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Dirty Love - Ich brauche dich! - Erotischer Liebesroman

Laurelin Paige

 

Verlag MIRA Taschenbuch, 2018

ISBN 9783955768683 , 304 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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8,99 EUR


 

1. Kapitel

»Hier ist niemand«, sagte Audrey, als wir aus meinem Büro kamen.

Es war Montagabend, und nach einem hektischen Nachmittag noch kurz die letzten Dinge zu erledigen, hatte länger gedauert als geplant. Es war schon schwer genug, alles in einer kurzen Feiertagswoche zu erledigen. Dazu kam noch, dass ich ein Wochenende an den Besuch meiner Schwester verloren hatte – Zeit, die ich normalerweise hinter dem Schreibtisch verbracht hätte.

Audrey war vor drei Tagen angekommen.

Vor drei Tagen hatte ich Donovan die Nachricht hinterlassen.

Drei Tage, und kein Rückruf.

Aber darüber dachte ich nicht nach. Oder vielmehr, ich versuchte so fest wie möglich, nicht darüber nachzudenken. Versuchte so fest wie möglich, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es wehtat.

Arbeit war eine gute Ablenkung. Audrey eine noch bessere.

»Als du hergekommen bist, war es schon fast fünf«, sagte ich und schloss die Tür zu meinem Büro hinter mir ab. Zum Glück gab es in der Stadt viel für sie zu sehen und zu tun, während ich bei der Arbeit war. Es wäre ein Wunder, wenn sie auch nur ein Viertel der Dinge schaffte, die auf ihrem Plan standen, ehe sie am Samstag zurück zum College fuhr. Doch trotz der vielen anderen aufregenden Punkte auf ihrer Liste hatte ich sie überzeugt, mich im Büro zu besuchen, damit ich ihr alles zeigen konnte.

Oder vielmehr, damit ich angeben konnte.

Ich sah auf die Uhr an der Wand. »Das war vor einer Stunde. Die meisten sind schon nach Hause gegangen.«

»Arbeitest du immer so lange?« Ihre Frage klang anklagend.

»Normalerweise noch länger.« Ich erwähnte nicht, dass ich heute zum Teil deswegen länger im Büro gewesen war, weil sie mir alles über die Stadtrundfahrt im Bus erzählen musste, die sie früher am Tag mitgemacht hatte.

Die Arme vor der Brust verschränkt sah sie finster in meine Richtung. »Workaholic.«

Ich verdrehte die Augen. »Du bist auch ein Workaholic. Deine Arbeit ist nur künstlerischer, sodass du tun kannst, als wäre es ein Hobby. Komm mit.« Ich warf den Schlüssel in meine Handtasche und legte mir den Riemen über die Schulter. »Ich zeige dir alles.«

Sie folgte mir auf den Korridor hinaus. Aus Gewohnheit sah ich den dunklen Flur hinab, über den man zu Donovans Büro gelangte, und verspürte einen Stich in der Brust, ehe ich meine Schwester in die entgegengesetzte Richtung führte, zu dem großen offenen Bereich der Chefetage. Normalerweise waren die bodentiefen Fenster dort einen Blick wert, aber die Sonne war bereits untergegangen, und die Reinigungsmannschaft hatte das Licht angeschaltet, sodass die Glasfläche einfach nur schwarz wirkte.

Weiter den Korridor hinab brannte noch ein Licht und darauf gingen wir zu.

»Roxie«, rief ich, als wir die Assistentin meines Chefs dabei antrafen, wie sie gerade ihre Sachen zusammenpackte, offenbar, um Feierabend zu machen. »Sie sind noch spät hier!«

»Ich wollte gerade gehen. Sie haben mich erwischt.« Nach einem Blick auf Audrey stellte sie ihre Handtasche hin, streckte die Hand aus und stellte sich vor, ehe ich die Gelegenheit hatte. »Ich habe schon viel über Sie gehört. Sabrina ist sehr stolz auf Sie.«

»Danke. Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Audrey, die versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erstaunt sie über Roxies direkte Art war.

»Sie sehen sich ähnlich«, sagte Roxie, die gebürtige Ungarin war, nachdem sie uns einen Moment betrachtet hatte. »Die helle und die dunkle Version.«

Audrey und ich sahen uns lachend an. Sie war nicht nur äußerlich die »hellere« Version von mir, mit ihren kastanienroten Haaren und den Mandelaugen, sondern auch vom Temperament her. Sie war fröhlich und romantisch. Ich war ernst und pragmatisch. Sie mochte Männer, die sie anbeteten und öffentlich ihre Zuneigung zeigten. Ich mochte einen Mann, der gerne mit mir Vergewaltigung spielte und anscheinend ein echtes Problem mit Stalking hatte.

Wir scherzten selbst oft darüber.

»Tag und Nacht«, sagte ich.

»Schokolade und Vanille«, stimmte Audrey zu. »So sind wir.«

»Ist Weston noch da?«, fragte ich, auf das Büro hinter Roxie nickend. Die Tür stand offen, und es brannte Licht, aber ich konnte ihn an seinem Schreibtisch nicht sehen.

»Nein, aber er ist gleich wieder zurück. Sie können drinnen auf ihn warten.« Roxie knöpfte ihren Mantel zu und nahm ihre Handtasche. »Er ist heute gut gelaunt. Wird ihm nichts ausmachen.«

Wir verabschiedeten uns, und nachdem Roxie sich auf den Weg gemacht hatte, gingen Audrey und ich in Westons großes Eckbüro. Auf dem Weg schaltete ich das Licht aus.

Der gewünschte Effekt trat sofort ein. »Heilige Scheiße!«, rief Audrey. »Das ist der Wahnsinn!« Sie rannte zu dem bodentiefen Fenster, das am nächsten lag, und blickte hinaus auf die Stadt. »Ein endloses Meer aus Lichtern! Ich wette, bei Tag kann man einfach alles sehen.«

»Nicht alles. Aber viel.« Ich trat zurück und sah sie lächelnd an. Meine Reaktion war ganz ähnlich ausgefallen. Es war so aufregend gewesen, nicht nur, weil der Ausblick auf die Stadt so überwältigend war, sondern weil es sich so angefühlt hatte, als wäre ich endlich ganz oben angekommen.

Und dann hatte Donovan den Raum betreten und meine Welt ins Wanken gebracht. Hatte mich daran erinnert, dass es zuerst seine Welt gewesen war.

Egal. Jetzt war es auch meine Welt. Er war nicht da, und ich schon. Und ich würde bleiben.

Audrey konnte sich nicht vom Fenster losreißen. »Wenn dir das hier nicht reicht, bist du zu gierig. Hey! Das Empire! Warum ist das hier nicht dein Büro?«

»Das wird es früh genug sein«, erklang Westons Bariton hinter mir. »Bei der Arbeit, die sie leistet.«

Ich verdrehte die Augen, während er sich neben mich stellte. »Oh, sei still.«

Er runzelte die Stirn, als hätte ich ihn beleidigt. »Das ist mein Ernst. Du bist der erste Name auf einer sehr kurzen Liste von Leuten, die mich ersetzen könnten, falls das je nötig werden sollte.«

Weston war ein Charmeur. Alle klugen Frauen waren sich dessen bewusst. Trotzdem wärmte das Kompliment mir das Herz, auch wenn es nichts zu bedeuten hatte. »Der Fall wird gewiss nicht eintreten«, meinte ich schnippisch. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir hier sind. Ich habe meiner Schwester die Aussicht gezeigt. Das ist Audrey.«

Die hellere, jüngere Version kam auf uns zu, die Hände hinter dem Rücken. »Lass mich raten – das ist Weston.«

Weston steckte die Hände in die Taschen und hob stolz das Kinn. »Du hast ihr von mir erzählt.«

»Wir stehen uns nah.« Ich sah besorgt zu, wie Audrey meinen Boss umkreiste und ihn musterte. Ich wusste ganz genau, dass sie ihn nicht als meinen Vorgesetzten beurteilte, was peinlich genug gewesen wäre. Nein, sie wollte herausfinden, was mich Anfang des Jahres für ein ganzes Wochenende in sein Bett gelockt hatte.

Nicht, dass es nicht offensichtlich gewesen wäre – blaue Augen, blondes Haar, eine Figur wie ein Personal Trainer und nicht wie ein CEO. Er war eindeutig was fürs Auge. Dazu noch charmant und ein kluger Kopf.

Natürlich hatte ich nur zu gern mein Höschen ausgezogen.

»Nett«, sagte sie anerkennend. »Woah. Echt nett«, sagte sie, als sie seine Kehrseite betrachtete. »Gut gemacht, Schwesterchen.«

Weston riss die Augen weit auf, als er ihre Kommentare hörte. »Ah, du hast ihr tatsächlich von mir erzählt.« Er wandte seine Aufmerksamkeit meiner Schwester zu. »Vielleicht hat Sabrina noch nicht die Gelegenheit gehabt, dir zu berichten, dass ich jetzt eine Beziehung habe. Mit einer anderen Frau. Wir sind verlobt.«

»Falsch verlobt«, berichtigte Audrey ihn.

Er warf mir einen bösen Blick zu. »Alles über mich erzählt. Wow.«

»Audrey!« Ich wurde rot. »Sie kann schweigen. Versprochen.« Ich drehte mich um, um mit ihr zu schimpfen. »Das sollte ein Geheimnis sein.«

Westons Verlobung mit Elizabeth Dyson und die bevorstehende Hochzeit dienten nur dazu, Elizabeth Zugang zu ihrem Treuhandfonds zu verschaffen und Reach, Inc. – unserer Agentur – zu ermöglichen, eine Werbeagentur in Frankreich aufzukaufen, die Elizabeth gehörte. Sobald sie verheiratet waren, kam Elizabeth an ihr Erbe, sie verkaufte den Männern die Agentur, und die zwei ließen sich wieder scheiden.

Wenigstens war das der Plan gewesen.

Deswegen war Donovan angeblich auch in Frankreich – um den Weg für eine reibungslose Fusion zu ebnen. Nur Weston und ich wussten, dass es eigentlich eine Ausrede war, um Abstand von mir zu gewinnen.

Nur sehr wenige Menschen waren im Bilde darüber, warum die beiden heiraten wollten – Elizabeth, die fünf Inhaber von Reach, Inc., ich, und jetzt auch meine Schwester.

Weston lachte in sich hinein. »Schon gut. Ich meine, du bist nicht insgeheim Spionin für die Dysons, oder?«

Audrey hob eine Augenbraue. »Nein.«

»Dann ist alles gut. Außerdem ist es keine falsche Verlobung mehr. Oder wenigstens keine falsche Beziehung.«

Sie hob beide Augenbrauen und sah mich anklagend an. »Also davon habe ich noch nichts gehört.«

»Weston und Elizabeth mögen einander jetzt wirklich. So. Zufrieden?« Ich ließ ihr keine Zeit zu antworten. »Es hat schließlich nichts mit mir zu tun, also habe ich dich nicht eingeweiht«, fügte ich noch hinzu, nicht eine Spur von Reue empfindend. Außerdem machte es keinen Spaß, über andere zu reden, die glücklich verliebt...