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Perry Rhodan 3038: Weltenenden - Perry Rhodan-Zyklus 'Mythos'

Verena Themsen

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2019

ISBN 9783845360386 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

1,99 EUR


 

2.

Sichu Dorksteiger

Fünf Paquanten und ein Paau

 

»Es gefällt mir nicht«, sagte Farye, verschränkte die Arme und starrte den Mann herausfordernd an, der gleichzeitig ihr Großvater und mein Ehepartner war. Ich musste zugeben, dass sie ihrem potenziell unsterblichen Großvater an Bestimmtheit in nichts nachstand, wenn ihr etwas wichtig war.

Fast kam es mir vor, als funkelte dabei das künstliche Emot, das in die Stirnpartie der leichten Maskierung eingearbeitet war, die wir alle trugen. Damit gaben wir uns gegenüber den Phersunen als Paquanten aus, ein von uns erfundenes Volk, das angeblich erst frisch die interstellare Raumfahrt entdeckt hatte.

Der Eindruck des Funkelns war allerdings Unsinn. Das Gerät, das nach dem Vorbild eines onryonischen Emots geformt und platziert war, hatte ansonsten nichts mit dem Original gemein. Statt den Gefühlszustand des Trägers zu signalisieren, verschaffte es seinen Trägern bei nachlassendem Licht über eine Rückkopplung mit den Sehnerven eine leichte Dämmerungssichtigkeit, war also eher ein drittes Auge. In dem hellen Licht allerdings, das im kleinen Hangar der PAQUA herrschte, in dem wir zu sechst standen, blieb es inaktiv.

Gemeinsam mit der künstlichen dunklen Pigmentierung der Haut und den feinen goldenen Linien darin hatte das Gerät gute Dienste dabei geleistet, das Aussehen der Besatzungsmitglieder an Bord der PAQUA zu verschleiern – vor allem die Unterschiede darin. Meine für eine Ator typische grüne, mit goldenen Mustern durchzogene Haut, meine bernsteingelben Augen oder mein silbernes Haar zum Beispiel hätten sonst deutlich hervorgestochen.

Außer mir gab es weitere Angehörige humanoider Völker an Bord, die nicht mit den Terranern verwandt waren. Selbst die terranischstämmigen Besatzungsmitglieder wiesen aber zum Teil große Unterschiede im Aussehen auf, wenn sie von Kolonialplaneten mit umweltangepasster Bevölkerung stammten.

Da unser divergierendes Aussehen weit über die normale Schwankungsbreite bei Planetenbevölkerungen hinausging, hätte es unangenehme Fragen über das Volk der Paquanten aufgeworfen. Angeblich hatten wir gerade erst die interstellare Raumfahrt entdeckt und mit der Kolonisation anderer Planeten begonnen. Um all dem aus dem Weg zu gehen, hatten wir uns zu einer onryonisch inspirierten Maske entschlossen.

Wer aufgrund der extrem abweichenden Größe – ich dachte dabei in erster Linie an den nur knapp über zwanzig Zentimeter messenden Siganesen Affatenga oder den drei Meter hohen Haluter Icho Tolot – zu sehr aufgefallen wäre, war entweder auf der STARTAC SCHROEDER am Rand des Huphurnsystems zurückgeblieben oder hielt sich außer Sichtweite, wenn Phersunen an Bord kamen.

»Wenn du dich schon in die Höhle des Löwen begibst, solltest du wenigstens jemanden mit echter militärischer Einsatzerfahrung mitnehmen«, bekräftigte Farye.

Selbstverständlich dachte sie dabei an sich und hatte nicht einmal unrecht. Sie war ausgebildete Pilotin und erfahrene Kommandantin eines Raumlandebataillons. Trotzdem bezweifelte ich, dass ihre Intervention Erfolg haben würde.

Tatsächlich schüttelte Perry den Kopf. Geduldig erwiderte er: »Das hier ist ein Erkundungsausflug, kein Kampfeinsatz. Und falls es zum Kampf kommen sollte, würde es keinen Unterschied machen, wenn du dabei wärst. Fünf von uns gegen die geballte Macht der Phersunen vor Ort, das ist so oder so aussichtslos. Da ist es mir wichtiger, dich für den Notfall als Pilotin in der Hinterhand zu wissen. Bei dir kann ich sicher sein, dass du uns selbst unter widrigsten Umständen heil aus dem System bringen wirst.«

Farye schürzte die Lippen. Schmeicheleien verfingen bei ihr nicht sonderlich, nicht einmal, wenn sie von Perry Rhodan kamen. Allerdings hatte er recht darin, dass wir nur wenige ähnlich talentierte Piloten an Bord hatten, und keiner davon war so gut mit Space-Jets vertraut wie sie.

Hilfe suchend sah Farye zu Donn Yaradua. Der Parabegabte mit der Fähigkeit, den Metabolismus von Lebewesen zu beeinflussen, nestelte an den Verschlüssen des klobigen Raumanzugs, der ebenfalls zur Maskerade gehörte. Er tat, als bemerkte er ihren Blick nicht.

Ich schmunzelte innerlich.

Mir war nicht entgangen, dass sich zwischen dem Mann von New Kerry und Farye etwas entwickelt hatte, das womöglich mehr als nur Freundschaft war. Vermutlich hätte er sie gerne unterstützt. Doch es war ein weiter Schritt von diesem Wunsch bis dahin, sich einem Beschluss Perry Rhodans offen entgegenzustellen – insbesondere, da Yaradua selbst Teil der Expedition sein würde. Er saß, wie die Terraner gerne sagten, »zwischen den Stühlen«.

»Wir dürfen mit fünf Personen an der Fahrt teilnehmen«, sagte Perry und zählte an seinen Fingern ab: »Dass ich Donn mitnehme, muss ich wohl nicht besonders begründen – ohne sein Eingreifen hätten wir diese Chance gar nicht. Er ist unser Türöffner.«

Yaradua wand sich sichtlich. Doch Perry hob bereits den dritten Finger.

»Jalland Betazou ist unser stärkster Vektormaterie-Spürer. Wir haben reichlich Vektormaterie im Umfeld des Abyssalen Triumphbogens gesehen, und ich gehe davon aus, dass wir ihr auch drinnen begegnen werden. Dann könnte es lebenswichtig sein, frühzeitig vorgewarnt zu werden.«

Mein Blick wanderte zu dem Onryonen, der als Einziger kein künstliches Emot benötigt hatte. Stattdessen war seines so überschminkt worden, dass die emotional gesteuerten Veränderungen unsichtbar blieben und es farblich den Kunstorganen der anderen angepasst war. Für ihn musste die Maskerade besonders seltsam wirken, da er vermutlich instinktiv und vergeblich in den Kunstgebilden nach Gefühlsausdrücken suchte.

Betazou, von Haus aus Habitat-Botaniker, war fasziniert gewesen von der Horchhaut der Quantam und hatte sich daher etwas davon an seinen Schläfen und dem Nacken implantieren lassen. Dieses von den Quantam stammende Bioelement, das die Psychosensitivität in einigen Aspekten erhöhte, war der Grund für Betazous erhöhte Empfindlichkeit gegenüber der Vektormaterie. Dieser Name hatte die Bezeichnung Graue Materie abgelöst und trug der Tatsache Rechnung, dass die Graue Materie mit einem bestimmten Vektor von ihren Entstehungsorten wegtrieb – und dieser Vektor schien zumindest in dieser Region auf den Abyssalen Triumphbogen zu zeigen.

Im Moment waren die grünen Flecken von Betazous Horchhaut mit schwarzer Schminke und Haarverlängerungen überdeckt, damit man die Übergänge nicht sehen konnte. Gleichzeitig verbarg das Kunsthaar, wie viel dichter sein Kopfhaar gegenüber dem der anderen war. Er wirkte wie ein ganz normaler Paquant.

Rhodan hob den vierten Finger. »Gry wiederum ist unsere Spezialistin für Vektormaterie. Da es um Wissensgewinn geht, wäre das Thema des Ausflugs verfehlt, wenn ich sie nicht mitnehmen würde.«

 

*

 

Kurz richtete Perry die grauen Augen auf mich. Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Gry O'Shannon ... mein Verhältnis zu der Materialwissenschaftlerin hatte sich, seit sie während unseres Aufenthaltes über Rudyn zur Wissenschaftlichen Abteilung gestoßen war, immer weiter verschlechtert. Sie fuhr mir immer wieder in die Parade und bezog selbst in den ungünstigsten Momenten wissenschaftlich Gegenposition zu mir. So etwas hatte ich noch nicht erlebt, und ihr Widerspruch ging erkennbar über die Wissenschaft hinaus. Vor allen Dingen begriff ich nach wie vor nicht so richtig, was ihr Problem mit mir war.

Dass wir anhand der bisherigen dürftigen Datenlage zu unterschiedlichen Hypothesen über einige Aspekte der Vektormaterie kamen, stellte für mich keinen plausiblen Grund für ihre zunehmende Animosität dar. Es brachte nichts, sich immer wieder über diese Diskrepanz zu ereifern, solange wir keine weitergehenden Daten hatten.

Illustration: Dirk Schulz

Perry hatte die Vermutung geäußert, dass Gry lediglich Anerkennung ihrer Arbeit und ihrer Fähigkeiten durch mich vermisste. Falls das der Fall war, ging sie allerdings zurzeit den völlig falschen Weg. Emotionalität im Streit über unsichere Fakten war etwas für Kinder und Politiker, nicht für Wissenschaftler. In meinen Augen disqualifizierte sie sich mit ihrem Beharren darauf, mich zu ihrer Meinung bekehren zu wollen.

Trotzdem war ich mit Perry einer Meinung darin, dass Gry ihn begleiten sollte und nicht ich. Zwar hätte ich zusätzlich zu meiner wissenschaftlichen Ausbildung die von Farye im Team vermisste militärische Erfahrung eingebracht. O'Shannon war aber die Erstentdeckerin und damit quasi die »Mutter« der Vektormaterie. Als Spezialistin für exotische Materie war sie zudem unbestritten die beste Spezialistin auf diesem Gebiet, auch wenn ich nicht all ihren Schlüssen zustimmte. Außerdem half das vielleicht, ihr jene Form der Bestätigung zu geben, die sie für ihr inneres Gleichgewicht brauchte, falls Perry recht hatte.

Mein Mann sah wieder zu Farye und hob den fünften Finger.

»Pezenna Flaith schließlich ist gesetzt, weil wir andernfalls womöglich keine Informationen über den Verbleib von Terra und Luna erhalten. Das ist ein Risiko, das ich nicht eingehen will.«

Die Thesan war das einzige Mitglied der Expeditionsgruppe, das noch nicht im Hangar anwesend war. Die Mediker hatten darauf bestanden, vor dem Abflug noch einmal einen Gesundheitscheck durchzuführen. Perry hatte die Frau erst vor wenigen Stunden aus einem halb zerstörten Beiboot gerettet. Glücklicherweise hatte sie gut auf die Medikation angesprochen, was nicht zuletzt der Tatsache zuzuschreiben war, dass unsere Mediker schon an Zemina Paath erste Erfahrungen mit thesanitischer Physiologie...