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Das Netz der großen Fische - Roman

Andrea Camilleri

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011

ISBN 9783838704197 , 240 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR

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Dreizehn (S. 123-124)

»Pass gut auf, denn es ist ein bisschen kompliziert. Elena, eine Studentin um die zwanzig, Tochter des wichtigsten Beamten der Regionalversammlung, nennen wir ihn Marco Piro, wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Sofort gerät ihr Verlobter Filippo unter Tatverdacht. Er ist der Sohn von Giuseppe Ragusa, einem Regionalabgeordneten, der zugleich auch der Vorsitzende der größten Linkspartei auf Sizilien ist.« »Stopp«, sagte Michele brüsk. »Was zum Teufel erzählst du mir hier eigentlich? Willst du mich auf den Arm nehmen? Das ist die …« »Ich weiß, was das ist! Aber es ist ja nur der Aufhänger, der übereinstimmt! Hör mir zu! Es kostet dich doch nichts.« »Es kostet mich meinen Schlaf.« »Ich bitte dich!« Michele antwortete nichts, und der andere erzählte weiter.

»In der Wohnung der jungen Frau entdeckt die Polizei vier Notizbücher, aber die verschwinden gleich aus dem Büro des ermittelnden Staatsanwalts.« »Nein, jetzt reicht’s, Gabriè! Du trampelst mir wirklich auf den Nerven rum!« »Michè, wenn ich dir sage, wer sie hat verschwinden lassen, glaubst du mir dann, dass meine Story eine ganz andere Richtung nimmt?« Michele hatte sofort begriffen, zu welchen Tricks der andere Zuflucht nahm, und eigentlich wollte er ihn nicht weiterreden lassen, doch seine Neugier siegte über seinen Missmut. »Wer war es?«

»Die hat irgendein kleiner Schreiberling gestohlen, ein eingeschleuster Mafioso, und der hat sie zu dem Bruder von Marco Piro gebracht, einem Mafiaboss, der sie natürlich an Piro weitergibt. In diesen Notizbüchern steht der Name von Elenas Geliebtem, einem Mann, sagen wir, er heißt Angelo Fera, der seit ihrem achtzehnten Lebensjahr etwas mit ihr gehabt hat und die Beziehung mit der jungen Frau auch nach ihrer Verlobung mit Filippo Ragusa weiterführt.

Über diese Beziehung ist Elenas Vater von Anfang an im Bilde. Und in dem Notizbuch stößt er auf den Eintrag einer Verabredung seiner Tochter mit Angelo genau an dem Tag und zu der Stunde, in der sie ermordet wurde. Er hat keinen Zweifel: Angelo ist der Mörder. Und er hat einen Plan, wie er Kapital aus der Situation schlagen kann. Daher wendet er sich nicht an die Justiz, sondern saust nach Rom, zu einem Freund, einem alten Senator der einstigen Christdemokraten, der die einflussreichste Persönlichkeit in der Mehrheitspartei auf Sizilien ist. Von diesem Augenblick an wird der Senator, nennen wir ihn mal Cuttitta, zum Drahtzieher der gesamten Operation.

Und er beginnt, die Figuren dieses Schachspiels herumzuschieben. Er schickt Marco Piro zu Angelo Fera, um ihn zu erpressen. Der Mann gesteht, das Mädchen umgebracht zu haben, weil er in sie verliebt war, sie ihn jedoch wegen ihres Verlobten verlassen wollte. Unterdessen schließt der Senator einen Deal mit Giuseppe Ragusa ab: Sein Sohn Filippo wird von den Vorwürfen reingewaschen, wenn Ragusas Partei ein Vorhaben unterstützt, das nicht nur der Mehrheitspartei wirtschaftliche Vorteile einbringt, sondern auch Ragusas linker Partei.

Ragusa willigt ein. Auch der ermittelnde Staatsanwalt, dem völlig klar ist, dass die von ihm gegen Filippo erhobenen Vorwürfe auf tönernen Füßen stehen, wird ins Boot geholt. Jetzt, wo so weit alles vorbereitet ist, wird Angelo Fera garantiert, dass er nicht ins Gefängnis muss, wenn er vom Vorsitz der wichtigsten Bank Siziliens zurücktritt und sein Aktienpaket an Marco Piro, den Vater der ermordeten jungen Frau, abtritt. Und an diesem Punkt ist das Spiel zu Ende.«