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SPOT 4 - Jace: The Leader

Sarah Glicker

 

Verlag HarperCollins, 2018

ISBN 9783733712938 , 220 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

3,99 EUR


 

1

„Moment“, rief Jace mit lauter Stimme und rubbelte sich mit dem Handtuch ein wenig die Haare trocken, da er gerade erst aus der Dusche gekommen war.

Offenbar hatte der Besuch vor seiner Tür ihn dennoch nicht gehört, denn erneut ertönte die Klingel.

„Verdammt“, fluchte Jace und band sich das Handtuch um seine Hüften. Es ist mir egal, wer da unten steht, aber ich hoffe, dass es wichtig ist.

Er verließ das Badezimmer und eilte die Treppe hinunter. Wer immer da vor seiner Tür stand, hatte etwas auf dem Herzen, das spürte er. Es gab sonst keinen einzigen Grund, wieso man sich so verhalten sollte.

Mit nackten Füßen ging er über die kühlen Fliesen im Flur, bis er die Haustür erreicht hatte. Dort angekommen öffnete er sie hastig, ehe der Besuch Zeit hatte, ein weiteres Mal auf die Klingel zu drücken.

„Was gibt´s?“, fragte er, noch während er die Tür weiter zur Seite schob. Dabei konnte er nicht verhindern, dass seine Stimme mehr oder weniger ein Knurren war.

Doch noch in der gleichen Sekunde sah er, dass kein Freund oder Familienmitglied vor ihm stand, wovon er eigentlich ausgegangen war. Er blickte direkt in die wunderschönen Augen seiner Nachbarin, die sich bei seinem Anblick immer mehr weiteten.

Erst jetzt wurde ihm klar, was für einen Eindruck sein Auftreten wahrscheinlich bei ihr hinterließ. Doch es war ihm nicht peinlich. Nein, auf gewisse Art und Weise fand er es lustig, wie die Frau ihn betrachtete.

Sie hatte den gleichen Gesichtsausdruck wie damals die Mädchen von seiner ehemaligen Highschool, wenn er und ein paar andere Kumpels des Footballteams ohne Shirts über den Schulflur gelaufen waren.

Ihr Blick glitt über seinen Körper, als hätte sie noch nie einen nackten Mann gesehen. Halbnackten Mann in seinem Fall, schließlich trug er ja ein Handtuch. Kurz überlegte er, ob er einen Schritt auf sie zutreten sollte, doch dann entschied er sich dagegen.

Jace konnte es nicht erklären, aber irgendetwas hatte diese Frau an sich, das zerbrechlich wirkte. Dabei war er sich sicher, dass sie eigentlich eine starke Frau war. Dennoch spürte er ihre Unsicherheit. Und das reichte ihm, um sie nicht noch weiter zu reizen, auch wenn er es gerne getan hätte.

Stattdessen blieb er ruhig an Ort und Stelle stehen und wartete auf eine Reaktion von ihr. Doch dann konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihm lagen ein paar Sprüche auf der Zunge, die er sich mühsam verbiss.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er stattdessen zuckersüß und setzte dabei das Lächeln auf, von dem er wusste, dass es Frauen um den Verstand brachte.

„Tut mir … leid“, stotterte sie und verlagerte dabei das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Ihr Blick huschte hin und her, als würde sie nach einem Ausweg suchen. Nervös knetete sie ihre Finger. Doch Jace beschloss, dass er darauf nicht eingehen würde.

„Was denn?“, fragte er sie stattdessen und tat dabei so, als hätte er keine Ahnung, wovon sie eigentlich sprach. In Wirklichkeit wusste er es genau, allerdings fand Jace es viel zu amüsant, die schöne Unbekannte ein wenig auflaufen zu lassen.

Er ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Jace sah ihr an, dass sie nach den richtigen Worten suchte. Die Tatsache, dass er jedoch nur ein Handtuch trug, schien es ihr allerdings deutlich zu erschweren.

Langsam, beinahe in Zeitlupe, drehte sie ihren Kopf über die Schulter und blickte zur Straße. Jace kam der Gedanke, dass sie nach einem Ausweg suchte und womöglich jeden Augenblick verschwinden könnte. Normalerweise wäre ihm das egal. Er war noch nie ein Mann gewesen, der einer Frau hinterherrannte. Doch bei ihr war es das Letzte, was er wollte. Er konnte es sich selber nicht erklären, aber das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, überkam ihn.

Mal abgesehen davon, dass sie vor wenigen Wochen in das Haus auf der anderen Straßenseite gezogen war, wusste er nicht viel über seine Nachbarin. Zwischendurch hatte Jace sie aus der Ferne gesehen. Doch da sie meistens erst spät abends nach Hause kam, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen. Und morgens war sie oft schon verschwunden, noch bevor er überhaupt das Haus verließ, und das war schon früh.

„Ähhhmm“, gab sie nun von sich, nachdem sie sich ihm wieder zugewandt hatte. „Ich hoffe, ich störe nicht.“

„Quatsch, wieso solltest du?“ Jace hielt nichts davon, andere Leute zu siezen. Um genau zu sein mochte er das überhaupt nicht. Es gab nur eine Person, die er mit Nachnamen ansprach, und das war sein Chef bei der Polizei.

„Sie ...“, sagte seine Nachbarin nur und zeigte dabei etwas betreten auf den Boden.

Obwohl er sie bis jetzt nur ein paarmal aus der Ferne gesehen hatte, hatte er nicht den Eindruck gehabt, als wäre sie schüchtern. Nein, eigentlich schien sie eine Frau zu sein, die genau wusste, was sie wollte und es sich einfach nahm.

Doch dass sie jetzt ihm gegenüber kaum einen vernünftigen Ton herausbrachte, zeigte ihm, dass er sich wohl geirrt hatte. Und irgendwie gefiel ihm das.

„Ich bin Jace“, stellte er sich kurzerhand vor und reichte ihr die Hand. Dabei machte er einen Schritt auf sie zu, um die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken. Er hoffte, dass er es so schaffte, dass sie nicht mehr aussah, als wäre sie schon viel zu lange in der Sonne gewesen.

Einen Moment schaute sie in seine Augen. Wie zwei Magneten schienen ihre Blicke voneinander angezogen zu werden. Keiner konnte sich abwenden.

„Jennifer“, erwiderte sie und nahm seine Hand. Ihr Händedruck war fest, was zu seiner ersten Einschätzung von ihr passte. Doch es dauerte nicht lange, bis ihr Blick wieder zur Seite glitt.

Jennifer drehte sich von ihm weg und schaute zu ihrem Haus hinüber. Jace folgte ihrem Blick und entdeckte einen BMW, der ihm schon vor ein paar Tagen aufgefallen war. Immer mal wieder stand er am Straßenrand in dieser ruhigen Wohngegend geparkt, sodass es für jemanden, der nicht vom Fach war, wahrscheinlich nicht auffällig erschien. Doch Jace war nicht ohne Grund ein Mitglied bei SPOT. Er wusste, dass dieses Auto keinem seiner Nachbarn gehörte und war deswegen neugierig geworden. Aus diesem Grund hatte er es auch überprüfen lassen. Allerdings war das Kennzeichen auf eine einfache Hausfrau aus der näheren Gegend zugelassen. Kein Grund zur Sorge also. Doch die Tatsache, dass sich Jennifer nun wieder nervös in Richtung des Wagens umdrehte, machte ihn skeptisch.

„Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Ich war gerade nur unter der Dusche“, erklärte er und zog so ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Ach so“, murmelte Jennifer. Dabei schien sie mit den Gedanken allerdings woanders zu sein.

„Also, wie kann ich dir helfen? Ist etwas passiert?“ Jace hasste es, wenn er anderen jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Aber das brachte sein Job halt mit sich.

„Ähhhm, ja“, brachte sie nach einer Ewigkeit schließlich mit halbwegs fester Stimme hervor, nachdem sie sich geräuspert hatte. „Eigentlich wollte ich nur fragen, ob du vielleicht eine gute Werkstatt hier in der Nähe kennst.“

Das war der Moment, in dem er wusste, dass sie keine von diesen Mädchen war, die sich ihm und seinen Freunden bei jeder sich bietenden Gelegenheit an den Hals warfen. Nein, sie war nicht vorlaut, sondern zurückhaltend. Und das empfand er als eine erfrischende Abwechslung.

Neugierig begutachtete er sie genauer. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf nach hinten gebunden. Und ihr enger Hosenanzug betonte jede einzelne ihrer Kurven. Wirklich nichts wurde seiner Fantasie überlassen, weswegen Jace sich gerade noch ein Stöhnen verkneifen konnte.

Wie auch immer sie ihr Leben bestritt, Jace war sich sicher, dass sie keine Angst davor hatte, es mit jedem aufzunehmen, der sich ihr in den Weg stellte. Dafür strahlte sie zu viel Selbstsicherheit aus. Auch wenn ihr diese gerade jetzt anscheinend fehlte. Und Jace würde gerne wissen, woran das lag. Denn irgendwie hatte er seine Probleme daran zu glauben, dass es nur seine Schuld war.

„Ist etwas mit deinem Wagen?“, fragte er sie und warf dabei einen Blick in die Richtung ihres Hauses. Er konnte ihr Auto in der Auffahrt stehen sehen. Dabei streifte sein Blick erneut den BMW, der nur wenige Meter entfernt stand.

Erst jetzt erkannte er zwei Männer darin, und ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Einer der Typen kam ihm leider nur allzu bekannt vor. Und für gewöhnlich konnte er sich auf sein Gedächtnis verlassen.

Er spannte seine Muskeln an und versuchte trotz der Entfernung zu erkennen, was es mit den beiden Typen im Auto auf sich hatte. Dadurch machte er deutlich, dass er auf sie aufmerksam geworden war. Und das konnten sie auch ruhig wissen.

„Er springt nicht an. Dabei muss ich mich gleich auf den Weg zur Arbeit machen“, wandte Jennifer ein und sah dabei schon fast ein wenig panisch aus.

Ein paar Sekunden betrachtete Jace sie, bevor er wieder zu dem Wagen sah. Bei dem Gedanken daran, sie dort alleine stehen zu lassen wehrte sich alles in ihm dagegen. Sein Beschützerinstinkt meldete sich lautstark, sodass er ihn nicht ignorieren konnte.

„Komm rein“, erklärte er mit fester Stimme. „Ich ziehe mir nur eben etwas an, und dann werde ich mal einen Blick auf den Motor werfen. Ich bin zwar kein Mechaniker, aber ein wenig kenne ich mich aus. Vielleicht finde ich den Fehler.“

Während er sprach, machte er einen Schritt zur Seite, damit sie hereinkommen konnte. Er konnte beobachten, wie sie erneut rot anlief. Irgendwie fand Jace es lustig,...