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Tears of Tess - Buch 1

Pepper Winters

 

Verlag Festa Verlag, 2018

ISBN 9783865526175 , 360 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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4,99 EUR


 

Kapitel 1

STAR

»Wohin entführst du mich, Brax?« Seit zwei Jahren war ich mit ihm zusammen und kicherte drauflos, als Brax sein typisch schiefes Lächeln aufsetzte und mir den Koffer aus der Hand nahm.

Wir betraten das Flughafengebäude und ich hatte vor Aufregung Schmetterlinge im Bauch.

Vor einer Woche hatte er mich mit einem romantischen Abendessen und einem Umschlag überrascht. Ich hatte mich in seine Arme geworfen und ihn beinahe erdrückt, nachdem ich die beiden Kopien der Flugtickets herausgezogen hatte, deren Ziel mit dickem Filzstift geschwärzt war.

Mein perfekter, süßer Freund Brax Cliffingstone entführte mich an irgendeinen exotischen Ort, und das bedeutete Zweisamkeit, Sex und Spaß – Dinge, die ich wirklich dringend nötig hatte.

Brax hatte noch nie ein Geheimnis für sich behalten können. Verdammt, er war so ein grauenhaft schlechter Lügner – ich enttarnte seine Schwindeleien jedes Mal. Seine himmelblauen Augen wanderten dann immer nach links oben und seine niedlichen Ohren liefen rot an.

Aber irgendwie hatte er es geschafft, über diesen geheimnisvollen Urlaub Stillschweigen zu bewahren. Wie es jede andere normale 20-Jährige getan hätte, hatte ich unsere Wohnung skrupellos auf den Kopf gestellt. Ich hatte seine Unterwäscheschublade durchwühlt, das Playstation-Regal und alle anderen potenziellen Geheimverstecke, in denen er die echten Flugtickets hätte aufbewahren können. Aber die ganze Schnüffelei war erfolglos geblieben.

Und hier stand ich nun auf dem Flughafen von Melbourne, mit einem vor Freude wie verrückt strahlenden Freund und vor Nervosität hüpfendem Herzen, und konnte nur noch grinsen wie eine Idiotin.

»Ich sag’s dir nicht. Ich überlasse es den Typen am Check-in, die Überraschung zu verderben.« Er gluckste fröhlich. »Wenn es nach mir ginge, würde ich es dir erst sagen, wenn wir im Resort angekommen sind.« Er ließ die Koffer fallen und zog mich mit einem neckischen Grinsen zu sich. »Ehrlich gesagt, wenn ich könnte, dann würde ich dir die Augen verbinden, bis wir da sind, damit die Überraschung auch wirklich komplett ist.«

Tief in mir spürte ich ein Stechen, als heiße Bilder in meinem Kopf aufblitzten – sexy, sündige Visionen, in denen Brax mir die Augen verband, mich brutal durchvögelte und ich seiner Gnade vollkommen ausgeliefert war. O Gott, Tess, denk bloß nicht wieder an so was. Solche Gedanken wolltest du doch nicht mehr zulassen, schon vergessen?

Ich ignorierte meine innere Stimme und keuchte leise, als Brax’ Finger über meine Haut strichen. Ich spürte einen wohligen Schauer und mein mit Pailletten besetztes Top schien sich aufzulösen.

»Das könntest du, weißt du?«, flüsterte ich und ließ die Augenlider auf Halbmast sinken. »Du könntest mich fesseln und …«

Anstatt wie verrückt auf und ab zu hüpfen und mich zu küssen, weil ich ihm anbot, den dominanten Part zu übernehmen, schluckte Brax nur erschrocken und sah mich an, als hätte ich ihn aufgefordert, mich mit einem toten Fisch zu verprügeln.

»Tess, was zur Hölle? Das ist schon das dritte Mal, dass du Witze über Bondage machst.«

Getroffen von der Ablehnung senkte ich den Blick. Das Kribbeln zwischen meinen Beinen verpuffte wie schmutzige Bläschen und ich ließ mich von Brax wieder in die Schublade schieben, in die ich gehörte. Die Schublade mit der Aufschrift ›perfekte, unschuldige Freundin, die alles für ihn tun würde, solange es im Dunkeln geschieht und sie dabei auf dem Rücken liegt‹.

Aber ich wollte eine neue Aufschrift. So etwas wie: die Freundin, die alles tun würde, um gefesselt, versohlt und durchgefickt zu werden, anstatt nur angebetet.

Brax sah so enttäuscht aus, dass ich mich selbst dafür hasste. Ich muss damit aufhören.

Ich ermahnte mich zum 300. Mal, dass die liebevolle, wunderbare Beziehung, die ich mit diesem Mann führte, um Längen wichtiger war als irgendwelche heißen Spielchen im Schlafzimmer.

»Es ist einfach schon zu lange her«, murmelte ich. »Fast eineinhalb Monate.« Ich erinnerte mich sogar an das exakte Datum, an dem der lustlose Sex in der guten alten Missionarsstellung stattgefunden hatte. Brax hatte Überstunden gemacht, mein Kurs an der Uni verlangte mir geistig einiges ab und irgendwie war das Leben wichtiger geworden als das, was unter der Bettdecke passierte.

Er erstarrte und ließ den Blick über die Menschenmenge um uns schweifen. »Toller Zeitpunkt, um das anzusprechen.« Er zerrte mich beiseite und bedachte ein Pärchen, das uns zu nahe kam, mit einem finsteren Blick. »Können wir vielleicht später darüber reden?« Er neigte den Kopf und küsste mich auf die Wange. »Ich liebe dich, Schatz. Wenn wir nicht mehr so viel zu tun haben, können wir auch wieder mehr Zeit allein verbringen.«

»Und in diesem Urlaub? Besorgst du es deiner angebeteten Freundin da wenigstens mal so richtig?«

Brax strahlte und schloss mich fest in die Arme. »Jede Nacht. Wart’s nur ab.«

Ich lächelte. Die freudige Erregung und das Glücksgefühl vertrieben meine Angst. Brax und ich wollten im Schlafzimmer nun mal nicht dasselbe, und ich hoffte inständig, betete, fiel auf die Knie und flehte, dass ich das, was zwischen uns war, nicht kaputt gemacht hatte.

Mein Blut kochte förmlich, wenn ich mir Dinge vorstellte, die alles andere als süß und liebevoll waren. Dinge, die auszusprechen ich nicht den Mut hatte. Geradezu sündige Dinge, die mein Blut in brodelnde Lava verwandelten und mich ganz feucht werden ließen – und keusche Küsse waren nicht dabei.

Hier stand ich, in seinen Armen, an diesem öffentlichen Ort – er mit einem sexy Grinsen auf den Lippen und den Händen an meinen Hüften –, und erbebte in einem Cocktail aus wilder Sehnsucht. Diese Reise war genau das, was wir brauchten.

Er streifte mit den Lippen über meinen Mund – keine Zunge – und ich musste die Beine fest zusammenpressen, um die heißen Wellen zurückzudrängen, die meinen ganzen Körper durchzuschütteln drohten. Stimmt was nicht mit mir? Das konnte doch unmöglich normal sein. Vielleicht gab es ja ein Heilmittel – irgendetwas, das mein Verlangen unterdrückte.

Brax löste die Umarmung und lächelte. »Du bist umwerfend.«

Mein Blick fiel auf seinen wohlgeformten Mund, mein Atem wurde schneller. Was würde Brax tun, wenn ich ihn gegen die Wand stoßen und in aller Öffentlichkeit begrapschen würde? Sofort verdrehte mein Geist die Fantasie und ich sah, wie er mich hart gegen die Wand rammte, den Oberschenkel zwischen meine Beine schob, mich gierig befummelte und mir mehrere blaue Flecken bescherte, weil er mir einfach nicht nahe genug kommen konnte.

Ich schluckte und kämpfte gegen die viel zu verführerische Vorstellung an. »Du bist aber auch nicht so übel«, scherzte ich und zupfte an dem babyblauen T-Shirt, das so gut zu seinen Augen passte.

Ich liebte diesen Mann, aber gleichzeitig vermisste ich ihn auch. Wie war so etwas möglich?

Das Leben hatte sich zwischen uns gedrängt: Der Kurs an der Universität klaute mir jede Woche fünf volle Tage, von den Hausaufgaben ganz zu schweigen, und Brax’ neuer Chef hatte ein großes Bauprojekt mitten im Stadtzentrum an Land gezogen.

Ein Monat tröpfelte in den anderen und unser Liebesleben spielte neben Call of Duty auf seiner Playstation und den Architekturskizzen für die zusätzlichen Credit Points, die ich sammeln wollte, nur noch die zweite Geige.

Aber jetzt würde sich das alles ändern. Unser gemeinsames Leben würde wieder besser laufen, weil ich meinen Freund verführen würde. Ich hatte ein paar unanständige Überraschungen eingepackt, um Brax zu zeigen, was mich antörnte. Ich musste das tun, wenn ich meine geistige Gesundheit retten wollte. Wenn ich meine Beziehung retten wollte.

Brax’ Finger drückten meine Taille, bevor er einen Schritt zurückwich, sich nach unten beugte und sich die Koffer wieder schnappte.

Wenn ich ihn verführen wollte, war es dann nicht am besten, es einfach zu tun? Alles genau zu planen und Ewigkeiten davon zu träumen kam mir falsch vor, wo er doch jetzt und hier direkt vor mir stand.

Ich ließ die Umhängetasche von meiner Schulter rutschen, packte den Kragen seiner beigen Leinenjacke und zog ihn an mich. »Lass uns in den Mile High Club eintreten«, flüsterte ich, bevor ich ihm einen Kuss auf den Mund drückte. Seine Augen flackerten, als ich meinen gesamten Körper gegen ihn presste. Spür mich. Brauch mich.

Er schmeckte nach Orangensaft und seine Lippen waren warm, so wunderbar warm. Meine Zunge bat um Einlass, aber Brax’ Hände legten sich auf meine Schultern und hielten mich auf Abstand.

Irgendjemand klatschte und rief: »Nimm ihn dir, Süße!«

Brax schreckte einen Schritt zurück und blickte unsere Zuschauerin über meine Schulter hinweg an. Dann senkte er den Blick und sah mir direkt in die Augen. In seinen blitzte Zorn auf. »Nettes Spektakel, Tess. Sind wir fertig? Können wir jetzt endlich einchecken?«

Die Enttäuschung sank wie ein schwerer Felsbrocken in meinen Magen. Brax spürte ganz genau, wie ich mich fühlte – das tat er immer. Er zog mich erneut in eine Umarmung. »Es tut mir leid. Du weißt doch, wie sehr ich öffentliche Zuneigungsbekundungen hasse. Aber hinter verschlossenen Türen gehöre ich ganz dir.« Er lächelte und ich nickte.

»Du hast recht. Tut mir leid. Ich bin nur so aufgeregt, weil ich mit dir in den Urlaub fliege.« Ich senkte den Blick und...