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Rubinroter Schatten - Roman

Jeaniene Frost

 

Verlag Penhaligon, 2011

ISBN 9783641059804 , 400 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

"34 (S. 296-297)

Mencheres war nicht überrascht, dass sie nur ein paar Wachen umbringen mussten, um die anderen dazu zu bewegen, freimütig Auskunft zu geben. Sie erzählten ihnen, wie viele sie insgesamt waren, wo sie sich versteckten, wen Radje anrufen würde, und alles, was sie sonst noch so wissen wollten. Radje hatte auf ältere und erfahrenere Söldner verzichtet, denen er den Job nur schwer hätte schmackhaft machen können, weil denen klar gewesen wäre, dass sie ihre Beteiligung an Radjes kriminellen Machenschaften mit dem Leben bezahlen würden. Er hatte sich also absichtlich junger und dummer Vampire bedient, die er persönlich und in aller Stille verwandelt hatte. Vampire also, die seinen Befehlen widerspruchslos Folge leisten und nicht vermisst würden, wenn er keine Verwendung mehr für sie hatte.

Kira hielt sich mit der Sterblichen aus dem Club etwas außerhalb seiner Sichtweite auf. Sie wollte den feurigen Befragungen eindeutig nicht beiwohnen, zweifelte ihre Notwendigkeit allerdings auch nicht an. Sie hatte sich vorgenommen, noch einmal in den Tempel und zu den Sterblichen zurückkehren, die man mit ihr zusammen dort festgehalten hatte, aber Mencheres mahnte zur Geduld. Erst mussten sie sicherstellen, dass in Chichén Itzá keine Wachleute mehr waren, die Radje von ihrer Gegenwart in Kenntnis setzen konnten. Er spürte zwar nur die siebzehn Vampire, die Kira im Dschungel verfolgt hatten, aber er wollte kein Risiko eingehen.

Erst als die überlebenden Wachen bestätigten, dass sie allein die Verantwortung für Kira getragen hatten, wagte Mencheres sich zusammen mit Vlad und Kira in die Tempelruinen. Hatte Radje die Zahl der Wachen aus Arroganz oder Paranoia so gering gehalten? Wollte er so das Risiko minimieren, von einem seiner Handlanger verraten zu werden? Oder glaubte er wirklich, Mencheres machte sich so wenig aus Kira, dass er gar keinen ernsthaften Versuch unternehmen würde, sie zu retten? Hätte Radje nicht ausgerechnet Kira entführt, wäre seine Rechnung womöglich aufgegangen.

Allein das Wissen, dass ihr Leben auf dem Spiel stand, hatte Mencheres die Kraft gegeben, das Ritual zur Beschwörung Akens bis zum Ende durchzustehen. Den Augen des Fährmannes war keine Seele verborgen, auch wenn Radje vielleicht nicht einmal wusste, dass ein Ritual existierte, um ihn anzurufen. Nur sehr wenige Vampire verfügten über schwarzmagisches Wissen. Patra beispielsweise hatte nur über derartige Kenntnisse verfügt, weil Mencheres sie ihr vermittelt hatte, als sie noch zusammen gewesen waren … ein Fehler, der ihn teuer zu stehen gekommen war. Ja, derartiges Wissen behielt man besser für sich.

Mencheres sah zum Mond empor. Er würde innerhalb der nächsten Stunde aufbrechen müssen, wenn er noch rechtzeitig zu seinem Treffen mit Radje erscheinen wollte. Eine Welle vertrauter Energie berührte sein Bewusstsein. Vor zwei Tagen noch hatte er nur einen Vampir auf diese Weise spüren können. Jetzt allerdings, da er einen Teil seiner Macht auf Kira übertragen hatte, war auch sie auf diese Weise mit ihm verbunden. »Bones ist hier«, verkündete Mencheres. Vlad zog die Augenbrauen hoch, während er noch einen Wachmann mit Silbermessern an die Tempelmauer nagelte. »Er muss von weiter südlich aufgebrochen sein als wir."