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Heliosphere 2265 - Band 45: Der verlorene Mond

Andreas Suchanek

 

Verlag Greenlight Press, 2017

ISBN 9783958342682 , 130 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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2,49 EUR


 

Prolog


 

»Ich hasse Passwörter«, fluchte Sarah.

Tess schmunzelte, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Sie war nicht weniger frustriert.

»Verschlüsselung und ein effektiver Schutz sind etwas durchaus Positives, mag es auch in unserem Fall gewisse Hürden mit sich bringen.« Alpha 365 wirkte wie das blühende Leben. Seine Haut war glatt, das Haar akkurat zurückgelegt und die Augen blitzten energiegeladen.

Nichts war mehr von seiner Nahtoderfahrung durch das aktivierte Todesgen in seiner DNA-Matrix zu erkennen. Tess wurde zum ersten Mal bewusst, dass alle drei Personen in diesem Raum auf die eine oder andere Art relativ unsterblich waren. Alpha 365 und sie selbst alterten nicht länger, Sarah hatte durch den Körpertausch viele Jahrhunderte gelebt.

»Sie sind schon wieder viel zu fit«, giftete die Freundin natürlich sofort. »Wollen Sie sich nicht lieber etwas Ruhe gönnen? Tess und ich schaffen das auch alleine.«

»Wenn es so wäre, hätten Sie mich nicht gerufen.«

»Das war Tess' Idee.«

»Was für ihren Intellekt spricht.« Alpha 365 ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil schien er das Wortgefecht zu genießen.

»Was können wir tun?«, unterbrach Tess den aufkeimenden Streit.

Sie standen im Sicherheitsbüro der HYPERION und starrten auf das holografische Eingabefeld, das in die Luft projiziert wurde. Die winzige Kristallspeicherplatte, die Tess von ihren Zieheltern erhalten hatte, war noch immer verschlüsselt. Ihre Eltern waren wohl davon ausgegangen, dass Tess wissen würde, wie das Passwort lautete. Bedauerlicherweise hatte sie keine Ahnung.

»Letztlich gäbe es natürlich die ›Brut Force‹-Methode. CARA könnte mit Leichtigkeit Permutationen aus wahrscheinlichen Wortfolgen bilden«, erklärte Alpha 365. »Bedauerlicherweise müssten Sie, Commander Kensington, jede davon verbal an das Interface übermitteln.«

Ihre Eltern hatten Cleverness bewiesen, als sie das Interface auf Tess allein programmierten. Sprach jemand anders ein mögliches Passwort, wurde es nicht einmal getestet.

»Wir könnten deine Stimme synthetisieren«, schlug Sarah vor.

»Falls der Sicherheitsalgorithmus im Interface das bemerkt oder auch nur die Geschwindigkeit mit jener vergleicht, die bei einem Menschen möglich ist, könnten die Daten gelöscht werden«, gab Alpha 365 zu bedenken.

»Wir gehen hier kein Risiko ein«, erklärte Tess nachdrücklich. »Meine Eltern wollten, dass ich diese Daten erhalte, sie müssen also wichtig sein. Vergessen wir nicht, dass sie durch das Schattennetzwerk und als Genschlüsselträger viel über die Dinge wussten, die uns aktuell Sorgen bereiten.«

Der Sicherheitschef deutete ein Nicken an. »Das sehe ich genauso. Wir waren bereits einmal mit versteckten und verschlüsselten Daten konfrontiert, die wir dank Lieutenant Commander Larik erhalten haben. Damals hätte uns das beinahe dabei geholfen, Meridians Masterplan vollständig zu vereiteln.«

»Aber dann bleiben uns nicht viele Möglichkeiten«, sagte Sarah. »Letztlich können wir nur im Trüben stochern und Tess muss jedes Passwort aussprechen.«

»Nicht unbedingt.« Alpha 365 schürzte die Lippen. »Wir bräuchten jemanden, der mit frischer Energie um die Ecke denkt.«

»Hm. Also ich weiß nicht, ob man Commodore Cross generell als den frischen Typ ansehen kann.« Sarah drehte eine ihrer Locken mit dem Finger. »Eigentlich ist er eher die angestaubte Version. Was schauen Sie so? – Oh! Nein.«

»Er wäre perfekt hierfür geeignet.«

»Von wem reden Sie?«, fragte Tess.

»Nein!«, betonte Sarah erneut.

»Lieutenant Commander Task«, erwiderte Alpha 365 an Tess gewandt.

»Nei-ein!«, wiederholte Sarah.

»Das«, sagte Alpha 365 mit der Andeutung eines Lächelns, »interpretiere ich als eindeutiges ›ja‹.«

 

NOVA-Station, im Orbit von Hope, 02. Juli 2270, 09:21 Uhr


 

»Das war kein Scherz«, flüsterte Jayden.

»Aber nein.« Admiral Isa Jansen grinste über beide Ohren. »Ich sage ja, die dort unten legen ein ziemliches Tempo an den Tag.«

Ishida beugte sich nicht minder verblüfft über ihre Tasse. »Echter Kaffee.« Nach den dauerhaften Zwangsrationierungen und Engpässen der letzten Jahre erlebte die Landwirtschaft auf Hope derzeit einen rasanten Aufstieg. Dank der Unterstützung aller übrigen Völker der Interstellaren Allianz war ausreichend Saatgut vorhanden. Hinzu kamen alle Arten von Bots, die durch jeden mit Programmierkenntnissen für die unterschiedlichsten Arbeiten genutzt werden konnten.

Es gab längst gewaltige Felder, auf denen alle Arten von Gemüse und Früchten gediehen. Gar nicht zu reden von all jenem, was in der Natur ohnehin wild wuchs. Die Produktion von pflanzlichem Fleisch war angelaufen, Wasser- und Windkraftwerke lieferten bereits natürlichen Strom und Fusionskraftwerke wuchsen in die Höhe.

Die Menschen legten Wert darauf, diese neue Chance nicht zu zerstören. Nach Jahren eingezwängt auf engstem Raum aus Aluminium, Stahl und Verbundstoffen wollte jeder nur noch eines: Natur. Luft, Sonne, Wasser.

Ein paar findige Jugendliche – darunter der Sohn Isa Jansens, Joey – hatten einen der Bots umgebaut und sich das entsprechende Saatgut für Kaffeebohnen besorgt. Das Ergebnis war eine kleine Kaffeeplantage, die in den letzten Monaten gewachsen war und regen Zuspruch erhielt.

»Der Junge ist gewitzt, das mag man kaum glauben«, sagte die Admiralin kopfschüttelnd. »Es tut ihm gut, sich dort unten auszutoben.«

»Jedem.« Jayden nippte an der schwarzen Flüssigkeit und genoss das Aroma. »Wie ich höre, sind dank des Satellitennetzwerks wieder Sender online und das planetare Netz steht.«

»Oh ja«, bestätigte Jansen. »Die Infrastruktur wächst rapide. Die Menschen sind gierig auf Normalität, Leben, eine Zukunft. Die Präsidentin und ich informieren die Pressevertreter regelmäßig über die Fortschritte an der Front. Ihre Politik wird durch die zahlreichen Erfolge gelobt. Schauen wir mal, wie lange das noch so bleibt. Das Kriegsglück ist ein untreuer Partner.«

Womit sie auf den aktuellen Stand der Dinge zu sprechen kamen. Sie saßen in einem der Konferenzräume auf der NOVA-Station, hatten die Tassen vor sich auf dem Tisch stehen und die Hologramme hingen über ihnen in der Luft. Genauer: Im Zentrum einer Halbkugel, die von den Projektionsdornen im Tisch generiert wurde.

»Es geht also wieder los.« Jayden unterdrückte sein Seufzen gerade noch.

Ishida warf ihm einen kurzen Blick zu. Als Empathin konnte sie die Emotionen aller Personen in unmittelbarer Umgebung erspüren. Er vergaß das nur allzu oft.

»Man muss es wohl ein Vortasten nennen«, erklärte Jansen. »Sjöberg gruppiert seine Flotte ständig um, was kleinere Welten am Rand ohne Schutz zurücklässt.«

»Ein Köder«, sagte Ishida.

»Davon gehen wir aktuell aus, ja.« Jansen ließ fünf Randwelten in der Holosphäre erscheinen. »Wir könnten mit kleinen Verbänden problemlos dorthin vordringen. Militärische Infrastruktur ist kaum noch vorhanden. Um die Welten zu halten, müssten wir eine solche also aufbauen.«

»Raumschiffe wären gebunden, ebenso Material«, warf Jayden ein. »Sjöbergs Flotte würde einfach warten, bis wir zur Hälfte fertig sind und dann im Vorbeiflug alles zerstören.«

»Exakt«, bestätigte Jansen. »Und aus der planetaren Industrie können wir keinen Nutzen ziehen, da die Randwelten sowieso ausgeblutet sind.« Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Die Randwelten werden also einstweilen sich selbst überlassen. Wir entsenden natürlich Erkundungsschiffe, die vor Ort einen Kontakt herstellen. Wir werden, wo es notwendig ist, Medikamente und Nahrung liefern, unsere Alliierten ebenso.«

Jayden fragte sich, wer diese Taktik des Imperiums entwickelt hatte. Sjöberg? Die Randwelten einfach sich selbst zu überlassen, mochte wirtschaftlich sein, und in einer ausweglosen Situation wie dieser für einen eiskalten Verstand sogar eine einleuchtende Idee. Doch daraus erwuchs auch Anarchie.

»Die Uhr tickt«, holte Jansen ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. »Sobald die ersten genetischen Soldaten sterben, wird Björn erkennen, was Sie getan haben. Die Todesgene werden aufgespürt, beseitigt und ein paar Monate später läuft die nächste Charge genetischer Soldaten vom Band. Wir lassen uns also nicht in Scharmützel verwickeln, sichern unsere Grenzen und produzieren auf Hochtouren neue Raumschiffe.«

Jansen berührte diverse Icons, worauf sich die Darstellung im Hologramm wandelte. »Alzir-12 ist vollständig auf die neuen Raumer der Republik-Klasse umgestellt. Admiral Colson ist höchst zufrieden. Wir produzieren verteilt auf andere Werften zusätzliche Schwere Kreuzer und Leichte Kreuzer der neuen Generation.«

Jansen wirkte zufrieden.

»Zudem haben wir die ersten drei Konstruktionswerften der Allianz ins Leben gerufen«, verkündete Jansen stolz. »Sie befinden sich im System der Aaril und der Rentalianer. Weitere sollen folgen. Auf einer davon arbeitet man daran, die...