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Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei - Roman - Schönste Unterhaltung zum Verlieben und Wohlfühlen

Holly Hepburn

 

Verlag Penguin Verlag, 2019

ISBN 9783641253165 , 624 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

6,99 EUR


 

Kapitel eins


Cat Garcia ließ den Ring mit der Reihe silberner Schlüssel daran vor der Nase ihrer besten Freundin baumeln. »Willst du oder soll ich?«

Sadie Smart spürte, wie ihr ein Schauer den Rücken hinablief, der nichts mit der kühlen Novemberluft zu tun hatte. Die letzten Wochen hatten sie allein auf diesen einen Moment hingearbeitet – den Moment, in dem sie und Cat zum ersten Mal ihre nigelnagelneue Keksbäckerei Smart Cookies betreten würden.

Es war ein Traum, der sie seit der Schulzeit verband: ein eigenes Geschäft, das Cats Backliebe und Sadies künstlerisches Talent zusammenbrachte. Und es konnte kaum einen besseren Ort für ihren Laden geben als den schrulligen Platz Castle Court im Herzen ihrer Heimatstadt. Eine Oase inmitten der alten holprigen Straßen des Einkaufsviertels The Rows.

Während sie das Schild mit den blauen und goldenen Wirbeln über der Tür betrachtete, das sie selbst gemalt hatte, erlaubte sich Sadie ein kleines Lächeln. Durch ihre Hochzeit und die Geburt ihrer Tochter Lissy erschien ihr das Kunststudium inzwischen so weit entfernt, als hätte es in einem anderen Leben stattgefunden. Es hatte gutgetan, nun die Pinsel und auch ihre Kreativität wieder auszugraben, erst recht für etwas so Wichtiges wie ihr eigenes Geschäft. Und auch wenn sie sich ein wenig eingerostet fühlte, hoffte sie, dass sich das nicht auf ihre Arbeit ausgewirkt hatte.

»Die Ehre gebührt dir«, sagte sie, an Cat gewandt. »Mit der Beaufsichtigung der ganzen Renovierungsarbeiten hast du den schwersten Teil übernommen.«

»Du hast genauso hart gearbeitet wie ich«, bemerkte Cat, »nur eben nicht hier. Außerdem hast du eine Fünfjährige zu Hause, um die du dich kümmern musst.«

Sadie dachte an den gestrigen Nachmittag, an dem sie sich zum letzten Mal von den Kollegen in der Arztpraxis, in der sie bisher halbtags gearbeitet hatte, verabschiedet hatte. Der Gedanke, ihre Festanstellung aufzugeben, machte sie nach wie vor nervös – in Zukunft würde Lissys Schule nicht mehr um die Ecke liegen –, aber sie konnte Cat nicht länger mit der ganzen Arbeit alleine lassen. Und sie wollte auch nichts verpassen. Immerhin verwirklichten sie hier ihren gemeinsamen Traum.

»Aber jetzt bin ich hier und bereit, mich Hals über Kopf in die Arbeit zu stürzen«, sagte sie mit fester Stimme. »Auch wenn ich froh bin, dass ich mit den ganzen Handwerkern nichts zu tun hatte. Es ist mir immer noch ein Rätsel, warum du den Backofen-Typ nicht erwürgt hast.«

»Wer hat gesagt, dass ich es nicht getan habe?«, fragte Cat mit todernster Miene. »Vielleicht ist er der Grund dafür, dass der Zementboden im Untergeschoss nicht ganz eben ist.« Grinsend schob sie den Schlüssel ins Schloss. »Wir sind ein Team, also machen wir das hier zusammen. Auf drei …«

Sadie schloss die behandschuhte Hand um Cats.

»Eins, zwei, drei!«

Sie drehten den Schlüssel, und die Tür öffnete sich. Nachdem sie den Türknauf losgelassen hatten, schwang sie ganz auf. Eine warme Duftwolke aus frischem Putz und Farbe hüllte sie ein, als sie einen Blick ins Innere warfen.

An den Wänden hingen lange weiße Regale; der Holzfußboden erstrahlte nach dem Abschleifen und der Versieglung in neuem Glanz. Kleine runde Tische mit mehreren Etagen, die an Hochzeitstorten erinnerten, standen im ganzen Raum verteilt und warteten nur darauf, mit Sadies und Cats Keks-Kreationen dekoriert zu werden. An der hinteren Wand verlief ein lang gezogener Tresen aus Glas bis zu einer kleinen Nische, in der die Kasse untergebracht war. Ein glänzend weiß lackiertes Geländer lud Kunden dazu ein, der geschwungenen Treppe ins Untergeschoss zu folgen, in dem sich eine kleine, aber perfekt ausgestattete Küche im hinteren Teil eines mit langen Tischen und Bänken ausgestatteten Raums versteckte; hier wollte Sadie Kurse im Kekseverzieren geben und Geburtstagspartys stattfinden lassen. Aber erst einmal musste das Geschäft gut laufen, ermahnte sie sich selbst, wobei ihr dennoch ein kleiner aufgeregter Schauer den Rücken hinablief. Bevor die Keksbäckerei ihre Türen für Kundschaft öffnen konnte, gab es noch jede Menge zu tun.

»Womit fangen wir an?« Sadie hob fragend eine Augenbraue.

Cat machte einen Schritt über die Schwelle und streifte sich die Schuhe an der Fußmatte ab. »Zuallererst stellen wir den Wasserkocher an. Dann machen wir einen Plan.«

Sadie versuchte gar nicht erst, ihr Grinsen zu verbergen. So war Cat eben: organisiert, methodisch und mit dem festen Glauben an die Kraft von heißem Tee und To-do-Listen. Was vielleicht nicht besonders verwunderlich war, wenn man sich vor Augen führte, was für eine großartige Karriere als Chefköchin ihre Freundin hingelegt hatte. Immerhin war ein Rezept im Grunde nichts anderes als eine sehr spezifische To-do-Liste.

»Okay«, sagte Sadie und folgte Cat in den frisch renovierten Laden, bevor sie die Tür hinter sich schloss und zufrieden dem hellen Läuten der kleinen Messingglocke über ihren Köpfen lauschte. »Ich hoffe, du hast Kekse mitgebracht.«

»Glaub mir, den letzten Monat bin ich mit den verfluchten Dingern ins Bett gegangen. Ich habe Kekse gebacken, gegessen und geatmet.« Cat klopfte auf die große Stofftasche über ihrer Schulter, die mit zahllosen Schachteln und Dosen gefüllt war. »Ich habe so viele davon verschenkt, dass meine Nachbarn inzwischen sicher glauben, ich sei so eine Art Plätzchen-Dealer.«

Sadie waren die dunklen Ringe unter Cats Augen und der fahle Ton ihres sonst immer leicht sonnengebräunten südeuropäischen Teints nicht entgangen; sie war sich sicher, dass ihre perfektionistische Freundin sich in den vergangenen Wochen mehr als nur eine Nacht um die Ohren geschlagen hatte. »Und?«

»Und ich glaube, dass wir kurz vor dem Ziel stehen. Einen Keks zu kreieren, der unter all dem Zuckerguss, mit dem du ihn verzieren wirst, knusprig bleibt, war wirklich nicht leicht.« Cat stieß einen übertrieben theatralischen Seufzer aus und strich sich die langen dunklen Locken hinter die Ohren. »Du willst gar nicht wissen, in wie viele enttäuschend matschige Kekse ich in der letzten Zeit gebissen habe.«

»Mary Berry wäre stolz auf dich«, sagte Sadie, bemüht, eine ernste Miene zu machen. »Aber ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dein Opfer zu schätzen weiß.«

Cat zuckte mit den Schultern. »Es wird nicht das letzte gewesen sein – in Zukunft werden wir viele weitere bringen müssen. Aber ohne Tee lässt sich kein erfolgreiches Geschäft führen. Mit einer Tasse in der Hand kann ich einfach besser denken«, sagte sie, stieg die Treppe hinunter und durchquerte den kleinen Raum, bis sie die Küche erreichte.

Sadie folgte ihr.

Zwei Kühlschränke, die vom Boden bis zur Decke reichten, standen an einer Wand, an einer anderen befand sich eine Reihe glänzender Edelstahl-Backöfen. An der dritten waren weiße Regalbretter über einer polierten Marmorarbeitsplatte befestigt, auf der sich mehrere Profimixer aneinanderreihten. Daneben war ein klappbarer Stehtisch angebracht, der ebenfalls als Arbeitsfläche genutzt werden konnte.

Als Cat über den gefliesten Boden ging, um Wasser aufzusetzen, konnte Sadie nicht anders, als einen prüfenden Blick darauf zu werfen. Er war perfekt verlegt und absolut eben. Der inkompetente Backofen-Mechaniker hatte seine Sünden offensichtlich wiedergutgemacht. Aus den mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants in Paris war Cat höchste Standards gewohnt. Perfektion war das Maß der Dinge. Alles, was darunterlag, wurde nicht toleriert. Sadie kannte Geschichten, in denen Cat mit ihrer scharfen Zunge Souschefs zum Weinen gebracht hatte. Sie selbst hatte den Zorn ihrer Freundin zu ihrer Erleichterung noch nie zu spüren bekommen. Aber sie hatten eben auch noch nie zusammengearbeitet. Als Geschäftspartnerinnen war die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen ihnen die Fetzen flogen, sicher deutlich höher, überlegte Sadie. Schnell schob sie das leise Gefühl des Unbehagens, das sie bei dem Gedanken beschlich, beiseite. Sie musste ganz einfach sicherstellen, dass sie bei allem, was sie tat, ihr Bestes gab, vor allem wenn es um ihre Produkte ging.

Allerdings war das sehr viel leichter gesagt als getan, wenn man bedachte, dass sie eine alleinerziehende Mutter war. Lissy hatte die Aufregung um die Trennung ihrer Eltern vor einigen Monaten offenbar gut weggesteckt, aber Sadie kämpfte noch immer mit den Herausforderungen, die ein Leben als Singlemum mit sich brachte. Ihre eigenen Eltern waren jedenfalls keine große Hilfe. Nachdem sie in Rente gegangen waren, hatten sie sich entschieden, nach Bowness, ein idyllisches Städtchen mit Blick über den Windermere-See, im Lake District zu ziehen. Doch trotz aller Schwierigkeiten war Sadie wild entschlossen, ihre ganze Kraft in das Gelingen von Smart Cookies zu stecken. Das war sie nicht nur Cat, sondern auch sich selbst schuldig.

Der Tee war stark. Cat liebte die Sorte aus Yorkshire so sehr, dass sie ganze Kartons voller Beutel mitgeschleppt hatte, während sie von Kontinent zu Kontinent gereist war, um die Küchen der Welt kennenzulernen. Inzwischen war sie nach Chester zurückgekehrt, wo sie in einer schicken Zweizimmer-Dachgeschosswohnung mitten in der Stadt wohnte, von der aus sie den Fluss Dee überblicken konnte. »Mit Sicherheit nicht vergleichbar mit der Pariser Skyline«, hatte sie am Tag ihres Einzugs Sadie gegenüber zugegeben, »aber es fühlt sich an wie zu Hause.«

»Also«, begann Cat, nachdem sie auf zwei lederbezogenen Hochstühlen an einem der runden Stehtische Platz genommen hatten. »So weit sind wir bisher.« Sie berührte das Display ihres Tablets und rief die detaillierte Tabelle auf,...