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Perry Rhodan 145: Ordobans Erbe (Silberband) - 3. Band des Zyklus 'Chronofossilien'

H. G. Francis, H. G. Ewers, Arndt Ellmer, Detlev G. Winter

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2019

ISBN 9783845331447 , 400 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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9,99 EUR


 

1.


 

»Die SYZZEL ist wieder da«, meldete der Mausbiber Gucky, kaum dass er in Rhodans Unterkunft materialisiert war. »Taurec hat einen Pedotransmitter im Schlepp.«

Perry Rhodan unterhielt sich soeben über Interkom mit mehreren Personen in der Zentrale der BASIS. Mit einer knappen Entschuldigung beendete er die Verbindung und wandte sich dem pelzigen kleinen Freund zu.

»Teleportieren wir zur SYZZEL?«, fragte Gucky erwartungsvoll.

Der Terraner schüttelte lächelnd den Kopf. »Wir gehen die paar Meter«, antwortete er. »Etwas Bewegung schadet keinem von uns beiden.«

Gucky ließ sich in den nächsten Sessel sinken und verschränkte abwartend die Arme hinter dem Kopf. »Du kannst meinetwegen gehen«, maulte er. »Ich komme nach, sobald du bei der SYZZEL bist.«

»Faulpelz!« Seufzend verließ Rhodan sein Quartier. Die Ankunft des walzenförmigen Kosmokratenraumschiffs war ihm vor wenigen Augenblicken aus der Zentrale avisiert worden. Sie haben also einen Pedotransmitter aufgetrieben, wiederholte er in Gedanken. Gut so. Damit können wir endlich zu den Basen des Dekalogs vordringen. Die Dinge geraten in Bewegung.

Bis zum Hangar der SYZZEL war es nicht allzu weit. Rhodan erreichte die Halle binnen weniger Minuten.

Taurec kam ihm schon entgegen. Die beiden Männer blickten einander an, und beide fühlten sie, dass etwas anders war als sonst.

»Gucky hat es mir schon gesagt ...«, eröffnete Rhodan.

Der Boden schien unter ihren Füßen zu schwanken, zugleich breitete sich strahlend helles Licht aus. Es war, als stünden Rhodan und Taurec inmitten allumfassender Helligkeit. Die Wände schienen sich aufzulösen und dem Weltraum zu weichen, und es hatte den Anschein, dass eine leuchtende Aura die noch ferne Kleine Magellansche Wolke umfloss. Eine Lichtbrücke sprang von dort zur BASIS herüber. Rhodan erwartete spontan, die Stimme von ES zu hören. Aber nicht ES meldete sich, sondern der »gute Geist von Magellan«, der, wie sich herausgestellt hatte, nichts anderes war als Rhodans vor langer Zeit kondensierte Mentalenergie.

Der gute Geist warnte vor den Mächten des Chaos. Sie sind näher, als ihr ahnt, wisperte es in Perry Rhodans Gedanken. Der Terraner erwartete, mehr zu hören, doch der »gute Geist« schwieg.

Das Licht schien binnen Sekunden intensiver und eindringlicher zu werden. Unverändert »sah« Rhodan die »Aura« der Kleinen Magellanschen Wolke, aber dann spürte er in aller Deutlichkeit, dass die kondensierte Mentalenergie zu ihm herüberschlug und in ihm aufging.

Es überraschte ihn nicht, was die Zentrale ihm wenig später mitteilte. Am Standort des Frostrubins war eine heftige n-dimensionale Schockwelle angemessen worden – dreißig Millionen Lichtjahre entfernt.

 

Nachor von dem Loolandre richtete sich ruckartig im Sessel auf. Die Armadaflamme über seinem Kopf flackerte kurz. Er erhob sich und entfernte sich einige Schritte von dem Tisch, an dem er gegessen hatte.

Der Gen-Ingenieur Horvat Gool blickte den Mann mit dem markanten Facettenauge erstaunt an. Eben hatten sie angeregt diskutiert, und Gool erwartete eine Antwort auf eine ziemlich gewagte Theorie. Doch der Armadaprinz reagierte völlig ungewohnt, er schwieg.

»Was ist los?«, fragte der Ingenieur bestürzt. »Habe ich dich beleidigt? Das täte mir leid. Vor allem lag es bestimmt nicht in meiner Absicht.«

Nachor von dem Loolandre schien ihn nicht zu hören. Er stand mehrere Meter von Gool entfernt, und für den Ingenieur war nicht zu erkennen, wohin der Armadaprinz blickte. Das große rote Facettenauge funkelte im Widerschein der Deckenelemente.

Du irrst dich, versuchte sich der Ingenieur zu beruhigen. Es muss an dem liegen, was du an Vorstellungen entwickelt hast. Vielleicht hast du etwas in seiner Vergangenheit angestoßen, von dem du besser nicht gesprochen hättest.

»Nachor«, begann Gool zögernd. »Können wir nicht ...?«

Der Armadaprinz wandte sich ihm zu und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. Blickte er Gool an? Oder war er mit seinen Gedanken so weit entfernt, dass er den Ingenieur gar nicht wahrnahm?

»Ich muss weg!«, sagte Nachor. »Zum Loolandre ...« Dabei schauderte er, als sei es ihm kalt über den Rücken gelaufen. Abrupt wandte er sich um und stürmte aus der Messe, in der sich außer ihm und Gool niemand aufhielt.

Der Gen-Ingenieur sprang ebenfalls auf. Von innerer Unruhe getrieben, eilte er hinter dem Armadaprinzen her. So war es oft. Horvat Gool bezog die Reaktionen anderer auf sich und sein Handeln. Sogar in dem Moment wollte er sich nicht damit zufriedengeben, dass das Verhalten des Armadaprinzen wenig mit ihm zu tun hatte.

Je schneller Gool jedoch ausschritt, desto eiliger schien Nachor von dem Loolandre es zu haben. Er schien geradezu vor dem Ingenieur zu flüchten.

Schließlich gelang es Gool, den Armadaprinzen an der Schulter zu fassen und ihn festzuhalten. »Um Himmels willen, Nachor!«, rief er. »Du kannst nicht so einfach ohne Antwort geschweige denn eine Erklärung verschwinden. Was ist los?«

Der Armadaprinz schüttelte den Ingenieur ab. Als Gool nachfasste, stieß Nachor ihn heftig zurück und hastete weiter. Der Ingenieur folgte ihm nun langsamer. Allmählich dämmerte es Gool, dass die Reaktion des Gesprächspartners vielleicht doch nichts mit ihm zu tun hatte.

Der Armadaprinz verschwand in einem Hangar. Was hatte Nachor von dem Loolandre nahezu panisch reagieren lassen?

»So sehr kann ich ihn gar nicht beleidigt haben, dass er vor mir die Flucht ergreift«, sagte der Gen-Ingenieur halblaut im Selbstgespräch. »Eigentlich sollte ich Meldung machen.«

»Tu das!«, empfahl eine helle Stimme hinter ihm.

Erschrocken fuhr Gool herum, aber da war niemand.

»Wie bitte?«, fragte er.

»Ich empfahl dir, richtig zu handeln.«

Horvat Gool schluckte.

Etwa zwei Meter vor ihm bemerkte er einen dunklen Fleck am Boden. Dieser Fleck verformte sich binnen Sekunden und wölbte sich zu einem roten Facettenauge auf, wie Nachor es hatte. Ebenso schnell bildete sich in diesem Auge jedoch eine Pupille und starrte Gool an. Ein gedämpftes Lachen ertönte.

»Ich habe dir einen Rat gegeben. Schon vergessen?«

Gool fasste sich an den Kopf. Er schob sich mit dem Rücken an der Wand entlang, um dem Auge nicht zu nahe zu kommen, dann rannte er wie von Furien gehetzt davon. Eigentlich war er ein nüchterner Mensch, den so leicht nichts erschüttern konnte. Nachors Verhalten hatte ihn jedoch völlig verunsichert.

Das Lachen wurde lauter und dröhnte durch den Korridor. Es verfolgte Gool, bis sich endlich ein Verbindungsschott hinter ihm schloss. Keuchend lehnte sich der Gen-Ingenieur mit dem Rücken dagegen. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er fragte sich, ob er im Begriff war, den Verstand zu verlieren.

Was hatte er eigentlich zu Nachor gesagt?

Einige Meter entfernt öffnete sich ein Türschott und ein Roboter trat auf den Korridor heraus. Die humanoide Maschine trug ein Tablett, auf dem einige Becher abgestellt waren. Sie verbeugte sich vor dem Ingenieur.

»Möchtest du etwas trinken?«

Alle Becher waren leer und schon benutzt. Horvat Gools Magen rebellierte bei dem Anblick. Wie kam der Roboter dazu, ihm die schalen Reste anzubieten?

»Bei dir ist ein Schaltkreis ausgebrannt, oder?«, entfuhr es Gool. »Wenn du mir etwas anbieten willst, dann bitte volle und saubere Becher. Du solltest zur Inspektion gehen.«

»Und du ins Zelt, mein Werter«, entgegnete die Maschine. »Du gibst mir Ratschläge, hast aber keine Ahnung, was in der BASIS los ist. Willst du die große Nummer verpennen?«

Horvat Gool atmete tief durch. Jemand macht sich über mich lustig, dachte er. Irgendein Spaßvogel hat den Roboter umprogrammiert. Aber wieso wählt er mich als Opfer? Ich hatte mit niemandem Ärger.

»Lass mich in Ruhe und verschwinde!«, herrschte Gool die Maschine an.

Er drängte sich an dem Roboter vorbei – und stürzte der Länge nach hin, konnte sich gerade noch abfangen. Die seltsame Maschine hatte ihm ein Bein gestellt.

»Gut gelandet?«, fragte der Roboter.

Gool raffte sich hastig auf und wich bis zum nächsten Seitengang zurück. Furchtsam musterte er den Automaten.

Der Roboter folgte ihm nicht. Er hob lediglich die rechte Hand und winkte. »Juhuu, Horvat!«, rief er. »Vergiss nicht, was ich sagte.«

Das war vollends zu viel. Horvat Gool flüchtete. Die Maschine hatte zweifellos Schaden erlitten, ihre Positronik spielte verrückt. So etwas kam gelegentlich vor. Gool erinnerte sich, vor Jahren gehört zu haben, dass ein fehlgeschalteter Roboter sogar gewalttätig geworden war. Mit einer solchen Maschine wollte er nichts zu tun haben.

 

»Was ist mit dir los?«, fragte Ras Tschubai lächelnd. »Du siehst aus, als wäre dir sonst was zugestoßen.«

»So ungefähr«, antwortete Horvat Gool verwirrt. »Ein fehlgeschalteter Roboter ...«

»Das ist kein Grund zur Beunruhigung«, wunderte sich der Teleporter. »Oder hattest du Anlass, dich zu fürchten?«

»Hatte ich«, gestand der Gen-Ingenieur. »Tut mir leid, dass ich das sagen muss. Als Kind gab es für mich ein unangenehmes Erlebnis mit einem Roboter, und hin und wieder kommt die Erinnerung daran hoch. Es lag wohl an Nachor.«

»Nachor? Was ist mit ihm?«

»Er ist weg. Ganz plötzlich. Mitten im Gespräch lief er davon. Ich fragte ihn, was los sei, aber er hat nicht einmal darauf geantwortet. Lediglich, dass er zum Loolandre will, sagte er. Es war sehr merkwürdig. Ich hatte das Gefühl, Nachor sei einer Panik nah.«

Ras Tschubai lächelte nicht...