dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Land ohne Staat - Wirtschaft und Gesellschaft im Krieg am Beispiel Somalias

Jutta Bakonyi

 

Verlag Campus Verlag, 2011

ISBN 9783593412283 , 396 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

31,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

7. Politische Ökonomie der Warlordfiguration (S. 276-277)

Macht manifestiert sich in der Warlordfiguration kleinräumig und bleibt instabil. Die wirtschaftlichen Beziehungen dagegen übergreifen die lokalen Machtgefüge und verbinden diese sowohl miteinander als auch mit dem regionalen wie internationalen Umfeld. Trotz anhaltender Gewalt verzeichnete Somalia nach 1995 ein rasches wirtschaftliches Wachstum. Die ökonomischen Indikatoren entsprachen Ende der neunziger Jahre fast denen vor Beginn des Krieges (UNDP 2001: 48).

In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts konnten gar Rekordhöhen im Handel verzeichnet werden (WB 2006: XIf.). Solche Zahlen sagen jedoch wenig darüber aus, wie wirtschaftliche Beziehungen in einem instabilen Machtgefüge, ohne staatlichen Schutz und Rechtsgarantien organisiert werden. Dies wird im Folgenden anhand von drei ökonomischen Arenen untersucht: dem Währungs- und Finanzmarkt (7.1), dem Handel mit Qaat (7.2) und der internationalen Entwicklungshilfe (7.3). Dabei wird eine historische Perspektive eingenommen und gezeigt, wie sich die wirtschaftlichen Tätigkeiten im Krieg verändert und an ihn angepasst haben. Die Frage, in welchem Verhältnis die ökonomischen Beziehungen zur Gewaltorganisierung und zum Aufbau von Herrschaft stehen, wird erneut aufgegriffen.

7.1 Geld, Währung und Finanzen – alles ohne Staat


Das Rückgrat sowohl des Finanzsektors als auch des wirtschaftlichen Wiederaufbaus in Somalia bildeten Geldüberweisungen aus der somalischen Diaspora. Diese Gelder wurden über ein informelles Transfersystem, genannt Xawilaad1, übermittelt. Xawilaad operierte nahezu flächendeckend in Somalia und verband über vierzig Länder auf allen Kontinenten (Omer 2002: 5). In Somalia arbeiteten 2005 neun Transferunternehmen mit globaler Ausdehnung und eine unbekannte Zahl lokaler oder regionaler Unternehmen.

Zu den globalen Unternehmen zählten nach der Schließung von Al-Baraakat im Oktober 2001,2 Dahabshiil, Amal, Al-Mustaqbal, Barwaqo Financial Services, Towfiq, Cidgal, Dalsan, Kaah Express und Salama Money Express. Dahabshiil war ein Familienunternehmen, die anderen Transferunternehmen basierten auf Teilhaberschaften (Waldo 2006: 21; Omer 2002: 11). Die Entstehung von Xawilaad ist eng verknüpft mit drei parallelen Entwicklungen: die durch den Krieg ausgelöste Massenmigration; die Modernisierung der IT- und Telekommunikationsindustrie und die nach 1995 revitalisierte Handelsökonomie (UNDP/EC 2004b: 16).