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Tears of Tess - Buch 2

Pepper Winters

 

Verlag Festa Verlag, 2018

ISBN 9783865526212 , 370 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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4,99 EUR


 

Kapitel 1

QUINCY

Nackt und gefesselt, diese Dunkelheit lässt sich

nicht bändigen.

Ich nehme dich in Besitz, meine esclave …

Alles, was ich denken konnte, war: Sie ist tot. Sie musste es sein. All das Blut – so grell und von beißendem Kupfergeruch, beinahe süßlich.

Ihre schneeweiße Haut wirkte noch frostiger als sonst, die graublauen Augen verschlossen sich vor mir.

Wut und Entsetzen drohten mich zu ersticken. Ich fiel auf die Knie, hinein in die warme Pfütze aus Purpur. Meine Hände um die Peitsche wurden glitschig vor Schweiß, ich schleuderte sie angewidert von mir. Ich hatte das getan. Ich hatte mich gehen lassen, mein wahres Ich gezeigt. Das Monster in mir hatte das einzige Licht in meinem Leben ausgelöscht.

»Tess?« Ich zog sie in meine Arme, zerrte ihre kalte, leblose Gestalt näher zu mir. Blut beschmierte uns. Aus ihrem roten, geschundenen Körper sickerte die Verdammnis.

»Wach auf, esclave«, knurrte ich in der Hoffnung, ein Befehl könnte sie zwingen, die taubenblauen Augen zu öffnen.

Keine Reaktion.

Ich beugte mich hinunter, presste die Wange an ihren Mund und wartete schier endlos auf einen kleinen Atemhauch, auf ein Zeichen, dass ich nicht zu weit gegangen war.

Nichts.

Angst lähmte mein Herz. Am liebsten hätte ich die Zeit zurückgedreht. Zurück zu den Jahren, als ich zwar mit Verlangen und Trieben lebte, aber niemals zu glauben wagte, ich könnte einmal wirklich frei sein. Zurück zu jenem Tag, an dem Tess zu mir gekommen war. Nur um sie diesmal sofort zu ihrem dämlichen Freund Brax zurückzuschicken. Dann wäre sie jetzt immerhin in Sicherheit – und mein Leben wäre nicht zu Ende.

Dann wäre Tess jetzt noch am Leben.

Aber meine Dämonen hatten sie getötet.

Ich hatte sie getötet.

Ich warf den Kopf in den Nacken und heulte.

»Q. Q!«

Etwas Scharfes biss in meine Schulter. Ich zuckte zusammen, rollte zur Seite und versuchte, das Rufen zu ignorieren. Ich verdiente es, in dieser albtraumhaften Hölle zu schmoren. Einer Hölle, die ich erschaffen hatte, weil ich die Frau getötet hatte, die mein Leben gestohlen und mir Gefühle gezeigt hatte, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte. Gefühle, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie mir erträumte, bevor Tess in mein Leben getreten war.

Meine Wange pulsierte, als hätte mich jemand geohrfeigt, der beißende Schmerz brannte sich durch die Dunkelheit zu mir.

Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, und sah eine blonde Göttin mit wild glänzendem Blick auf mir. Aber das lähmende Entsetzen ließ mich nicht los, obwohl sie ganz offensichtlich noch am Leben war und vor Leidenschaft loderte. Eine Leidenschaft, die ich inzwischen so gut kannte.

»Was zur Hölle, Q? Das ist schon das dritte Mal diese Woche. Verrätst du mir endlich, wovon du da träumst? Du heulst jedes Mal wie ein Werwolf.« Tess drückte meine Schultern auf die Matratze und ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Muskeln anspannten. Ich mochte es zwar, wenn sie auf mir war, aber es gefiel mir ganz und gar nicht, wenn sie mich festhielt, als hätte sie die Kontrolle. Es widersprach einfach meinem Wesen.

»Das geht dich nichts an.« Ich rollte mich herum, packte sie an den Hüften und nahm sie unter mir gefangen. Ich riskierte ein vages Lächeln. Nun, mit ihr unter mir, kam meine Welt langsam wieder ins Lot. Ich fuhr mit den Händen über ihre Taille, ihren Hals hinauf und zu ihren Lippen. Ihr Atem zitterte, beschleunigte, und der Rest meiner Panik verebbte.

Sie atmete noch.

Ich hatte sie nicht getötet.

Noch nicht.

Tess strich mit der Hand sanft über meine Wange. Es kitzelte. »Du solltest mir sagen, wovor du Angst hast. Brax hat mir immer …«

Ich erstarrte und knirschte mit den Zähnen. »Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann bringst du diesen Satz nicht zu Ende.« Gottverdammt, warum musste sie den Geist ihres idiotischen Ex-Freunds, der sie wie eine zerbrechliche Prinzessin behandelt hatte, in unser Bett holen?

Tess kniff die Augen zusammen. »Tut mir leid. Ich wollte nicht … Es ist nur … Ich mache mir Sorgen. Wenn du meinetwegen üble Träume hast, dann gib mir wenigstens die Chance, sie zu vertreiben.«

Es war noch zu früh am Morgen, um eine Inquisition zu ertragen.

Vier Tage waren vergangen, seit Tess plötzlich vor meiner Tür aufgetaucht war und mir keine andere Wahl gelassen hatte, als sie wieder bei mir aufzunehmen. Mit all ihrem Feuer, ihrem Geist, ihrer unerschütterlichen Hartnäckigkeit. Ich mochte vielleicht ein kontrollsüchtiger Mistkerl sein, aber seit dem Moment, als Tess in mein Leben stolziert war, hatte sie mich fest an den Eiern.

Ich hoffte nur, dass sie nicht wusste, welche Wirkung sie tatsächlich auf mich hatte – denn es jagte mir eine Scheißangst ein, wenn ich darüber nachdachte, was die Zukunft wohl für uns bereithielt.

Ihr Versprechen, dass sie stark genug für mich war … Unser Blutschwur, der uns so lange verband, wie Blut durch unsere Adern pumpte …

Vier Tage waren vergangen, seit sich mein Leben für immer verändert hatte und ich ständige unerträgliche Schmerzen litt.

»Lass mich in Ruhe«, brummte ich. Diese Frau schob sich wie ein eisiger Gletscher gegen den unbeweglichen Berg meines eigenen Eides. Meines heiligen Schwurs, dass ich diese verfluchte Dunkelheit niemals akzeptieren oder mich in ein sadistisches Arschloch verwandeln würde wie mein Vater. Desselben Schwurs, der mich davon abgehalten hatte, genau wie er hilflose Frauen in Fesseln zu legen. Aber der Gletscher gewann an Boden – Millimeter für Millimeter, Zentimeter für Zentimeter. Ihr Eis kroch in die winzigen Haarrisse meines Willens und weitete sie aus, bis sich die Brüche kaum noch ignorieren ließen.

Vier Tage lang hatte ich ihre sexuellen Avancen erfolgreich abgewehrt. Die Erinnerung daran, wie ich sie im Spielzimmer auf der Bar genommen hatte, war immer noch zu frisch, zu roh. Noch immer konnte Tess sich nicht einmal setzen, ohne zusammenzuzucken. Ich wusste, dass sie Schmerzen litt – nicht dass sie sich jemals beschwerte. Ich beobachtete jede ihrer Bewegungen wie ein Geier die Schwächen seiner Beute. Sie glaubte, sie hätte mich davon überzeugt, dass es ihr gut ging und dass ihr die Wunden nichts ausmachten. Mich. Einen Mann, der Schmerzen und Angst roch, als wären sie ein schweres Parfüm – ich kannte die Wahrheit.

Sie behauptete, ich hätte ihr mit meinem Gürtel nicht wehgetan. Sie log. Sie hatte Blut vergossen durch mich, verdammt noch mal. Ich lebte permanent auf einem Schlachtfeld und kämpfte gegen die köstliche Befriedigung an, die mir ihre Schmerzen bereiteten – entgegen meinem Moralvorstellungen und meiner fürchterlichen Angst davor, sie ernsthaft zu verletzen.

Ich habe nie herausgefunden, woher diese finsteren Bedürfnisse stammten. Sie waren ebenso ein Teil von mir wie mein genetischer Code.

Tess hatte es nicht verdient, verletzt zu werden – keine Frau hatte das. Aber sie war willens, mir ihre Schreie zu opfern. Für das Versprechen von etwas, von dem ich nicht wusste, ob ich fähig war, es ihr je zu geben.

Verdammt, ich sollte mich nicht danach verzehren, ihr die unsterbliche Seele aus dem Leib zu prügeln, aber das tat ich. O Scheiße, und wie ich das tat.

»Du kannst nicht all deine Gedanken weiter vor mir verbergen, Q, jetzt, wo du mich in dein Leben gelassen hast. Ich kann die Qualen in deinen Augen sehen. Du hast versprochen, dass du mit mir redest und dich mir öffnest.« Aus ihrer Stimme blutete der Schmerz, während sie ihre winzigen Fäuste verärgert ins Laken krallte.

Wir hatten beide Versprechungen gemacht, aber bislang hatte sie noch keiner von uns erfüllt. Nicht dass das eine Rolle spielte – ich hatte ohnehin die Absicht, meinen Teil der Abmachung nicht einzuhalten. Sie war nicht stark genug. Ich war nicht stark genug.

Ce sont les premiers jours, idiot. Détends-toi. Dafür ist es noch zu früh, Idiot. Entspann dich.

Aber ich konnte mich nicht entspannen. Ich war nicht stark genug, gegen den Drang anzukämpfen, mich wie ein irres Arschloch aufzuführen, wenn ich nicht die ganze Zeit über die Zügel straff in der Hand hielt. Für diese Gewissheit genügte die Erinnerung daran, wie Tess zum ersten Mal als meine Sklavin hier ankam. Ich war unfähig gewesen, etwas anderes zu tun, ich musste sie jagen, sie verletzen, sie verschlingen.

Wäre ich ein besserer Mann, hätte ich damals sofort kehrtgemacht, ich wäre die Treppe rückwärts wieder hochgegangen und hätte Franco angewiesen, sie umgehend fortzuschaffen. Aber hier stand ich nun: am Abgrund eines wahr gewordenen Traums – vor einer Frau, die mein wahres Ich sah, mich akzeptierte und eine Zukunft mit mir wollte –, und alles, was ich tat, war, in Albträumen zu ertrinken, in denen ich sie tötete.

»Ich bin erschöpft«, murmelte ich. Hörte sie das versteckte Geständnis, das darin mitschwang? Verflucht, es war noch nicht einmal eine Woche her, seit ich in diese Beziehung eingewilligt hatte, und schon war ich ein nervliches Wrack. Aber ich musste diese Frage gar nicht stellen – natürlich erkannte Tess die Wahrheit. Sie sah so verdammt viel.

»Dann hör auf zu kämpfen. Du hast mich nicht mehr angerührt, seit ich zu dir zurückgekommen bin. Wir mögen vielleicht das Bett miteinander teilen, aber...