Der gepflegte Rasen, an dem der Weg entlangführte, war mit gelben Narzissen und bunten Primeln gesäumt. Hier und da sah man schon die Knospen von Iris, Kamelien und Forsythien. Ja, man konnte fast meinen, ihr Duft würde sich mit dem des frischen Grases vermischen.

„Du musst nach England reisen und meinen guten Freund Nick Lytton auf seinem Anwesen Knightswood Hall aufsuchen.“ So hatte der letzte Wunsch ihres Papas gelautet. Und nun war sie tatsächlich hier, auf dem Landsitz seines besten Freundes. In dem Land, in dem Philip Cachet, der damals noch einen anderen Namen trug, geboren worden war.

Die Monate, die seit seinem Tod vergangen waren, hatten Serena an die Grenzen ihrer Kraft gebracht.

Die Vorbereitungen, die sie hatte treffen müssen, um Paris zu verlassen, waren anstrengend gewesen. Aber sie erwiesen sich auch als willkommene Ablenkung von dem Schmerz über den Verlust ihres Papas. Der Verkauf des Spielsalons bescherte ihr eine überraschend große Summe. Mit diesem Geld konnte sie nicht nur ihre laufenden Ausgaben begleichen, sondern es stellte gleichzeitig eine Sicherheit für die nächsten Jahre dar. Denn wer wusste schon, ob alles sich so entwickeln würde, wie ihr Vater es prophezeit hatte?

Serena hatte sich nie viel Gedanken um die Zukunft gemacht, denn ihr unstetes Leben erforderte, dass sie sich in erster Linie mit der Gegenwart auseinandersetzte. Natürlich träumte auch sie von einem eigenen Heim und einer eigenen Familie. Doch konkrete Vorstellungen bezüglich des erträumten Glücks hatte sie nicht, was wohl daran lag, dass sie nie die Chance gehabt hatte, selbst über ihr Schicksal zu bestimmen.

Philip Cachet hatte seine Tochter sehr behütet aufwachsen lassen. Daher hatte sie bis zu seinem Tode keinen einzigen jungen Mann getroffen, der auch nur im Entferntesten ihrer Vorstellung von einem passenden Gemahl entsprach. Und in Bezug auf die Gestaltung ihres zukünftigen Heims hatte Serena nur sehr verschwommene Ideen. Schließlich hatte sie nie ein wirkliches Zuhause kennengelernt. Viel zu oft war sie mit ihrem Papa umgezogen.

Die Dinge, die er ihr auf dem Sterbebett anvertraut hatte, würden ihr Leben von Grund auf verändern – das hatte er jedenfalls behauptet. Sie würde reich sein und eine angesehene Stellung innerhalb der Gesellschaft einnehmen. Dagegen hatte sie natürlich nichts einzuwenden. Dennoch blieben Zweifel, ob sie tatsächlich für ein solches Leben geschaffen war. Ich werde einen Schritt nach dem anderen machen, hatte sie sich daher in den letzten Wochen oft gesagt. Und heute würde sie einen großen Schritt tun.

Als sie ihre Gedanken auf das Gespräch richtete, das sie bald führen würde, machte sich ein Kribbeln in ihrem Magen bemerkbar. Sie war nervös. Kein Wunder, denn von dem bevorstehenden Treffen hing viel für sie ab.

Das beeindruckende Äußere des Hauses, in dem der Freund ihres Vaters lebte, legte den Schluss nahe, dass er ein einflussreicher und womöglich auch Angst einflößender Mann war. Einen Moment lang verspürte sie den Wunsch, einfach umzukehren. Doch dann straffte sie die Schultern und rief sich in Erinnerung, wie gut sie sich auf die Begegnung mit Nick Lytton vorbereitet hatte. Sie trug ein nach der neuesten Pariser Mode geschnittenes lavendelfarbenes Kleid mit hoher Taille, schwingendem Rock und rüschenbesetzten Ärmeln. Es stand ihr, genau wie der halblange Umhang mit dem hohen Kragen, sehr gut. Dazu hatte sie ein Strohhütchen mit einem breiten lavendelfarbenen Band gewählt. Ihr goldblondes Haar war schlicht, aber modisch frisiert. Kleine Löckchen fielen ihr in die Stirn und über die Ohren.

Ihre Füße steckten in zierlichen Stiefeletten aus weichem Ziegenleder, die eher für einen kleinen Ausflug in der Stadt geeignet waren als für einen Spaziergang auf dem Lande. Doch glücklicherweise hatten die Schuhe den Weg bisher überstanden, ohne schmutzig zu werden. Serena konnte mit ihrer Erscheinung also durchaus zufrieden sein.

Jetzt bemerkte sie, dass der Pfad, den sie eingeschlagen hatte, sich teilte. Linkerhand führte er an verschiedenen Nebengebäuden vorbei um das Haus herum. Sie würde sich wohl nach rechts wenden müssen, um den Haupteingang zu erreichen. Doch in diesem Moment drang von den Ställen her ausgelassenes Lachen an ihr Ohr. Dann laute anfeuernde Rufe und neuerliches Lachen. Es hörte sich so mitreißend an, dass sie neugierig wurde. Sie entschied sich, nach links zu gehen.

Es dauerte nicht lange, bis sie die Stallungen erreichte. Sie waren um einen rechteckigen Hof herum gruppiert, den man vom Weg aus durch einen Torbogen betreten konnte. Dort blieb Serena stehen. Vor sich sah sie eine größere Anzahl von Burschen, die im Halbkreis um etwas herumstanden, was offenbar ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen nahm. Ein paar Frauen, vermutlich Küchenmägde, hielten sich etwas abseits, waren aber ebenso fasziniert von dem, was sich im Inneren des Halbkreises zutrug.

Jetzt erkannte Serena, worum es sich handelte: zwei Männer, die mit bloßem Oberkörper einen Boxkampf ausfochten! Die Menge rief ihnen Ratschläge und ermunternde Worte zu. Einige der Umstehenden schlossen Wetten auf den Sieger ab. Es roch nach Pferden und nach Heu, aber auch nach menschlichem Schweiß, nasser Wolle und aufgewühltem Schlamm. Wenn die Zuschauer einen Moment lang nicht allzu laut waren, konnte man den heftigen Atem der Kämpfenden hören sowie das Geräusch der Fäuste, wenn sie den Gegner trafen.

Unwillkürlich schlug Serena die Hand vor den Mund. Ihr Vater hatte nicht verhindern können, dass sie gelegentlich Zeugin einer handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Betrunkenen geworden war. Doch einen richtigen Boxkampf hatte sie noch nie gesehen. Sie spürte, wie eine unbekannte Erregung Besitz von ihr ergriff. Zögernd trat sie näher.

Die Kämpfer trugen nichts als Wildlederhosen und wollene Socken. Der größere der beiden, ein wahrer Riese, hatte breite Schultern, einen Stiernacken und Hände so groß wie Schaufeln. Allerdings schien sein kräftiger Körper ihm fast ein wenig hinderlich zu sein. Er bewegte sich langsam, und wenn er die Füße hob, so konnte man den Eindruck gewinnen, sie seien bleischwer. Sein linkes Auge war, wohl infolge eines heftigen Schlages, geschwollen, und die Haut begann bereits, sich zu verfärben.

Er könnte Schmied sein, dachte Serena, während sie seine muskulösen Oberarme bewunderte. Und sie hatte recht. Sein „Training“ fand im Allgemeinen am Amboss statt.

Interessanter als ihn fand Serena allerdings seinen Gegner. Er hatte feinere Gesichtszüge, war ein wenig kleiner, nicht so breit gebaut und dabei doch von einer beeindruckenden Körperkraft. Vermutlich waren es gezielte Übungen und nicht harte Arbeit, die ihm diesen sportlichen Körper eingebracht hatten. Ein Kutscher vielleicht? Fasziniert betrachtete Serena das Spiel seiner Muskeln.

Es ist fast so, fuhr es ihr durch den Sinn, als würde man ein edles Ross im Wettkampf mit einem schweren Zugpferd beobachten.

Der vermeintliche Kutscher zeigte noch kaum Ermüdungserscheinungen. Zwar war seine Haut feucht und glänzend vor Schweiß, doch Verletzungen hatte er bisher nicht davongetragen. Seine in engen Lederhosen steckenden Beine waren lang und beweglich, leichtfüßig tänzelte er um seinen Gegner herum. Immer wieder landete er leichte Treffer. Dann zog er sich rasch zurück, ehe die Faust des Riesen ihn traf.

Serena war fasziniert. Sein Körper erinnerte sie an ein lebendes Kunstwerk. Jetzt spannte er die Rückenmuskeln an. O Gott, er war umwerfend! Sie spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Ein seltsames, beunruhigendes, erregendes Gefühl überkam sie.

Im Licht der Sonne glänzten die schweißbedeckten Körper der Kämpfenden. Deutlich konnte man erkennen, wie überlegt der Kutscher seine Kräfte einsetzte. Sein Anblick gemahnte Serena an einen zum Sprung bereiten Tiger. Er spielte mit dem Riesen wie ein Raubtier, das sich seiner Kraft bewusst ist und sich, ehe es zum tödlichen Schlag ausholt, noch ein wenig mit seiner Beute amüsieren will.

Die Stimmen um sie herum wurden lauter. „Los, zeig’s ihm, Samuel!“, rief jemand. „Lass dich nicht unterkriegen! Schlag zu!“ Doch zu spät! Der Schmied taumelte, als die Faust seines Gegners ihn hart am Kinn traf. Wahrscheinlich wäre er zu Boden gegangen, wenn die Umstehenden ihn nicht aufgefangen und noch einmal nach vorn geschoben hätten. Er versuchte einen Angriff, wurde, als der Kutscher auswich, von seinem eigenen Schwung mitgerissen und stolperte erneut.

Der leichtfüßig von einem Bein aufs andere tänzelnde Sieger lächelte. Es war ein selbstbewusstes und vielleicht auch ein wenig boshaftes Lächeln, das seine Augen hell aufleuchten ließ. Serena stockte der Atem. Er sah wirklich verteufelt gut aus! Diese klugen grauen Augen mit den dunklen Wimpern, die dichten Brauen...