dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Perry Rhodan 3030: Der Arkonide und der Roboter - Perry Rhodan-Zyklus 'Mythos'

Oliver Fröhlich

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2019

ISBN 9783845360300 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

1,99 EUR


 

Deine Entscheidungen bestimmen darüber, ob der Feind triumphiert oder sich geschlagen zurückzieht. Es liegt in deiner Hand, wer lebt und wer stirbt. Doch bedenke: Du kannst nicht alle retten. Also los, tu das Richtige!

(Sallu Brown im Gespräch mit sich selbst, 1670 NGZ)

 

 

Prolog

Ein trauriger Roboter

 

Wie verhört man eine Maschine?

Immer wieder ging mir dieser eine Gedanke durch den Sinn, während ich mich dem Gefängnistrakt an Bord der CAI CHEUNG näherte.

Wie verhört man einen Roboter, der nur seiner Programmierung gehorcht, den man nicht unter Druck setzen, dem man nicht drohen kann? Der keine Mimik zeigt und sich nicht durch winzige Signale in der Körpersprache verrät, weil er keine hat?

Ich wusste es nicht. Aber ich war entschlossen, es herauszufinden.

Zwei Soldaten, die ich nicht persönlich kannte, flankierten das Schott zum Zellenbereich und bewachten den Ausgang. Ein nutzloses Unterfangen. Sollten die mehrfach gestaffelten fünfdimensionalen Schutzschirme den Gefangenen jenseits der Tür nicht halten können, gelänge das den Soldaten erst recht nicht. Ganz davon abgesehen, dass er kaum durch das Schott fliehen würde. Schließlich konnte er teleportieren.

Nur kam selbst ein jahrtausendealter Arkonide wie ich nicht gegen eine der stärksten Beharrungskräfte im Universum an: die Sicherheitsvorschriften an Bord eines LFG-Schiffes. Im Zellenbereich befand sich ein Gefangener? Also war der Bereich durch Menschen zu bewachen. Punkt.

Sei ehrlich zu dir selbst!, mahnte mein Extrasinn. Du siehst ihn nicht als Gefangenen an.

Nein, das tat ich nicht. Gewiss, ich hatte ihn festsetzen und isolieren lassen und seine Bewegungsfreiheit auf neun Quadratmeter beschränkt. Soldaten bewachten ihn. Per Definition war er folglich ein Gefangener. Trotzdem widerstrebte mir die Bezeichnung. Ich betrachtete ihn eher als ... ja, als was?

Als zwangsverpflichteten Gesprächspartner?, schlug der Extrasinn vor. Als vorerst nicht eingesetzte Maschine?

Ich wusste es nicht. Aber ich war entschlossen, auch das herauszufinden. Eine der vielen Fragen, die ich in den nächsten Stunden zu beantworten gedachte.

Die Soldaten nickten mir zu.

»Atlan«, sagte der Linke meinen Namen.

Ich erwiderte den Gruß ebenso knapp, aber wortlos. Vor mir öffnete sich das Schott, und ich trat ein.

 

*

 

Die Wachen folgten mir durch die Tür und stellten sich auf der anderen Seite links und rechts davon auf.

Durch einen kurzen, grell beleuchteten Gang passierte ich drei leere Zellen und blieb vor der einzigen stehen, die besetzt war. Sie bot ein trostloses Bild: ein winziger Raum, drei auf drei Meter, mit kahlweißer Decke, kahlweißem Boden und drei kahlweißen Wänden. Die Verlies gewordene Sterilität. Nur die Vorderseite fehlte. Dort zeigten stattdessen drei parallele, rot leuchtende Lichtbänder im Fußboden an, dass Energieschirme die Zelle einhüllten und den scheinbaren Ausgang versperrten.

Auf Mobiliar musste der Insasse verzichten. Lediglich eine waagrechte Nische in der Rückwand hätte einem anderen Gefangenen die Möglichkeit gegeben, sich hinzulegen oder seine Notdurft zu verrichten. Nicht jedoch dem aktuellen Häftling. Er brauchte sich nicht hinzulegen. Für ihn hätte es nicht einmal der neun Quadratmeter bedurft. Einer hätte ausgereicht.

Er schwebte exakt in der Mitte der Zelle eine Handbreite über dem Boden: ein Roboter, dessen kegelstumpfförmiger Körper mit siebzig Zentimetern Basisdurchmesser außergewöhnlich schlank erschien. Beinahe fragil und verletzlich. Der halbkugelige Ortungskopf brachte ihn auf eine Größe von zwei Metern. Der TARA-Psi. Mein Gefangener.

Seine vier Arme hingen schlaff am Korpus, und ich hatte den Eindruck, dass der Kugelkopf mit der grünlich schillernden Maserung aus aktiviertem PEW-Metall leicht nach vorne geneigt war.

Er wirkte ...

... traurig.

Traurig?, fragte mein Extrasinn. Verletzlich? Wen glaubst du, vor dir zu sehen? Ein gescholtenes Kind? Er ist ein Roboter, du Narr. Wenn er dir im Augenblick menschlich erscheint, dann deshalb, weil ihm seine Programmierung sagt, wie er den Eindruck hervorrufen kann. Lass dich davon nicht beeinflussen.

Das hatte ich keineswegs vor.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Ich drehte mich zur Seite und sah aus dem Besucherbereich des Zellentrakts ein bauchiges, metallisches Ei mit leicht schrundiger, blau schimmernder Oberfläche auf mich zukommen. Es war gute anderthalb Meter groß, schwebte aber so hoch, dass ich den Kopf kaum neigen musste.

»Gholam«, begrüßte ich den Posbi mit Namen.

Ich nickte Zaka Obando zu, dem hageren, kahlen Terraner, der neben ihm ging.

Die Robotiker hatten den TARA-Psi als Betreuer vor unserer Mission an Bord der CAI CHEUNG begleitet.

»Was soll das?«, erkundigte sich Obando. In seiner Stimme lag ein vorwurfsvoller Unterton. Nur allzu verständlich, wie ich zugeben musste. »Warum hast du unseren Schützling festgesetzt?«

Schützling. Interessante Wortwahl. Sie gefiel mir besser als Gefangener.

Ich fragte mich, ob es eine gute Idee gewesen war, den beiden Zutritt zum Sicherheitsbereich zu gewähren. Wenn schon ich Zweifel an der Loyalität des TARA-Psi hegte, durfte ich dann den Betreuern trauen? Wussten sie nicht viel mehr über ihren ... Schützling als jeder andere? Konnten sie nicht in seine Programmierung eingreifen? Wären es also nicht sie, auf die ich mein Augenmerk legen sollte, anstatt auf ihr Werkzeug?

Tu nicht so, als wäre dir der Gedanke eben erst gekommen. Wie so häufig durchschaute mich mein Extrasinn. Hast du ihre Anwesenheit nicht deshalb erlaubt, weil du sie alle versammelt haben wolltest? Alle potenziellen Verräter. Oder Saboteure. Oder feindlichen Agenten. Oder als was sie sich herausstellen mögen.

Außerdem wurde der komplette Bereich rund um die Uhr akustisch und optisch überwacht. Es wäre aufgefallen, wenn sich Zaka Obando und Gholam vor meinem Erscheinen mit dem Roboter abgesprochen oder ihn per Sprachbefehl oder auf sonstige Weise beeinflusst hätten. Die Schutzschirme ließen keinen positronischen Impuls durch.

Ich versuchte mich an einem Lächeln, war mir aber nicht sicher, wie gut es mir gelang. »Was wisst ihr über euren Schützling?«

Sofern sich Obando ärgerte, dass ich seine Frage nicht beantwortete, ließ er sich das nicht anmerken. »Nicht mehr als du.«

Unbeirrt lächelte ich weiter und schwieg. Als Obando nach einigen Sekunden den Blick senkte, erkannte ich, dass er log.

»Wirklich!« Er sah wieder auf. »Wir können dir nicht mehr sagen als das, was du bereits vom Residenten weißt.«

Was nicht allzu viel war, denn auch für Reginald Bull lagen die Hintergründe im Dunkeln. Der TARA-Psi war ein Einzelmodell, das die Robotiker von Rudyn in Zusammenarbeit mit der kleinen Posbi-Population des Planeten entwickelt hatten. Ein experimenteller Prototyp, der Paraeffekte synthetisieren konnte, meines Wissens beschränkt auf Telekinese und Teleportation. Bei der Frage nach den Hintergründen, zum Beispiel wie die Konstruktion gelungen war, hatte Bully passen müssen. Dennoch vertraute er dem TARA-Psi. Etwas, das ich auch gerne von mir behauptet hätte.

»Dann wird es Zeit«, sagte ich, »mehr über ihn herauszufinden. In einem Einsatz lege ich mein Leben nur ungern in die Hände von jemandem, den ich kaum kenne.«

»Ich verstehe deine Bedenken nicht«, meldete sich der Posbi Gholam zu Wort. »Hat er seine letzten Aufgaben nicht zu deiner Zufriedenheit erfüllt?«

»Er war hilfreich und hat sich loyal verhalten. Ohne ihn hätte die Expedition nach M 13 scheitern können.«

»Aber?«

»Darüber werde ich mit ihm selbst sprechen.«

Der Robotiker sah mich lange an, wandte den Blick seinem Kollegen Gholam zu, dann zum TARA-Psi und schließlich wieder zu mir. »Na schön. Wir sind einverstanden, dass du ihn vorläufig unter deine Obhut nimmst.«

Was bleibt euch auch anderes übrig? Ich ersparte mir jedes Kompetenzgerangel. »Danke.«

Ich wischte über einen Holoschalter im Kontrollfeld neben der Zelle, und ein Sessel glitt aus dem Boden vor der offenen Zellenseite. Ich nahm Platz. Obando und Gholam hielten sich mit einigem Abstand links von mir.

Der Ortungskopf des TARA-Psi bewegte sich. Die Oberfläche war zwar keinem Gesicht nachempfunden, verfügte folglich nicht über erkennbare Augen, dennoch kam ich mir plötzlich angestarrt vor. Obwohl die vier Handlungsarme weiterhin reglos herabhingen, verflog der Eindruck der Traurigkeit. Stattdessen wirkte der Roboter mit einem Mal trotzig.

Unsinn!, kam ich dem Extrasinn zuvor. Das rede ich mir nur ein.

»Du weißt, warum ich dich in Gewahrsam habe nehmen lassen?«, fragte ich.

Der TARA-Psi schwebte auf mich zu und verharrte unmittelbar vor dem Energieschirm, der uns trennte. »Weil ich es zugelassen habe.«

»Da ist etwas Wahres dran. Aber das meinte ich nicht.«

»Sondern?«

Stellte er sich absichtlich dumm oder interpretierte er meine Frage wirklich falsch? »Wie soll ich dich nennen?«

»Ich trage keinen Eigennamen. Mein Typenname lautet TARA-Psi 001/001.«

Mit anderen Worten war er das erste und einzige Modell seiner Baureihe. Wenn man es denn überhaupt als Baureihe bezeichnen konnte. »Gut, also müssen wir ohne persönliche Anrede auskommen. Einwände?«

»Nein. Wozu sollte...