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Perry Rhodan 3036: Das telekinetische Imperium - Perry Rhodan-Zyklus 'Mythos'

Michael Marcus Thurner

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2019

ISBN 9783845360362 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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1,99 EUR


 

Er wirbelte durch dunkles Wasser, vorbei an Korallenstöcken und bizarren Felsformationen. Alles in seinem Körper tat weh, trotz der Schmerzmittel, die der SERUN durch ihn gepumpt hatte.

Er hatte nicht mehr viel Zeit. Sein Kreislauf drohte zu kollabieren. Niemand wusste besser als er, was danach geschehen würde.

Es war einerlei, jeder Gedanke an das eigene Schicksal schien verschwendet. Er konzentrierte sich ausschließlich auf ...

Nein.

... auf Farye.

Nein.

So viel ungesagt ...

Er ließ los, ließ es geschehen.

 

 

1.

Donn Yaradua

 

Die Sternregion der Weemwelt.

Unzählige Sonnen ließen das Zentrum der Galaxis wie eine grellweiße und undurchdringliche Mauer wirken. Erst in der Feinauflösung wurden die Entfernungen der Sterne zueinander und die Tiefe der Betrachtung deutlicher.

ANANSI, die Semitronik der RAS TSCHUBAI, blendete den Reisevektor des Schiffes ein. Die Sonnen in der zentralen Holokugel fächerten weiter auseinander, wichen zur Seite und sausten in atemberaubendem Tempo an Donn Yaradua vorüber.

Er schloss die Augen und machte sich bewusst, dass er in der Zentrale eines Raumschiffs saß und nicht leibhaftig mit irrwitziger Geschwindigkeit durchs All raste. Seine bildliche Vorstellungskraft war zu gut ausgeprägt. Er kippte in derlei Betrachtungen und tat sich schwer, sich wieder daraus zu befreien.

Das Zentrum der elliptischen Galaxis Ancaisin also. Ein für Terraner unbekanntes und rätselhaftes Gebiet.

Yaradua rief sich in Erinnerung, was Zemina Paath aus den Erinnerungen des Thesan erfahren hatte. Perry Rhodan hatte sie ausführlich besprochen und kommentiert. Die offen gestaltete Dokumentation war an Bord der RAS TSCHUBAI tausendfach abgerufen worden. Jedermann im Schiff wusste über den Zweck ihrer Suche in der Vecuia Bescheid, in dieser aus vier Galaxien bestehenden Region, die einstmals von der VECU, einer im kosmokratischen Auftrag wirkenden Superintelligenz, beschützt worden war.

Es gab eine ausführliche und der Geheimhaltung unterliegende Analyse Rhodans, in der die Sternregion der Weemwelt eine prominente Rolle erhalten hatte.

Perry Rhodan hatte seinen Fokus stets auf diesen Bereich der Galaxis Ancaisin gelegt. Er galt als das Siedlungsgebiet der Aanweem, eines verbreiteten, den Galaktikern aber bislang unbekannten Volkes, und war bloß durch einen schmalen Raumbereich vom Sternenreich der Cairaner getrennt.

»Du wirkst nachdenklich«, sagte Farye Sepheroa und trat nahe an Yaradua heran.

»Ich wirke immer nachdenklich. So sagt man zumindest.« Er hielt den Atem an.

Farye verwirrte ihn manchmal derart, dass er nicht die richtigen Worte fand. Was hatte er eigentlich sagen wollen? Sicherlich nicht so sagt man zumindest.

»Woran denkst du?«, hakte sie nach.

»An biochemische Reaktionen.« Er ahnte, dass ein arkonidischer Extrasinn – den er zum Glück nicht hatte – ihn für diese Antwort mit Narr! tituliert hätte.

»Wie ... aufschlussreich.«

Es klang nicht so spöttisch, wie er befürchtet hatte. Aber Biochemie war nun einmal ein besonderer Teil seines Wesens: Als Metabolist konnte er auf die biochemischen Prozesse anderer Wesen zugreifen, sie beurteilen und gegebenenfalls beeinflussen. Er hatte lange gebraucht, um diese Fähigkeit in den Griff zu bekommen.

Aber weiterhin kostete es ihn gehörige Anstrengung, sie nicht unbewusst weiterlaufen zu lassen, während er sich unter Leuten bewegte. Und schon gar nicht Leuten, die ihm etwas bedeuteten. Diese besondere Wahrnehmung verfälschte das wirkliche Leben durch ihre spezifische Objektivität.

»Dann brauchst du mich ja nicht«, sagte Farye leichthin, und er merkte, dass er zu lange geschwiegen hatte. Warte!, wollte er sagen, aber da war sie bereits gegangen.

Er seufzte leise. Es war normalerweise ideal, mit Farye zusammenzuarbeiten, sie verstanden einander, vertrauten einander, spielten einander die Bälle zu.

Und doch ...

»Probleme?«, fragte Icho Tolot mit einem halutischen Flüstern.

»Es ist alles in Ordnung.«

»Ich habe seit über dreieinhalbtausend Jahren mit euch Terranern zu tun. Glaub mir: Ich kenne menschliche Verhaltensmuster. Ein berühmter akonischer Philosoph schrieb einmal, Menschen seien erstaunliche Geschöpfe, weil man in einem Monat alles Wissenswerte über sie lernen könne ... und sie brächten es dennoch fertig, einen nach hundert Jahren noch zu überraschen.«

»Es ist ... eben kompliziert.«

»Das ist es immer. Und doch sind alle im Kern gleich.«

»Ach, du verstehst mich einfach nicht, Icho.«

Das Lachen des Haluters fiel angenehm leise aus. »Ich bin schließlich nur ein Haluter, meinst du das? Wie könnte ich da Menschliches verstehen? Ich sage nur so viel: Eingeschlechtlichkeit hat auch ihre Vorteile.«

»Nein, darum geht es doch nicht«, wehrte Yaradua jede Andeutung ab.

»Ach nein? Vielleicht kenne ich euch Menschen doch zu wenig.«

Auch ein halutisches Kichern konnte eine ohrenschmerzende Lautstärke erreichen. ANANSI schuf ein lärmdämmendes Feld, das Yaradua schützte.

Icho Tolot stapfte nach einem freundlichen Gruß davon und stellte sich neben Perry Rhodan, der sinnend auf mehrere Holos starrte. Der Haluter überragte den Terraner um fast das Doppelte.

Verdammt!, dachte Yaradua.

 

*

 

Sie hatten die genauen Daten über das Gebiet der Aanweem aus einem abgestürzten cairanischen Raumer geborgen. Diese hatten sie zu einem blauen Stern der Klasse O geführt, in dessen Ortungsschutz sich die RAS TSCHUBAI derzeit verbarg. Rhodan hatte das Gestirn auf den Namen Schutzdach getauft.

Donn Yaradua lauschte dem Durcheinander in der Zentrale. Ab und zu gellten Rufe durch den Raum, die allen galten, meist aber erfolgte die Verständigung über Akustikfelder mit einer exakt begrenzten Anzahl an Zuhörern.

Die Funkabteilung tauschte sich mit der Ortungsabteilung aus, die Defensive mit der Offensive, der Pilot und der Kommandant mit ihren nachgeordneten Offizieren, die Wissenschaftsabteilung oftmals mit der schiffsinternen Technik.

Yaradua sah das bunte Treiben auf einer anderen Ebene, sobald er seine metabolistischen Fähigkeiten schweifen ließ. Unter der Oberfläche regte sich schläfrige Müdigkeit, kochten Aggressionen, brodelte Ungeduld ... Aber das fachliche Zusammenspiel funktionierte, und Cascard Holonder, der ertrusische Kommandant, war sichtlich zufrieden mit der guten Zusammenarbeit seiner Leute.

In Yaraduas Wahrnehmung gab es bei Holonder kaum Gefühlsspitzen, und wenn sich eine abzuzeichnen begann, griff der Kommandant stets zu seinem Kritzelblock, und alles beruhigte sich wieder. Ein einziges Mal hatte Yaradua – aus selbstgefälliger Langeweile, wie er sich selbst eingestand – versucht, Durst und Ungeduld in dem Ertruser wachzurufen. Er war gescheitert.

Was er auch tat: Durch das Kritzeln stand dem Kommandanten ein Ventil zur Verfügung, das offensichtlich stärker war als die Paragabe von Donn Yaradua. Darin hatte er seinen Meister gefunden, und von diesem Zeitpunkt an respektierte er Holonder umso mehr.

»Die Investigator-Sonden liefern erste Ergebnisse«, meldete Lit Olwar, der imartische Ortungschef, der die Zentrale kaum jemals verließ. Wann schlief der Mann eigentlich? »Sie haben einige Dutzend deltaförmige Raumschiffe in der vorgeblich neutralen Zone erfasst«, fuhr er fort. »Schiffe der Phersunen.«

Phersunen. Die Mörder der Materie.

Yaradua fragte sich, ob und wann er diesen geheimnisvollen Wesen begegnen würde. Er wusste nicht so recht, ob er sich dafür fürchten sollte oder nicht. Schließlich galten sie bis auf Weiteres als Verheerer des Galaxien-Gevierts und Vernichter der Vecuia.

Bislang waren die Galaktiker bloß Kampfrobotern der Phersunen begegnet: hantelförmigen, veilchenblau schimmernden Dingern, fast drei Meter lang, die enorme Feuerkraft entfachen konnten und kompromisslos vorgingen. Die beiden Köpfe hatten einen Durchmesser von etwa siebzig Zentimetern. In ihnen waren Waffenprojektoren verborgen. Sie schossen mit so ziemlich allem: Projektile, Neuroschocker, Desintegrator und Impulsstrahler hatten sie bereits eingesetzt. Und verborgen im Rumpf trugen sie bis zu zwei Meter lange Tentakelarme, die als Multifunktionswerkzeug dienten, aber auch Schläge austeilen konnten.

Es schien, als wäre ihr einziger Daseinszweck die Vernichtung fremden Lebens.

»Ich will genauere Daten und Informationen haben«, verlangte Holonder. »Wie viele Deltaraumer sind es wirklich, wie sind sie verteilt? Sind sie einzeln unterwegs, paarweise oder fliegen sie in Geschwadern? – ANANSI, du unterstützt die Ortung so gut wie möglich! Ich will absolute Datenreinheit. Rechnet mit der strategischen Abteilung mögliche Defensivszenarien durch, sollten wir hier entdeckt werden.«

»Selbstverständlich«, sagte die Semitronik.

Holonder gab weitere Anweisungen, allerorts entstand hektische Betriebsamkeit. Der Kommandant selbst, Rhodan, Icho Tolot und die Wissenschaftlerin Sichu Dorksteiger bildeten eine Oase der Ruhe inmitten der Zentrale. Sie sagten nur wenig – und dennoch machte es den Eindruck, als würden sie die Geschehnisse dirigieren.

»Eine der InSos hat ein ehemaliges System in 5,8 Lichtjahren aufgesucht und erforscht«, sagte Olwar.

»Etwas präziser, bitte!«, verlangte Holonder. »Was meinst du mit ehemaliges...