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In der Hitze jener Nacht

Maureen Child

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783942031790 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR


 

1. KAPITEL

Als Justice King die Tür öffnete, blickte er in seine Vergangenheit.

Da stand sie und sah ihn mit diesen blassblauen Augen an, deren Anblick er verzweifelt versucht hatte zu vergessen. Ihr langes rötliches Haar wehte im kalten Wind, und auf ihrem wundervollen Mund lag ein bemühtes Lächeln.

„Hallo, Justice“, begrüßte sie ihn mit dieser Stimme, die er fast jede Nacht in seinen Träumen hörte.

„Lange nicht gesehen.“

Acht Monate und fünfundzwanzig Tage, um genau zu sein, dachte er, schwieg aber. Stattdessen musterte er sie ausgiebig, betrachtete ihre große und schlanke Gestalt, ihr trotzig erhobenes Kinn und ihre mit blassen Sommersprossen gesprenkelte Nase. Mit jedem ihrer Atemzüge hoben und senkten sich ihre vollen Brüste. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass sie sehr nervös war.

Was kümmerte es ihn, er hatte sie schließlich nicht hergebeten.

Dann sah er ihr fest in die Augen. „Was tust du hier, Maggie?“

„Willst du mich nicht hineinbitten?“

„Nein“, sagte er nur. Wenn er sie nicht anrühren durfte, dann wollte er sie auch nicht in seiner Nähe haben.

„Benimmt man sich so seiner Frau gegenüber?“, fragte sie und ging einfach an ihm vorbei in das große Wohnhaus der Ranch.

Seine Frau.

Instinktiv fuhr Justice mit dem Daumen über die Stelle seines Ringfingers, an der bis vor Kurzem noch sein Ehering gesteckt hatte. Genau bis zu dem Tag, an dem sie einfach gegangen war. Als die Erinnerungen wieder auf ihn einstürzten, schloss er die Augen, um sie zu verdrängen.

Doch er konnte nichts dagegen tun. Er erinnerte sich zu gut an Maggie, wie sie nackt und verführerisch auf seinem Bett gelegen hatte. Maggie, die ihn weinend angeschrien hatte. Maggie, die gegangen war, ohne sich noch einmal umzudrehen. Dann sah Justice wieder vor sich, wie er gefasst die Tür hinter ihr geschlossen hatte und auf einmal allein gewesen war.

Seitdem hatte sich nichts geändert. Sie waren immer noch dieselben Menschen, die sie bei ihrer Hochzeit und ihrer Trennung gewesen waren.

Er riss sich zusammen und schloss die Eingangstür. Dann drehte er sich um und sah Maggie an.

Der schwache Lichtstrahl der Wintersonne fiel durch das Deckenfenster auf die Holzdielen und wurde in dem großen Wandspiegel aufgefangen. Auf einem Tisch stand eine leere, kobaltblaue Vase – seit Maggie weggegangen war, gab es keine Blumen mehr in diesem Haus. Stille lastete bleiern auf allem.

Während die Sekunden vergingen, war nur das leise, ungeduldige Klopfen von Maggies Schuhspitze zu hören. Justice machte keine Anstalten, etwas zu sagen. Warum auch, lange würde sie das Schweigen sowieso nicht mehr aushalten. Maggie hatte das noch nie gekonnt. Sie war einer der quirligsten Menschen, die er kannte, sie konnte reden wie ein Wasserfall. Und er vermisste ihre lebendige Art wie verrückt.

Trotz der Distanz zwischen ihnen spürte Justice wieder den Sog, das Verlangen, seine Hand nach Maggie auszustrecken und sie an sich zu ziehen. Doch das verschlimmerte den Schmerz nur. Wie gern hätte Justice sich von ihm befreit.

Aber er brachte all seine Willenskraft auf, um nicht schwach zu werden und sich eben nicht einfach zu nehmen, was er in der letzten Zeit so vermisst hatte.

„Wo ist Mrs. Carrey?“, fragte Maggie und brach schließlich das Schweigen.

„Sie macht Urlaub.“ Justice verfluchte seine Haushälterin im Stillen dafür, dass sie sich ausgerechnet diesen Zeitpunkt ausgesucht hatte, um in eine sonnigere Region zu fliegen.

„Schön für sie“, erwiderte Maggie und hob den Kopf. „Und? Glücklich, mich zu sehen?“

Glücklich war nicht unbedingt der Ausdruck, den er benutzt hätte. Erschüttert traf es wohl eher. Als Maggie gegangen war, hatte sie ihm geschworen, er werde sie nie mehr wiedersehen. Abgesehen von seinen quälenden Träumen, in denen sie ihn regelmäßig besuchte, hatte sie bis jetzt auch Wort gehalten. „Was willst du hier, Maggie?“

„Gute Frage.“

Sie drehte sich um und ging langsam durch die Eingangshalle, vorbei an dem Empfangszimmer in das große Wohnzimmer. Während Justin ihr folgte, beobachtete er, wie sie sich umsah. Als wäre sie fremd hier.

Sie begutachtete die meterhohen Bücherregale, die holzvertäfelten Wände und den imposanten Kamin, der so groß war, dass ein erwachsener Mann darin stehen konnte. Die plüschigen Sessel und Sofas, die sie für das Zimmer ausgesucht hatte, waren zu gemütlichen Sitzecken zusammengestellt, und die breite Fensterfront gab den Blick frei auf den weiten Vorderhof der Ranch. Dort warfen jahrhundertealte Bäume ihre Schatten auf das Grundstück, die Blumen in den gepflegten Beeten wiegten sich sanft im Wind. Und aus der Ferne hörte man das gedämpfte Brummen eines Traktors, der über die Felder zog.

„Du hast hier nichts verändert“, sagte sie leise.

„Ich hatte noch keine Zeit“, log er.

„Natürlich nicht.“ Maggie drehte sich temperamentvoll um und sah ihn mit funkelnden Augen an.

Justice spürte, wie ihn eine Welle des Verlangens erfasste. Ihr Temperament hatte schon immer diese Wirkung auf ihn gehabt. Sie beide waren wie Öl und Wasser. Sie berührten einander, wurden aber niemals eins. Vielleicht ist es das, was mich so an ihr fasziniert, überlegte er.

Maggie gehörte nicht zu den Frauen, die sich für einen Mann verbogen. Das war einer der Gründe, warum er sie so anziehend fand. Wenn sie jetzt näher trat, würde er sie ohne Zögern fest in die Arme schließen.

„Hör zu“, sagte sie, und ihr Blick wirkte leicht unsicher. „Ich bin nicht hergekommen, um zu streiten.“

„Und warum dann?“

„Um dir das hier zu geben.“

Sie griff in ihre große schwarze Ledertasche und zog einen braunen Briefumschlag hervor. Zögernd fuhr sie mit den Fingern über den Metallverschluss der Tasche, bevor sie Justice den Umschlag reichte.

Er nahm ihn und betrachte ihn. „Was ist das?“

„Die Scheidungspapiere.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Da du die Exemplare, die dir meine Anwälte geschickt haben, nicht unterschrieben hast, dachte ich, ich bringe sie dir persönlich vorbei. Ist wahrscheinlich schwerer, mich wie Luft zu behandeln, wenn ich direkt vor dir stehe, oder?“

Justice warf den Umschlag auf den nächstbesten Sessel, schob die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans und sah Maggie an. „Ich habe dich nicht wie Luft behandelt.“

„Ah“, meinte sie mit einem scharfen Unterton. „Sondern? Spielchen mit mir gespielt? Versucht, mich wütend zu machen?“

Bei dieser Frage konnte er ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. „Ist mir offenbar gelungen.“

„Worauf du wetten kannst.“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu und blieb eine Armlänge entfernt vor ihm stehen. Als ahnte sie, dass ein Inferno ausbrechen würde, käme sie auch nur einen Schritt näher.

Sie war ziemlich klug, aber das hatte er schon immer gewusst.

„Justice, du hast mir schon vor Monaten eröffnet, unsere Ehe sei am Ende. Also unterschreib endlich diese verdammten Papiere!“

„Warum die Eile?“, brach es spontan aus ihm heraus. Allerdings bereute er seine impulsive Reaktion sofort. Im nächsten Moment presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen die Frage hervor, die er eigentlich loswerden musste. „Hast du einen anderen?“

Empört warf sie den Kopf zurück. „Hier geht es nicht um einen anderen Mann in meinem Leben“, erklärte Maggie. „Sondern darum, einen hinauszuwerfen. Wir sind nicht mehr zusammen. Und wir werden auch nie mehr zusammen sein. Das hast du mir mit deinem Verhalten klar zu verstehen gegeben“

„Es war nicht meine Idee, dass du mich verlässt“, entgegnete er.

„Nein, aber deine Schuld“, antwortete sie scharf.

„Du bist diejenige, die ihre Koffer gepackt hat, Maggie.“

„Weil du mir keine andere Wahl gelassen hast.“ Ihre Stimme klang unsicher.

Kopfschüttelnd hob Maggie die Hand. „Lass uns damit aufhören, okay?“

„Du glaubst also, ich muss nur ein Stück Papier unterschreiben, und alles ist vorbei?“ Bevor sie zurücktreten konnte, zog er die Hände aus den Hosentaschen und fasste Maggie schnell an den Schultern. Bei der Berührung wurde Justice schlagartig klar, wie sehr er sie vermisst hatte.

Du hast es beendet, schon vergessen?“

„Das ist nicht wahr. Du bist diejenige, die gegangen ist“, erinnerte er sie ein weiteres Mal.

„Und du hast mich nicht aufgehalten“, konterte sie und sah ihn entschieden an.

„Was hätte ich denn tun sollen?“, fragte Justice. „Dich an einen Stuhl fesseln?“

Maggie lachte trocken auf. „Nein, das würdest du nicht, oder? Mich bitten, zu bleiben. Du würdest mir niemals hinterherlaufen.“

Ihre Worte trafen ihn, doch er erwiderte nichts. Ja, verdammt, er hatte nichts unternommen, um sie zurückzuhalten. Schließlich hatte er auch seinen Stolz, oder etwa nicht? Hätte er vor ihr auf die Knie fallen sollen? Sie hatte ihm klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sie die Ehe mit ihm nicht mehr wollte. Was hätte er denn dagegen tun sollen?

Maggie warf das Haar zurück und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Herzlich willkommen zurück auf dem Kampfschauplatz. Ich gebe dir die Schuld, du gibst mir die Schuld. Ich brülle, du stellst dich taub. Wie immer.“

Er...