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Erlebnis und Geschichte. - Als Kind in Hitlers Deutschland - Ein Leben in England. Aus dem Englischen von Manfred Flügge.

Edgar Feuchtwanger

 

Verlag Duncker & Humblot GmbH, 2010

ISBN 9783428531851 , 218 Seiten

Format PDF, OL

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14. Erste Rückkehr nach Deutschland (S. 166-167)

Zu dieser Zeit war ich schon längst wieder in Deutschland gewesen, in München sogar recht häufig. Die erste Rückkehr geschah im Jahr 1957, zusammen mit meiner Mutter. Damals war ich noch nicht verheiratet. In jenen Jahren besuchten viele Menschen aus der Generation meiner Eltern für kürzere oder längere Zeit ihre alte Heimat, auch Freunde und Verwandte von uns aus Israel oder Amerika. Heinrich Rheinstrom, der schon früher erwähnte Bruder meiner Mutter, inzwischen um die 75 Jahre alt, logierte für einige Wochen im Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing, am Ufer des Starnberger Sees.

Henny, die Schwester meines Vaters, kam von Israel herüber. Mitglieder aus dem Bankiers-Zweig der Feuchtwangers, Vetter zweiten Grades von meinem Vater, zeigten sich ebenfalls. Walter Feuchtwanger, mein Vetter dritten Grades, war sogar dauerhaft nach München zurückgekehrt und vollzog dort Anfang der 50er Jahre die Neugründung der Bank. Sein Vater Sigbert war mit meinem Vater befreundet gewesen, und Walter hatte eine Schottin namens Christina Campbell geheiratet, was nun auch zwischen uns eine Verbindung schuf. Mich selbst lockte eine solche Rückkehr zu den Ursprüngen nicht so sehr, denn ich hatte ja nicht als Erwachsener in Deutschland gelebt. Gleichwohl hatte auch ich Erinnerungen.

Zum ersten Mal nach 20 Jahren kehrten wir zu dem Haus in der Grillparzerstraße zurück, in dem wir gewohnt hatten, aber nicht in unsere Wohnung, sondern ein Stockwerk darüber. Dort wohnte Bobby Heckelmann, genannt Tante Bobby. Als Knabe hatte ich sie beinahe jeden Tag gesehen, denn sie hielt sich oft in unserer Wohnung auf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren ihre Eltern in die Wohnung über der unseren gezogen, etwa zur selben Zeit, als meine Großmutter und deren Kinder, einschließlich meiner Mutter, ihre Wohnung bezogen hatten. In jenen Zeiten herrschte im Leben der Menschen eine große Stabilität, die in diesem Fall sogar die größte Erschütterung der Erde überdauert hatte.

Als Kind wusste ich nur, dass Bobby einmal einen „Kunstmaler“ geheiratet hatte – aber im München jener Zeit gab es davon so viele. Ihr Maler war längst auf und davon, und Bobby fristete ein prekäres Leben, indem sie in der großen Wohnung, die sie geerbt hatte, Untermieter aufnahm. Anstatt eines Ehemannes gab es dort nun einen „Herzog“, nämlich Herzog Luitpold in Bayern. Er gehörte wohl zum herzoglichen Zweig der Wittelsbacher, wie auch Elisabeth von Österreich (alias Sisi).

Sie nannten sich Herzöge in Bayern, im Unterschied zu dem Familienzweig, aus dem die Könige von Bayern stammten. In den 30er Jahren erschien er in einem altmodischen Auto mit Chauffeur und holte Bobby ab. Gelegentlich kam der Herzog auf eine Tasse Tee zu meinen Eltern und stöberte in der Bibliothek meines Vaters. Was das alles zu bedeuten hatte, kam mir nie zu Bewusstsein. Eine von Tante Bobbys Freundinnen, an die ich mich auch noch erinnerte, war die Gräfin Törring, die Schwester der damaligen Herzogin von Kent.